Gran Turismo 5 - Review (PS3)

Der König der Rennspiele meldet sich zurück !

Nach über sechsjähriger Entwicklungszeit steht Gran Turismo 5 nun tatsächlich in den Regalen der Händler. Im Vorfeld des Releases gab es dabei immer wieder Terminänderungen. Mit jeder Verschiebung wuchs gleichzeitig die Ungeduld der ebenso treuen wie zahlreichen Fangemeinde. Diese erwartete schließlich nichts Geringers, als die neue Referenz unter den Rennspielen. Ob die Entwickler von Ployphony Digital letztendlich das erwartete Meisterwerk abgeliefert haben, lesen sie in unserem ausführlichen Test.

 

Das Spielprinzip:

Gran Turismo 5 unterscheidet strikt zwischen den verschiedenen Spielmodi. Diese Unterscheidung spiegelt sich auch in der Menüstruktur wieder. So haben sie im Hauptmenü die Wahl zwischen dem insbesondere für Einsteiger geeigneten Arcade-Modus und dem GT-Modus. Im Arcade-Modus wählen sie zunächst die Art des Rennens. Dabei stehen Einzelrennen, Zeitrennen, Driftwettbewerbe sowie Splitscreen-Duelle zur Auswahl. Anschließend wählen sie einen Kurs aus dem umfangreichen Streckenrepertoire aus und entscheiden sich für ein Fahrzeug aus dem Fuhrpark. Unmittelbar danach finden sie sich schon auf der Rennstrecke wieder. Allerdings stehen ihnen zu Spielbeginn noch nicht alle Strecken und Autos zur Verfügung. Neue Fahrzeuge und Rennkurse schalten sie vielmehr durch ihren Fortschritt im GT-Modus frei. Der GT-Modus ist zugleich das Herzstück des Spieles. Als solches bietet er zwei vollkommen unterschiedliche Karrieremodi mit voneinander unabhängigem Rangaufstieg. Während sie im "A-Spec"-Modus selbst ins Lenkrad greifen, versetzt sie der "B-Spec"-Modus in die Rolle des Teamchefes ihres eigenen Rennstalles. Dabei geben sie im wesentlichen Anweisungen an ihre computergesteuerten Fahrer. Mit Vorgaben wie "Überholen!", "Tempo halten!", "Fahr schneller!", "Fahr langsamer!" etc. reagieren sie unmittelbar auf die verschiedensten Rennsituationen. Während des Rennens informieren sie drei Statusbalken über Stimmung, Physis und mentale Verfassung ihres Piloten. Der Fahrer wird dabei zu Spielbeginn erstellt. Hierbei haben sie die Möglichkeit, ihren Piloten mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften (von unterkühlt bis hitzköpfig) auszustatten. Zudem legen sie die körperliche Fitness und die psychische Belastbarkeit ihres Rennfahrers fest. Nach entsprechendem Rangaufstieg kann ihr Rennstall dann auch meherere Fahrer umfassen. Insgesamt kann ihr Team dabei aus bis zu sechs Rennfahrern bestehen. Das eigentliche Renngeschehen verfolgen sie dann an einem komfortablen Übersichtsbildschirm. Dieser sog. "Kommando"-Bildschirm zeigt dabei die Position ihres Fahrers samt Sektorzeiten sowie den aktuellen Fahrzeugstatus an. Darüber hinaus finden sich hier auch die drei Statusbalken ihres Piloten wieder. Schließlich haben sie die Möglichkeit, über den"Kommando"-Bildschirm die entsprechenden Funkanweisungen an ihren Fahrer abzusetzen. Neben den beiden zentralen Spielmodi "A-Spec" und "B-Spec" stehen ihnen im GT-Modus von Gran Turismo 5 noch weitere Optionen zur Verfügung. So können sie diverse Lizenzprüfungen absolvieren oder an den zahlreichen Spezialveranstaltungen teilnehmen. Alternativ dazu brechen sie zu einer Trainingsfahrt auf oder investieren ihre hart verdienten Credits bei diversen Autohändlern in kostspielige Luxuskarossen. Ihre neuen Autos können sie dann anschließend auf einer Fotoreise in Szene setzen oder in "GT Auto" einem optischen Tuning unterziehen.         

