Call of Duty: Modern Warfare 2 - Review (PS3)

Modern Warfare zum Zweiten !

Zwei Jahre sind mittlerweile vergangen seit wir in dem modernen Klassiker Call of Duty 4: Modern Warfare (2007) dem russischen Ultra-Nationalisten Imran Zahkaev das Handwerk gelegt haben. Im indirekten Nachfolger Call of Duty: Modern Warfare 2 ziehen wir nun in den Krieg gegen Zahkaevs skrupellosen Nachfolger Vladimir Makarov. Ob die Entwickler von Infinity Ward mit Call of Duty: Modern Warfare 2 an den überwältigenden Erfolg des Vorgängers anknüpfen können, klären wir in unserem ausführlichen Testbericht.

 

Das Spielprinzip:

Die Reise beginnt in Rio de JaneiroCall of Duty: Modern Warfare 2 ist der mittlerweile 6. Serienteil in der Nomenklatur der erfolgreichen "Call of Duty"-Serie. Im Kern handelt es sich bei Call of Duty: Modern Warfare 2 um einen klassischen linearen Ego-Shooter. Die Levelbegrenzungen in den schlauchartigen Missionen kaschiert der Entwickler Infinity Ward dabei mit dem massiven Einsatz von geskripteten Events. Diese sorgen auch im 6. Serienteil für atemlose Spannung und eine dramatische Inszenierung. Dabei wird ein Großteil der Events unabhängig von den Aktionen des Spielers ausgelöst. So schafft der Entwickler Infinity Ward immer wieder dramatische Situationen (Rettung vor dem Absturz beim Eisklettern in der Mission "Cliffhanger", Flucht mittels Hubschrauber im Level "Takedown" etc.) in denen die Protagonisten von Call of Duty: Modern Warfare 2 nur knapp mit dem Leben davonkommen. Die Hintergrundgeschichte führt die Protagonisten des Ego-Shooters dabei quer durch verschiedene Kontinente. So finden sich die virtuellen Helden von Call of Duty: Modern Warfare 2 zu Beginn des Spieles im verschneiten Kasachstan wieder. Dannach nimmt sie der Ego-Shooter von Infinity Ward mit in die Favelas von Rio de Janeiro und in ein zerstörtes Washington. Bei den zahlreichen Kampfeinsätzen der "Taskforce 141" greifen die Mitglieder dieser internationalen Elitetruppe dabei auf die unterschiedlichste Bewaffnung und zahlreiche Gadgets zurück. So benutzen die Protagonisten diverse Sturmgewehre, Maschinenpistolen, Scharfschützengewehre, Schrotflinten, Pistolen oder Maschinengewehre. Zur Ausschaltung gepanzerter Ziele greifen die Elite-Soldaten hingegen auf Panzerfäuste und "Javelin"-Raketen zurück. Hinsichtlich der zur Verwendung kommenden Gadgets seien hier nur beispielhaft Sturmgewehre mit Infrarot-Visieren und die durchaus nützlichen Herzschlagssensoren genannt. Im Gegensatz zum Vorgänger steuern sie in Call of Duty: Modern Warfare 2 auch Fahrzeuge. Die Palette des virtuellen Fuhrparkes reicht dabei vom Schneemobil bis zum Schnellboot. Darüber hinaus haben die Entwickler von Infinity Ward überall in den Levels Geheiminformationen versteckt, die unterschiedliche Boni freischalten.      

Die Hintergrundgeschichte:

Am Anfang steht das TutorialCall of Duty: Modern Warfare 2 spielt fünf Jahre nach dem Tod des russischen Ultra-Nationalisten Imran Zahkaev im Serienvorgänger Call of Duty 4: Modern Warfare. In der Welt von Call of Duty: Modern Warfare 2 existieren rund um den Globus eine Vielzahl an Schlachtfeldern auf denen geostrategische Konflikte mit militärischen Mitteln ausgetragen werden. Die Rolle von Imran Zahkaev hat dabei der nicht minder skrupellose Vladimir Makarov übernommen. Auf der Jagd nach dem neuen Oberhaupt der russischen Ultra-Nationalisten wirft Call of Duty: Modern Warfare 2 den Spieler in der Gestalt des US-Rangers Joseph Allen schon zu Spielbeginn mitten in den Krieg in Afghanistan. Davor haben die Entwickler von Infinity Ward ähnlich wie bereits in Call of Duty 4: Modern Warfare eine kurze Trainingssequenz geschaltet in der ihr virtuelles Alter Ego einen Militärparkour erfolgreich durchlaufen muss. Abhängig von der dafür benötigten Zeit und der Zielsicherheit beim Ausschalten der aufklappenden Papp-Terroristen generiert Call of Duty: Modern Warfare 2 eine Empfehlung hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades. Allerdings kann sich der Spieler über diesen Ratschlag einfach hinwegsetzen und beispielsweise einen höheren Schwierigkeitsgrad wählen. Im Anschluss an das gelungene Tutorial begeben sie sich dann in einer Jeep-Patrouille in die angrenzende Stadt. Hier warten bereits mit Raketenwerfern ausgerüstete Milizen auf den Dächern der umliegenden Häuser. Angesichts der zahlenmäßigen Überlegenheit der Gegner muss sich der Konvoi auf den unkoordinierten Rückzug begeben. Schließlich wird der Humvee des Spielers von einer Rakete getroffen und ihr Alter Ego findet sich im Staub der Straße wieder. Der US-Ranger Joseph Allen ist dabei einer von insgesamt vier spielbaren Charakteren in Call of Duty: Modern Warfare 2. Darüber hinaus übernimmt der Spieler im Laufe des Geschehens den SAS-Soldaten Gary "Roach" Sanderson sowie den US-Ranger James Ramirez. Zudem gibt es in Call of Duty: Modern Warfare 2 auch ein freudiges Wiedersehen mit einem Helden des ersten Teiles. Dabei schlüpft der Spieler kurzzeitig in die Rolle von John "Soap" MacTavish. Zudem kommt der mittlerweile zum Captain beförderte Protagonist aus Call of Duty 4: Modern Warfare im neuesten Serienteil auch als von der KI gesteuerter "Squad Leader" zum Einsatz. Zugleich ist John "Soap" MacTavish der desingnierte Leiter des internationalen Sondereinsatzkommandos "Taskforce 141". In dieser Spezialeinheit werden sowohl US-Ranger als auch britische SAS-Soldaten zu Einsatzzwecken zusammengefasst. Die Jagd auf den Terroristen Vladimir Makarov führt den Spieler dabei in die verschneiten Berge Kasachstans, nach Rio de Janeiro, nach Moskau, auf eine Ölbohrinsel sowie nach Virginia und Washington DC. Diese Auswahl an Schauplätzen macht deutlich, dass Vladimir Makarov gelungen ist, woran sich seine Vorgänger vergeblich versucht hatten. Nämlich daran, die Spur des Terrors in die Vereinigten Staaten von Amerika zu tragen. Dazu haben sich Vladimir Makarov und seine Gefolgsleute während eines Attentates am Moskauer Flughafen als Amerikaner ausgegeben. Der Kremel handelte fortan in dem Glauben, seinerseits einen terroristischen Angriff abwehren zu müssen und begann zu diesem Zweck eine Invasion der USA. Obgleich die Handlung von Call of Duty: Modern Warfare 2 sogar für Action-Spiele recht simpel ausgefallen ist, hat es der Entwickler Infinity Ward dennoch geschafft, das Geschehen recht verwirrend zu verpacken. Insbesondere die in den Ladebildschirmen vorgetragenen Monologe der Protagonisten bleiben dabei oftmals kryptisch. Zudem gestaltet es sich schon aufgrund des mehrfachen Wechsels der Spielerperspektive durchaus schwierig, den roten Faden der Handlung zu verfolgen. Ohne zuviel zu verraten sei hier angemerkt, dass Call of Duty: Modern Warfare 2 im letzten Akt einen völlig verblüffenden Storytwist vollführt, der zugleich einen neuen Widersacher präsentiert.  

