Top Spin 3 - Review (PS3)

Spiel, Satz und Sieg für Top Spin 3 ?

Der Entwickler PAM Development feiert mit Top Spin 3 seinen Einstand auf Sonys Next-Generation-Konsole. Dabei setzen die Entwickler noch stärker als in den Vorgängern auf ein realistisches Gameplay. Ob die grundlegenden spielerischen Neuerungen überzeugen können, klären wir in unserem ausführlichen Test. Dabei haben wir mit unserem virtuellen Alter Ego die Center Courts dieser Welt unsicher gemacht. Darüber hinaus stand auch die technische Umsetzung des neuesten Serienteils auf dem Prüfstand. Schließlich hat der unmittelbare Konkurrent Virtua Tennis 3 hier die Messlatte ein gehöriges Stück höher gelegt. 

Das Spielprinzip:

In Top Spin 3 können sie wahlweise einen von insgesamt 20 aktuellen oder historischen Tennisstars übernehmen. Mit diesem bestreiten sie dann einzelne Schaukämpfe oder ganze Turniere. Alternativ dazu erschaffen sie mit dem umfangreichen Charaktereditor ihren eigenen Tennishelden. Dabei haben sie dann die Möglichkeit, eine komplette Karriere vom Amateurspieler bis an die Spitze der Weltrangliste zu absolvieren. Für jeden Sieg auf der Profi-Tour erhalten sie Geld und Erfahrungspunkte. Mit dem virtuellen Geld können sie sich neue Ausrüstungsgegenstände und Bekleidungsstücke kaufen. Die Erfahrungspunkte investieren sie in die Aufwertung unterschiedlicher Atribute wie Vorhand, Rückhand oder Aufschlag. So wird ihr virtuelles Alter Ego nach und nach vom hoffnungsvollen Rookie zum echten Top-Spieler. Zudem haben sie in Top Spin 3 die Möglichkeit, entweder an einer Konsole oder aber online gegen ihre Freunde zu Einzel- und Doppelmatches anzutreten. 

Die Neuheiten:

Roger Federer bei den US OpenFür Top Spin 3 haben die Entwickler von PAM Development die Steuerung der virtuellen Tennisspieler komplett überarbeitet. Im Mittelpunkt des neuen Steuerungskonzeptes stehen dabei richtiges Stellungsspiel und akkurates Timing. Im Ergebnis gestalten sich die virtuellen Matches daher weniger arcadelastig als noch in Top Spin 2 oder dem direkten Konkurrenten Virtua Tennis 3. Insbesondere das Spieltempo wurde zugunsten der taktischen Komponente reduziert. Mit Top Spin 3 setzen die Entwickler den bereits mit dem Vorgänger eingeschlagenen Weg hin zur kompromisslosen Tennissimulation konsequent fort. Allerdings lauern auf diesem steinigen Weg auch einige gefährliche Stolperfallen. Doch dazu später mehr. Um dem Spieler die Finessen des neuen Steuerungskonzeptes beizubringen, haben die Entwickler von PAM Development die "Top Spin School" integriert. Dieses Tutorial bietet zahlreiche Lektionen für Anfänger und fortgeschrittene Spieler. Zu Beginn jeder Traingseinheit erhalten sie dabei detailierte Informationen zu den Anforderungen der jeweiligen Lektion. Haben sie die entsprechende Trainingseinheit dann erfolgreich absolviert, schalten sie zugleich die jeweils nächste Lektion frei. Die unterschiedlichen Trainingseinheiten gliedern sich dabei in die Bereiche Grundlinienspiel, Aufschlag-, Volley- und Speziallektionen. Zudem enthält Top Spin 3 einen ausgefeilten und umfangreichen Charaktereditor. In diesem haben sie die Möglichkeit, ihr virtuelles Ebenbild zu erschaffen, um anschließend die Center Courts dieser Welt zu erobern. Darüber hinaus haben die Entwickler in Top Spin 3 den Online-Modus ausgebaut. So haben sie in Top Spin 3 die Möglichkeit online zu Ranglistenspielen gegen menschliche Gegner anzutreten. Genau wie im regulären Karrieremodus erhalten sie auch für siegreiche Onlinespiele diverse Erfahrungspunkte, die sie wiederum in den Ausbau der Fähigkeiten ihres virtuellen Alter Egos investieren können. Damit verwischen in Top Spin 3 die Grenzen zwischen Einzelspielermodus und Onlinespiel. Die virtuelle Karriere ihres eigenen Tennishelden ist somit doppelt motivierend. Zudem haben die Entwickler einen der Hauptkritikpunkte am Vorgänger behoben. So hat PAM Devlopment den Schwierigkeitsgrad im Karrieremodus nun deutlich angehoben. Insbesondere zu Beginn ihrer Karriere sind sie in Top Spin 3 nun stärker gefordert, da ihr selbst erstellter Spieler zunächst noch zu schwach ist, um gegen die lizenzierten Tennisheroen bestehen zu können. Sollten sie zu Beginn ihrer Karriere daher Probleme haben, die dringend benötigten Siege einzufahren, bleibt ihnen aber immer noch der Wechsel auf einen der leichteren der insgesamt fünf frei wählbaren Schwierigkeitsgrade. Schließlich haben die Entwickler von PAM Development auch die Grafik des Spiels überarbeitet und für eine authentische Soundkulisse im Hinblick auf die Zuschauerreaktionen gesorgt.    