Die Neuheiten:

GT 5 hat die Lizenz der Super GTDie lange Entwicklungszeit von Gran Turismo 5 legt die Vermutung nahe, dass die Entwickler von Polyphony Digital zahlreiche Neuheiten in ihr Spiel integriert haben müssen. Doch weit gefehlt. Neben der Implementierung einiger neuer Strecken (Autodrome Nazionale Monza, Toskana, Cape Ring) haben die Entwickler im wesentlichen am Ausbau der Spezial-Events gefeilt. Dabei decken die neuen Rennherausforderungen tatsächlich so ziemlich jeden Bereich des Motorsportes ab. Dies beginnt mit den erstmals in der Seriengeschichte simulierten Kartrennen und setzt sich über diverse lizenzierte Rennserien (NASCAR, WRC, Super GT) fort. So vermittelt ihnen etwa Jeff Gordon nützliche Tipps für das Windschattenfahren im Oval, während sie bei Sebastian Loeb in die Rallye-Schule gehen. Die Spezialveranstaltungen stellen dabei sehr unterschiedliche Anforderungen an ihr Leistungsvermögen. Die Spezial-Events sind daher nur schlecht ausbalanciert. Insbesondere die unfairen Überholprüfungen auf der "Top Gear"-Teststrecke weisen einen beträchtlichen "Nervfaktor" auf. Eine weitere Neuheit in Gran Turismo 5 ist der Strecken-Editor. Mit diesem lassen sich recht einfach und komfortabel eigene Rennstrecken erstellen. Dazu wählen sie lediglich ein Setting aus, bestimmen die Art der Strecke (Rundkurs, Rallye-Strecke etc.) und passen sektorweise einzelne Kurven sowie die Streckenbreite an. Ihre neu erstellten Strecken können sie anschließend mit der Community teilen.   

Die Grafik:

Die Fahrzeugmodelle sind fantastischBislang hat noch jeder Teil der "Gran Turismo"-Serie die Grenzen des technisch machbaren auf der jeweiligen Sony-Konsole ausgelotet. Entsprechend hoch waren dann im Vorfeld auch die Erwartungen an Gran Turismo 5. Unterfüttert wurde diese Erwartungshaltung durch die von Polyphony Digital veröffentlichten Screenshots und Trailer. Diese präsentierten unglaublich detailreich modellierte Autos vor fotorealistischen Kulissen. Die größte Stärke der Grafik von Gran Turismo 5 sind dann auch die Fahrzeugmodelle. Insbesondere im Foto-Modus lässt sich jedes Detail der aufwändig modellierten Boliden effektvoll in Szene setzen. So erkennen sie etwa jede einzelne Schraube an den luxuriösen Felgen ihres virtuellen Traumwagens. Allerdings beschränkt sich der Foto-Modus auf die ca. 200 sog. "Premium"-Fahrzeuge im Spiel. Aufnahmen der rund 800 "Standard"-Autos sind dagegen nur aus Replays heraus möglich. Bei den angesprochenen "Premium"-Fahrzeugen handelt es sich um eigens für Gran Turismo 5 modellierte Autos. Dabei bieten die "Premium"-Fahrzeuge im Gegensatz zu den "Standard"-Autos erheblich mehr Details und eine authentische Cockpit-Ansicht samt umfangreicherem Schadensmodell. Demgegenüber ist das Gros der virtuellen Boliden lediglich in einer optisch reduzierten Variante verfügbar. Bei den sog. "Standard"-Autos handelt es sich um grafisch aufpolierte Versionen der entsprechenden Fahrzeuge aus Gran Turismo 4. Während sie die "Premium"-Fahrzeuge stilecht beim Autohändler kaufen, bekommen die die "Standard"-Autos beim Gebrauchtwagenhändler oder als Belohnung für gewonnene Rennen. Die Unterteilung des Fuhrparkes in "Premium"-Fahrzeuge und "Standard"-Autos ist dabei sowohl dem erheblichen Entwicklungsaufwand als auch den technischen Beschränkungen der aktuellen Konsolengeneration geschuldet. Unverständlich bleibt in diesem Zusammenhang jedoch die eigenwillige Auswahl der "Premium"-Fahrzeuge. So finden sich in dem entsprechenden Portfolio detailierte Versionen des Toyota Yaris oder des Fiat 500. Demgegenüber ist beispielsweise der Lamborghini Countach nur als "Standard"-Auto vertreten. Zudem ist auch die Streuung in der grafischen Qualität der Rennstrecken zu groß. Dabei stehen hervorragende Strecken mit fotorealistischen Texturen grafisch biederen Kursen gegenüber. Während insbesondere die Stadtkurse von Rom, London, Madrid und Tokio mit unzähligen Details glänzen, erweisen sich die aus Gran Turismo 4 bekannten "Special Stage"-Strecken als triste Betonschläuche. Zudem wirken selbst bewährte Klassiker wie "Trial Mountain" oder "Deep Forrest" in Gran Turismo 5 wenig komplex und grafisch steril. Generell gilt, dass man einer erheblichen Anzahl von Strecken anmerkt, dass sie lediglich eine Portierung aus Gran Turismo 4 sind. Demgegenüber sind die Lichteffekte von Gran Turismo 5 durchweg sehr gelungen. Insbesondere auf Strecken mit wechselnder Tageszeit überzeugt Gran Turismo 5 mit eindrucksvollen Lichtstimmungen. Zudem läuft das Rennspiel von Polyphony Digital beinahe durchgehend mit 60 fps über den heimischen Bildschirm. Allerdings sind die Wettereffekte in Gran Turismo 5 nur mäßig gelungen. So scheinen etwa die virtuellen Regentropfen nur aus wenigen Pixeln zu bestehen. Immerhin laufen sie bedingt durch den Fahrtwind realistisch an der Windschutzscheibe ihres Fahrzeuges hoch. Eigentümlich ist zudem, dass die Autos selbst bei strömendem Regen nicht nass werden. Darüber hinaus stören auch die pixeligen Schatten entlang der ansonsten hervorragenden Fahrzeugmodelle. Gleiches gilt für die hässlichen Bitmap-Zuschauer am Streckenrand. Im Ergebnis bleibt daher festzuhalten, dass die "Gran Turismo"-Serie mit Gran Turismo 5 endgültig den Nimbus der Grafikreferenz auf PlayStation-Systemen eingebüßt hat. An diesem Umstand kann auch der gute 3D-Modus von Gran Turismo 5 nichts mehr ändern. Immerhin überzeugt dieser mit räumlicher Tiefe und gelungenen Fahrzeugen. Zudem werden die Licht- und Wettereffekte durch die 3D-Darstellung aufgewertet.   

Der Sound:

Gran Turismo 5 begeistert mit hervorragend abgemischtem 5.1-Surround-Sound. Dabei ist stets hörbar, von welcher Seite aus sie ihre Kontrahenten überholen wollen. Sie können also ihre Fahrweise rechtzeitig anpassen, um eventuelle Überholversuche erfolgreich zu kontern. Ein absolutes Highlight in Gran Turismo 5 sind zudem die Motorensounds. Jedes Fahrzeug verfügt dabei über einen individuellen Motorklang, der von den Entwicklern authentisch digitalisiert wurde. Des weiteren kann auch die Auswahl an Synchronsprechern überzeugen. Insbesondere die deutsche Sprachausgabe ist hier lobend zu erwähnen. Die Menüs von Gran Turismo 5 sind mit passender Lounge-Musik unterlegt. Zudem enthält der äußerst umfangreiche Soundtrack des Spieles mehr als 200 Titel aus den unterschiedlichsten Genres. Von Klassik bis hin zu elektronischer Musik ist nahezu jede Stilrichtung vertreten. Bei allem Lob gibt es aber auch im Hinblick auf den Sound von Gran Turismo 5 einen gravierenden Kritikpunkt. So sind die Kollisionsgeräusche ein schlechter Witz. Statt einem akustischen Stakkato aus splitterndem Glas und knarzendem Blech ertönt lediglich ein dumpfer Ton. Dem von Polyphony Digital erhobenen Anspruch auf technische Perfektion wird damit auch der Sound von Gran Turismo 5 nur eingeschränkt gerecht. 

