Football Manager 2011 - Review (PC)

Sind sie der legitime Nachfolger von Alex Ferguson ?

Seit nunmehr 26 Jahren lenkt der Schotte Alex Ferguson schon die Geschicke des englischen Spitzenklubs Manchester United. Bei diesem Vorhaben war der mittlerweile in den Adelsstand erhobene Schotte bekanntlich sehr erfolgreich. Natürlich wurden bereits vielfach potentielle Nachfolger gehandelt. Dennoch thront der Schotte noch immer auf dem Trainerstuhl des Traditionsvereines. Lediglich in der virtuellen Welt bietet sich für selbsternannte Manager die Chance, den vielfachen "Champions League"-Sieger einmal selbst zu coachen. Und was liegt dabei näher, als auf die ambitionierte "Football Manager"-Serie von Sports Interactive zurückzugreifen? Diese erfreut sich im Mutterland des Fussballes großer Beliebtheit. Im deutschsprachigen Raum ist der Football Manager 2011 nur als Import erhältlich. Da die Lizenzrechte für die deutschen Profiligen exklusiv bei Electronic Arts liegen, hat der Publisher SEGA folgerichtig auf eine Veröffentlichung des Football Managers 2011 in Deutschland verzichtet.

 

Das Spielprinzip:

Der Fokus des Football Managers 2011 liegt eindeutig auf der sportlichen Komponente des Trainergeschäftes. In Vergleich zum deutschen Konkurrenten Fussball Manager 11 werden wirtschaftliche Aspekte weitgehend ausgeklammert. Während man im Konkurrenzprodukt des Entwicklers Bright Future sogar die Preise der unterschiedlichen Merchandising-Artikel manuell festlegen kann, kann der Spieler im englischen Pendant noch nicht einmal die Eintrittspreise selbst bestimmen. Auch in Sachen Spielergehälter und Ablösesummen sollten sie sich stets innerhalb den von der Vereinsführung vorgegebenen Budgets bewegen. Ansonsten riskieren sie einen rasanten Vertrauensverlust, der sie früher oder später unweigerlich um ihr virtuelles Traineramt bringen wird. Entscheidender Faktor für die Sicherheit ihres Jobs ist jedoch der sportliche Erfolg. Bleibt dieser aus, so kann sie auch ein solides Finanzgebahren nicht vor der schon beinahe zwangsläufigen Entlassung bewahren. Im sportlichen Bereich dreht sich dabei alles um die detailierte Ausarbeitung einer erfolgreichen Taktik. Haben sie schließlich eine auf die Struktur des Kaders abgestimmte, funktionierende und erfolgreiche Spielweise entwickelt, so gilt es fortan die Mannschaft punktuell mit den entsprechenden Spielertypen zu verstärken. Dabei sollten sie neben den rein sportlichen Fähigkeiten der potentiellen Neuverpflichtungen auch auf deren Charakter achten. Insbesondere für die Mannschaftsmoral bei Rückständen ist es wichtig, dass sie einige Führungsspieler in den eigenen Reihen haben. Zudem müssen sie bei ihrer Transfertätigkeit auch den Umstand ins Kalkül ziehen, dass eine Vielzahl von Neuverpflichtungen zugleich die "Chemie" eines eingespielten Teames zerstören kann.

Die Neuheiten:

