World in Conflict - Review (PC)

Der Kalte Krieg eskaliert auf ihrem PC !

Die Entwickler von Massive Entertainment haben mit World in Conflict ihr neuestes Werk veröffentlicht. Die schwedischen Entwickler setzen dabei auf ein faszinierendes "Was wäre wenn?"-Szenario. In der Spielwelt von World in Conflict eskaliert der Kalte Krieg zwischen den Supermächten gegen Ende der 80er-Jahre. Wie glaubhaft die Entwickler dieses alles andere als unrealistische Szenario umgesetzt haben, klären wir in unserem ausführlichen Testbericht.

 

Das Spielprinzip:

Entgegen der gängigen Konventionen im RTS-Genre erfordert World in Conflict keinen Basisbau. Zudem sammelt der Spieler auch keine Rohstoffe. Stattdessen setzen die Entwickler von Massive Entertainment auf ein System von Nachschubpunkten. Dabei beginnt der Spieler die jeweilige Mission mit einer vorgegebenen Anzahl an Einheiten. Bei Verlusten werden die entsprechenden Nachschubpunkte dem Spielerkonto nach und nach wieder gutgeschrieben. Während der Missionen gilt es, dynamisch wechselnde Einsatzziele zu erfüllen. Dabei ist zumeist ein Zielgebiet zu besetzen oder ein feindlicher Kommandoposten zu erobern. An die Eroberung eines derartigen Kommandopostens schließt sich im Regelfall dessen Verteidigung gegen einen sowjetischen Konterangriff an. Erreicht der Spieler alle primären Missionsziele, so schaltet er den nächsten Abschnitt der episch angelegten Kampagne frei. Darüber hinaus gilt es innerhalb der umfangreichen Levels, optionale Aufgaben zu erledigen. Die Erfüllung dieser Sekundärziele bringt dabei diverse spieltaktische Vorteile. So stehen fortan etwa Artilleriesperrfeuer oder Luftangriffe zur Verfügung. Zudem werden sie mit Orden und Medaillen in der abschließenden Einsatzbesprechung belohnt.   

Die Hintergrundgeschichte:

Anflug auf SeattleIn der Welt von World in Conflict steht die Sowjetunion kurz vor dem Stattsbankrott und kann daher das Wettrüsten mit den USA nicht weiter aufrechterhalten. Zudem sieht sich der Kremel durch das von Ronald Reagan forcierte "Star Wars"-Projekt bedroht. Das fragile Kräftegleichgewicht zwischen den Blöcken droht sich folglich zugunsten der USA zu verschieben. In dieser verzweifelten Lage beschließt das Politbüro die Invasion West-Europas. Die sowjetischen Truppen greifen dabei zunächst entlang des Eisernen Vorhanges das westdeutsche Territorium an. Zusätzlich dazu landet ein russisches Invasionskorps an der Mittelmeerküste von Südfrankreich. Schließlich erfolgt der nicht für möglich gehaltene Angriff der sowjetischen Truppen auf den amerikanischen Kontinent. Der Spieler übernimmt nun die Rolle von Lieutenant Parker. Der Protagonist hat soeben die Akademie von West Point absolviert und bekommt schließlich die Gelegenheit, sein Können bei der Verteidigung von Seattle gegen die russischen Invasoren unter Beweis zu stellen.  

Die Grafik:

Die Einheiten sind detailreich umgesetztHinsichtlich der Grafik bewegt sich World in Conflict auf Referenzniveau. Kaum ein aktuelles RTS-Game bietet derart detailierte Explosionen wie das jüngste Spiel von Massive Entertainment. Neben den Partikeleffekten ist zudem die stimmige Beleuchtung der einzelnen Maps lobend zu erwähnen. Diese taucht die jeweilige Szenarie in das passende Licht. Vom klaren Himmel über den Eiswüsten Sibiriens bis hin zum trostlosen Grau nach einem taktischen Atomschlag ist dabei nahezu jede Lichtstimmung vertreten. Darüber hinaus haben die schwedischen Entwickler keine Mühen gescheut, um die zahlreichen Einheiten in World in Conflict möglichst detailgetreu nachzubauen. Vom Kampfpanzer über den Truppentransporter bis hin zum Helikopter sehen die virtuellen Einheiten ihren realen Vorbildern zum verwechseln ähnlich. Die polygonreich modellierten Einheiten lassen dabei gerade auf der höchsten Zoomstufe eine Vielzahl von Details erkennen. Ebenfalls lobend zu erwähnen sind die in Ingame-Grafik inszenierten Zwischensequenzen. Diese führen die Story während der Einsätze fort und stellen zugleich die inhaltliche Verbindung zwischen den wechselnden Missionszielen her.    

