Die Apokalypse geht in die 2. Runde !

Das Action-Adventure The Last of Us (2013) der "Uncharted"-Macher von Naughty Dog genießt unter Survival-Horror-Fans einen nahezu legendären Ruf. The Last of Us überzeugte insbesondere mit einer düsteren Atmosphäre in einem nahezu hoffnungslosen Szenario. Dabei traf eine liebevoll gestaltete postapokalyptische Welt auf eine spannende und emotionale Geschichte. Nachdem bereits Ende 2016 ein Nachfolger offiziell angekündigt wurde, steht The Last of Us Part 2 mittlerweile in den Regalen der Händler. Wir klären in unserem ausführlichen Testbericht, ob das Sequel das hohe Niveau des Originals halten kann.

Das Spielprinzip:

The Last of Us Part 2 versetzt den Spieler einmal mehr in das trostlose Szenario einer sich weltweit ausbreitenden Pandemie. Dabei wurden im September 2013 rund 60% der Weltbevölkerung mit den Sporen des "Cordyseps"Pilzes infiziert. Die Infizierten mutieren zu ruhelosen Kannibalen. Der preisgekrönte Vorgänger schilderte in den ersten Spielszenen die Panik beim Ausbruch der Infektion. Der Rest des ersten Teiles spielte zwanzig Jahre nach dem ersten Ausbruch der Infektion. Zu diesem Zeitpunkt waren die ehemaligen Regierungen längst zerbrochen und die überlebenden Menschen befinden sich in Quarantäne. Die Isolation wird vom verbliebenen Militär kontrolliert. Die Widerstandsbewegung der "Fireflies" setzt sich dagegen mit Guerilla-Taktiken zur Wehr. Daher werden die "Fireflies" von den Soldaten als Terroristen angesehen und als solche gnadenlos verfolgt. Inmitten dieses trostlosen Szenarios trifft die 14-jährige Ellie auf den desillusionierten Schmuggler Joel. Schnell stellt sich heraus, das Ellie gegen die allgegenwärtige Infektion immun ist. Das ungleiche Paar begibt sich in The Last of Us auf eine abenteuerliche Reise durch die postapokalyptischen USA. Das Ziel der Reise ist ein Stützpunkt, an dem Ellie untersucht werden kann und ein Gegenmittel hergestellt werden soll. Obwohl sie in biologischer Hinsicht nicht Vater und Tochter sind, stecken Ellie und Joel auf eine psychologisch tragische Art und Weise in einem entsprechenden Rollenverhältnis fest. Ihr Verhältnis wird dabei insbesondere vom zentralen Konflikt des ersten Teiles überschattet. Dabei war Ellie dank ihrer Immunität die letzte Hoffnung der Menschheit. Joel stand nun vor der Wahl, Ellie für die Heilung der Welt zu opfern. The Last of Us Part 2 spielt nun etwa fünf Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teiles. Das Action-Adventure spielt dabei zu weiten Teilen im postapokalyptischen Seattle. Die einstmals größte Stadt des Bundesstaates Washington ist dabei von Wasser, Bergen und Wäldern umgeben. Das Setting dürfte somit ausreichend Abwechslung bieten. Die Story von The Last of Us Part 2 knüpft nahtlos an die Geschichte des Vorgängers an. Der erste Teil hatte mit Ellie und Joel zwei weitgehend symphatische Charaktere eingeführt, die aber bereits im Original auch dunkle Facetten aufgewiesen haben.

