Red Dead Redemption 2 - Review (PS4)

Ein Abgesang auf Western-Mythen !

Acht Jahre nach der Veröffentlichung von Red Dead Redemption legt Rockstar Games den nunmehr zweiten Serienteil vor. Inwieweit das bewährte Spielkonzept auch bei der Rückkehr in das innovative "Wild West"-Szenario überzeugen kann, war eine der zentralen Fragen unseres Tests. Besonders gespannt waren wir, ob es Rockstar Games entsprechend den Ankündigungen tatsächlich gelungen ist, eine rollenspielartige "Party Interaction" zu implementieren. Zudem klären wir in unserem ausführlichen Testbericht, inwieweit Rockstar Games die technische Portierung auf die aktuelle Konsolengeneration gelungen ist.

 

Das Spielprinzip:

rdr2screenshot001Auch im zweiten Teil der Western-Serie halten die Entwickler von Rockstar Games am bewährten Spielkonzept fest. Dabei gilt es den Protagonisten Arthur Morgan durch seine Bandenkarriere zu steuern. Dazu bewegen sie ihr virtuelles Alter Ego durch eine offene Spielwelt, die ihnen eine beachtliche Handlungsfreiheit einräumt. Als roter Faden dient dabei die spannende Hintergrundgeschichte mit ihren rund 100 Story-Missionen. Hinsichtlich der Spielmechanik konfrontiert Red Dead Redemption 2 den Spieler abwechselnd mit Feuergefechten und selteneren Schleicheinsätzen. Die Wege zwischen den über die komplette Spielwelt verteilten Missionsorten legt der Spieler dabei entweder auf dem Rücken seines Pferdes oder per Postkutsche zurück. Abseits der Rahmenhandlung warten zahlreiche Minispiele (Pokern, Domino, "Five-Finger-Fillet" etc.) auf den Spieler. Red Dead Redemption 2 verfügt über eine große Anzahl an Quests und temporären Ereignissen. Im Mittelpunkt steht dabei die rund 20 köpfige-Bande um den charismatischen Bandenchef Dutch van der Linde. Um dem Spieler die einzelnen Bandenmitglieder näher zu bringen, bedient sich Red Dead Redemption 2 der vorrangig aus Rollenspielen bekannten "Party Interaction". Hierunter versteht man die gezielte Interaktion des Protagonisten mit den übrigen Mitgliedern der Bande. Den Rahmen für die in Rede stehende soziale Interaktion bildet das lebendige Lager in Red Dead Redemption 2. Dieses dient als zentrale Anlaufstelle in der Spielwelt. Hier treffen sie eine Vielzahl der handlungsrelevanten NPCs. Allerdings ist anzumerken, dass Red Dead Redemption 2 kein freies Rollenspiel im eigentlichen Sinne ist, da die Handlung viele Entscheidungen des Protagonisten Arthur Morgan vorgibt. Ein weiterer Kritikpunkt ist die teilweise nicht konsequent umgesetzte Inszenierung in Red Dead Redemption 2.

Die Neuheiten:

rdr2screenshot002Red Dead Redemption 2 bedient sich historischer Bezüge. So schildert der neueste Serienteil die Zerissenheit des "Wilden Westens" infolge des Bürgerkrieges. Die Wunden des Sezessionskrieges sind dabei latent gegenwärtig. Der Rassismus spielt in Rockstars Western-Epos ebenso eine Rolle wie der Genozid an den Indianern. Interessant ist darüber hinaus der Vergleich zwischen den Protagonisten der beiden Serienteile. Während John Marston die Hauptfigur aus Red Dead Redemption war, ist Arthur Morgan sein legitimer Nachfolger in der Serienneuauflage. Dem Prototyp eines Gesetzlosen (John Marston) steht der eher konventionelle Cowboy Arthur Morgan gegenüber. Es stellt sich insoweit die Frage, wie der Protagonist des 2. Serienteils überhaupt zum Mitglied der berühmt berüchtigten Bande um Dutch van der Linde werden konnte. Im Zentrum der Storyline von Red Dead Redemption 2 steht folgerichtig die Beziehung zwischen ihrem virtuellen Alter Ego und dem charismatischen Bandenchef. In Rüchblenden wird deutlich, wie Arthur Morgan als jugendlicher Raufbold in die Bande aufgenommen wurde. Der Protagonist kam somit in den zweifelhaften Genuss einer Sozialisierung nach den Regeln des fragwürdigen Ehrenkodex der Gesetzlosen rund um Dutch van der Linde. In diesem Zusammenhang lohnt sich ein näherer Blick auf die Vita des Bandenchefs. Dieser ist mit seinen Geheimnissen und taktischen Winkelzügen ein Antagonist zu dem konventionellen Arthur Morgan. Das Verhalten des Januskopfes Dutch van der Linde reicht von der erbarmungslosen Jagd auf die Mitglieder der konkurrierenden O´Driscoll-Bande bis hin zum fürsorglichen Verhalten gegenüber den ihm anvertrauten Bandenmitgliedern samt ihrer Familien. Als Beispiel sei hier das Intro von Red Dead Redemption 2 genannt. In diesem führt Dutch seinen Trek durch einen Schneesturm im Winter des Jahres 1899. Red Dead Redemption 2 setzt dabei noch einen drauf und stellt das Kollektiv der Bande in den Mittelpunkt seiner Geschichte. Während es in nahezu allen Actionspielen oder Action-Adventures vorrangig um das Schicksal einer einzelnen Person oder aber eine Beziehung zwischen zwei  Personen ("The Last of Us") geht, erzählt Red Dead Redemption 2 die Geschichte einer Schicksalsgemeinschaft von rund 20 Personen. Dankenswerter Weise lässt sich der neueste Serienteil dabei viel Zeit, um die ausgefeilten Charaktere dem Spieler elegant näherzubringen. Jeder NPC hat dabei eine eigene Geschichte und bittet Arthur Morgan im Verlauf der Handlung um einen persönlichen Gefallen. Nebenbei erfährt der Serienkenner so auch interessante Details über John Marston (seines Zeichens Held aus Red Dead Redemption) und seine Frau Abigail. Als Beispiel für den Zusammenprall zwischen modernem Stadtleben und dem wandelnden Anachronismus Arthur Morgan sei hier eine Szene geschildert, die sich tief in das Gedächtnis des Spielers einbrennt. Bevor er seinen Ausflug in die moderne Metropole St. Denis im Südwesten der Spielwelt unternimmt, verschnürt ihr Alter Ego die Leiche eines mit Kopfgeld versehenen Bandenchefs kurzerhand auf seinem Pferd. Auf dem Weg in die lokale Polizeistation reagieren die Passanten auf diesen Eindruck mit Furcht und Unverständnis. Deutlicher kann der Zusammenprall zwischen zwei Welten kaum ausfallen.