Das neue Interaktionssystem im EinsatzDer Football Manager 2010 brachte umfassende Neuerungen wie den "Taktik-Generator", das "Match Analyse Tool" und die sog. "Touchline Shouts". Demgegenüber halten sich die Neuerungen im Football Manager 2011 in vergleichsweise engen Grenzen. Die wichtigste Veränderung betrifft zweifelsohne das Interaktionssystem mit den Spielern. Statt der indirekten Kommunikation über die Presse stehen im Football Manager 2011 nun direkte Einzelgespräche mit den Spielern auf dem virtuellen Stundenplan. Das neue Gesprächssystem läuft dabei in Form eines Dialoges mit dem jeweiligen Gegenüber ab. Die Interaktion lässt dabei trotz vielversprechender Ansätze einiges an Tiefe und Auswahlmöglichkeiten vermissen. So kommt man schnell in die unglückliche Lage, einen Spieler mit an und für sich berechtigter Kritik nachhaltig zu verärgern. Dieser verweigert in der Folgezeit dann jeden persönlichen Kontakt mit ihnen. Insbesondere bei Leistungsträgern kann der damit einhergehende Moralverlust negative Auswirkungen auf das gesamte Team haben. Ebenfalls neu im Football Manager 2011 ist die sog. "Match Day Preperation". Diese konsequente Erweiterung des Trainingsystemes gibt ihnen die Möglichkeit, ihr Team auf den kommenden Gegner einzustellen. Bei Bedarf können sie dieses speziell auf den nächsten Kontrahenten abgestimmte Training auch ihrem Assistenztrainer überlassen. Je nach dessen Fähigkeiten bereitet dieser die Mannschaft dann mehr oder weniger gekonnt auf den nächsten Spieltag vor. Darüber hinaus bietet der Football Manager 2011 ein nochmals verbessertes Feedback des Trainerstabes. Innerhalb der sog. "Backroom Meetings" geben ihnen ihre Assistenztrainer wertvolle Hinweise für die individuelle Trainingsgestaltung einzelner Spieler. Zudem schlägt ihr Trainerstab auch potentielle Kandidaten für Neuverpflichtungen vor. Hierbei lohnt es sich häufig, ihre Scouts umgehend auf die entsprechenden Spieler anzusetzen. Nicht selten lassen sich so Schwachpunkte in der Teamstruktur mit vergleichsweise preiswerten Spielern beheben. Schließlich kommt im Football Manager 2011 auch ein grundlegend überarbeitetes Transfer- und Verhandlungssystem zum Einsatz. Erstmals in der Seriengeschichte laufen die entscheidenden Vertragsverhandlungen nun in direkter Auseinandersetzung mit den neu eingeführten Spielerberatern ab. Die Berater der virtuellen Profis unterscheiden sich dabei im Hinblick auf ihre Geduld und die jeweiligen Prämienforderungen. Zudem hängt der Einfluss des Spielerberaters auf den Entscheidungsprozess seines Schützlinges maßgeblich von der ihm eigenen Überzeugungskraft ab. 

Die Grafik:

Spielerbilder werden von der Community bereitgestelltAuch im Football Manager 2011 haben die Entwickler von Sports Interactive die hauseigene Grafikengine nochmals überarbeitet. Dennoch bleibt die optische Darstellung des Spielgeschehens weit hinter dem Konkurrenzprodukt von EA Sports zurück. So setzt der Fussball Manager 11 auf die aktuelle Version der "FIFA"-Engine und brennt so ein regelrechtes Feuerwerk an Effekten ab. Dagegen wirkt die 3D-Darstellung des Football Managers 2011 weitgehend überholt. Insbesondere Grätschen und Dribblings fallen im Konkurrenzprodukt von EA Sports deutlich realistischer aus. Es ist jedoch positiv anzumerken, dass es dem Football Manager 2011 trotz dieser offensichtlichen Defizite erstaunlicherweise gelingt, durchweg überzeugende Spielszenen darzustellen. Im Gegensatz zu den generisch wirkenden 3D-Szenen des Fussball Managers 11 hat man beim neuesten Vertreter der "Football Manager"-Serie stets das Gefühl, ein glaubwürdiges Fussballspiel zu verfolgen. Obwohl die taktische Grundausrichtung der Mannschaften immer erkennbar bleibt, verläuft dennoch jeder Angriff anders. Die virtuellen Partien erinnern so an "Rasenschach" im besten Sinne des Wortes. Darüber hinaus sind auch kleine Fortschritte gegenüber der Vorjahresversion auszumachen. So wurde insbesondere der Torjubel der Polygonkicker überarbeitet. Dieser gestaltet sich dank neuer Animationsphasen nun deutlich variantenreicher als noch im Football Manager 2010. Generell gilt, dass die Entwickler von Sports Interactive die 3D-Matchdarstellung in vielen Details optimiert haben. Lediglich das spärlich animierte Pixelpublikum bleibt ein beständiges Ärgernis. Zudem entspricht die Anzahl an Zuschauern in den virtuellen Stadien bei weitem nicht dem eigentlichen Zuschaueraufkommen. Selbst das ausverkaufte "Theatre of Dreams" entfaltet im Football Manager 2011 keine wirkliche Faszination. Ein weiteres optisches Manko stellen die in vielen Ligen fehlenden Spielerbilder dar. Dies gilt insbesondere für die insoweit nicht lizenzierten deutschen Profiligen. Diese verfügen lediglich über Originalnamen von Spielern und Vereinen. Vereinswappen und Spielerbilder suchen sie hier hingegen vergeblich. Abhilfe schaffen jedoch die zahlreichen "Fan-Datensätze" der aktiven Community. Demgegenüber überzeugen die offiziell lizenzierten Ligen schon in der Verkaufsversion des Football Managers 2011 mit hochwertigen Spielerbildern und detailierten Wappen. Bei allem Lob für das optische Feintuning am Football Manager 2011 bleibt jedoch festzuhalten, dass das Spiel zumindest in den verschachtelten Menüs immer noch den Charme einer Tabellenkalkulation besitzt. 