Die Neuheiten:

The Last of Us Part 2 führt neue Hauptcharaktere in das Spieleuniversum ein. Die wichtigsten Neuzugänge sind dabei Ellies Antagonistin Abby sowie das Geschwisterpaar Yara und Lev (gespielt von Victoria Grace und Ian Alexander). Abby wird hingegen von Laura Bailey verkörpert. Diese war bislang vor allem durch die Rolle der Nadine Ross aus "Uncharted 4: A Thief´s End" bekannt. Neben neuen Helden bietet The Last of Us Part 2 auch neue Widersacher. Neben Infizierten, Militärs und marodierenden Banden kennt das Sequel nun auch einen Kult religiöser Fanatiker (sog. "Seraphiten" oder "Scars"). Dieser Kult richtet Menschen, die sich ihm entgegenstellen und die folglich als "unrein" befunden werden kurzerhand hin. Einen der bedrückendsten Momente von The Last of Us Part 2 erlebt der Spieler, wenn er in einem dichtbewachsenen Wald eine Vielzahl von an den Bäumen aufgehängten Gegnern der "Seraphiten" entdeckt. The Last of Us Part 2 knüpft im Hinblick auf Spielmechanik und Erzählweise an den Vorgänger von 2013 an. Allerdings bietet The Last of Us Part 2 erstmals einen radikalen Perspektivwechsel im Hinblick auf die Erzählstruktur. Statt klar erkennbarer Feindbilder und Heldenrollen bietet The Last of Us Part 2 eine differenzierte Charakterzeichnung. Dies ist besonders bemerkenswert, da "Gut" und "Böse" in der absoluten Vielzahl aller Videospiele bis ins Finale festgelegt sind. Hier beweisen die Entwickler von Naughty Dog bemerkenswerten Mut und Courage. Weitere Besonderheiten betreffen die Levelarchitektur von The Last of Us Part 2. So sind im aktuellen Action-Adventure von Naughty Dog die Spielgebiete vertikaler strukturiert als noch im direkten Vorgänger. Dies betrifft neben gefluteten Tiefgaragen auch mehrstöckige Hochhäuser. Das Spektrum der Schauplätze ist dabei enorm (Museen, Theater, Aquarium etc.). Wer das reale Seattle im Nordwesten der USA kennt, dem werden einige Deja-vus begegnen. Im Gegensatz zum Vorgänger geht Entwickler Naughty Dog in The Last of Us Part 2 bei den Talenten einen anderen Weg. So muss der Spieler zunächst Trainingsbücher zu Themen wie "Tarnung", "Überleben", "Präzision", "Sprengstoff" oder "Fertigung" finden. Hierdurch werden dann unmittelbar neue lineare Fähigkeitsbäume freigeschaltet. Diese umfassen wiederum je fünf neue Fähigkeiten. So enthält etwa der Ordnungspunkt "Tarnung" die Fähigkeiten "Schalldämpfer", "Klarheit im Laufmodus", "Schneller Bewegen in Bauchlage", "Verbesserter Schalldämpfer" und "Schnellere lautlose Kills". Die in Rede stehenden Fähigkeiten muss der Spieler nacheinander mit "Pillen" aktivieren. Die entsprechenden "Pillen" sind dabei in der Spielwelt verteilt. Bei sorgfältiger Suche in der Spielwelt, lassen sich nahezu alle Fähigkeitsbäume bis zum Maximum entwickeln. 

Die Grafik:

The Last of Us Part 2 bietet wundervolle Kulissen und Landschaften. Das Action-Adventure nutzt zudem wie schon der Vorgänger aufwändige "Motion-Capture"-Verfahren. Ellie wird in dieser Hinsicht sowohl im Hinblick auf die Animationen als auch stimmlich von der Schauspielerin Ashley Johnson verkörpert. Die Rolle von Joel fällt hingegen an Troy Baker. Mimik und Muskelspiel der Protagonisten von The Last of Us Part 2 suchen im Genre der Videospiele ihresgleichen. Besonders erwähnenswert ist auch die allgemeine Detailtiefe des Action-Adventures. Dies betrifft neben den exzellenten Wettereffekten auch Umgebungsdetails wie beeindruckend natürlich wirkende Bäume oder brennende Autowracks. Weiterhin sind hier die überzeugend umgesetzten und animierten Pferde zu loben. Die treuen Vierbeiner beherrschen in The Last of Us Part 2 nicht nur diverse Gangarten (Galopp, Trab) sondern hinterlassen zudem glaubhafte Fährten in der Spielwelt (Spuren im Schnee). The Last of Us Part 2 sieht dabei noch besser aus, als die beiden letzten "Uncharted"-Titel ("Uncharted 4" und "The Lost Legacy"). Das Action-Adventure von Naughty Dog ist damit die klare Grafikreferenz auf der PlayStation 4. Die Entwickler von Naughty Dog beschreiten hier konsequent den Weg hin zum Fotorealismus. Ein Vorhaben das bekanntlich auch von Epic mit der "Unreal Engine 5" angestrebt wird.