Die Steuerung:

Die Traktion auf Staubpisten ist schlechtBereits der Untertitel von Gran Turismo 5 macht den Anspruch der "Gran Turismo"-Serie deutlich. Man will nicht weniger sein als eben "The Real Driving Simulator". Inwieweit der neueste Serienteil aus dem Hause Polyphony Digital diesem hohen Anspruch gerecht wird, entscheidet sich nicht zuletzt anhand von Steuerung und Fahrphysik. Und tatsächlich spielt die Traditionsserie genau in diesen beiden Kategorien ihre Stärken aus. Dabei punktet vor allem die präzise Steuerung. Insbesondere mit einem "Force Feedback"-Lenkrad ermöglicht es Gran Turismo 5 dem Spieler, sein Fahrzeug mit bislang nicht gekannter Präzision durch die virtuellen Kurven zu zirkeln. Eine möglichst punktgenaue Fahrzeugbeherrschung ist dabei vorrangig bei den optionalen Lizenzprüfungen und den kniffeligen Spezial-Events erforderlich. Die Lizenzprüfungen sind ein verbindendes Element aller bisherigen Spiele der "Gran Turismo"-Serie. Sie geben dem Spieler die Möglichkeit, sein fahrerisches Können auch abseits der eigentlichen Rennevents unter Beweis zu stellen. In Gran Turismo 5 stimmen dabei gelungene Anleitungsvideos auf die jeweilige Aufgabe ein. Unter anderem gilt es, prägnante Kurvenkombinationen möglichst perfekt zu durchfahren oder das Auto auf den Meter genau abzubremsen. Die Lizenzprüfungen motivieren mit abgestuften Pokalen (Gold, Silber und Bronze), zusätzlichen Credits und einem schnelleren Rangaufstieg. Neben der präzisen Steuerung kann auch die hervorragende Fahrphysik von Gran Turismo 5 überzeugen. Diese vermittelt dem Spieler gekonnt das Gefühl, in einem echten Rennwagen zu sitzen. So will etwa das präzise Anbremsen von Kurven ebenso verinnerlicht sein, wie der richtige Moment zum Gasgeben im Kurvenscheitelpunkt. Wer nicht beständig an seiner Kurventechnik feilt, der riskiert insbesondere bei leistungsstarken Fahrzeugen mit Heckantrieb häufige Dreher und Ausflüge in das Kiesbett. Zudem muss auch das Windschattenfahren auf den Ovalen der Motorsportwelt gelernt sein. Nur wer sich im Windschatten des Vodermannnes geschickt am restlichen Feld vorbeiziehen lässt, um dann im entscheidenden Moment zu attackieren, der kann sich letztlich den Sieg an die Fahnen heften. Darüber hinaus bietet Gran Turismo 5 auch unterschiedliche Fahrbahnbeläge. Je nachdem ob sie auf Asphalt, Schnee oder Staub unterwegs sind, ändern sich die Fahreigenschaften ihres Rennwagens gravierend. Insbesondere auf Staubpisten oder verschneitem Untergrund haben sie mit heftigen Traktionsproblemen zu kämpfen. Nur mit der richtigen Reifenwahl haben sie hier noch eine realistische Chance auf den Rennsieg. Damit wären wir bei dem nicht zu unterschätzenden Einfluss des Tuning-Partes von Gran Turismo 5 auf das Fahrverhalten ihres Boliden angelangt. Insbesondere Reifenwahl und Fahrwerksabstimmung erweisen sich als Schlüsselfaktoren bei der Erarbeitung eines siegfähigen Renn-Setups. Generell gilt, dass der Tuning-Part von Gran Turismo 5 trotz großem Umfang und unbestrittener Komplexität dennoch sehr unkompliziert ausgefallen ist. Im Gegensatz zu anderen Teilbereichen des Spieles wirkt der Tuning-Part wie aus einem Guss. Dennoch muss in diesem Zusammenhang kritisch angemerkt werden, dass der Spieler auch im jüngsten Teil der "Gran Turismo"-Serie vergeblich nach der Möglichkeit sucht, unterschiedliche Setups für ein bestimmtes