Der Sound:

Während die grafische Qualität der traditionsreichen "Football Manager"-Serie von Jahr zu Jahr erkennbare Fortschritte macht, bleibt die enttäuschende Soundkulisse ein beständiges Ärgernis. Beispielsweise kommen die Menüs des Spieles vollkommen ohne Hintergrundmusik aus. Darüber hinaus fehlt auch ein Kommentator, der die realistischen Spielszenen kongenial untermalen könnte. Ebenso enttäuschend ist die Stadionkulisse des Football Managers 2011. Diese passt sich in engen Grenzen dynamisch an das Spielgeschehen an. Im Ergebnis kann die Stadionkulisse jedoch wenig überzeugen. Insbesondere fehlen auch jegliche Fangesänge. Dasselbe gilt für die mittlerweile weit verbreiteten Einlauf- und Tormusiken. Immerhin lässt sich anhand der spärlichen Zuschauerreaktionen die Anzahl der Satdionbesucher grob abschätzen. Wir haben die dürftige Soundkulisse bereits im Test des Vorgängers bemängelt. Daher sind wir gespannt, ob es Sports Interactive wenigstens im Football Manager 2012 gelingen wird, sich in dieser Hinsicht vom zweifelhaften Charme einer Tabellenkalkulation zu verabschieden.   

Die Steuerung:

Assistenten sind jederzeit zuschaltbarDer Football Manager 2011 verfügt im Grundsatz über eine aufgeräumte Menüstruktur. Wie schon im direkten Vorgänger beschränken sich die Entwickler von Sports Interactive auf eine rein horizontale Menüführung. Die vertikale Navigation der Serienvorgänger gehört somit endgültig der Vergangenheit an. Einschränkend ist jedoch anzumerken, dass die kleinteilige und verschachtelte Menüführung gerade bei Einsteigern in die "Football Manager"-Serie mitunter zu Verwirrung führen kann. Insbesondere wirken manche Menüs schlichtweg überladen und der Spieler braucht daher einige Zeit, bis er der Informationsflut gewachsen ist. Leider hilft hier auch das spartanisch gehaltene Handbuch nicht weiter. Immerhin sind die einzelnen Screens intelligent miteinander verknüpft, so dass verwandte Menüpunkte vielfach über praktische "Shortcuts" erreichbar sind. Hilfreich ist zudem die Option, diverse Aufgaben an den Assistenten bzw. an den übrigen Trainerstab zu delegieren. Gerade Einsteiger tun sich wesentlich leichter, wenn sie ihre ersten Schritte in der Welt des virtuellen Managements auf die Kernbereiche des Spieles (Aufstellung, Taktik, Spielerkäufe etc.) konzentrieren können. Zudem muss lobend erwähnt werden, dass der Spieler zahlreiche Einflussmöglichkeiten während des laufenden Spieles besitzt. Mittels zuschaltbarer Infoboxen (sog. "Widgets") behalten sie beispielsweise die taktischen Änderungen ihres Gegners stets im Blick. Mit etwas Übung und Intuition gelingt es dann zumeist, zielsicher auf die veränderte Spielsituation zu reagieren. Der TV-Modus des Football Managers 2011 ist weitgehend frei konfigurierbar und bietet jene Übersicht, die in den verschachtelten Menüs schon mal verloren gehen kann. Getreu der Devise "Wichtig ist auf dem Platz!" haben die Entwickler von Sports Interactive ihre Hausaufgaben also sorgfältig erledigt. Abschließend soll noch Erwähnung finden, dass der Football Manager 2011 selbstverständlich wieder über einen umfangreichen Editor verfügt, mit dessen Hilfe die aktive Community der "Football Manager"-Serie beständig an erweiterten Datensätzen arbeitet.   