Die Grafik:

rdr2screenshot003Red Dead Redemption 2 überzeugt mit natürlicher Mimik und Gestik der virtuellen Protagonisten. Dabei sorgen diverse Klimazonen mitsamt charakteristischer Vegetation für wunderbare Landschaften als Kulisse der epischen Outlaw-Saga. Die natürlich wirkende Landschaft überzeugt mit Jahres- und Tageszeiten sowie Wetterkapriolen. In Erinnerung bleiben dabei vor allem die Gewitter mit beeindruckenden Blitzen und Donner. Die Settings reichen von winterlichen Eis- und Schneelandschaften bis zu immergrünen Wald- und Präriegebieten. Hinzu kommen zahlreiche Landschaftselemente wie stattliche Villen und heruntergekommene Hütten. Darüber hinaus finden sich Lager mit schwelenden Feuerstellen, die durch Rauchfahnen angekündigt werden. Die Landschaftselemente setzen dabei immer wieder Erkundungsreize. Zudem unterstreicht die exzellente Lichtführung die glaubwürdig umgesetzte Flora und Fauna von Red Dead Redemption 2. Insbesondere unter freiem Himmel sorgt die eindrucksvolle Lichtführung für fließende Übergänge. Der neueste Serienteil wirkt somit wie ein (veränderbares) Gemälde. Sowohl die menschlichen Protagonisten und NPCs als auch die unterschiedlichen Tierarten sind dabei glaubwürdig animiert. Insbesondere die Pferde bewegen sich in Red Dead Redemption 2 sehr authentisch (Trab und Galopp). Die Akribie der Entwickler von Rockstar Games zeigt sich vor allem in den liebevoll umgesetzten Details der Spielwelt. So hinterlassen Mensch und Tier glaubhafte Spuren in Matsch und Schnee. Die Grafik verändert ihre Umgebung folglich dynamisch. Staub, Matsch und Dreck finden sich darüber hinaus an der Kleidung ihres virtuellen Alter Egos wieder. Darüber hinaus ist auch die elegante Landkarte von Red Dead Redemption 2 stückweise erweiterbar. Innerhalb der Missionen kommt es dabei immer wieder zu filmreifen Kamerawechseln. In diesem Zusammenhang soll kurz auf die moralisch fragwürdige aber optisch herausragende "Kill-Cam" eingegangen werden, die besonders gelungene weil präzise Treffer in Zeitlupe präsentiert. Red Dead Redemption 2 profitiert zudem von der kaum wahrnehmbaren Benutzeroberfläche. Somit stören keine künstlich wirkenden Anzeigen die nahezu perfekte Illusion einer realen Spielwelt. Besonders beeindruckend ist zudem die enorme Weitsicht in Red Dead Redemption 2. So sieht der Spieler mitunter kilometerweit in die Ferne. Nicht selten tauchen am Horizont Bergketten oder zerklüftete Canyons auf, die der Spieler allesamt bereisen kann. Licht und Sichtweite sorgen dabei für malerische Panoramen. Red Dead Redemption 2 bildet zudem die reale Schönheit der Vereinigten Staaten von Amerika (von Alaska über den Yellowstone Nationalpark bis hin zu den Everglades in Florida) gekonnt ab. Lediglich dem konkurrierenden Entwickler Naughty Dog ist es mit Uncharted 4 gelungen, ein vergleichbares grafisches Niveau zu erreichen. Jedoch schafft es Red Dead Redemption 2 eine lebendige offene Welt zu schaffen, wie es sie im Hinblick auf Grafikqualität und Immersion noch in keinem anderen Videospiel zu sehen gab. Hinsichtlich der technischen Details ist festzuhalten, dass selbst bei 4K-Auflösung auf der PlayStation 4 Pro (native Auflösung: 1080p; hochskaliert auf 4K) keinerlei Lags auftreten. Dies gilt insbesondere auch für die effektvollen Feuergefechte mit Dutzenden an Gegnern. Die Framerate liegt in jeder Spielsituation bei konstanten 60 fps.

Der Sound:

Red Dead Redemption 2 bietet dynamische Musik, die sich gekonnt an die jeweilige Spielsituation anpasst. Wenn an sich harmlose Situationen zur Bedrohung werden, ziehen die Akustiker von Rockstar Games alle Register ihres beachtlichen Könnens. Zudem überzeugen auch die Soundeffekte im Lager, unter freiem Himmel oder in den Städten der Spielwelt. Die in Rede stehenden Soundelemente sind dabei so vielfältig und abwechslungsreich wie die Hintergrundmusik von Red Dead Redemption 2. Zudem lassen sich die Soundeffekte wunderbar orten, so dass etwa Wildtiere oder NPCs frühzeitig ihre Position verraten. Die Spielwelt von Red Dead Redemption 2 wird so zu einem lebendig anmutenden Ort. Allerdings bietet auch der neueste Serienteil keine deutsche Sprachausgabe (serientypisch für Rockstar Games). Allerdings sei insoweit einschränkend angemerkt, dass es in dem historischen "Wild West"-Szenario von Red Dead Redemption 2 von vorneherein schwierig ist, den Unterton des amerikanischen Slangs einzudeutschen. In Fällen einer derart engen Verbindung zwischen Sprache und Szenario liegt vielmehr ein Rückgriff auf die jeweilige Urfassung auf der Hand.