Der Sound:

The Last of Us Part 2 überzeugt mit brachialen Soundeffekten und einer tollen Musikuntermalung. Besonders die eindringlichen Gitarrenklänge von Gustavo Santaolalla bleiben hierbei in Erinnerung. Die Rachegeschichte an deren Oberfläche es scheinbar nur um Hass und Vergeltung geht, wird dabei durch melodische Kompositionen ("Crooked Still") verstärkt. Zudem erreicht die deutsche Lokalisierung das hohe Niveau, welches man von Sony gewohnt ist. Dies betrifft sowohl Texte als auch Dialoge.

Die Steuerung:

Hinsichtlich der Steuerung ist anzumerken, dass das Verhalten der Koop-Partner weitgehend sinnvoll ausfällt. Zudem verfügt das Sequel von Naughty Dog auch über eine gute Gegner-KI. Die KI-Widersacher umzingeln den Spieler, kommunizieren untereinander und durchsuchen die Spielwelt systematisch. Insbesondere Hund und Herrchen suchen glaubwürdig. Ein akustisches Frühwarnsystem schützt den Spieler dabei vor Entdeckung. The Last of Us Part 2 überzeugt darüber hinaus mit guter Spielmechanik und mit coolen "Stealth"-Manövern. Lobend zu erwähnen ist zudem die sehr gute Waffenwirkung (Schussmechanik). Kennzeichnend hierfür sind die physikalischen Auswirkungen von Gewicht und Projektil. An den vereinzelt in der Spielwelt auftauchenden Werkbänken lassen sich die Waffen des Spielers modifizieren. Zudem kann ihr virtuelles Alter Ego nahezu überall Gegenstände herstellen. The Last of Us Part 2 bietet darüber hinaus eine dezente Charakterentwicklung mit mehreren Talentbäumen. Die eigentliche Steuerung fällt präzise aus und ist vollständig modifizierbar. Die fünf Schwierigkeitsgrade können einzeln konfiguriert werden. Sollte der Spieler einmal nicht mehr weiter wissen, bietet The Last of Us Part 2 hilfreiche optionale Hinweise. Darüber hinaus bietet das Action-Adventure von Naughty Dog komfortable Funktionen zum automatischen und manuellen Speichern. Dabei sind vor allem die Kontrollpunkte weitgehend fair verteilt. Wie schon in "Uncharted 4" haben es die versierten Entwickler von Naughty Dog auch bei The Last of Us Part 2 geschafft, die Dialoge zwischen den Protagonisten elegant in die Erkundung der virtuellen Spielwelt einzubinden. Die in Rede stehenden Konversationen geben dabei Einblicke in die Persönlichkeit der Helden und enthalten zudem spielerische Hilfen. Trotz erkennbarer Skripte entsteht hierbei die Illusion von "lebendigen" Begleitern. So kann Ellie in The Last of Us Part 2 klettern, über Abgründe springen, in die Tiefe schlittern sowie schwimmen und tauchen. Teilweise benutzen die Protagonisten (Ellie und Abby) an den entsprechenden Stellen auch Seile, die beötigt werden um im Parkour weiter zu gelangen. Die in Rede stehenden Seile müssen dabei entweder in die Tiefe oder über Levelelemente (Planken) geworfen werden, um den virtuellen Helden den Auf- oder Abstieg zu ermöglichen. Insoweit orientiert sich The Last of Us Part 2 letztlich auch ein wenig an dem Abenteuer-Flair des "Uncharted"-Franchises. Teilweise kann Ellie auch Scheiben einschlagen, um so neue Routen durch die Levels zu finden. The Last of Us Part 2 bietet zudem die Möglichkeit, Feinde per Flaschenwurf in zuvor angelegte Sprengfallen zu locken. Besonders effektiv ist es zudem, Gegner auf die Distanz mit Molotow-Cocktails zu bekämpfen. Eine entscheidende Weiterentwicklung gegenüber dem ersten Teil des "The Last of Us"-Franchises ist die im Sequel deutlich verbesserte Gegner -KI. Diese macht sich insbesondere auf höheren Schwierigkeitsgraden bemerkbar. Ab der dritten von fünf Stufen wird der Spieler gefordert und ist