Die Atmosphäre:

Das Newssystem ist umfassendDie Matchengine der "Football Manager"-Serie steht seit jeher für glaubhaften Fussball. So erzeugt insbesondere die überarbeitete 3D-Matchdarstellung eine dichte Atmosphäre. Dieser Umstand ist den realistischen Spielzügen und der konsequenten Umsetzung der im Vorfeld festgelegten Taktik geschuldet. Dabei ist ihre individuelle taktische Handschrift im Geschehen auf dem virtuellen Rasen stets erkennbar. So ist etwa ein zentrales 4-4-2 mit zwei Defensivstrategen vor der Viererkette ebenso möglich, wie ein offensives 4-3-3 mit zwei echten Außenstürmern. Natürlich sollte die Wahl des Spielsystemes entscheidend von den individuellen Fähigkeiten ihrer Spieler abhängen. Alternativ dazu können sie natürlich auch versuchen, ihre eigene Spielphilosophie im Stile eines Louis van Gaal kompromisslos durchzusetzen. Für ein solches Vorhaben müssen sie jedoch im Allgemeinen den Kader einer radikalen Umbauarbeit unterziehen. Ein derartiges Vorgehen scheitert im Regelfall schon an den strikten Gehalts- und Transferbudgets. Diese erlauben zumeist nur punktuelle Veränderungen an der Teamstruktur. Wer also nicht schon zu Beginn seiner Karriere einen Ligakrösus (FC Bayern, Real Madrid etc.) trainiert, der sollte hinreichend Geduld mitbringen, wenn er beabsichtigt seine eigene Spielphilosophie zu etablieren. In einem solchen Fall gilt es, die Mannschaft über Jahre hinweg behutsam umzubauen und dabei insbesondere eine zu große Anzahl an Lizenzspielern im Kader zu verhindern. Dieses Beispiel macht deutlich, dass es dem Football Manager 2011 auch in diesem Jahr wieder gelingt, eine hohe Identifikation mit dem eigenen Verein aufzubauen. Dank der sinnvollen Verzahnung der einzelnen Spielelemente fühlt man sich nach einer gewissen Anlaufzeit tatsächlich wie ein Teammanager nach englischem Vorbild. Dabei wirkt sich jede ihrer Aktionen glaubhaft auf die Spielwelt aus. Natürlich trägt auch das Lizenzpaket des Football Managers 2011 zu einer authentischen Atmosphäre bei. Insbesondere die zahlreichen Fans des britischen Fussballs kommen dank umfangreicher Lizenzen voll auf ihre Kosten. Verhaltene Kritik wollen wie jedoch am Pressesystem des Football Managers 2011 üben. So nutzen sich die Pressekonferenzen im späteren Spielverlauf merklich ab. Dies liegt einerseits an den wiederkehrenden Textbausteinen. Schlimmer wiegt jedoch der Umstand, dass es praktisch immer ausreicht, auf die Fragen der versammelten Journalisten "verhalten positiv" zu antworten. Hält man sich konsequent an diese Marschroute, dann erzielt man ein positives Feedback der Spieler. Zudem steigt gleichzeitig auch die Anerkennung bei den Kollegen der schreibenden Zunft. Bei aller Kritik bleibt jedoch festzuhalten, dass das Pressesystem des Football Managers 2011 insbesondere im Vergleich zu seinem Pendant im Fussball Manager 11 hinreichend komplex ist. Auch gegenüber dem direkten Vorgänger sind in dieser Hinsicht Fortschritte zu erkennen. So wurde im Football Manager 2011 die Frequenz der Pressekonferenzen zurückgefahren, während die Anzahl der optionalen Antwortmöglichkeiten im Gegenzug erhöht wurde. Nach wie vor haben ihre öffentlichen Statements einen großen Einfluss auf die Moral der Spieler und ihre Beziehung zu diesen. Für eine dichte Atmosphäre sorgen zudem die umfangreichen Nachrichten aus der Spielwelt. Mittels Abonnements und Filterfunktionen können sie sich über jeden Aspekt der Spielwelt informieren. Insbesondere nach einem Vereinswechsel bietet es sich an, das Schicksal der ehemaligen Mannschaft über das Newssystem des Football Managers 2011 weiterhin zu verfolgen. Darüber hinaus überzeugt der Football Manager 2011 mit vielen liebevollen Details. Beispielhaft seien hier nur die gelegentlichen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter genannt. Diese geben schon mal klare Abseitstore oder verweigern ihrem Team einen vollkommen unstrittigen Elfmeter. Machen sie nun in der anschließenden Pressekonferenz ihrem berechtigten Ärger Luft, dann riskieren sie (zumindest als Wiederholungstäter) einen sog. "Touchline Ban" seitens des zuständigen Verbandes. All diese Details stehen beispielhaft für die Akribie und Hingabe mit der die Entwickler von Sports Interactive ihr Spiel über die Jahre hinweg immer weiter verbessert haben. Unverständlich bleibt in diesem Zusammenhang jedoch, warum der Football Manager 2011 neben dem klassischen 2D-Modus und dem grafisch aufgebohrten 3D-Modus nicht auch einen vollwertigen Textmodus bietet. Die rudimentären Textbausteine in den 3D-Matchszenen sind nämlich derart schwach gewählt, dass man beim besten Willen nicht von einem Textmodus im eigentlichen Sinne reden kann.           