Die Steuerung:

rdr2screenshot004Neben den allgegenwärtigen virtuellen Feuergefechten kennt Red Dead Redemption 2 auch einige Schleichmissionen. In diesen "Stealth"-Einsätzen gilt es unter anderem spezielle Orte unbemerkt zu erreichen oder feindliche Anlagen im Verborgenen zu sabotieren. Hierbei gilt es insbesondere die Patrouillienwege und Sichtradien der feindlichen Wachen auszukundschaften, um die entsprechenden Ziele erfolgreich zu infiltrieren. Red Dead Redemption 2 versetzt den Spieler immer wieder in sich dynamisch entwickelnde Situationen, die der Spieler durch sein Verhalten beruhigen oder eskalieren kann. Hierbei kann die entsprechende Kommunikation über "L2" dynamisch eingeleitet werden. Red Dead Redemption 2 vermittelt dem Spieler in den ersten beiden von insgesamt neun Kapiteln die Grundlagen der Spielmechanik. Rennen und Reiten kann ihr virtuelles Alter Ego über die "X"-Taste. Das Ducken erfolgt mit "L3" und das in Deckung gehen mittels "R1". Standardmäßig ist dabei die automatische Zielerfassung aktiviert. Dabei schaltet Red Dead Redemption 2 den Torso des virtuellen Gegners automatisch auf ("R2"-Taste). Es bleibt dem Spieler dabei vorbehalten, manuell auf den Kopf oder die Gliedmaßen der Widersacher zu zielen. Dazu muss der Spieler in den Optionen lediglich das "Zielen ohne automatische Zielaufschaltung" aktivieren. Darüber hinaus bietet Red Dead Redemption 2 mit der "Dead Eye"-Funktion einen Zeitlupenmodus, in dem der Spieler in aller Ruhe eine Vielzahl von Gegnern ausschalten kann. Der neueste Serienteil kennt darüber hinaus auch optionale Steuerungsprofile für Linkshänder. Red Dead Redemption 2 bietet unter anderem auch akrobatische Einlagen, wie man sie aus typischen Action-Adventures kennt. So kann sich Arthur Morgan an Felskanten oder Fenstervorsprüngen hochziehen, um so auf Dächer oder Felsplateaus zu gelangen. Red Dead Redemption2 stellt dem Spieler darüber hinaus verschiedene Perspektiven zur Steuerung seines virtuellen Alter Egos zur Verfügung. Im einzelnen handelt es sich dabei um die Ego-Perspektive sowie diverse Kamera-Abstände in der 3rd Person- bzw. Schulterperspektive. Zudem kann die Spielkarte entweder verkleinert oder sogar komplett ausgeblendet werden. Die Karte am linken unteren Bildschirmrand kann auf Wunsch auch lediglich als Kompass dargestellt werden. Darüber hinaus hat der Spieler in Red Dead Redemption 2 die Möglichkeit, das Bandenlager schrittweise auszubauen. Mittels der "Crafting"-Funktion kann ihr virtuelles Alter Ego allerhand nützliche Gegenstände herstellen. Zudem sind im neuesten Serienteil alle Waffen auch modifizierbar. Die virtuellen Waffen lassen sich ähnlich wie in Fallout 4 personalisieren (Lack und Gravuren) und in mehreren Stufen aufrüsten (gedrehter Lauf, Zielfernrohr etc.). Die Attribute haben dabei direkte Auswirkungen auf Reichweite und Schaden der jeweiligen Waffe. Die entsprechenden Waffenwerte werden so sukzessive gesteigert. Red Dead Redemption 2 bietet folglich ein großes Portfolio an unterschiedlichen Waffen mit der jeweils passenden Munition. Exklusive Waffen lassen sich jedoch nicht bei den (gleichgeschalteten) Händlern käuflich erwerben. Um an diese seltenen Items zu gelangen, muss Arthur Morgan die entsprechenden Gegner (zumeist ehemalige Revolverhelden und Bandenchefs) im Feuergefecht ausschalten und sich schließlich der in Rede stehenden Waffen bemächtigen. Zudem empfiehlt es sich in Red Dead Redemption 2 die eigenen Waffen in regelmäßigen Abständen mit Waffenöl zu reinigen. Ein kurzweiliges Spielelement stellt die Durchsuchung der zahlreichen Gebäude und Räume in der virtuellen Spielwelt von Red Dead Redemption 2 dar. Die Fundstücke (insbesondere Briefe und Fotos) erinnern dabei nicht zuletzt an das korrespondierende Spielelement aus "The Last of Us". Ein weiteres innovatives Spielelement sind die Schatzsuchen in Red Dead Redemption 2. Diese führt der Spieler auf Basis vager Landschaftsskizzen durch. Zudem wird mit dem entsprechenden Spielfortschritt die nützliche Schnellreise-Funktion via Postkutsche freigeschaltet. Bereits ab dem 2. Kapitel bekommt der Spieler die Möglichkeit, den Spielfortschritt nach seinen Wünschen frei zu bestimmen. So kann der Spieler einerseits den gelb markierten Storymissionen folgen oder aber alternativ dazu z. B. Angeln oder Jagen gehen bzw. mit seinen Gefährten interagieren. Was das Deckungssystem von Red Dead Redemption 2 angeht, verfügt der neueste Serienteil dabei über ein solide funktionierendes Deckungsfeature ("R1"). Der Spieler kann somit per Tastendruck hinter Felsen oder Mauervorsprüngen in Deckung gehen. In Red Dead Redemption 2 werden Straftaten seitens ihres Alter Egos ebenso konsequent verfolgt wie in der GTA-Serie. Wird der (unvermummte) Spieler bei einer Straftat beobachtet, alarmiert der entsprechende Zeuge den Sheriff und der Spieler wird umgehend zur Fahndung ausgeschrieben. Dem Spieler bleibt nur die Möglichkeit den Zeugen vor Meldung des Verbrechens einzuschüchtern oder sogar auszuschalten. Bei laufender Fahndung bleibt dem Spieler erst einmal nur die Möglichkeit, sein virtuelles Alter Ego durch Flucht aus dem roten Verfolgungskreis in Sicherheit zu bringen. Die Jagd auf den Protagonisten wird in diesem Fall schließlich eingestellt. Dennoch wird auf den Spieler in diesem Fall ein Kopfgeld ausgesetzt, das der Spieler wiederum bei einer Poststation begleichen kann. Trotz eingeschränkter Dialogmöglichkeiten gelingt es der Regie von Red Dead Redemption 2, die Illusion einer reaktiven Bevölkerung aufrecht zu erhalten. In diesem Zusammenhang ist ein näherer Blick auf ihre zentrale Anlaufstelle in der Spielwelt geboten. Der folgende Exkurs soll sie mit den Eigenheiten des Lagerlebens bekannt machen. So ist der Spieler angehalten, einen Teil seiner Beute in die Gemeinschaftskasse der Bande von Dutch van der Linde einzuzahlen. Versäumt der Spieler dies über einen längeren Zeitraum, so weisen ihn seine Gefährten dezent darauf hin, dass es mal wieder Zeit für eine kleine Spende ist. Die Logistik des Lagers teilt sich in drei Bereiche (Munition, Nahrung und Medizin). Durch die Spenden der Mitglieder ist die Bande in der Lage, die entsprechenden Waren in speziellen Wagen für alle Gangmitglieder kostenlos vorzuhalten. Bei steigendem Verbrauch