Die Grafik:

Boris Becker feiert sein ComebackMit Top Spin 3 feiert die traditionsreiche Tennis-Serie ihr PS3-Debüt. Entsprechend hoch waren im Vorfeld die Erwartungen an die Grafik des neuesten Serienteils. Für den ersten Auftritt der "Top Spin"-Serie auf Sonys Next Generation-Konsole haben die Entwickler von PAM Development das Grafikgerüst des Vorgängers dann auch komplett überarbeitet. Viel Aufwand haben die Entwickler dabei in die realitätsgetreue Umsetzung der Spielermodelle investiert. Dabei sehen insbesondere die Polygonmodelle der 20 offiziell lizenzierten Tennisstars ihren realen Vorbildern zum verwechseln ähnlich. Stars wie Roger Federer oder Rafael Nadal erkennt man nicht zuletzt dank der photorealistischen Spielergesichter auf Anhieb. Die Detailtreue der Entwickler erstreckt sich hierbei auch auf die Kleidung der Tennisheroen. Die Liebe zum Detail geht dabei soweit, dass die offiziell lizenzierten Stars auch in ihrer aktuellen Bekleidungskollektion auflaufen. Während der Matches werfen die Bekleidungsstücke zudem realistische Falten und verschmutzen insbesondere auf Sandplätzen sichtbar. Darüber hinaus verfügen die 20 lizenzierten Tennisasse über für den jeweiligen Spieler charakteristische Animationen. Sowohl die Bewegungsabläufe während der Ballwechsel als auch die typischen Posen in den Spielpausen und bei Seitenwechseln haben die Entwickler von PAM Development nahezu perfekt getroffen. So ist etwa Boris Becker sofort an dem charakteristischen "Schaukeln" vor der Aufschlagbewegung und dem legendären "Becker-Hecht" erkennbar. Natürlich feiert der "Rote Baron" gelungene Puunktgewinne auch stilecht mit der "Becker-Faust". Negativ ist in diesem Zusammenhang jedoch anzumerken, dass die Übergänge zwischen den einzelnen Animationsphasen teilweise etwas holprig ausfallen. Darüber hinaus enthält Top Spin 3 jedoch eine Vielzahl von authentisch nachgebauten Tenniscourts. So sind bis auf das Turnier in Wimbledon alle "Grand Slam"-Turniere offiziell lizenziert und mit orginalgetreu umgesetzten Center Courts im Spiel vertreten. Die virtuellen Arenen sehen ihren realen Vorbildern dabei zum verwechseln ähnlich. Insbesondere der Detailgrad der virtuellen Center Courts kann überzeugen. So erkennen sie wirklich jedes architektonische Detail in den virtuellen Pendants der realen Vorbilder wieder. Außerdem besteht das Publikum in den 20 originalgetreu nachgebauten Tennisarenen erstmals in der Seriengeschichte aus animierten Polygonfiguren. Während etwa in FIFA 08 das Stadionpublikum noch aus "2D-Bitmaps" besteht, hat Top Spin 3 also bereits den Sprung ins Next-Generation-Zeitalter vollzogen. Allerdings wird diese Detailfülle durch heftige Ruckler bei der anfänglichen Kamerafahrt über die virtuellen Arenen erkauft. Positiv zu erwähnen ist hingegen das überarbeitete Beleuchtungsystem in Top Spin 3. Insbesondere die verbesserten Licht- und Schatteneffekte wissen zugefallen. So werfen etwa die Polygonmodelle von Spielern, Balljungen und Linienrichtern realistische Echtzeitschatten auf die virtuellen Center Courts. Top Spin 3 präsentiert sich damit im Hinblick auf die technische Umsetzung als gelungener Next-Generation-Einstand der Traditionsserie.        