Auto zu speichern. Vielmehr ist man in Gran Turismo 5 dazu gezwungen, das Setup seines bevorzugten Rennwagens für die unterschiedlichen Events ständig manuell nachzujustieren. Demgegenüber kann jedoch die gut abgestimmte Lernkurve von Gran Turismo 5 überzeugen. Dank zuschaltbarer optionaler Fahrhilfen (ABS, Traktionskontrolle, Ideallinie etc.) ist Gran Turismo 5 hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades weitgehend frei konfigurierbar. Lediglich die sporadischen Regen- und Nachtrennen gestalten sich aufgrund der eingeschränkten Sicht schwierig. In diesem Zusammenhang wird der Simulationsanspruch von Gran Turismo 5 deutlich. Selbst eingeschaltete Fahrhilfen können unter diesen erschwerten Bedingungen eine gute Streckenkenntnis nicht ersetzen. Insbesondere für Einsteiger sind die Nacht- und Regenrennen in Gran Turismo 5 nur schwer zu meistern. Zudem fahren die KI-Piloten gerne Kampflinie, um ihre Position zu verteidigen. Da die KI darüber hinaus nur selten Fehler macht, wird der Kampf um die Podiumsplätze regelmäßig zum Nervenspiel. Des weiteren haben die Entwickler von Polyphony Digital erkennbar an der Menüführung geschraubt. So gibt es in Gran Turismo 5 erstmals praktische "Shortcuts", die direkt vor einem Rennen einen unkomplizierten Wechsel in die Garage ermöglichen. Damit hat der Spieler die Möglichkeit, sich kurzfristig für ein geeignetes Auto zu entscheiden. Leider ist die Garage selbst jedoch sehr unübersichtlich gestaltet. Insbesondere die Sortierfunktionen sind wenig intuitiv und bleiben zudem nicht persistent erhalten. Demgegenüber können sowohl der erweiterte Foto-Modus als auch der neue Strecken-Editor im Hinblick auf die Bedienung weitgehend überzeugen. Dabei erlaubt der ausgefeilte Foto-Modus sowohl eine Veränderung des Kamerastandpunktes als auch das Zoomen über einen großen Brennweitenbereich. Somit sollte es ihnen gelingen, stets die passende Perspektive zu finden, um ihr Lieblingsauto in das rechte Licht zu setzen. Darüber hinaus können sie Blende und Verschlusszeit wählen, um so die Schärfentiefe an ihre Vorstellungen anzupassen. Schließlich können sie die gemachten Aufnahmen noch mit diversen Filtern hinterlegen, bevor sie ihre Kunstwerke mit der Community teilen oder in die XMB ihres PlayStation 3-Systemes  exportieren. Auch der Strecken-Editor überzeugt mit seiner simplen Bedienung. Sie wählen dabei zunächst aus einer überschaubaren Anzahl von Grunddesigns das Setting ihrer Wahl aus. Anschließend bestimmen sie die Art der Strecke und legen sektorweise Kurvenradien und Streckenbreite fest. Sofort nach der Streckenerstellung können sie dann zur Testfahrt auf ihrem eigenen Kurs antreten. Generell gilt, dass der simple Editor im Ergebnis recht ordentliche Strecken-Layouts liefert. Allerdings verfügen die erstellten Strecken mangels Details nur über einen sehr eingeschränkten Wiedererkennungswert. Dennoch bereichert der Strecken-Editor das Gesamterlebnis von Gran Turismo 5 sinnvoll. Darüber hinaus ist es im neuesten Serienteil möglich, Fahrzeuge aus der PSP-Version von Gran Turismo zu importieren. Allerdings stehen die Autos aus der PSP-Garage lediglich im Arcade-Modus zur Verfügung. In technischer Hinsicht muss zudem kritisch erwähnt werden, dass die Ladezeiten vor den einzelnen Rennen trotz der umfangreichen Installation von Spieldaten (6 GB) recht lang ausfallen.           