sinkt dabei der Vorrat (bzw. die entsprechenden Icons unter dem Namen des Lagers) von Gelb auf Weiß und schließlich Rot. Hinsichtlich des komplexen "Crafting"-Systems von Red Dead Redemption 2 sei hier nur angemerkt, dass der neueste Serienteil über 40 sammelbare Pflanzen kennt. Die entsprechenden Bestandteile der spielinternen Flora sind allerdings nur per "Adlerauge" ("L3"+"R3") sichtbar. Das entsprechende Feature erweist sich zudem als nützliche Hilfe bei der Jagd auf Wildtiere. In der in Rede stehenden Sicht treten die Spuren der verfolgten Wildtiere deutlich hervor. Ein interessantes Spielelement ist dabei die Jagd auf "legendäre" Tiere. Diese braucht der Spieler zur Herstellung spezieller Amulette, die dem Spieler wiederum permanente Vorteile etwa im Hinblick auf Ausdauer oder Dead Eye verschaffen. Dabei können die Werte für Gesundheit, Ausdauer und Dead Eye in jeweils acht Stufen aufgewertet werden. Die Jagd auf die in Rede stehenden Wildtiere oder Fische gliedert sich in Red Dead Redemption 2 in mehrere Abschnitte. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen zudem Kaliber und Art der zur Jagd verwendeten Waffe. Für "perfekte" Felle sollte der Spieler auf kleinkalibrige Waffen oder gleich den Langbogen zurückgreifen. Generell gilt, dass in Red Dead Redemption 2 alle Statusanzeigen (Gesundheit, Ausdauer, Dead Eye) komplett deaktivierbar sind. Ein interessantes Feature ist zudem der Umstand, dass Essen und Kleidung direkte Auswirkungen auf die körperliche Verfassung ihres Helden haben. Über- und Untergewicht haben dabei negative Auswirkungen. So führt Übergewicht zu weniger Ausdauer. Untergewicht hat wiederum einen negativen Einfluss auf die Gesundheit. Schließlich führt zu dünne Kleidung in den schneebedeckten Arealen im Norden der Spielwelt (Reminiszenz an das reale Alaska) zum schnellen Verlust an Lebensenergie. Red Dead Redemption 2 kennt zudem ein "Ehrensystem". Während die entsprechende Leiste zu Spielbeginn ausgeglichen ist, verschieben gute oder schlechte Taten die Leiste in den entsprechenden Bereich. Angezeigt werden die Änderungen hierbei durch das kurze Aufflackern eines Cowboy-Symbols. Der jeweilige Ehrenstatus hat dabei direkte Auswirkungen auf die Spielwelt. Insbesondere betrifft dies die Interaktion mit den zahlreichen NPCs. Positiven Einfluss auf die Ehre haben das Spenden in die Bandenkasse, das Helfen bei Unfällen und selbst die Almosen für bettelnde Bürgerkriegsveteranen. Besonders hoch angerechnet wird Arthur Morgan in diesem Zusammenhang das Verschonen besiegter Gegner. Negativ wirken sich hingegen das Bestehlen der eigenen Bande sowie weitere Fauxpas nach dem allgegenwärtigen Ehrenkodex des "Code of the West" aus. Leider kennt Red Dead Redemption 2 nur einen Schwierigkeitsgrad. Insbesondere sorgen die automatische Zielerfassung und die im Überfluss vorhandene Munition dafür, dass die "Outlaw Opera" von Rockstar Games tendenziell zu einfach ist. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die ungenaue Objekterfassung in Gebäuden. Diese macht sich in dem Umstand bemerkbar, dass ihr virtuelles Alter Ego im Regelfall oftmals hin- und herlaufen muss, bis er schließlich die Möglichkeit zur Interaktion mit der Umgebung hat. Dies gilt insbesondere für das Öffnen von Schubladen und Schränken und die Inbesitznahme der hierbei gefundenen Gegenstände. Im Mittelpunkt der Kritik stehen jedoch die wenig fordernden aber spektakulären Feuergefechte. Für geübte Spieler empfiehlt es sich, dass manuelle Zielen in den Optionen zu aktivieren, da die Feuergefechte ansonsten zu leicht ausfallen. Auch die Jagd ist bei automatischer Zielerfassung zu simpel. Ein marginaler Kritikpunkt an der ansonsten hervorragenden Regie von Red Dead Redemption 2 ist gleichzeitig ein Defizit aller Rockstar Epen. So werden die Biographien und Ansichten der handelnden Personen in kleinen Reise-Episoden erzählt. Während der Ausritte auf dem Weg zu neuen Missions-Schauplätzen erfährt der Spieler somit mehr über die Bandenmitglieder und ihre Beziehungen untereinander. Während der Reisen mit Pferd, Kutsche oder Boot schlägt das Storytelling immer wieder neue Kapitel auf. Die fehlende deutsche Synchronisation und die daraus folgenden Untertitel lenken den Spieler während seines virtuellen Handelns dabei immer wieder ab. Wer sich naturgemäß auf die Steuerung seines Protagonisten konzentriert, verpasst die in den Untertiteln gleichzeitig vermittelten Storyfragmente. Dieser Umstand gewinnt an verstärkter Bedeutung, wenn der Spieler zeitgleich eine Kutsche oder ein Gespann über die schmalen Feldwege von Red Dead Redemption 2 zirkeln muss. Zumindest dem Autor dieser Zeilen fehlt hierbei die grundsätzlich erforderliche Multitasking-Fähigkeit. Zudem kann sich Rockstar Games im Hinblick auf die Spielmechanik von Red Dead Redemption 2 nicht von seinen Arcade-Wurzeln lösen. Leider ist es trotz der komplexen Spielwelt in Red Dead Redemption 2 nicht möglich, wirklich alle Gebäude zu betreten. Zudem zwingen den Spieler die Storymissionen im Regelfall in ein enges Korsett. Dies betrifft insbesondere Route und Handlungsmöglichkeiten des Protagonisten. Bezüglich der in Rede stehenden Handlungsalternativen stellt Red Dead Redemption 2 dem Spieler immer wieder zwei Möglichkeiten zur Auswahl. So kann der Spieler zumeist zwischen Frontalangriff oder Ablenkungsmanöver wählen. Selbst allgemeine Aktionen (Angeln, Jagen etc.) müssen in Red Dead Redemption 2 erst in entsprechenden Missionen freigeschaltet werden. Gleiches gilt für nützliche Features wie die Schnellreise an die insgesamt 18 unterschiedlichen Orte der Spielwelt. Zudem ist etwa ein Anleger mit Boot in der Spielwelt von Red Dead Redemption 2 erst verfügbar, sobald der Spieler in entsprechende Aufrüstungen investiert hat. Als Reminiszenz an die "God of War"-Reihe besteht in der "Outlaw Opera" von Rockstar Games immer wieder die Möglichkeit, über "L2" gezielte Fragen zu stellen. Im Vergleich zu waschechten Rollenspielen mit ihren verzweigten Dialogstrukturen fallen die Dialoge in Red Dead Redemption 2 allerdings sehr knapp aus. Die Begegnungen mit den NPCs bleiben so vergleichsweise oberflächlich. Die Charakterentwicklung des Protagonisten beschränkt sich im wesentlichen auf die physische Komponente.         