Der Sound:

Die Soundkulisse von Top Spin 3 überzeugt dank des gezielten Einsatzes von realistischen Spieler- und Ballgeräuschen. Zudem haben es die Entwickler von PAM Development verstanden, dynamische Zuschauerreaktionen überzeugend in das Spielgeschehen einzubinden. Wie schon bei den Spieleranimationen ist jedoch auch hier kritisch anzumerken, dass die Übergänge zwischen den einzelnen Soundsamples teilweise etwas holprig ausfallen. Auch der Soundtrack von Top Spin 3 kann nur eingeschränkt überzeugen. Wo die Sportspiele aus dem Hause EA Sports immer wieder mit einer beeindruckenden Setlist bekannter Bands punkten, hat Top Spin 3 nur musikalische Durchschnittskost im Angebot. Immerhin finden sich unter den verwendeten Songs einige Stücke mit eingängigen Melodien. Insgesamt bleibt die Hintergrundmusik jedoch enttäuschend beliebig und austauschbar. Hier wird eben deutlich, dass die "Top Spin"-Serie bei weitem nicht die Absatzzahlen von EA Sports "FIFA"-Serie erreicht. Das entsprechend geringere Entwicklungsbudget wird insbesondere bei der Songauswahl deutlich. Hier hatte der Entwickler PAM Development wohl einfach nicht die notwendigen finanziellen Mittel, um einen eindrucksvolleren Soundtrack auf die Beine zu stellen.

Die Steuerung:

Das Gameplay ist realistischer als je zuvorDie Entwickler von PAM Development haben für Top Spin 3 die Steuerung komplett überarbeitet. Hintergrund dieser radikalen Runderneuerung des Steuerungskonzeptes ist das Bemühen um eine realistischere Abbildung des realen Tennissports. Während der Konkurrent Virtua Tennis 3 ganz bewußt auf ein arcadelastiges schnelles Gameplay setzt, geht Top Spin 3 den umgekehrten Weg. Im Ergebnis spielt sich der jüngste Vertreter der Top Spin-Serie dann auch wesentlich taktischer als der direkte Konurrent aus dem Hause SEGA. Insbesondere das Spieltempo wurde in Top Spin 3 deutlich reduziert. Die virtuellen Matches sind daher in Top Spin 3 näher am realen Tennissport als noch in den Serienvorgängern. Erreicht wird dieser Umstand durch ein auf Realismus getrimmtes Gameplay. Die wichtigste Veränderung betrifft dabei das Timing bei der Schlagbewegung. So mußte der Spieler im direkten Vorgänger Top Spin 2 die entsprechende Schlagtaste erst im Moment der Schlagbewegung loslassen. Demgegenüber verlagert sich das Timing in Top Spin 3 etwas nach vorne. Anstatt die entsprechende Schlagtaste beim Schlagen selbst loszulassen, müssen sie jetzt den Finger vom Button nehmen, wenn ihr Spieler das Ausholmannöver beginnen soll. In Top Spin 3 gilt es daher, die Schläge des Gegners zu antizipieren und bereits bei Beginn der Ausholbewegung punktgenau in Schlagposition zu stehen. Nur wenn ihr virtueller Spieler rechtzeitig in Schlagposition steht, haben sie demnach die Möglichkeit, einen druckvollen Schlag auszuführen und die Kontrolle über den Ballwechsel zu übernehmen. Erreicht ihr Spieler den gelben Filzball hingegen nur knapp, so läßt sich auch bloß ein halbherziger Schlag ausführen. Hier trägt das Gameplay also dem Umstand Rechnung, dass im realen Tennissport Weitsicht, Stellungsspiel und Timing von entscheidender Bedeutung sind. Das Steuerungskonzept von Top Spin 3 ist daher näher an einer wirklichen Tennissimulation als noch in den eigenen Serienvorgängern. Soweit die Theorie. Doch wie gestalten sich die virtuellen Tennismatches in der Praxis? In der Praxis sieht es so aus, dass ihr Spieler einen entscheidenden Vorteil hat, wenn sie die Schlagtaste bereits auf dem Weg zur Schlagposition gedrückt halten. Die Wahrscheinlichkeit einen druckvollen Schlag ausführen zu können ist dabei ungleich größer, als wenn sie die Schlagtaste erst drücken, wenn sie tatsächlich in Schlagposition sind. Dieser Umstand hat jedoch zur Folge, dass sie ihr Spiel kaum taktisch varieren können, da sie sich unmittelbar nach ihrem vorherigen Schlag bereits auf eine Schlagvariante (Top Spin, Slice, normaler Schlag, Stop, Lob) für den kommenden Schlag festlegen müssen. Sie können daher in der Praxis nicht effektiv auf den Schlag ihres Gegners reagieren, da ein Wechsel der Schlagvariante unweigerlich zu einem Fehler führt. Darüber hinaus verändern die virtuellen Tennisprofis mitunter ohne ihr Zutun selbstständig die Returnposition. Diese Automatismen entziehen ihnen teilweise die Kontrolle über ihren Spieler. Gerade im Hinblick auf den Simulationsanspruch von Top Spin 3 ist dies ein gravierender Kritikpunkt. Ein weiterer Umstand der Anlass zur Kritik gibt, ist die Steuerung von Stops und Lobs. So sind diese nur wenig intuitiv auszuführen. Insbesondere der hierfür notwendige Wechsel zum rechten Analogstick erweist sich in der Praxis als äußerst unhandlich. Positiv zu erwähnen ist dagegen, dass normale Schläge ("Flats") in Top Spin 3 wirkungsvoller sind als noch im Vorgänger. Dem Spieler steht somit das volle Schlagrepertoire eines Tennisprofis zur Verfügung. Zudem ist es in Top Spin 3 möglich, den Gegner durch gut platzierte Schläge aus der Balance zu bringen und somit die Kontrolle über den Ballwechsel zu übernehmen. Insbesondere die optionalen Risikoschläge (R2 und/oder L2 gedrückt halten) erweisen sich in diesem Zusammenhang als nützlich. Schließlich ist positiv anzumerken, dass Top Spin 3 dank der fünf unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade weitgehend skalierbar ist. Zudem stellt das Programm den Spieler im Karrieremodus jeden Monat vor die Wahl, ob er ein leichtes oder ein schwieriges Turnier bestreiten möchte. So wird Anfängern der Einstieg in die "Top Spin"-Serie erleichtert, ohne dass fortgeschrittene Spieler unterfordert werden.  

Die Atmosphäre:

Andy Murray ist einer der lizenzierten StarsHinsichtlich der Atmosphäre muß sich Top Spin 3 nicht hinter dem Genrekollegen Virtua Tennis 3 verstecken. Insbesondere die große Anzahl von lizenzierten Tennisstars sorgt für eine gehörige Portion Realismus. Unter den 20 lizenzierten Tennisheroen befinden sich aktuelle Stars wie Roger Federer, Rafael Nadal, Andy Roddick, Andrew Murray, James Blake, Gael Monfils, David Nalbandian, Mario Ancic, Tomas Berdych und nicht zuletzt Tommy Haas. Bei den Damen sind Maria Sharapova, Justine Henin, Svetlana Kuznetsova, Nicole Vaidisova, Amelie Mauresmo und Caroline Wozniacki vertreten. Schließlich stehen mit Boris Becker, Björn Borg und Monica Seles noch drei echte Tennislegenden zur Auswahl. Zusammen mit den lizenzierten "Grand Slam"-Turnieren von Melbourne, Paris und New York erwartet den Spieler somit eine realistische Abbildung des Tennisuniversums. Hinsichtlich der Spielvarianten bietet Top Spin 3 die drei Standardmodi "Schaukampf", "Turnier" und "Karriere". Es liegt auf der Hand, dass der Karrieremodus das Herzstück des Spiels ist. Der Einstieg in den Karrieremodus ist naturgemäß der Charaktereditor, in dem sie ihren virtuellen Tennishelden erstellen. Bei der Erstellung ihres virtuellen Ebenbildes setzt ihnen Top Spin 3 nahezu keine Grenzen. So wählen sie zunächst Geschlecht und ethnische Herkunft ihres virtuellen Alter Ego. Anschließend haben sie die Möglichkeit ihren Tennishelden hinsichtlich Körper, Gesicht, Haarfarbe und Outfit zu modellieren. In der Rubrik Körper bestimmen sie dabei unter anderem Größe, Gewicht, Körperbau und Körperfettanteil. In der Sektion Gesicht legen sie die Gesichtsform, Augen, Nase, Mund sowie die Hautbeschaffenheit fest. In den Rubriken Haare und Outfit können sie schließlich zwischen einer Vielzahl von Frisuren und diversen lizenzierten Bekleidungsstücken wählen. Die Detailverliebtheit des Charaktereditors geht so weit, dass sie auch einen individuellen Spielstil (Aufschlagbewegung, Rückhand, Vorhand) wählen können. Zudem lässt sich ihr virtuelles Ebenbild mit zahllosen Tatoos austatten. Wer sich hier also etwas Zeit nimmt, der kann eine überzeugende virtuelle Version seiner Selbst erschaffen. Haben sie dann erstmal ihren eigenen Tennishelden erstellt, beginnt dieser seine Karriere auf Amateurniveau. Hier gilt es drei Matches auf kleinen Plätzen in der Nachbarschaft zu gewinnen, um sich für den sog. "Herausforderungslevel" zu qualifizieren. Dieser stellt sie dann vor die Aufgabe, ein Rundenturnier zu absolvieren. Mit dem Sieg bei diesem Turnier qualifizieren sie sich schließlich für die Juniorentour. Im Rahmen der Juniorentour erwartet sie dann ihre erste echte Tennissaison mit insgesamt zwölf Turnieren. Wenn sie am Ende der Saison unter den drei Topspielern der Juniorenweltrangliste stehen, haben sie sich schließlich für die Profitour qualifiziert. Top Spin 3 simuliert den steinigen Weg vom Amateur zum Profi nahezu perfekt. Der schrittweise Aufstieg vom kleinen Ascheplatz in der Nachbarschaft bis hin zum Center Court eines "Grand Slam"-Turniers motiviert ungemein. Umso unverständlicher ist es in diesem Zusammenhang, dass die Entwickler von PAM Development keine Trainings-Minispiele in ihre Tennissimulation integriert haben. Stattdessen haben sie im Karrieremodus lediglich die Wahl, ob sie im bevorstehenden Monat an einem einfachen oder einem schwierigen Turnier teilnehmen wollen. Für gewonnene Matches erhalten sie Geld und Fähigkeitspunkte. Letztere investieren sie zwischen den Turnieren in die Aufwertung von acht sinnvoll gewählten Fähigkeiten. So können sie gezielt Aufschlag, Return, Vorhand, Rückhand, Volley sowie Ausdauer, Kraft und Tempo verbessern. Es liegt also an ihnen, ob sie ihr vituelles Alter Ego zum aufschlagstarken "Serve and Volley"-Spezialisten oder zum laufstarken Allrounder entwickeln. Zudem ist die Inszenierung der virtuellen Matches über jeden Zweifel erhaben. Dies beginnt mit der Vorstellung der Spieler vor einem Match und setzt sich mit den gelungenen Sequenzen zwischen den Ballwechseln fort. Hier haben die Entwickler von PAM Development die charakteristischen Posen der lizenzierten Tennisstars originalgetreu eingefangen. Zudem haben sie die Möglichkeit sich auf Wunsch eine Wiederholung des zurückliegenden Ballwechsels anzeigen zu lassen. Besonders wichtige oder spektakuläre Ballwechsel adelt Top Spin 3 zudem durch eine automatische Zeitlupenwiederholung. Darüber hinaus simuliert Top Spin 3 auch die psychische Komponente eines Tennisspiels. So steigt etwa vor einem wichtigen Ballwechsel auch die Nervosität ihres Spielers. Dementsprechend erhöht sich dabei auch die Fehlerwahrscheinlichkeit. Zudem erinnert der eigentliche Spielverlauf dank des gegenüber dem Vorgänger deutlich reduzierten Spieltempos weitaus stärker an eine reale Tennisübertragung, als dies beim arcadelastigen Konkurrenten Virtua Tennis 3 der Fall ist. Umso enttäuschender ist dann der Umstand, dass sie nach einem hart erkämpften Turniersieg nur ein statischer "Glückwunsch"-Screen erwartet. Hier hätten sich die Entwickler deutlich mehr Mühe geben können. Darüber hinaus trüben weitere Detailmängel den ansonsten positiven Gesamteindruck. So wird bei mißlungenen Schlägen der Spielball an festgelegte Punkte im Aus gezogen, die mit der intendierten Schlagrichtung nur grob übereinstimmen. In diesen Situationen wirkt Top Spin 3 dann nicht mehr wie eine Tennissimulation. Zudem ist es nicht möglich, im Karrieremodus "6 Spiel"-Sätze einzustellen. Stattdessen ist ein Satz schon nach drei gewonnenen Spielen entschieden. Hier haben die Entwickler von PAM Development ihre Hausaufgaben nur nachlässig gemacht. Auch vor dem Hintergrund der aufgezeigten Steuerungsmängel trüben also immer wieder gewichtige Detailmängel die ansonsten überzeugende Tennisatmosphäre.     