Die Grafik:

Die Spielermodelle sind detailiertDie Grafik von Call of Duty: Modern Warfare 2 punktet mit überzeugenden Animationen, die von den Entwicklern gegenüber Call of Duty 4: Modern Warfare noch einmal verbessert wurden. Insbesondere ihr militärischer "Vorturner" John "Soap" MacTavish lässt während der dynamischen Gefechte ein großes Bewegungsrepertoire erkennen. So rutscht ihr "Squad Leader" beispielsweise einen Abhang hinunter, um so schneller in Deckung zu gelangen. Die polygonreichen Spielermodelle unterscheiden sich zudem erkennbar in ihren Ausrüstungsdetails. Dies gilt sowohl für ihre Kameraden als auch für die KI-Gegner. Beispielhaft seien hier Details wie Sonnenbrillen, Hüte oder mit Klebeband am Körper befestigte Ausrüstungsgegenstände sowie optionale GPS-Geräte genannt. Zudem überzeugt die mittlerweile doch schon recht betagte "IW"-Engine mit guten Lichteffekten sowie einer gegenüber dem Vorgänger verbesserten Partikeldarstellung. Vollkommen neu ist hingegen das erstmals in einem Spiel von Infintiy Ward zum Einsatz kommende System des "Textur-Streamings". Hierbei wird das gesamte Areal zunächst mit niedrig aufgelösten Texturen überzogen und erst wenn der Spieler sich nähert werden automatisch höher aufgelöste Texturen nachgeladen. Das System des "Textur-Streamings" ermöglicht so Areale von bislang in der Serie nicht gekannten Ausmaßen. Beispielhaft seien hier die verwinkelten Gassen der brasilianischen Favela im Level "Takedown" genannt. Allerdings ist kritisch anzumerken, dass gerade in der von uns getesteten PlayStation 3-Version von Call of Duty: Modern Warfare 2 trotz des eingesetzten "Textur-Streamings" teilweise unscharfe Texturen auftauchen. Darüber hinaus sind die Farben auf der PlayStation 3 im Vergleich zu der Version für die Xbox 360 tendentiell blasser ausgefallen. Auf beiden Konsolen sind zudem statische Schatten zu bemängeln. Dafür entschädigt jedoch der Umstand, dass die detailreichen Levels in Call of Duty: Modern Warfare 2 mit konstanten 60 fps am Spieler vorbeiziehen.

Der Sound:

Hinsichtlich der akustischen Untermalung der brachialen Action von Call of Duty: Modern Warfare 2 gibt es keinerlei Kritikpunkte. Im Gegenteil ist festzuhalten, dass der neueste Ego-Shooter von Infinity Ward einen nicht unerheblichen Anteil seiner Faszination aus dem hervorragenden Soundtrack bezieht. Dieser geht auf das Konto des Filmmusikers Hans Zimmer. Zudem passt sich der dynamische Soundtrack dem optisch überzeugenden Spielgeschehen kongenial an. Besonders gelungen ist dabei die "Washington"-Mission von Call of Duty: Modern Warfare 2. Hier korrespondieren die getragenen Klänge des Soundtracks mit dem trostlosen Areal des zerstörten Washington. Darüber hinaus überzeugt Call of Duty: Modern Warfare 2 mit sehr guten 5.1-Effekten und satten Waffengeräuschen. Zudem verdienen sich die professionellen deutschen Sprecher ein Extralob.  

Die Steuerung:

Im Anflug auf den GulagCall of Duty: Modern Warfare 2 punktet hinsichtlich der Steuerung mit einer perfekten Kontrolle und einer klaren Anzeigen- und Symbolsprache. Insbesondere der schnelle Waffenwechsel muss in diesem Zusammenhang lobend erwähnt werden. Zudem bietet Call of Duty: Modern Warfare 2 dem Spieler vier gut aufeinander abgestimmte Schwierigkeitsgrade. Insbesondere hat der Spieler zwischen den Missionen die Möglichkeit, einen niedrigeren Schwierigkeitsgrad zu wählen. Im Gegensatz zu Call of Duty 4: Modern Warfare mit seinen endlosen Gegnerwellen setzt der neueste Serienteil immer nur ein begrenztes Feindkontingent in ein Areal. Dies ist zugleich eines der wenigen neuen Features in Call of Duty: Modern Warfare 2. Zudem machen sich die KI-Kollegen in Call of Duty: Modern Warfare 2 nun nach der Erledigung des letzten Gegners selbstständig daran, in den jeweils nächsten Levelabschnitt vorzurücken Hinsichtlich der KI konnten wir bei unserem ausführlichen Test keine substantiellen Fortschritte gegenüber den KI-Gegnern aus Call of Duty 4: Modern Warfare verzeichnen. So versuchen die KI-Gegner auch im neuesten Serienteil den Spieler zu flankieren, um so in seinen Rücken zu gelangen. Zudem werfen die KI-Gegner Granaten und suchen selbstständig nach Deckung. Allerdings generiert Call of Duty: Modern Warfare 2 einen Großteil seines spielerischen Anspruches über die hohe Gegnerzahl und für den Spieler nachteilige Gefechtspositionen. Besonders schwer auszuschalten sind dabei feindliche Soldaten mit "Riot Shield". Sehen sie sich derart ausgerüsteten Feinden gegenüber, so helfen nur noch Flankierungsangriffe samt Nahkampfattacke von der Seite weiter. Alternativ dazu kann der Spieler Granaten hinter die feindliche Phalanx werfen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, gezielt auf die gelegentlich hinter den Schilden auftauchenden Extremitäten der Gegner zu schießen. Bereits auf dem zweiten der vier Schwierigkeitsgrade gestalten sich einige Missionen von Call of Duty: Modern Warfare 2 durchaus schwierig. Beispielhaft seien hier der Kampf in den verwinkelten Gassen einer brasilianischen Favela ("Takedown") sowie der Schusswechsel in den Duschräumen eines Gefängnisses ("Der Gulag") genannt. In beiden Levelabschnitten findet sich der Spieler in einer scheinbar aussichtslosen Gefechtsposition wieder. Insbesondere ist der Spieler dabei immer wieder dem Beschuss aus erhöhter Position ausgesetzt. Je nach Gefechtssituation führt dabei ein langsames Vorgehen oder aber ein schnelles Vorrücken zum Erfolg. Trotz dieser potentiellen "Plotblocker" bleibt Call of Duty: Modern Warfare 2 stets fair. Insbesondere die gegenüber dem Vorgänger reduzierte Gegneranzahl macht sich insoweit positiv bemerkbar.  

Die Atmosphäre:

Soap reicht die rettende HandCall of Duty: Modern Warfare 2 überzeugt in Sachen Atmosphäre mit einer guten Balance zwischen Action und ruhigen Passagen. Zudem sorgen die hervorragenden Zwischensequenzen für einen beispielhaften Spannungsbogen und eine großartige Schlachtfeld-Atmosphäre. Dank des Einsatzes zahlloser Skript-Ereignisse entfaltet auch Call of Duty: Modern Warfare 2 die serientypische Dynamik. Hier wird wieder einmal deutlich, dass nur mittels Skripten ein derart ereignisorientiertes Spielerlebnis adäquat vermittelt werden kann. Beispielhaft soll hier auf die Mission "Cliffhanger" aus dem 1. Akt von Call of Duty: Modern Warfare 2 eingegangen werden. So führt die in Rede stehende Mission den Protagonisten Gary "Roach" Sanderson