Die Atmosphäre:

rdr2screenshot005Red Dead Redemption 2 überzeugt mit einer hervorragenden Storyline und nahezu perfekter Regie. Darüber hinaus bietet der neueste Serienteil eine lebendige, offene Spielwelt. Dabei lassen immer wieder unberechenbare Situationen das Spannungsthermometer steigen. Die Grundstimmung umfasst dabei viele Facetten (von humorvoll bis ernst und sogar unheimlich). Red Dead Redemption 2 kennt dabei stille Augenblicke sowie auch Momente mit lakonischem Humor. Zudem fehlt es nicht an Momenten mit expliziter Gewalt. Die fehlende Jugendfreigabe geht somit in Ordnung. Wichtig anzumerken ist, dass der Spieler neben der teilweise überzeichneten Gewalt im Verlaufe der gut 100 Stunden andauernden Story-Kampagne auch viele humoristisch überzeichnete Situationen und Nebenquests erlebt. Beispielhaft genannt sei hierbei der skurrile englische Zirkusdirektor dessen entlaufene Raubtiere Arthur Morgan im ersten Spieldrittel wiederbeschaffen soll. Darüber hinaus macht sich der Spieler bereits zu Spielbeginn auf die Suche nach ehemaligen Revolverhelden um einem Autor Material für ein Buch zu beschaffen. In einer anderen Mission fahren sie mit einer Gruppe von für ihr Wahlrecht demonstrierenden Frauen in die nächste Kleinstadt, wo sie prompt mit verärgerten Patriarchen zusammentreffen. Zudem unterhält auch der Protagonist mit trockenem Humor und einer Extraportion Selbstkritik. Generell überzeugt Red Dead Redemption 2 mit glaubwürdigen Charakteren und ausgefeilten Dialogen. Zudem haben die Entscheidungen des Spielers realistische Konsequenzen in der Spielwelt. Insbesondere die eigene Ehre wirkt sich im Verhalten der NPCs gegenüber dem Protagonisten spürbar aus. Der Spieler trägt somit im "Ehren"-System von Red Dead Redemption 2 die Konsequenzen seines Handelns im Guten wie im Schlechten. Rockstar Games lässt sich dabei ungewohnt viel Zeit bei der Charakterentwicklung und dem Storytelling. Daher fühlt sich der Spieler mit zunehmender Spielzeit als familiärer Teil der berüchtigten Bande von Dutch van der Linde. Überzeugen kann auch die großartige Fauna in Red Dead Redemption 2. Dabei bietet die Tierwelt im neuesten Serienteil über 120 unterschiedliche Arten. Die Vielzahl der Arten überzeugt mit entsprechenden Animationen sowie überraschend realen Verhaltensweisen. Zudem hinterlassen die Tiere sichtbare, individuell unterschiedliche Spuren in der Spielwelt. Darüber hinaus hat der Spieler hierbei die Möglichkeit, die Spuren im "Dead Eye"-Modus zu verfolgen. Abhängig von der Tageszeit sind jeweils andere Tierarten an bestimmten Orten zu sehen. Ihr virtuelles Alter Ego kann die unterschiedlichen Tierarten per Fernglas beobachten und damit sein Kompendium entsprechend erweitern. Hervorragend umgesetzt sind zudem auch die zahlreichen Jagd- und Angelausflüge des Protagonisten (Jagd mit Spuren, Windrichtung und Waffenrelevanz). Ein belebendes Spielelement ist auch die Schatzsuche mittels Skizzen. Im Zentrum des Spielerlebnisses von Red Dead Redemption 2 stehen die allgegenwärtigen gesellschaftlichen Verwerfungen in der Spätphase des "Wilden Westens". Insbesondere die Bande des Dutch van der Linde wirkt dabei wie ein Relikt aus archaischer Vorzeit, dessen einstmals natürlicher Lebensraum durch den unaufhaltsamen Fortschritt und die fortschreitende Zivilisation immer weiter zusammenschmilzt. Beispielhaft hierfür sind die immer wieder auftauchenden Mitarbeiter der "Pinkerton"-Agentur (ein Vorgänger des modernen FBI) zu nennen, die wiederum den natürlichen Lebensraum der verbleibenden Banden nachhaltig einschränken. Hier trifft der Ehrenkodex der Outlaws auf das moderne Gesetz des Staates. Die Entwickler von Rockstar Games konfrontieren den Spieler bereits im ersten Kapitel (rund zwei Stunden Spielzeit) mit den in Rede stehenden gesellschaftlichen Konflikten. Der Ausgang des Sezessionskrieges (1861-1865) wird in Red Dead Redemption 2 insbesondere durch die NPCs häufig thematisiert. So besucht der Spieler das fiktive Lemoyne im Südosten der Karte. Dabei fühlt er sich durch ausladende Baumwollplantagen und zugehörige Herrensitze sowie prächtige Alleen unmittelbar in die amerikanischen Südstaaten versetzt. Darüber hinaus finden sich in der Spielwelt von Red Dead Redemption 2 alte Schlachtfelder samt Kanonen und Schützengräben. Zudem begegnen