Real Racing 3 - Review (Android)

Real Racing 3 erobert ihr Smartphone !

Publisher Electronic Arts und Entwickler Firemonkey unternehmen mit Real Racing 3 den Versuch, die Spieleserie mit einem "Free to Play"-Modell im Markt zu etablieren. Anhand der hier getesteten Android-Version von Real Racing klären wir ab, inwieweit dieses Unterfangen gelungen ist.

 

Das Spielprinzip:

Die Rennen sind in Wertungsklassen unterteiltHinsichtlich des Spielprinzipes orientiert sich Real Racing 3 an den großen Vorbildern Race Driver: GRID und Forza Horizon. Hier wird deutlich, dass die Entwickler von den Firemonkeys auf der Suche nach dem gelungenen Spagat zwischen Arcade-Racer und Simulation sind. Mit dem Spielfortschritt gewinnen sie für Rennsiege sog. "Racing Dollars". Zusätzlich erhalten sie Rufpunkte für den Levelaufstieg. Mit dem Erreichen des nächsten Levels gewinnen sie außerdem virtuelle Goldmünzen. Letztere setzen sie vor allem dazu ein, die aus dem "Free to Play"-Konzept resultierenden Wartezeiten zu vermeiden. Insbesondere überbrücken sie so die langwierigen Wartungen an ihren virtuellen Sportwagen. Mit den "Racing Dollars" kaufen sie hingegen neue Fahrzeuge, die ihnen den Weg in fortgeschrittene Rennserien ebnen. Die Rennen sind dabei in sieben unterschiedliche Wertungsklassen unterteilt. So beginnen sie ihre Karriere als virtueller Rennfahrer auf der Stufe "Amateur". In der Folge steigen sie über die Pro/AM-Serie zum "Pro" auf. Anschließend warten die Rennklassen "Experte" und "Master". Haben sie es sogar bis zur "Elite" geschafft, dann ist auch der Weg zur "Legende" nicht mehr weit. In jeder Rennklasse existieren dabei Events für unterschiedliche Fahrzeugtypen. So umfassen die "Amateur"-Liga und die Pro/AM-Serie überwiegend Serienfahrzeuge wie den Ford Focus RS, das BMW M3 Coupe oder den Audi TT RS. In der "Pro"-Serie treten sie gegen Fahrzeuge wie den Porsche 911 GT3 RS oder den Lamborghini Gallardo LP 560-4 an. Als "Experte" sitzen sie dann hinter dem Steuer von seltenen Boliden wie dem Bentley Continental GT Speed oder dem Mercedes-Benz SLS AMG GT3. Auf der Stufe "Master" versuchen sie sich dann am Handling von Supersportwagen wie dem McLaren F1 oder dem Pagani Zonda F. Haben sie dann endlich die Stufe "Elite" erreicht, dürfen sie zur Belohnung einen Ford GT FIA GT1 oder einen Lexus LFA fahren. Sollten sie es tatsächlich bis zur "Legende" schaffen, so warten hochgerüstete Rennwagen (Porsche 918 Spyder Concept, Koenigsegg Agera, McLaren MP4-12C) und Mittelmotor-Exoten wie der Bugatti Veyron 16.4 auf ihren Einsatz. 

Die Neuheiten:

Real Racing 3 setzt auf den Time Shifted MultiplayerDie größte Neuigkeit in Real Racing 3 ist der spielübergreifende "Time Shifted Multiplayer" (TSM). Hinter dieser Bezeichnung versteckt sich ein "zeitversetzter" Multiplayer-Modus, in dem sie gegen die Bestleistungen ihrer Freunde auch dann antreten können, wenn diese nicht online sind. Hierbei ist jedoch einschränkend anzumerken, dass die verwendeten "Geisterdaten" sich nur bedingt an ihrem realen Vorbild orientieren. Im Ergebnis halten sich die KI-Piloten allzu konsequent an die Ideallinie. Dieser Umstand drückt gehörig auf die Rennatmosphäre, da ihre virtuellen Gegner in der Folge eher generisch als real wirken.