Der Sound:

In Sachen Sound vermag World in Conflict ebenso zu überzeugen. Neben den wuchtigen Surround-Effekten hat uns insbesondere auch die deutsche Synchronisation der NPCs gefallen. Lieutenant Parker, Colonel Sawyer, Captain Bannon und Co. unterhalten sich dabei in akzentfreiem Deutsch. Insbesondere der Funkverkehr zwischen den Einheiten ist in World in Conflict nicht frei von bitterem Sarkasmus. Gerade die allgegenwärtige sowjetische Übermacht auf dem europäischen Kontinent bietet dabei Anlass für ebenso treffende wie zynische Kommentare seitens der Protagonisten.  

Die Steuerung:

Das Verstärkungsmenü in Aktion Im Gegensatz zu der Spielmechanik und dem außergewöhnlichen Szenario orientiert sich die Steuerung von World in Conflict weitestgehend an den Genre-Standards. So steuern sie die Kamera mittels der Maus und den WASD-Tasten. Zudem fassen sie mit der "Lasso"-Methode mehrere Einheiten zu einem Kampfverband zusammen. Dabei ziehen sie mit gedrückter linker Maustaste einen Kreis um die auszuwählenden Einheiten. Anschließend können sie den gruppierten Einheiten eine Kurzwahltaste (Ziffern 1 bis 9) zuordnen. Die Einheiten in World in Conflict ergänzen sich dabei nach dem Stein, Schere, Papier-Prinzip. Somit ist eine ausgewogene Zusammenstellung der eigenen Einheiten erforderlich, um letztlich alle Missionen siegreich zu absolvieren. Die Einheiten in World in Conflict lassen sich dabei in vier Kategorien (Infanterie, Panzertruppen, Luftwaffe sowie Unterstützung) zusammenfassen. In die letztgenannte Kategorie fallen dabei Artillerie, Flak sowie Reperaturpanzer. Als nächstes wenden wir unsere Aufmerksamkeit dem Aufbau des Interfaces zu. Am rechten oberen Bildschirmrand befindet sich das "Verstärkungen"-Menü. Dieses gibt ihnen die Möglichkeit, ihr Truppenkontingent sinnvoll aufzustocken und eventuelle Verluste auszugleichen. Zudem können sie hier die Absetzzone innerhalb des von ihnen kontrollierten Gebietes frei wählen. Am linken oberen Bildschirmrand befindet sich das Menü für "Taktische Hilfe". Hier fordern sie Artillerieschläge oder Luftangriffe an. Demgegenüber befindet sich am rechten unteren Bildschirmrand das kontextsensitive "Befehls"-Menü für die jeweils aktive Einheit. Dabei verfügen alle Einheiten in World in Conflict über offensive und defensive Spezialfähigkeiten. So kann zum Beispiel der Leopard 2A4-Panzer der NATO-Truppen wahlweise HEAT-Munition zur Bekämpfung leicht gepanzerter Ziele laden (Offensivfähigkeit). Alternativ dazu verschießt der in Rede stehende Kampfpanzer gegebenenfalls Rauchgranaten, die ihn kurzzeitig hinter einer schützenden Rauchwand verschwinden lassen (Defensivfähigkeit). Die Einheiten in World in Conflict lassen sich in zwei unterschiedlichen Formationen bewegen. Ihr Truppenverband rückt dabei entweder in Reihe zum Angriff vor oder marschiert in Kolonnenform in das jeweilige Kampfgebiet. Leider kommt es bei der Wegfindung der Einheiten mitunter zu Problemen. So bleiben Teile ihres Verbandes an Hindernissen hängen oder bewegen sich auf Umwegen zur Kampflinie. Wenn sich ein Truppenverband auf dem Weg von der Absetzzone an die Front verirrt, ist dies im Regelfall gleichbedeutend mit dem Verlust eines strategisch wichtigen Kontrollpunktes. Gerade in der Hektik eines Mehrfronten-Gefechtes erfordert World in Conflict daher ein ständiges manuelles Nachjustieren der Einheitenbewegung. Die Koordination der einzelnen Einheitengruppen während der dynamischen Gefechte ist dabei zugleich ihre Hauptaufgabe in World in Conflict.   