dem Spieler immer wieder verwahrloste Veteranen oder sogar ehemalige Sklavenbesitzer. Letztere machen deutlich, dass die amerikanische Gesellschaft kurz vor der Jahrhundertwende durch einen tiefgreifenden Rassismus gekennzeichnet war. So wird der Spieler immer wieder mit dem allgegenwärtigen Rassismus konfrontiert. Dabei hilft der Spieler zum Beispiel einem afro-amerikanischen Arzt dabei, seine rollende Praxis wiederzuerlangen. Generell gilt, dass Red Dead Redemption 2 die amerikanische Geschichte herausragend umsetzt und schonungslos dokumentiert. Dies betrifft neben dem Sezessionskireg auch den Genozid an den in Reservaten zusammengepferchten Indianern sowie die Ausbeutung der Arbeiterschaft durch wenige Industrielle. Sogar die Anfänge der Mafia in den großen Städten der Spielwelt (Saint Denis im Süden der Spielkarte) werden in Red Dead Redemption 2 thematisiert. Es bleibt festzuhalten, dass Saint Denis bereits beim ersten Besuch durch den Spieler einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Angesichts der gewaltigen Wucht der fortschreitenden Industriealisierung (Fabrikhallen, mehrstöckige Wohnsilos, Hafen, Straßenbahn) fühlt sich der Spieler mit seinem Pferd wie ein wandelnder Anachronismus. Saint Denis ist somit ein weiterers Mosaikstück im Abgesang auf den ehemaligen "Wilden Westen" und seine Outlaws. Hinzu kommt, dass der Westen Amerikas entsprechend des historischen Settings kurz vor tiefgreifenden wirtschaftlichen Umbrüchen im Zuge der sich rasant ausbreitenden Industriealisierung steht. Positiv zu erwähnen sind auch zahlreiche weitere Details, die allesamt für eine lebendige Spielwelt sorgen. Neben dem persönlichen Tagebuch von Arthur Morgan sei hier vor allem die spannende Schatzsuche mittels Skizzen zu erwähnen. So kauft der Spieler einem reisenden Andalusier eine Schatzkarte ab. Darauf folgt eine mehrteilige Schatzsuche bei der sich der Spieler nur anhand vager Skizzen orientieren kann. Ein weiteres Puzzleteil in diesem Zusammenhang ist das authentisch umgesetzte "Archivmaterial" (Briefe, Fotos etc.) über bekannte Künstler, Literaten, Erfinder und Sportler. Die in Rede stehenden Dokumente finden sich immer wieder in der Spielwelt von Red Dead Redemption 2. Ein weiteres Spannungselement in der offenen Spielwelt von Red Dead Redemption 2 liegt in der Interaktion mit den NPCs. So trifftder Spieler auf zahlose NPCs, deren Gesinnung (Freund oder Feind) zunächst nicht ersichtlich ist. Entsprechende Icons oder rote Balken fehlen hier. Dabei können harmlos anmutende Situationen auch mal schnell eskalieren. Zumeist hat der Spieler via "L2" die Möglichkeit, sein virtuelles Gegenüber zu provozieren oder wahlweise zu beschwichtigen. Generell bringt das Fehlen einer klaren Freund- und Feindzuordnung ein hohes Maß an Realismus und Spannung mit sich. Besonders erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass die NPCs subtile Reaktionen auf das Verhalten des Spielers zeigen. So ist es selten ratsam, einen NPC über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Dieser quittiert das Spielerverhalten in einer Vielzahl der Fälle mit Aggression. Insbesondere durch die unberechenbaren Reaktionen der NPCs ergibt sich nicht selten eine situative Spannung. So reagieren verschiedene NPCs auf das identische Handeln des Spielers unterschiedlich. Beispielsweise reagieren NPCs auf Warnschüsse des Spielers in die Luft mit unterschiedlichem Verhalten (Flucht oder Angriff). Das überarbeitete "NPC"-Verhalten ist dabei ein  klarer Fortschritt im Spieldesign. Red Dead Redemption 2 versucht somit die psychische Komponente und Verfassung der Protagonisten auszuloten, kratzt bei diesem ambitionierten Vorhaben aber nur an der Oberfläche. Das gilt jedoch nicht für den Protagonisten von Rockstars Outlaw-Saga. Arthur Morgan gewinnt im Laufe des Abenteuers vor allem durch die Kommunikation mit seinen Gefährten deutlich an Profil. Bald ist verständlich, warum Dutch so große Stücke auf den lakonisch schweigsamen Cowboy hält. Die Innenansichten des Arthur Morgan werden in seinem bereits angesprochenen Tagebuch stimmungsvoll abgebildet. Neben Texten finden auch Zeichnungen (Herrenhäuser, Ruinen, Tiere etc.) den Weg in die persönlichen Aufzeichnungen des Protagonisten und offenbaren gleichsam sein künstlerisches Talent. Eine wesentliche