 

Die Grafik:

Die Fahrzeuge sind originalgetreu modelliertDer erste optische Eindruck von Real Racing 3 ist atemberaubend. Es wird schnell klar, dass hier hervorragende Fahrzeugmodelle auf detailiert umgesetzte Rennstrecken treffen. Die bislang 58 Fahrzeuge von Real Racing 3 müssen sich dabei nicht vor der Genre-Referenz Gran Turismo 5 (PlayStation 3) verstecken. Dabei laufen die Rennen größtenteils mit soliden 30 fps über den Bildschirm ihres Smartphones. Dies gilt jedoch nur für die hier getestete Android-Version von Real Racing 3. Unter iOS zieht Real Racing 3 dabei noch einige zusätzliche Register in Sachen Grafik. Dies betrifft die überarbeiteten Kulissen samt dynamischer Echtzeit-Schatten. In der Folge müssen iPhone-User dann auch mit nur 20 fps spielen. Demgegenüber kommt es auf Android-Devices nur vergleichsweise selten zu "Slow Downs" oder "Pop Ups". Lediglich auf dem detailiert umgesetzten Stadtkurs von Melbourne gerät das Galaxy S3 bei einem großen Fahrerfeld an seine Grenzen. 

Der Sound:

Die Entwickler von den Firemonkeys haben viel Mühe auf die sorgfältige Auswahl des Soundtracks von Real Racing 3 verwandt. Hier steht man ganz in der Tradition von Electronic Arts, die für ihre Spieleserien stets einen umfangreichen und zumeist gelungenen Soundtrack bereit halten. Allerdings wiederholen sich die einzelnen Titel bei längerer Spielzeit von Real Racing 3 merklich. Darüber hinaus können jedoch die Motorengeräusche ebenso überzeugen wie die Soundeffekte. Dank der gelungenen Abmischung in Dolby Digital ermöglicht ihnen Real Racing 3 zudem die akustische Ortung der Gegner während der spannenden "Rad an Rad"-Duelle.     

Die Steuerung:

Die Cockpit-Perspektive wirkt realistischDie standardmäßig aktivierte "Kippsteuerung" von Real Racing 3 ermöglicht in der Praxis erstaunlich präzise Lenkmannöver. Insbesondere in der Cockpit-Perspektive lassen sich die virtuellen Boliden punktgenau durch die Kurven der jeweiligen Rennstrecke zirkeln. Zudem haben die Entwickler von den Firemonkeys die Fahrphysik grundlegend überarbeitet. Da jedes der 58 offiziell lizenzierten Autos mittlerweile über ein individuelles Ansprechverhalten von Gas und Lenkung verfügt, verwischen in Real Racing 3 die Grenzen zwischen Arcade-Racer und ernstzunehmender Simulation des Rennsportes. Ein gravierender Nachteil des "Free to Play"-Konzeptes von Real Racing 3 betrifft den Kauf neuer Autos und die damit verbundene Freischaltung neuer Rennklassen. Ohne Einsatz von echtem Geld verbringt der Spieler dutzende Stunden am Aufbau und bei der Wartung eines vergleichsweise bescheidenen Fuhrparkes. Insbesondere die Wartungsintervalle der vituellen Boliden fallen in der Anfangsphase des Spieles negativ ins Gewicht. Erst wenn sie über zumindest drei Fahrzeuge verfügen, gestaltet sich der Spielfluss etwas anwenderfreundlicher. Selbst mit zwei Fahrzeugen in der Langzeitwartung (Öl, Motor, Antriebsstrang, Fahrwerk, Bremsen, Reifen) sollte das dritte Auto im Regelfall einsetzbar sein. Davon unabhängig kann der weniger versierte Spieler optionale Fahrhilfen (Traktionskontrolle, Bremsassistent etc.) zuschalten. Die in Rede stehenden Fahrhilfen sorgen dabei für Arcade-Charakter innerhalb der "Simulation" Real Racing 3. Wer es noch komfortabler mag, der aktiviert in den Optionen das "Head Up"-Display. Besonders nützlich ist dabei der Drehzahlmesser. Insbesondere bei den klassischen "Drag Rennen" auf der Viertelmeile bildet er ein unverzichtbares Hilfsmittel bei der Wahl des optimalen Schaltzeitpunktes. Neben den "Drag Rennen" bietet Real Racing 3 zahlreiche abwechslungsreiche Spielmodi. Während die "Cup"-Rennen als klassische Rundenrennen umgesetzt wurden, fällt im Modus "Elimination" der jeweils letzte Fahrer aus dem Rennen. In den sog. "Ausdauer"-Rennen gilt es Fahrzeuge zu überholen und Runden zu absolvieren, um so eine Zeitgutschrift bei ansonsten ablaufender Uhr zu erhalten. In "Head to Head"-Duellen treten sie gegen einen Gegner mit demselben Fahrzeug zum ultimativen Showdown an. Im Modus "Speed Snap" geht es darum, die Ziellinie mit Höchstgeschwindigkeit zu passieren. Darüber hinaus gilt es im Modus "Autocross", einen anspruchsvollen Streckenabschnitt in Bestzeit zu absolvieren. Die Vielzahl an Rennmodi sorgt in Real Racing 3 für reichlich Abwechslung. Zudem funktioniert auch das "Match Making" innerhalb der virtuellen Rennen tadellos. Hierbei gelingt es Electronic Arts stets spannende Rennen auf die Beine zu stellen. 