Die Atmosphäre:

Ein Dorf in SüdfrankreichEin Bonuspunkt von World in Conflict sind zweifelsohne die abwechslungsreichen Schauplätze der Einzelspieler-Kampagne. Sie kämpfen dabei sowohl in Großstädten (Seattle) als auch im landwirtschaftlich geprägten Binnenland des Mittleren Westens. Hinzu kommen Einsätze im malerischen Südfrankreich und in den Eiswüsten Sibiriens. Gerade der letztgenannte Ausflug hinter die feindlichen Linien ist dabei an Dramatik kaum zu überbieten. Alle Schauplätze von World in Conflict sind grafisch hervorragend umgesetzt. Auf den weitläufigen Karten bieten sich ihren Truppen immer wieder alternative Marschrouten zum Einsatzziel. Zudem bekommen sie mitunter die Gelegenheit zu überraschenden Flankenangriffen. Actionreiche Kämpfe mit beeindruckenden Explosionen sind dabei an der Tagesordnung. Da bereits der Verlust eines einzigen Kontrollpunktes über den Erfolg oder Misserfolg einer Mission entscheiden kann, bleibt auch das Spannungsniveau von World in Conflict konstant hoch. Lediglich zwischen den einzlenen Missionen bleibt dem Spieler etwas Zeit zum durchatmen. Dabei wird die Hintergrundgeschichte von World in Conflict in Form von vertonten Standbildern erzählt. Im Gegensatz zu den Zwischensequenzen in Ingame-Grafik mag hier jedoch keine echte Identifikation mit den Protagonisten aufkommen. Colonel Sawyer und Captain Bannon gewinnen folglich vor allem während der Missionen an Profil. Dasselbe gilt in vermindertem Maße auch für ihr Alter Ego Lieutenant Parker. In diesem Zusammenhang ist insbesondere der geschickt eingesetzte Funkverkehr zwischen den kämpfenden Einheiten lobend zu erwähnen. Im Gegensatz zu den Protagonisten fällt die Identifikation mit den eingesetzten Einheiten schwer. So gewinnen die Einheiten zwar während der Missionen an Erfahrung. Andererseits verzichtet World in Conflict jedoch auf eine wirkliche "Kern"-Armee. So sehen sie sich vor Missionsbeginn immer wieder mit kampfunerfahrenen Einheiten konfrontiert. Demgegenüber sind die Einheiten in World in Conflict sehr realitätsgetreu umgesetzt. Das Spiel simuliert nahezu alle bedeutsamen Einheiten der damaligen Truppenkontingente. Schon ein flüchtiger Blick auf die Einheiten der NATO und des Warschauer Paktes macht deutlich, dass die Entwickler von Massive Entertainment die zeitgenössische Wehrtechnik realistisch abgebildet haben. Der Schlüssel zur erfolgreichen Absolvierung der Einzelspieler-Kampagne liegt dabei im taktisch geschickten Einsatz der unterschiedlichen Truppengattungen. Darüber hinaus macht die Symmetrie zwischen den Einheiten der beiden Blöcke deutlich, dass sich die beiden Parteien im Ergebnis recht ähnlich spielen.    