Stärke von Red Dead Redemption 2 ist die natürlich wirkende Interaktion mit den Bandenmitgliedern im Lager. Dabei geht jeder der rund 20 NPCs seinem Tagwerk nach, so dass Arthur nicht erkennbar im Mittelpunkt steht. Hierin liegt gleichsam einer der wesentlichen Unterschiede zu herkömmlichen Rollenspielen. Das faszinierende Eigenleben der Bande ändert sich je nach Tageszeit. So lohnt es sich oftmals, am Lagerfeuer einfach den Geschichten  und Liedern der Weggefährten zuzuhören. Der Spieler kann außerdem an gelegentlichen Festen teilnehmen und tanzen oder sich einfach schlafen legen. Das Gemeinschaftserlebnis entfaltet sich so quasi im Vorbeigehen. Dabei weist Red Dead Redemption 2 mehr Zwischentöne auf als so manches klassische Rollenspiel. Eine besondere Bedeutung kommt in Red Dead Redemption 2 natürlich den Pferden zu. Das Spiel von Entwickler Rockstar Games kennt dabei rund 20 unterschiedliche Pferdearten (Mustang, Shire etc.). Die Pferde scheuen vor Bären und Schlangen und wittern diese meist bevor sie in das Blickfeld ihres virtuellen Alter Egos gelangen. Das Vertrauen zu Pferden in Red Dead Redemption 2 kann langsam aufgebaut werden. Der Spieler muss sein Pferd dabei in regelmäßigen Abständen Füttern und Striegeln, wenn Ausdauer und Gesundheit ihres treuen Gefährten über lange Sicht nicht in Mitleidenschaft gezogen werden sollen. Zudem hat der Spieler im neuesten Serienteil die Möglichkeit, Wildpferde mit dem Lasso einzufangen und diese anschließend zu zähmen. Hierzu muss ihr Alter Ego langsam auf das Wildpferd zugehen um es zu beruhigen und es Schritt für Schritt an sich zu gewöhnen. Anschließend lässt sich über vier Stufen Vertrauen zu dem jeweiligen Pferd aufbauen. Zudem werden dabei nützliche Bewegungsabläufe (seitwärts Tänzeln, Piaffen etc.) freigeschaltet. Weiterhin wird die Weltkarte von Red Dead Redemption 2 im Rahmen ihrer Erkenntnisse automatisch aktualisiert. Entdeckt der Spieler spezielle Orte oder Tiere, kommen entsprechende Namen bzw. Zeichnungen dazu. In den virtuellen Feuergefechten bietet Red Dead Redemption 2 viel Abwechslung. Die Bandbreite reicht dabei von kleinen Scharmützeln über die Verteidigung eigener Positionen bis hin zu Infiltrationseinsätzen und groß angelegten Überfällen. Oftmals hat der Spieler zu Beginn der Feuergefechte die Wahl, ob er selbst vorangehen will oder lieber ein Bandenmitglied vorschickt. Mit der jeweiligen Entscheidung ändert sich im Regelfall auch der Spielstil (Frontalangriff oder flankierendes Vorrücken). Die Action selbst inszenieren die Entwickler von Rockstar Games gekonnt. So liefert sich der Spieler etwa ein wildes Feuergefecht mit den Wachen einer in Flammen stehenden Tabakplantage. In einer besonders schwierigen Mission gilt es, als einzelner Kopfgeldjäger ein ganzes Fort gegnerischer Banditen auszuschalten. Spätestens hier kommt das "Dead Eye" zum Einsatz. Red Dead Redemption 2 kennt natürlich auch die aus Hollywood-Filmen wie "The Wild Bunch" von Regisseur Sam Peckinpah bekannten "Shoot Outs". In den in Rede stehenden Revolverduellen muss der Spieler seine Waffe ziehen und kann dann einzelne Körperteile seines Rivalen anvisieren. Darüber hinaus adelt Red Dead Redemption 2 besonders gelungene Treffer mit einer Zeitlupeneinstellung. Die Schussgefechte eskalieren darüber hinaus öfters zu brachialen Nahkämpfen. In diesen Situationen kann der Spieler zuschlagen, kontern oder ausweichen. Zudem soll hier auf ein motivierendes Detail am Rande eingegangen werden. So erhält der Spieler am Ende eines Auftrages eine bronzene, silberne oder goldene Trophäe. Die entsprechenden Auszeichnungen variieren hierbei in Abhängigkeit von Schnelligkeit, Zielgenauigkeit und eventuell erlittenen Verwundungen. Bei allem Lob sind jedoch auch einige Kritikpunkte anzusprechen. So ist die Charakterentwicklung in Red Dead Redemption 2 nur rudimentär angelegt. Zudem fällt die Kommunikation mit den NPCs teilweise zu schematisch aus. Insbesondere an Fragemöglichkeiten fehlt es in diesem Zusammenhang. Zudem haben die Geschäfte in Red Dead Redemption 2 allesamt die gleiche Auswahl an Waren. Dies wird insbesondere bei Kleidung und Waffen deutlich. Eine weitere Unstimmigkeit ist der Umstand, dass die im Rudel jagenden Wölfe bei Warnschüssen durch den Spieler nicht die Flucht ergreifen.                