dazu angehalten leise und vorsichtig zu operieren. Auf diesem Level kommunizieren die KI-Gegner untereinander (Zurufe oder Pfeifen) um den Spieler zu flankieren und suchen geschickt Deckung. Zudem setzen ihre KI-Widersacher auch Hunde ein. Der Spieler hat diesbezüglich die Möglichkeit, in den sog. "Lauschmodus" zu wechseln, um so seine eigene Geruchsspur zu sehen. Wenn der Hund den Spieler erst einmal angreift, verbeißt er sich im Gesicht seines Opfers und muss abgeschüttelt werden. Auch die KI der Partner ihrer Protagonisten ist gegenüber dem ersten Serienteil verbessert worden. So gehen die NPCs selbstständig in Deckung oder suchen die Offensive. Dabei bietet sich die Möglichkeit, den Gegner als Team zu flankieren. Zudem lässt das KI-Verhalten Rückschlüsse auf die Gefechtslage zu. Beispielsweise warten ihre KI-Partner bereits am Levelausgang, während der Spieler noch getarnt nach Feinden Ausschau hält. Hinsichtlich der Waffenmodifikation bietet The Last of Us Part 2 die Möglichkeit, die eigenen Waffen an einer der in der Spielwelt verteilten Werkbänke hinsichtlich Stabilität, Rückstoß und Schaden zu verändern. Benötigt werden hierbei die in der Spielwelt verteilten Schrauben. Der Modifikationsprozess wird dabei grafisch ansprechend umgesetzt. In diesem Zusammenhang ist es des weiteren wichtig, die entsprechenden Talente (Atem beim Zielen anhalten) auszubauen. Das hervorragende Treffer-Feedback von The Last of Us Part 2 erinnert nicht zuletzt an das "Killzone"-Franchise. Jeder Schuss sorgt je nach anvisiertem Körperteil für andere Trefferreaktionen. Als besonders nützlich erweist sich ein gezielter Schuss auf die Beine. Dieser bringt den Gegner zu Fall und ermöglicht so eine finale Nahkampf-Aktion. Der Spieler kann so virtuelle Munition sparen. The Last of Us Part 2 kennt zudem räumliche und physikalische Rätsel (Erkundung alternativer Routen, Tauchen, Klettern, Abseilen, Scheiben einschlagen, Container verschieben, Generator mit Strom versorgen etc.). The Last of Us Part 2 greift auf das "Crafting"-System des Vorgängers zurück. Zu ihren Aufgaben zählen das Sammeln von Zutaten sowie das Herstellen von Medikits, Munition und Granaten. Maximal drei identische Gegenstände kann der Spieler dabei bei sich tragen. Ein "Horten" von Ausrüstung ist somit nicht möglich. Bereits auf dem "normalen" Schwierigkeitsgrad muss der Spieler sich diese Gegenstände zudem sorgsam einteilen. The Last of Us Part 2 lässt sich nicht nur hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades sondern auch hinsichtlich der Benutzeroberfläche anpassen. Jeder der fünf Schwierigkeitsgrade lässt sich im Hinblick auf ebenfalls fünf separate Anpassungen (Spiele, Partner, Feinde, Tarnung und Ressourcen) genauer konfigurieren. Insbesondere sind dabei alle visuellen Hilfen (Symbole in der Nähe von Ressourcen, Anzeigen für Leben, Schaden und Munition) optional ausblendbar. Zudem lässt sich die Steuerung frei belegen. Alle ausführenden Aktionen sind veränderbar. Zielhilfen und Fixierungen sind einstellbar. Darüber hinaus bietet The Last of Us Part 2 eine optionale Sprachausgabe für die Bildschirmtexte. Bei alllem Lob soll hier auch verhaltene Kritik geübt werden. So haben ihre KI-Partner gelegentliche Aussetzer. Darüber hinaus hat der Spieler keine Möglichkeit, seine Mitstreiter über Befehle zu steuern. Zudem ist auch das "Sammel"- und "Crafting"-Prinzip von The Last of UsPart 2 nicht sonderlich innovativ. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die nervige Abnutzung von Nahkampfwaffen und Schalldämpfern.