gemeinsam mit seinem Vorgesetzten John "Soap" MacTavish in die verschneiten Weiten Kasachstans. Sanderson und MacTavish haben den Auftrag eine Feindbasis zu infiltrieren, um das ACS-Modul eines abgestürzten Satelliten zu bergen. Auf dem Weg dahin durchklettern die Elite-Soldaten eine steile Eiswand. Plötzlich rutscht Sanderson ab. In letzter Sekunde erreicht ihn die rettende Hand seines Vorgesetzten. Derartige Ereignisse werden in Call of Duty: Modern Warfare 2 automatisch und unabhängig von der Spielerhandlung ausgelöst. In der Basis schalten Sanderson und MacTavish dann etliche feindliche Soldaten mit schallgedämpften Waffen aus. Dabei erweist sich der hierbei zum Einsatz kommende Herzschlagsensor als überaus nützlich bei der Feindortung inmitten eines tobenden Schneesturmes. Anschließend platziert Sanderson einen Sprengsatz an einem Benzintank, um im Falle der Entdeckung den Rückzug zu sichern. Als MacTavish und Sanderson entdeckt werden und die gesamte Basis alarmiert ist, kommt Plan B zum Einsatz. In dem entstehenden Tumult schnappt sich Sanderson ein Schneemobil und flüchtet aus der Basis während er von Dutzenden an Gegnern verfolgt wird. Die Strecke führt dabei durch einen dichten Wald. Deshalb sind hier gute Reaktionen des Spielers gefragt, um den zahlreichen Bäumen bei hoher Geschwindigkeit auszuweichen. Am Ende der rasanten Verfolgungsjagd steht der halsbrecherische Sprung über einen vereisten Abgrund. Erst jetzt haben Sanderson und MacTavish die letzten Gegner abgehängt und der Spieler kann für einen Moment durchatmen. Die adrenalintreibende Fahrzeugpassage ist dabei eines der wenigen neuen Spielelemente von Call of Duty: Modern Warfare 2. Das Beispiel der Mission "Cliffhanger" zeigt, dass es die Entwickler von Infinity Ward geschafft haben, ein Spiel mit atemberaubender Atmosphäre und Inszenierung auf die Beine zu stellen. Dabei vergehen keine 5 Minuten, ohne dass auf den virtuellen Schlachtfeldern etwas Neues passiert. Ebenfalls lobend zu erwähnen sind die hilfreichen Kommentare ihrer KI-Kameraden. Diese geben ihnen insbesondere während der brachialen Feuergefechte wertvolle Hinweise zum taktischen Vorgehen. Eine gelungene Neuerung in Call of Duty: Modern Warfare 2 ist zudem die Möglichkeit, vom Spiel dazu ausgewiesene Wände zu sprengen. Dank der dabei einsetzenden Zeitlupe können sie hinter der Tür befindliche feindliche Soldaten in aller Ruhe ausschalten. Sollten die KI-Gegner jedoch Geiseln genommen haben, so gilt es die Situation schnell richtig einzuschätzen, um die Geiselnehmer gezielt auszuschalten, ohne dabei zivile Verluste in Kauf nehmen zu müssen. Die Zeitlupenfunktion von Call of Duty: Modern Warfare 2 simuliert dabei auf gelungene Weise den Überraschungseffekt eines derartigen Angriffes. Ein nützliches Gadget in Call of Duty: Modern Warfare 2 ist zudem der sporadisch zum Einsatz kommende Herschlagsensor. Dieser verrät ihnen die jeweiligen Gegnerpositionen. In der Folge lassen sich so beispielsweise feindliche Wachposten umgehen. Allerdings besteht hinsichtlich der Atmosphäre von Call of Duty: Modern Warfare 2 auch einiger Anlass zur Kritik. So ist die Hintergrundgeschichte des Ego-Shooters letztlich eine reichlich übertriebene Story voller US-Patriotismus. Zudem ist die Solo-Kampagne von Call of Duty: Modern Warfare 2 relativ kurz ausgefallen. Ein weiterer Kritikpunkt ist der Umstand, dass Call of Duty: Modern Warfare 2 wiederholt auf ähnliche Erzählweisen zurückgreift und zudem unablässig seinen Vorgänger zitiert.        