Der Multiplayer-Modus:

Die Explosionen sind beeindruckendDer Mehrspieler-Modus von World in Conflict ist wesentlich mehr als nur der Appendix einer exzellenten Einzelspieler-Kampagne. World in Conflict bietet vielmehr spannende Multiplayer-Gefechte für bis zu 16 Spieler. In der Retail-Version enthält World in Conflict dabei insgesamt 20 abwechslungsreiche Karten. Die Matches werden über LAN oder über die Online-Plattform Massgate ausgetragen. Zur Auswahl stehen dabei die drei Spielmodi "Vorherrschaft", "Angriff" und "Tauziehen". In allen drei Spielmodi treten dabei jeweils zwei Teams gegeneinander an. Im Modus "Vorherrschaft" gilt es, die Kontrolle über die Mehrzahl an Kommandoposten zu erlangen. Im Modus "Angriff" wechseln Angreifer und Verteidiger stattdessen rundenweise. Entscheidend ist hierbei, welche Seite innerhalb einer festgelegten Zeit mehr Kommandoposten erobert hat. Im Modus "Tauziehen" dient hingegen ein langgezogener Kommandoposten als Hauptkampflinie. Zudem existiert in World in Conflict noch der sog. "Wenige Spieler"-Modus. In diesem Modus lassen sich komfortabel "1 vs. 1" oder "2 vs. 2"-Matches festlegen. Im Gegensatz zu den drei vorgenannten Spielmodi existiert im "Wenige Spieler"-Modus kein Rollensystem. Sie übernehmen daher das Kommando über Einheiten aus allen vier Waffengattungen. Dieser Modus stellt somit hohe Anforderungen an die Koordination der Einheiten und richtet sich folglich vor allem an erfahrene Spieler. Zu Beginn eines Online-Gefechtes in den Standardmodi wählt der Spieler hingegen gemäß des implementierten Rollensystemes eine der vier Waffengattungen (Infanterie, Panzertruppen, Luftwaffe oder Unterstützung) als Spielfraktion aus. Die Panzertruppen spielen sich dabei vergleichsweise unkompliziert während der gezielte Einsatz der Infanterie viel Mikromanagement erfordert. Aus der resultierenden Rollenverteilung ergibt sich gleichzeitig die Notwendigkeit zu enger taktischer Abstimmung innherhalb der einzelnen Teams. Dies geschieht idealerweise über den integrierten Voice-Chat via Headset. Generell ist festzuhalten, dass die Online-Plattform Massgate eine weitgehend freie Konfigurierung der Online-Matches erlaubt. Dies fängt bei der komfortablen Online-Lobby an und setzt sich über die integrierten Ranglisten fort. Zudem verfügt Massgate über vorbildliche Clan-Funktionen. Darüber hinaus erlaubt World in Conflict die Aufzeichnung von Multiplayer-Matches sowie den nahtlosen Einstieg in bereits laufende Partien. Ergänzend ist anzumerken, dass World in Conflict bereits in der Verkaufsversion einen umfangreichen Editor zur Erstellung eigener Mehrspieler-Karten enthält.       

Fazit und Gesamtwertung:

World in Conflict überzeugt mit exzellentem Missionsdesign und einem außergewöhnlichen Szenario. Dabei hebt das Szenario mit seiner alternativen Timeline des Kalten Krieges das Spiel aus der Masse an RTS-Games mit Fantasy-Setting hervor. Insbesondere die dynamisch wechselnden Missionsziele sorgen zudem für spannende Gefechte auf den stimmungsvollen Maps. Darüber hinaus kann auch die technische Komponente von World in Conflict nahezu uneingeschränkt überzeugen. Die Grafik bewegt sich auf Referenzniveau und die Synchronisation der Protagonisten ist durchweg gelungen. In Verbindung mit dem exzellenten Multiplayer-Modus wird World in Conflict so zu einem echten Schwergewicht im überschaubaren RTS-Genre.

 

Spielspaßwertung: 87 %

 

Releasedatum: 21.09.2007

 

Minimale Systemanforderungen:

  • Windows Vista, Windows XP
  • Prozessor: 2,2 GHz (Windows Vista), 2 GHz (XP)
  • Speicher: 1 GB (Windows Vista), 512 MB (XP)
  • Grafikkarte: DirectX 9.0c kompatibel, 128 MB
  • Festplattenplatz: 8 GB