Die Atmosphäre:

The Last of Us Part 2 überzeugt mit einer hervorragenden Regie, einer ergreifenden Story rund um Rache und Wahrheit sowie mit einer differenzierten Sicht anstelle der üblichen Schwarzweißmalerei. Hinzu kommen tolle Rückblicke und Perspektivwechsel. Schließlich überzeugt das Sequel mit authentischen Charakteren und lebendigen Dialogen. The Last of Us Part 2 bietet zahllose coole Survival-Horror-Momente. Hinzu kommen vereinzelte Reit- und Fahrabschnitte inklusive einer ausgedehnten Bootstour. Bei alledem überzeugt The Last of Us Part 2 insbesondere mit erstklassigen Animationen samt Mimik und Gestik. Die Spielwelt bietet dabei verwinkelte Gebäude und Areale. Die in Rede stehenden Gebäude halten seltene Fundstücke bereit. Wie bereits erwähnt, experimentiert The Last of Us Part 2 mit einer äußerst expliziten Gewaltdarstellung. In Punkto Gewalt geht The Last of Us Part 2 an die Schmerzgrenze und darüber hinaus. Vor allem die Nahkämpfe sind derart brachial und realistisch umgesetzt, das selbst die Finisher in Mortal Kombat dagegen verblassen. Der Spieler wird dabei in ein moralisches Dilemma versetzt. Laut Entwickler Naughty Dog ist "Hass" das zentrale Thema von The Last of Us Part 2. Das Sequel wirft dabei fast schon philosophische Fragen auf. Wie weit würde der Spieler für seine Familie und Freunde gehen? Zerstört die menschliche Rachsucht letztlich die Menschlichkeit selbst? Die besondere Leistung der Entwickler von Naughty Dog besteht darin, mit The Last of Us Part 2 die wichtige Balance aus Survival-Horror und Erkundung (und damit aus Stress und Entspannung) gefunden zu haben. So bietet die Spielzeit von 40 Stunden neben den Actionpassagen immer wieder Ruhephasen. Zudem helfen dem Spieler Rückblicke bis in die Jugend der Protagonisten dabei, Beziehungen zu verstehen und Identifikation mit den Helden aufzubauen. Darüber hinaus überzeugt The Last of Us Part 2 mit zahllosen atmosphärischen Details. Besonders positiv zu erwähnen sind die detailgetreu gebauten Museen (Raumfahrt und Dinosaurier) im verlassenen Seattle. Zudem zeigt sich die Höhenangst der Protagonisten durch eine verschwimmende Sicht. Des weiteren kann der Spieler beim Betreten dunkler Räume erst langsam wieder besser sehen. Vor allem die Artdesigner von Naughty Dog haben in The Last of Us Part 2 ganze Arbeit geleistet. Jede Ecke der Spielwelt (vom Museum über Kaufhäuser, Restaurants, Werkstätten oder Musikgeschäften) bietet einzigartige Fundstücke. Diese können teilweise vergrößert und gedreht werden. Naughty Dog idealisiert dabei die Kampfkraft der Heldinnen in The Last of Us Part 2. Ellie und ihre Freundin Dina sind genau wie ihre erbitterte Widersacherin Abby allesamt willensstarke und toughe Frauen, die gelernt haben, innerhalb der postapokalyptischen Pandemie zu überleben. Daher kämpfen und töten die Protagonistinnen scheinbar ohne Skrupel. Im ersten Abschnitt des Action-Adventures begleitet der Spieler Ellie und Dina auf ihrer Reise durch das postapokalyptische Seattle. Bereits im Ausgangspunkt Jackson erfährt der Spieler dabei, das die Heldinnen in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung leben. Während Ellie und Dina unterwegs sind, lernt man sie in Dialogen besser kennen. Insoweit überzeugt auch die komplette deutsche Lokalisierung. Während die Heldinnen zunächst nur auf wenige Waffen Zugriff haben, setzen sie umso clevere Taktiken ein. Dies betrifft insbesondere "Stealth"-Elemente wie Deckung und Ablenkung sowie lautlose Kills. Im weiteren Verlauf der Handlung dominieren dann brachial inszenierte Nahkämpfe mit Messern, Macheten, Äxten oder Rohrzangen. Dabei ist das rechtzeitige Ausweichen gegen die kampfstarken Widersacher essentiell. Zudem ist natürlich auch der