Der Multiplayer-Modus:

Der Spec Ops-ModusEiner der größten Kritikpunkte am Vorgänger Call of Duty 4: Modern Warfare war der fehlende Koop-Modus. Hierauf haben die Entwickler von Infinity Ward reagiert und der Solo-Kampagne die sog. "Spec Ops"-Einsätze zur Seite gestelllt. Die "Spec Ops"-Missionen sind dabei Ausschnitte die ursprünglich für die Solo-Kampagne geplant waren, dann aber letztlich nur eingeschränkt zur Hintergrundgeschichte passten. Im "Spec Ops"-Modus gilt es innerhalb eines meist knappen Zeitlimits unterschiedliche Aufgaben zu erledigen. Infinity Ward recyclet dabei ökonomisch geschickt einzelne Missionen, indem diesen gleich ein eigener Spielmodus spendiert wird. Die 25 gelungenen Missionen sind zwar ursprünglich für zwei Spieler entworfen worden, können größtenteils aber auch alleine gespielt werden. Die einzelnen Levels sind dabei wahlweise im Online-Koop oder aber im Splitscreen-Modus spielbar. Der "Spec Ops"-Modus nimmt sie mit auf eine Reise zu den unterschiedlichsten Schauplätzen rund um den Globus. Zudem kann der "Spec Ops"-Modus von Call of Duty: Modern Warfare 2 eine eigene Online-Rangliste aufweisen. Zu Beginn stehen dem Spieler dabei lediglich 5 "Spec Ops"-Missionen zur Verfügung. Je nach Schwierigkeitsgrad erhält der Spieler für das erfolgreiche Absolvieren einer Mission bis zu 3 Sterne. Mit 4 Sternen kann der Spieler dann die nächsten 5 Einsätze freischalten. Unter den 25 spielbaren "Spec Ops"-Einsätzen finden sich sowohl aus der Solo-Kampagne recycelte Missionen ("Cliffhanger", "Takedown") als auch völlig neue Schauplätze. So überqueren sie in einer der neuen Sequenzen eine Hängebrücke unter Feindbeschuss. Zudem brechen sie zu einem nervenaufreibenden Sniper-Einsatz nahe der radioaktiven Stadt Prybjat in den Außenbezirken Chernobyls auf. Der "Spec Ops"-Modus entschädigt dabei perfekt für die etwas zu kurze Solo-Kampagne. Dennoch hätten wir uns für Call of Duty: Modern Warfare 2 einen echten Koop-Modus mit zusammenhängender Geschichte gewünscht. Den Kern des Multiplayer-Modus von Call of Duty: Modern Warfare 2 bildet aber nach wie vor der umfangreiche Online-Modus. Der gegenüber dem Vorgänger Call of Duty 4: Modern Warfare nochmals erweiterte Online-Modus bietet dabei actionreiche Gefechte für bis zu 18 Spieler. Dabei punktet der Online-Modus von Call of Duty: Modern Warfare 2 mit Unmengen an freischaltbaren Waffen und Fähigkeiten. Der Spieler kann zudem bis zu 70 Ränge aufsteigen. Die Retail-Version von Call of Duty: Modern Warfare 2 bietet dabei 16 Maps und 14 unterschiedliche Spielmodi. Dabei stehen dem Spieler zu Beginn seiner Online-Karriere nur 3 Spielmodi zur Verfügung. Im einzelnen sind dies die Modi "Team Deathmatch", "Söldner-Team Deathmatch" sowie "Frei für alle". Dies soll einen leichteren Einstieg in den Online-Modus von Call of Duty: Modern Warfare 2 gewährleisten. Ab Level 19 hat der Spieler dann alle größtenteils aus dem Vorgänger bekannten Spielvarianten freigeschaltet. So bietet der "Hardcore"-Modus kaum Bildschirmanzeigen und einen erhöhten Trefferschaden. Dieser Modus eignet sich folglich vor allem für simulationsorientierte Spieler. Dagegen lässt die "Externe Ansicht" den Spieler das Geschehen auf den virtuellen Schlachtfeldern in der Schulterperspektive erleben (vgl. Ghost Recon: Advanced Warfighter). Eine vollständige Aufzählung der unterschiedlichen Spielmodi würde jedoch den Rahmen dieses Testberichtes sprengen. Zudem sind bei Spielbeginn nur 3 Waffenklassen mit jeweils festgelegtem Arsenal verfügbar. Nach der ersten Beförderung ihres virtuellen Alter Egos kommen dann 2 weitere Waffenklassen hinzu. Nach der zweiten Beförderung sind die Klassen dann auch frei editierbar. Der Spieler kann ab diesem Moment seine Bewaffnung (Primär- und Sekundärwaffe sowie Granaten) und die verwendeten Spezialfähigkeiten selbstständig konfigurieren. Generell gilt, dass die Entwickler von Infinity Ward das mit Call of Duty 4: Modern Warfare eingeführte Rang- und Erfahrungspunktesystem für den jüngsten Serienteil noch einmal deutlich ausgebaut haben. Insbesondere hebt Call of Duty: Modern Warfare 2 dabei die Level-Obergrenze von Rang 55 bis auf Rang 70 an. Darüber hinaus verteilt Call of Duty: Modern Warfare 2 für jede erfolgreiche Aktion (Abschuss, Entschärfen einer Bombe etc.) reichlich Erfahrungspunkte. Dadurch steigt der Spieler schnell innerhalb des Rangsystemes auf. Mit jedem Levelaufstieg schaltet Call of Duty: Modern Warfare 2 zudem neue Waffen und Spezialfähigkeiten ("Perks") frei. Zudem hat der Spieler in Call of Duty: Modern Warfare 2 nun die Möglichkeit, seine Abschussserien-Belohnungen zu modifizieren. Während in Call of Duty 4: Modern Warfare gerade einmal 3 derartige Belohnungen verfügbar waren (Überwachungsdrohne, Luftschlag und Hubschrauberangriff), wartet der neueste Serienteil mit nicht weniger als 15 Spezialwaffensystemen auf. So stehen dem Spieler in Call of Duty: Modern Warfare 2 unter anderem Stördrohnen, Geschütztürme, Predator-Lenkraketen, Harrier-Feuer, Bombenteppiche oder Stealthbomber-Angriffe zur Verfügung. In der Vielzahl von neuen Abschussserien-Belohnungen liegt dann auch ein Balancing-Problem innerhalb des Online-Modus von Call of Duty: Modern Warfare 2. So liegt der Spieler im Sekundentakt unter heftigem indirekten Beschuss durch nahezu übermächtige Waffensysteme. In technischer Hinsicht ist zu erwähnen, dass der Online-Modus von Call of Duty: Modern Warfare 2 über ein System zur Host-Migration bei Verbindungsabbruch verfügt. Wenn der Host das Spiel verlässt, tritt der Spieler mit der jeweils schnellsten Internet-Anbindung an dessen Stelle. In der Praxis bedeutet dies, dass die virtuellen Gefechte nach wenigen Sekunden nahtlos weitergehen. Dabei profitiert jedoch der Host gegenüber seinen Mitspielern (Clients) von erheblich niedrigeren Latenzzeiten. Ein System von Dedicated Servern könnte dieses Problem zwar lösen, ist aber seitens des Publishers Activision nicht geplant. Darüber hinaus fehlt Call of Duty: Modern Warfare 2 ein vollwertiges Ingame-Clan-Management. Hier hätten sich die Entwickler von Infinity Ward am direkten Konkurrenten Killzone 2 orientieren sollen. So bietet der Ego-Shooter von Guerilla Games eigenständige Clan-Turniere und seperate Auszeichnungen.   