Die Atmosphäre:

Das Audi-Team bei der ArbeitEinleitend sei angemerkt, dass die bereits angesprochene Unterteilung der in Gran Turismo 5 enthaltenen Fahrzeuge in "Standard"-Autos und "Premium"-Fahrzeuge dem neuesten Werk von Polyphony Digital unter dem Strich reichlich an Atmosphäre kostet. So sind viele Traumwagen nur als "Standard"-Autos im Spiel enthalten. Auf der anderen Seite finden sich in Gran Turismo 5 dagegen Premiumvarianten von unspektakulären Volumenmodellen (Honda Civic, Ford Focus etc.) oder schlecht motorisierten Kleinwagen (Fiat 500, Toyota Yaris etc.). Dieser Umstand ist dabei doppelt ärgerlich, weil bestimmte Spieloptionen den "Premium"-Fahrzeugen vorbehalten sind. So verfügen die "Standard"-Autos weder über eine individualisierte Cockpitansicht noch über ein detailiertes Schadensmodell. Darüber hinaus ist auch das optische Tuning eingeschränkt. Beispielsweise können sie "Standard"-Autos weder mit neuen Felgen ausrüsten, noch beliebig umlackieren. Zudem dürfen sie mit den Standardvarianten der Fahrzeuge erst gar nicht zur Fotoreise antreten. Aufnahmen ihres Autos sind dann nur aus Replays heraus möglich. Darüber hinaus ist das im Vorfeld des Releases beworbene Schadensmodell von Gran Turismo 5 eine einzige Enttäuschung. So kommt es bei "Standard"-Autos nach Kollisionen allenfalls zu kleineren Dellen im Lack und hängenden Anbauteilen. Aber auch das etwas detailiertere Schadensmodell der "Premium"-Fahrzeuge liefert selbst bei provozierten Hochgeschwindigkeits-Crashes nur vergleichsweise schwache Schäden an den beteiligten Autos. Zudem haben die Unfälle lediglich optische Beschädigungen zur folge. Auswirkungen auf die Fahrphysik konnten wir nicht feststellen. Im Ergebnis bleibt daher festzuhalten, dass die direkte Konkurrenz den Entwicklern von Polyphony Digital in Sachen Schadensmodell mittlerweile weit enteilt ist. Ebenso wie das Schadensmodell haben die Entwickler auch die im Spiel enthaltenen Wettereffekte nur halbherzig umgesetzt. Zwar enthält Gran Turismo 5 entsprechend der Ankündigung die versprochenen Wettereffekte samt dynamisch wechselnder Tageszeit. Andererseits dürfen sie diese Parameter nicht frei wählen. Vielmehr gibt es nur für einige ausgewählte Strecken eine Regenoption bzw. einen dynamischen Fortschritt der Tageszeit. Die Reglementierung seitens der Entwickler nimmt dabei geradezu absurde Züge an. So können sie einige Kurse nur vorwärts im Regen befahren. In entgegengesetzter Richtung scheint dagegen immer die Sonne. Wer von anderen Rennspielen eine freie Wahl von Wetter und Tageszeit gewohnt ist, der wird sich also bei Gran Turismo 5 verwundert die Augen reiben. Ein weiterer Kritikpunkt am jüngsten Teil der "Gran Turismo"-Serie betrifft die Spielbalance. Einerseits lassen sich viele Rennen aufgrund fehlender Restriktionen mit überlegenen Autos bestreiten. Leichte Siege sind somit vor allem zu Beginn der Karriere im "A-Spec"-Modus keine Seltenheit. Auf der anderen Seite blockieren einige extrem schwierige Rennevents unnötigerweise den Spielfortschritt. So müssen sie etwa im "Motorsport Oldies"-Pokal der Extremserie gegen hochgezüchtete Prototypen vom Schlage eines Toyota 7 antreten. Mit getunten Serienfahrzeugen lässt sich eine solche Veranstaltung kaum gewinnen. Auf der anderen Seite bleiben konkurrenzfähige Rennwagen aus dieser Epoche des Motorsportes jedoch unbezahlbar. Hier sind daher Geduld und Glück erforderlich, wenn man die hohen Zielvorgaben erreichen will. Darüber hinaus stellen auch die unfairen Überholprüfungen bei der Lizenzvergabe eine beachtliche Hürde dar. Wenn der Spieler für Fehler des Gegners mit der eigenen Disqualifikation bestraft wird, ist die Geduld schnell am Ende. Auch wenn die Lizenzen in Gran Turismo 5 den Spielfortschritt nicht mehr entscheidend blockieren, hätten wir uns hier dennoch ein besseres Balancing gewünscht. Aller Kritik zum Trotz kann Gran Turismo 5 aber auch in einigen wichtigen Disziplinen entscheidend punkten. So greift von der ersten Spielminute an die nicht zu unterschätzende Motivation, die virtuelle Garage mit einer Vielzahl an