Der Multiplayer-Modus:

rdr2screenshot006Red Dead Redemption 2 bietet dem Spieler einen an "GTA Online" angelehnten Mehrspielermodus. Dabei ist die komplette Spielwelt des neuesten Serienteils mit Freunden frei erkundbar. Wie schon im Serienvorgänger Red Dead Redemption bietet auch der Multiplayer-Modus des neuesten Serienteils wieder den in Rede stehenden "Free Roam"-Modus. In diesem kann der Spieler die riesige Welt der Outlaw-Saga frei bereisen. Die einzelnen User können sich dabei zu Banden zusammenschließen und gegen feindliche Clans kämpfen oder gemeinsame Herausforderungen absolvieren. Alternativ dazu können sie mit ihren virtuellen Freunden zu Jagdausflügen aufbrechen oder schlichtweg auf Erkundungsreise gehen. Neben einer Vielzahl an unterschiedlichen Multiplayer-Modi bietet der sogenannte "Red Dead Online"-Modus ein mobiles Lager, in dem die aus der Solospieler-Kampagne bekannten NPCs mit neuen Missionen auf den Spieler warten. Dabei überzeugt "Red Dead Online" zudem mit einem umfangreichen Charaktereditor. Leider bietet der Multiplayer-Modus des neuesten Serienteils abseits der Banden-Bildung zu wenig Inhalte für Solo-Spieler. Die stumme Spielfigur ist hierbei ebenso zu kritisieren wie der enorme Geldbedarf und die teilweise noch ausbaufähigen Multiplayer-Modi von "Red Dead Online".    

Fazit und Gesamtwertung:

In der großen Spielwelt von Red Dead Redemption 2 werden die historischen Merkmale und sozialen Umwälzungen des 19. Jahrhunderts deutlich spürbar. Dies betrifft den "Code of the West" ebenso wie den Genozid an den indianischen Ureinwohnern. Zudem stehen die Sklaverei und der verheerende Bürgerkrieg mit seinem nach wie vor akuten Nord-Süd-Konflikt im Fokus des neuesten Serienteils. Dramaturgie und Spielwelt machen die überragende Anziehungskraft von Red Dead Redemption 2 aus. Eine der großen Stärken der "Outlaw Opera" von Rockstar Games liegt in der bislang lediglich aus Rollenspielen bekannten "Party-Interaction". So steht die Bande von Dutch van der Linde im Mittelpunkt der Storyline von Red Dead Redemption 2. Mit zunehmender Spielzeit entfaltet sich ein Geflecht von sozialen Beziehungen zwischen den insgesamt 20 unterschiedlichen Bandenmitgliedern. Jeder dieser NPCs hält dabei zumindest eine Story-Mission für den Protagonisten Arthur Morgan bereit. In diesem Zusammenhang muss ein weiteres Mal die Regie von Red Dead Redemption 2 gelobt werden. So gelingt es den Entwicklern von Rockstar Games meisterhaft, die Biographien der handelnden Personen in kleinen Episoden einfließen zu lassen. Dies geschieht zumeist in den Reise-Episoden der "Outlaw Opera". Darüber hinaus kann Red Dead Redemption 2 auch in technischer Hinsicht restlos überzeugen. Vor allem in grafischer Hinsicht bewegt sich das neueste Werk von Rockstar Games auf Referenzniveau. Im Hinblick auf die Spielmechanik sind die zwar spektakulären aber leider zumeist wenig fordernden Feuergefechte kritisch zu erwähnen. Jedoch bleibt es dem Spieler unbenommen, die automatische Zielerfassung in den Optionen abzuschalten. Weiteren Anlass zur Kritik bietet jedoch die lediglich rudimentäre Charakterentwicklung des Protagonisten. Diese Mängel treten jedoch gegenüber der ungebrochenen Anziehungskraft von Dramaturgie und Spielwelt (insbesondere Flora und Fauna) in den Hintergrund. Red Dead Redemption 2 ist vielmehr ein zeitloses Meisterwerk, welches die zahlreichen Auszeichnungen seitens der Fachpresse mehr als verdient hat.

 

Spielspaßwertung: 94 %

 

Releasedatum: 26.10.2018

 

Technische Daten:

  • Publisher: Take 2
  • Entwickler: Rockstar Games
  • Videomodi: 720p, 1080p
  • Installationsgröße: 105 GB
  • USK: keine Jugendfreigabe