Schusswaffeneinsatz (Pistole, Jagdpistole, Repetiergewehr, Schrotflinte, Flammenwerfer, Armbrust oder Bogen) von großer Bedeutung. Besonders explosiv ist der Einsatz von Sprengfallen oder Molotov-Cocktails. Zum Teil hilft jedoch nur die Flucht vor den gefährlichen Gegnermassen. Die entsprechenden Sequenzen werden von Naughty Dog mittels Skripten dramatisch in Szene gesetzt. Zu den Feinden gehören in The Last of Us Part 2 neben marodierenden Banden vor allem die unterschiedlichsten Infizierten (Clicker, Runner, Bloater, Shambler). Die allgegenwärtigen Clicker sind zwar blind, orten den Spieler jedoch über ihr ausgeprägtes Hörvermögen. Gegen die wuchtigen Frontalangriffe der Clicker hat der Spieler dabei nahezu keine Chance. Es gilt daher, die Clicker gezielt in eine Position für einen "Stealth"-Kill mittels Messer zu bringen. Schließlich bietet The Last of Us Part 2 auch etliche Bosskämpfe. Die entsprechenden Gegner hätten dabei auch in der Survival-Horror-Konkurrenz von "Resident Evil 7" vorkommen können. The Last of Us Part 2 bietet darüber hinaus noch viele andere Situationen, die für ein eindringliches Survival-Horror-Flair sorgen. Insbesondere wenn die Protagonisten angesichts der Sporen ihre Atemmasken tragen müssen, entsteht eine unheimliche Geräuschkulisse. The Last of Us Part 2 bietet zudem eindringliche "Stealth"-Action. So funktioniert lautloses Töten in Naughty Dogs Action-Adventure entweder per Pistole mit aufgesetztem Schalldämpfer oder aber mittels Bogen und Armbrust. Dabei ist Ellie selbst im hüfthohen Gras nicht komplett sicher. Unter ungünstigen Bedingungen können sie Feinde dort entdecken. Die bevorstehende Entdeckung wird dem Spieler akustisch signalisiert. Der Spieler hat so ein kurzes Zeitfenster, um in Bauchlage zu gehen. The Last of Us Part 2 erreicht hinsichtlich der Schleichpassagen eine derart hohe Qualität, wie sie ansonsten nur aus dedizierten "Stealth"-Action-Titeln ("Spilnter Cell"-Franchise, "Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain") bekannt ist. Hinsichtlich der "normalen" Schussgefechte ist festzuhalten, das diese nicht nur sehr gut vertont sind, sondern zudem die Möglichkeit bieten, auf Knopfdruck beim Anvisieren die Schulter zu wechseln. Das Waffenarsenal von The Last of Us Part 2 deckt einen großen Bereich ab (inklusive alternativer Munition wie Brandgeschosse). Jede Waffe hat dabei eine andere Abweichung, die vor allem bei Schüssen auf große Distanz zum Tragen kommt. Die Physik spielt insbesondere beim Scharfschützengewehr (ballistische Kurve) eine Rolle. Bei größerer Distanz muss der Spieler höher anhalten, um das Ziel zu treffen. Der Spieler freut sich im weiteren Verlauf von The Last of Us Part 2 immer wieder über neue Waffen (Jagdpistole, halbautomatisches Gewehr, Flammenwerfer). Ebenfalls zum Einsatz kommen Rauchgranaten, Tretminen und Rohrbomben, die der Spieler aus den unterschiedlichsten Bauteilen selbst zusammensetzen kann. Leider nutzen sich in The Last of Us Part 2 die zur Verfügung stehenden Nahkampfwaffen (Macheten, Äxte, Baseballschläger etc.) derart stark ab, das sie nach einiger Zeit zerstört werden. Zudem schaltet der Spieler nach dem erstmaligem Durchspielen von The Last of Us Part 2 ein "Neues Spiel Plus" frei. Hierbei steht euch beim erneuten Spielstart das ganze Arsenal an Waffen und Fähigkeiten sofort zur Verfügung. Die Endabrechnung umfasst Punkte für die in den Levels gefundenen Artefakte, Sammelkarten, Münzen, Werkbänke, Safes und Tagebucheinträge. Die in Rede stehenden Punkte werden benötigt, um in den Optionen "Concept Art" und "Charakterportraits" freizuschalten (Kosten pro Galerie: 20-60 Punkte). Positiv zu erwähnen sind darüber hinaus der coole Fotomodus und die interessanten Archive.               