Autos füllen zu wollen. Da der Zugriff auf attraktive Fahrzeugmodelle dabei entscheidend vom eigenen Fahrerlevel abhängt, ist immer für ausreichend Motivation zum Weiterspielen gesorgt. Stets will man das jeweils nächste Fahrerlevel erreichen, um so weitere Fahrzeuge freizuschalten. Zudem müssen die für den Kauf der virtuellen Boliden erforderlichen Credits hart erarbeitet werden. Hierbei helfen nur Siege in den verschiedenen Rennserien der Spielmodi "A-Spec" und "B-Spec" weiter. Insbesondere im "B-Spec"-Modus zieht der Schwierigkeitsgrad dabei ab Level 20 deutlich an. Fortan ist es notwendig, die eingesetzten Rennwagen mit einem streckenspezifischen Setup zu versehen, wenn man um den Sieg mitfahren will. Da der "B-Spec"-Modus nicht über eine Funktion zur Zeitbeschleunigung verfügt, stellt die im Spielverlauf steigende Rundenzahl in den virtuellen Rennen zugleich die Geduld des Spielers auf eine Belastungsprobe. In diesem Zusammenhang sei auch auf ein weiteres Balancing-Problem hingewiesen. So sind nach unserer Auffassung die Rennen in den sog. "Saison Herausforderungen" zu hoch dotiert. Wer bei diesen Spezial-Events massig Credits und Erfahrungspunkte gesammelt hat, der ist dannach nur noch mäßig motiviert, für einen Bruchteil dieser Preisgelder weitere Events in den Offline-Spielmodi zu bestreiten. Unabhängig davon ist der überzeugend inszenierte Kauf eines neuen Boliden immer wieder ein Highlight. Hier punktet Gran Turismo 5 mit der sagenhaften Anzahl von über 1000 in das Spiel integrierten Autos. Darunter finden sich neben gängigen Serienmodellen der unterschiedlichsten Hersteller auch zahlreiche Konzeptstudien und Prototypen. Wer also schon immer einen legendären Klassiker vom Schlage eines Ferrari 330 P4 oder Ford GT40 Mark IV fahren wollte, der liegt hier richtig. Letztendlich ist Gran Turismo 5 insoweit eine Art virtueller Setzkasten, der auf die Sammelleidenschaft seiner Spieler setzt. Nicht umsonst bietet das Spiel die Möglichkeit, die erworbenen Fahrzeuge im Foto-Modus standesgemäß in Szene zu setzen. Dabei stehen dem Spieler Kulissen wie die Marktgasse in Bern, der Marktplatz von Bad Neuenahr oder der "Red Bull"-Hangar in Salzburg zur Verfügung. Alternativ dazu können sie ihren Traumwagen auch auf der Kirschblütenallee von Kioto fotografieren. Im Ergebnis ist der Foto-Modus von Gran Turismo 5 damit eine mehr als stilvolle Möglichkeit, die eigenen Autos in das rechte Licht zu setzen. Neben dem umfangreichen Fuhrpark bietet Gran Turismo 5 zudem ein abwechslungsreiches Streckenportfolio. Dabei unterscheiden die Entwickler von Polyphony Digital zwischen detailiert nachgebauten realen Rennstrecken (sog. "Weltstrecken") und Eigenkreationen, die größtenteils schon aus den Vorgängern bekannt sind (sog. "Originalstrecken"). Hinzu kommen die Stadtkurse von Rom, Madrid, London und Tokio. Ergänzt wird das Streckenrepertoire zudem durch die sog. "Staub & Schnee"-Strecken (Toskana, Chamonix und Eigernordwand). Unter den "Weltstrecken" finden sich so bekannte Rennstrecken wie das Autodromo Nazionale Monza, der Circuit de la Sarthe (Le Mans), der Daytona International Speedway, der Indianapolis Motor Speedway, der Fuji Speedway sowie die Kurse von Laguna Seca und Suzuka. Schließlich hat es auch der Nürburgring samt Nordschleife in das fertige Spiel geschafft. Unter den "Originalstrecken" finden sich u.a. der High Speed Ring, der Autumn Ring sowie die Kurse Trial Mountain, Deep Forrest, und Grand Valley. Neben diesen Klassikern aus den vorherigen Teilen der "Gran Turismo"-Serie sind auch noch die Eigernordwand und Cape Ring im Spiel enthalten. Eine Vielzahl von Strecken muss dabei selbst im Arcade-Modus erst seperat freigeschaltet werden. Gelegenheitsspieler werden daher so manche Strecke erst gar nicht zu Gesicht bekommen. Ein Atmosphäre-Bonus sind die in Gran Turismo 5 enthaltenen offiziellen Lizenzen (NASCAR, WRC und Super GT), von denen das Spiel insbesondere bei den Spezial-Events regen Gebrauch macht. Zudem haben sogar einige Formel 1-Boliden (Ferrari F2007 etc.) den Weg in das Spiel gefunden.             