Der Multiplayer-Modus:

Gael Monfils ist ebenfalls spielbarDie Entwickler von PAM Development haben Top Spin 3 einen vollwertigen Multiplayer-Modus spendiert. Offline treten sie gegen einen (Einzel) oder drei (Doppel) ihrer Freunde an. Auf eine Bot-Unterstützung für den Offline-Modus haben die Entwickler dabei verzichtet. Das Herzstück des Multiplayer-Modus von Top Spin 3 ist aber ohnehin der Online-Modus. In diesem können sie an der sog. "World Tour" teilnehmen und bei den virtuellen Turnieren gegen tausende Spieler aus aller Welt antreten. Natürlich existiert dabei auch eine Weltrangliste, in der sie sich durch Erfolge gegen andere Spieler Stück für Stück nach oben arbeiten können. Selbstverständlich können sie die Online-Matches auch mit ihrem selbsterstellten Tennishelden bestreiten. Online-Multiplayer und Offline-Karrieremodus gehen dabei nahtlos ineinander über. So erhalten sie nach Siegen in beiden Spielmodi Erfahrungspunkte, die sie in den Ausbau der eigenen Spielerfähigkeiten investieren können. Natürlich bietet ihnen Top Spin 3 neben der "World Tour" auch die Möglichkeit online zu benutzerdefinierten Matches gegen ihre Freunde anzutreten. Sowohl die Matches gegen Freunde (offline und online) als auch die "World Tour" (online) vermögen dabei langfristig zu motivieren und sorgen somit für eine Menge Spielspaß.

Fazit und Gesamtwertung:

Top Spin 3 hinterlässt einen zweigeteilten Eindruck. In technischer Hinsicht ist den Entwicklern bis auf die deutlichen Ruckler bei der Courtvorstellung nur wenig vorzuwerfen. In Verbindung mit den 20 lizenzierten Tennisprofis und den originalgetreu nachgebauten Center Courts entsteht so eine dichte Tennis-Atmosphäre. Zudem sind die virtuellen Ballwechsel dank des gegenüber dem Vorgänger deutlich reduzierten Spieltempos näher an realem Tennis als je zuvor. Insbesondere die taktische Komponente des Tennissports haben die Entwickler von PAM Development gut umgesetzt. Jedoch trüben die angesprochenen Steuerungsmängel das ansonsten positive Bild. Immer wieder hat der Spieler dabei den Eindruck, dass ihm die Kontrolle über seinen virtuellen Tennishelden stellenweise entzogen wird. Dem eigenen Simulationsanspruch wird Top Spin 3 so nur eingeschränkt gerecht. Zudem schwächelt Top Spin 3 beim Herzstück des Spiels, dem Karrieremodus. Hier hätten wir uns insbesondere Trainings-Minispiele und eine etwas mitreißendere Präsentation gewünscht. Allerdings bleibt auch festzuhalten, dass Top Spin 3 sich weitaus realistischer spielt als der direkte Konkurrent Virtua Tennis 3. Wer also auf der Suche nach einer "Tennissimulation" ist, der kommt trotz der angesprochenen Mängel derzeit nicht an Top Spin 3 vorbei.

 

Spielspaßwertung: 80 %

 

Releasedatum: 20.06.2008

 

Technische Daten:

  • Publisher: 2K Sports / Take 2
  • Entwickler: PAM Development
  • Videomodi: 720p
  • Installationsgröße: ---
  • Sixaxis-Support: nein
  • USK: ohne Altersbeschränkung