Die Spielwelt:

Die Spielwelt von The Last of Us Part 2 wirkt zu Beginn der Handlung (Jackson) friedlich und beinahe malerisch. Der Einstieg in das Action-Adventure von Naughty Dog ähnelt dabei entfernt an den Beginn von Red Dead Redemption 2. Dies gilt umso mehr, als sich Ellie genauso in einem Tagebuch verewigt wie Arthur Morgan in der freien Spielwelt von Rockstar Games. Jackson ist dabei eine geschützte Siedlung, die neben Strom und fließenden Wasser auch diverse Geschäfte, einen Stall, Gärten und eine Bar zu bieten hat. Der Spieler nimmt am entspannten Beginn der Kampagne sogar an einer Schneeballschlacht mit den örtlichen Kindern teil. Im weiteren Verlauf kann der Spieler seine Umwelt frei erkunden. Die Spielwelt bietet dabei u.a. Akrobatik, Seile und Tauchgänge. Zudem profitiert das Sequel von einer unheimlichen Detailfülle. So kann die virtuelle Heldin Spuren lesen und muss zudem Wind und Nässe trotzen. In der Spielwelt von The Last of Us Part 2 verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse zusehends. Dies betrifft sowohl das Militär, als auch die Widerstandsbewegungen und all jene Menschen, die keiner dieser Organisationen angehören. Die Ressourcen und Nahrungsmittel sind in der Spielwelt knapp. Dies fördert wiederum Gier und Egoismus. Außerhalb der Sicherheitszonen schließen sich die Überlebenden in The Last of Us Part 2 zu marodierenden Banden zusammen. Diese "verlorene" Welt ist gekennzeichnet von zerfallenen und verotteten Gebäudekomplexen. Die Spielwelt von The Last of Us Part 2 ist von den Entwicklern zwischen unterschiedlichen Fraktionen aufgeteilt worden. Dabei finden sich Graffiti, Inschriften und Symbole an den Gebäuden der verlassenen Spielwelt. Der Entwickler Naughty Dog spielt insoweit mit politischen und religiösen Feindbildern. Dabei treten die Entwickler eventuellen Vorverurteilungen im weiteren Verlauf der Geschichte konsequent entgegen, indem dem Spieler andere Blickwinkel eröffnet werden. The Last of Us Part 2 bietet strenggenommen keine offene Spielwelt. Der Spieler stößt vielmehr immer wieder an künstliche Grenzen. Die Areale sind jedoch weitläufiger als noch im direkten Vorgänger. Dennoch erweckt The Last of Us Part 2 mit einer Vielzahl an begehbaren Gebäuden die Illusion einer offenen Welt. Zumal man noch in weiter Ferne scharfe Konturen von entfernten Gebäuden wahrnimmt. Sollte sich der Spieler in den Straßenschluchten des postapokalyptischen Seattle verlaufen, bekommt er nach einiger Zeit einen optionalen Hinweis zum weiteren Vorgehen. Zudem haben die Entwickler diverse Safes und Container in der Spielwelt verteilt. Die Codes für die Safes müssen manuell eingegeben werden. Dabei stehen dem Spieler drei Positionen von 00 bis 99 zur Verfügung. Die Codes für die Safes finden sich zumeist in der näheren Umgebung. Zudem können die Safes auch über "Gehör" geöffnet werden.      