Der Multiplayer-Modus:

Der Multiplayer-Modus liefert spannende RennenGran Turismo 5 bietet dem Spieler einen vollständigen Multiplayer-Modus und zahlreiche Community-Features. Dabei laufen die Online-Rennen dank des guten Netzcodes weitestgehend ohne Lags über den heimischen Bildschirm. Der Spieler kann dabei wahlweise an öffentlichen Rennen teilnehmen oder aber ein Privatduell gegen seine Freunde austragen. Wer sich während eines laufenden Rennens in eine Lobby einloggt, der kann dabei während der Wartezeit schon mal ein paar Testrunden auf der jeweiligen Strecke drehen. Darüber hinaus ist auch die Erstellung eigener Lobbys möglich. Hierbei können sie zahlreiche Parameter (Strecke, Fahrzeuge etc.) frei wählen. Weiterhin stimmt auch die Sprachqualität des internen Voice-Chats. Zudem ermöglichen ihnen die ausgefeilten Community-Features die Interaktion mit Freunden aus dem PSN. So können sie etwa Nachrichten auf ihrer Pinnwand hinterlassen, Autos verschenken oder aber den jeweiligen Karrierefortschritt vergleichen.

Fazit und Gesamtwertung:

Gran Turismo 5 präsentiert sich nach über sechsjähriger Entwicklungszeit als weitgehend konventionelles Rennspiel mit überraschend vielen Macken. Die Kritikpunkte reichen dabei von der wenig intuitiven Menüführung über das rudimentäre Schadensmodell bis hin zu der eigenwilligen Umsetzung des Wettersystemes und dem teilweise missglückten Balancing. Darüber hinaus nervt auch die seltsame Auswahl der "Premium"-Fahrzeuge. Zudem schwankt die grafische Qualität der Strecken. Eindrucksvollen Stadtkursen stehen teilweise erschreckend detailarme Rennstrecken auf PS2-Niveau gegenüber. Im Ergebnis bleibt daher festzuhalten, dass die Entwickler von Polyphony Digital zumindest teilweise an ihrem eigenen Anspruch gescheitert sind. Dennoch ist es den Entwicklern gelungen, ein äußerst umfangreiches Rennspiel mit überragender Fahrphysik und durchweg gutem Streckendesign auf die Beine zu stellen. Dank optional zuschaltbarer Fahrhilfen ist Gran Turismo 5 dabei gleichermaßen für Anfänger wie Profis geeignet. Zudem weckt der gigantische Fuhrpark von über 1000 Fahrzeugen unter Garantie die Sammelleidenschaft eines jeden Autofans. Darüber hinaus motiviert das Erfahrungspunkte-System von Gran Turismo 5 dazu, sich immer wieder in die abwechlsungsreichen Rennen zu stürzen. Wir gehen davon aus, dass Polyphony Digital in bewährter Art und Weise an der kontinuierlichen Verbesserung des Spieles mittels regelmäßiger Patches und Updates arbeiten wird. Aus einem guten Rennspiel könnte dann vielleicht doch noch die erhoffte Referenz werden.

 

Spielspaßwertung: 85 %

 

Releasedatum: 24.10.2010

 

Technische Daten:

  • Publisher: Sony Computer Entertainment
  • Entwickler: Polyphony Digital
  • Videomodi: 720p, 1080p
  • Installationsgröße: 6 GB
  • Sixaxis-Support: ja
  • USK: ohne Altersbeschränkung