Die Atmosphäre:

RR 3 verfügt über einen umfangreichen Tuning-PartReal Racing 3 überzeugt mit einer vergleichsweise großen Vielfalt an virtuellen Traumautos. Der spielinterne Autohändler umfasst dabei Premiummarken wie Audi, BMW, Mercedes-Benz und Porsche. Abseits der deutschen Hersteller finden sich Marken wie Ford, Chevrolet, Dodge, Nissan, Lexus, Lamborghini, McLaren und Bugatti im virtuellen Autohaus. Bei insgesamt 58 offiziell lizenzierten Fahrzeugen wird deutlich, dass der Spieler einen Großteil seiner Zeit damit beschäftigt ist, dass Geld für den jeweils nächsten Boliden zu verdienen. Dies gilt umso mehr, da sie durch den Kauf neuer Fahrzeuge zugleich die entsprechenden Rennserien freischalten. Die virtuellen Preise orientieren sich hierbei merklich an den realen Euro-Preisen. Die Bandbreite der käuflich zu erwerbenden Autos reicht dabei vom Ford Focus RS bis hin zum Bugatti Veyron 16.4. Die virtuellen Boliden verteilen sich je nach Leistung und Antriebskonzept auf unterschiedliche Rennklassen. Auf der Habenseite verbucht Real Racing 3 zudem zahlreiche detailiert nachgebaute Rennstrecken. So fahren sie etwa in Suzuka, Brands Hatch, Silverstone, Spa Francorchamps, Laguna Seca und Indianapolis. Das einzige Rennen auf deutschem Boden ist dabei der Hockenheimring (Grand Prix-Strecke und Kurzanbindung). Auf den Grand Prix-Kurs am Nürburgring müssen sie daher ebenso verzichten wie auf die legendäre Nordschleife. Dafür finden sich im Portfolio von Real Racing 3 noch zwei Events in Australien. In "Down Under" bezwingen sie die Serpentinen des Mount Panorama oder liefern sich spannende Duelle in der Innenstadt von Melbourne. Gerade die beiden letztgenannten Rennen verlangen allein wegen der zahlreichen Schikanen einiges an Übung, um letztlich auf das Siegerpodest zu fahren. Zudem bietet Real Racing 3 genügend Komplexität in Sachen Tuning. Durch erforschbare Upgrades installieren sie Tuning-Pakete in den Kategorien Motor, Antriebsstrang, Fahrwerk, Bremsen und Reifen. Die einzelnen Tuning-Pakete bauen dabei aufeinander auf und müssen somit in der korrekten Reihenfolge installiert werden. Bereits ein BMW M3 Coupe umfasst dabei 20 Tuning-Pakete. Real Racing 3 verfügt darüber hinaus über ein ausgeklügeltes Schadensmodell. Nach den Rennen verlangen die virtuellen Autos im Regelfall umfangreiche Reperaturen an den Anbau- und Verschleissteilen. Diese Reperaturen sind dabei relativ preisgünstig und ohne Wartezeit durchzuführen. Demgegenüber sollte der Spieler für die in regelmäßigen Intervallen anstehenden Wartungsarbeiten (Öl, Motor, Antriebsstrang, Fahrwerk, Bremsen, Reifen und Felgen) ein gehöriges Maß an Geduld mitbringen. Je nach Umfang der Wartungsarbeiten muss der Spieler schnell 30 Minuten an Wartezeit in Kauf nehmen. Wie einschneidend das Bezahlmodell von Electronic Arts in das Spielgeschehen eingreift, das wird bei der "Auslieferung" der neu erworbenen Autos deutlich. So müssen sie geschlagene 90 Minuten warten, bevor sie ihren hart erarbeiteten Traumwagen dann wirklich in ihrer virtuellen Garage begrüßen können. Die in Rede stehenden Spielelemente können sie selbstverständlich durch die Zahlung von "Goldmünzen" abkürzen. Diese erhalten sie als Belohnung für Levelaufstiege oder gegen echtes Geld im Online-Shop von Real Racing 3. 