Fazit und Gesamtwertung:

Mit Call of Duty: Modern Warfare 2 erwartet den Spieler eine gelungene Fortsetzung, in der die Entwickler von Infinity Ward die Tempo- und Grafikschraube noch einmal gehörig angezogen haben. Perfekte Technik trifft hierbei auf eine dichte Atmosphäre und abwechslungsreiches Gameplay. Insbesondere die zahllosen Skripte sorgen in Call of Duty: Modern Warfare 2 dafür, dass die brachial inszenierten Feuergefechte immer wieder aufs Neue faszinieren. Zudem haben die Entwickler von Infinity Ward das Gameplay von Call of Duty: Modern Warfare 2 um spannende Stealth-Missionen und adrenalintreibende Fahrzeugpassagen bereichert. Wirkliche Innovationen muss der Spieler jedoch mit der Lupe suchen. Vielmehr zitiert Call of Duty: Modern Warfare 2 unablässig die Spielelemente des Vorgängers und liefert daher zumindest in Hinsicht auf die Solo-Kampagne nur wenige Innovationen. Beispielhaft seien hier jedoch die Zeitlupensequenzen nach der Sprengung von Wänden erwähnt, da diese das Überraschungsmoment eines derartigen Angriffes überzeugend abbilden. Hinsichtlich der Hintergrundgeschichte ist kritisch anzumerken, dass die Entwickler von Infinifty Ward in ihrem neuesten Serienteil durchaus zur Übertreibung neigen. Ganz nach dem Vorbild der Traumfabrik "Hollywood" ist das Geschehen in Call of Duty: Modern Warfare 2 immer etwas Größer als das normale Leben und daher im Ergebnis nicht wirklich glaubhaft. Im Gegensatz dazu hat Call of Duty 4: Modern Warfare einen tiefen Eindruck beim Spieler hinterlassen. Denkwürdige Momente finden sich etwa in den Missionen "Besatzung entbehrlich" (Prolog), "Der Staatsstreich" (Prolog), "Demoralisierung" (1.Akt) oder "Sackgasse" (3.Akt). Generell gilt, dass die Hintergrundgeschichte von Call of Duty 4: Modern Warfare insgesamt glaubwürdiger wirkt als das Szenario des neuesten Serienteils. Insbesondere der bereits angesprochene Story-Twist tut hier in Verbindung mit der ständigen Reizüberflutung sein Übriges. Auch für Call of Duty: Modern Warfare 2 gilt daher der Grundsatz, das weniger eben manchmal doch mehr ist.

 

Spielspaßwertung: 87 %

 

Releasedatum: 10.11.2009

 

Technische Daten:

  • Publisher: Activision
  • Entwickler: Infinity Ward
  • Videomodi: 720p
  • USK: ab 18