Der Realismus:

Die Match Day Preperation in AktionGenerell gilt, dass der Football Manager 2011 den Traineralltag realistischer umsetzt, als der Konkurrent von EA Sports. Der Hauptgrund hierfür ist die logische Verzahnung der einzelnen Spielelemente. Diese führt im Ergebnis zu einer sehr wirklichkeitsnahen Entwicklung der internen Teamdynamik. In Zeiten des sportlichen Erfolges läuft dabei alles fast wie von selbst. Sie brauchen lediglich an wenigen Stellschrauben zu drehen und sollten ansonsten bemüht sein, die Teammoral durch Pressekonferenzen und Einzelgespräche auf einem konstant hohen Niveau zu halten. Allerdings wird unweigerlich der Moment kommen, in dem das Selbstbewusstsein der Spieler in Überheblichkeit umschlägt. Überraschende Niederlagen gegen zumeist deutlich schwächer gehandelte Gegner sind dann oftmals die Folge. Gerade in der Krise ist jedoch der Teammanager gefordert. Nun gilt es neue Impulse in den Bereichen Aufstellung, Training und Taktik zu setzen. Auch hier ist der Grad zwischen blindem Aktionismus und notwendigen Veränderungen sehr schmal. In der Umkehr derartiger Negativtrends liegt eine der wesentlichen Herausforderungen im Football Manager 2011. Denn nur wer in der Lage ist, sportliche Krisen überzeugend zu meistern, der bekommt letztlich die Möglichkeit, langfristig in einem Verein zu arbeiten. Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang auch der Einfluss der sog. "Team Talks" vor dem Spiel bzw. in der Halbzeitpause. Hier haben geschickte Manager die Möglichkeit, die Mannschaft wachzurütteln und so bereits verloren geglaubte Spiele noch herumzureißen. Lobend erwähnt werden muss auch die realistische Reglementierung der Gehalts- und Transferbudgets seitens des Aufsichtsrates. Darüber hinaus kann auch das Transfersystem im Football Manager 2011 überzeugen. So bewerten die umworbenen Kandidaten das ihnen vorliegende Vertragsangebot durchweg kritisch. Zudem agieren die KI-Vereine sehr geschickt und erweisen sich bei den Ablöseverhandlungen als zähe Konkurrenten. Echte Transfercoups werden so zur Seltenheit. Generell gilt, dass Transfers im Football Manager 2011 schwieriger zu realisieren sind als im Fussball Manager 11 von EA Sports. Die größte Stärke der "Football Manager"-Serie liegt aber spätestens seit der Einführung des sog. "Taktik-Generators" im Football Manager 2010 in der vollkommen freien Konfigurierbarkeit der eigenen Taktik. Sowohl auf Mannschafts- als auch auf Einzelspielerebene können sie nahezu jedes Detail festlegen. So machen sie der Mannschaft generelle Vorgaben bezüglich der taktischen Disziplin oder der Intensität des Tacklings. Demgegenüber können sie auf der individuellen Ebene beispielsweise festlegen, wie oft sich ihre Außenverteidiger in das Angriffsspiel einschalten sollen. Zusätzlich können sie diese gezielt anweisen, aus dem