Der Multiplayer-Modus:

In Melbourne erwartet sie ein verwinkelter KursPublisher Electronic Arts und Entwickler Firemonkeys verzichten bei Real Racing 3 auf einen klassischen Multiplayer-Modus. So können sie weder online noch "ad hoc" gegen ihre Freunde antreten. Kern des Spieles ist vielmehr der sog. "Time Shifted Multiplayer" (TMS). Dieser Technologie gelingt es einen innovativen Mix aus Geisterdaten ihrer Freunde und einer fortgeschrittenen KI auf die Beine zu stellen. Leider fahren die KI-Gegner dabei zumeist stur auf der Ideallinie. Dennoch schreckt die KI auch vor Remplern bei Höchstgeschwindigkeit nicht zurück. Die entsprechende Taktik kann sich jedoch auch der Spieler zu nutze machen. So bringen dreiste Rempler oftmals einen taktischen Vorteil in den spannenden "Rad an Rad"-Duellen. Dabei lassen sich durch aggressive Fahrweise schell einige Plätze in den virtuellen Rennen gewinnen. Die durch eine derart robuste Fahrweise verursachten Reperaturkosten werden dabei durch die vergleichsweise hohen Preisgelder vollständig kompensiert. Hinsichtlich der Community-Anbindung setzt der Publisher Electronic Arts ausschließlich auf das weltgrößte Social Network. Das eigene Rennprofil ist daher nur mit Facebook-Freunden verknüpfbar. 

Fazit und Gesamtwertung:

Real Racing 3 hat ein entscheidendes Manko. So greift das Bezahlmodell des "Free to Play"-Spieles zu stark in das Spieldesign ein. Insbesondere die Fahrzeugwartung in den Kategorien Öl, Motor, Antriebsstrang, Bremsen und Reifen verzögert den Spielfluss merklich. Wer dann noch 90 Minuten auf die Auslieferung seines virtuellen Traumautos warten muss, der verliert schnell die Lust an Real Racing 3. Dies ist insbesondere daher schade, weil Real Racing 3 durchaus das Potential für ein wirklich gelungenes Rennspiel hat. Abhilfe schafft bei einem derartig verzögerten Spielfluss nur das spielinterne Bezahlmodell von Real Racing 3. Die Situation verbessert sich jedoch mit dem langsamen Ausbau ihres virtuellen Fuhrparkes. Dieser erfordert vom Spieler zwar einiges an Zeit, schaltet aber im Gegenzug neue Rennklassen frei. Dank "Time Shifted Multiplayer" (TSM) treten sie gegen die Geisterdaten ihrer Freunde an. Leider wurde der allgegenwärtige TSM nur halbherzig umgesetzt. So halten sich die gegnerischen Fahrzeuge stur an die Ideallinie. Auf der Habenseite verbucht Real Racing 3 eine große Auswahl an offiziell lizenzierten Autos (58) und orginalgetreu nachgebauten Rennstrecken. Hinsichtlich der Rennwettbewerbe bietet Real Racing 3 die beeindruckende Zahl von 1313 Einzel-Events. Diese unterteilen sich wiederum in 7 Kategorien und dutzende Rennserien. Im Vergleich zu Gran Turismo 5 ist der virtuelle Fuhrpark jedoch noch überschaubar. So fehlen in Real Racing 3 namhafte Automobilhersteller wie Volkswagen, Alfa Romeo, Ferrari, Renault oder Honda. Das virtuelle Autohaus von Real Racing 3 sollten die Entwickler von den Firemonkeys daher dringend erweitern. Jedoch ist schon aufgrund des "Free to Play"-Modelles von Real Racing 3 mit dem Release von weiteren Renninhalten zu rechnen.

 

Spielspaßwertung: 78 %

 

Releasedatum: 28.02.2013

 

Technische Daten:

  • Publisher: Electronic Arts
  • Entwickler: Firemonkeys
  • Plattformen: Android / iOS