Halbfeld zu flanken oder wahlweise bis zur Grundlinie durchzubrechen. Im Mittelfeld lassen sich die Weichen für ein gepflegtes Kurzpassspiel stellen. Alternativ dazu haben sie natürlich auch die Möglichkeit, ihre Innenverteidiger mit langen Bällen operieren zu lassen. Hatten wir im Test des Football Managers 2010 noch das allzu simple Trainingssystem kritisiert, so bietet der Football Manager 2011 hier eine erfreuliche Erweiterung der altbekannten Schieberegler. Das überarbeitete Training eröffnet dem Spieler zahlreiche neue Möglichkeiten zum Einstudieren von Team-Taktiken und zur Optimierung des individuellen Trainings jedes Einzelspielers. So können ihre virtuellen Spieler im Football Manager 2011 gezielt neue Spielpositionen oder besondere taktische Fähigkeiten erlernen. Darüber hinaus sind auch Standardsituationen eigenständig trainierbar und die neue "Match Day Preperation" stellt ebenso eine willkommene Bereicherung des Trainingsalltages dar. Ein besonderes Highlight ist neben der konsequenten Umsetzung der implementierten Taktiken in der Matchdarstellung auch die dynamische Spielintelligenz. Zudem ist es bemerkenswert, dass der Football Manager 2011 gemäß der Serientradition über eine einheitliche Ergebnisfindung in allen Spielmodi verfügt. Der Spieler hat damit die Möglichkeit, auch während laufender Matches zwischen den verschiedenen Varianten der Spieldarstellung zu wechseln.     

Fazit und Gesamtwertung:

Im Gegensatz zum deutschen Konkurrenzprodukt von Bright Future reduziert der Football Manager 2011 das virtuelle Managerleben auf die wesentlichen Komponenten des realen Trainergeschäftes. Wo sie im Fussball Manager 11 unter anderem dazu angehalten sind, über die möglichst günstige Bestellung diverser Merchandising-Artikel zu grübeln, kümmern sie sich im englischen Pendant vorrangig um Aufstellung und Taktik ihrer Mannschaft. Dank dieser Reduktion gelingt es den Entwicklern von Sports Interactive, die einzelnen Spielelemente derart genial zu verzahnen, dass die Kausalität in der Spielwelt nie ernsthaft in Frage gestellt wird. Vielmehr stehen Ursache und Wirkung fast immer in einem erkennbaren Abstraktionszusammenhang. Im Ergebnis wirkt die Spielwelt des Football Managers 2011 daher erstaunlich real. Einsteiger müssen jedoch eine gewisse Einarbeitungszeit in Kauf nehmen, um letztlich alle Möglichkeiten eines virtuellen Managers sinnvoll ausschöpfen zu können. "Football Manager"-Veteranen finden sich dagegen im dezent überarbeiteten Interface schnell zurecht.

 

Spielspaßwertung: 89 %

 

Releasedatum: 05.11.2010

 

Minimale Systemanforderungen:

  • Windows 7, Windows Vista, Windows XP
  • Prozessor: 2 GHz (Windows 7, Windows Vista), 1,4 GHz (XP)
  • Speicher: 1 GB (Windows 7, Windows Vista), 512 MB (XP)
  • Grafikkarte: DirectX 9.0c kompatibel, 128 MB
  • Festplattenplatz: 2GB