Fazit und Gesamtwertung:

Mit The Last of Us Part 2 gelingt es den Entwicklern von Naughty Dog bestehende Charaktere weiterzuentwickeln und neue Protagonisten in das Spiele-Franchise aufzunehmen. The Last of Us Part 2 schafft es wie schon der Vorgänger, den Spieler emotional zu involvieren und mit seiner Geschichte zum Nachdenken anzuregen. The Last of Us Part 2 steht exemplarisch für eine emotionale Identifikation des Spielers mit den virtuellen Helden. Hier wird deutlich, wie wichtig glaubwürdige Beziehungen zwischen den Protagonisten sind. Das außergewöhnliche Storytelling ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal des Sequels. Dies ist umso erfreulicher, als sich die "Triple-A"-Entwickler von Naughty Dog für ihr "Uncharted"-Franchise stets am Mainstream orientiert haben. Demgegenüber scheuen die Entwickler in The Last of Us Part 2 keine Konflikte. Auch die Spielmechanik macht mit akrobatischen Erkundungen und vereinzelten Rätseln einen Schritt nach vorne. Kennzeichnend ist jedoch vor allem die unglaubliche situative Spannung in den markerschütternden Survival-Horror-Elementen. Hier trifft purer Horror auf eine ausgefeilte Schleichtaktik, wie man sie in dieser Form nur aus dem "Splinter Cell"-Franchise oder aus "Metal Gear Solid 5: Phantom Pain" kennt. Hintergrundgeschichte, Charakterentwicklung und Dramaturgie erreichen über rund 40 Stunden an Spielzeit eine nahezu einzigartige Qualität. Dabei garantieren die Perspektivwechsel eine hervorragende Differenzierung im Hinblick auf Themen wie Beziehungen und Gewalt. Statt simple Schwarzweißmalerei zu praktizieren, erfasst The Last of Us Part 2 alle Elemente menschlicher Interaktion. Da ist es zu verkraften, das das neue Action-Adventure von Naughty Dog sich im Hinblick auf Sammeln, Craften und Talententwicklung am Genrestandard orientiert und insoweit keine Innovationen bietet.

Spielspaßwertung: 92 %

Releasedatum: 19.06.2020

Technische Daten:

• Publisher: Sony Interactive Entertainment
• Entwickler: Naughty Dog
• Videomodi: 1080p
• Installationsgröße: 95 GB
• USK: keine Jugendfreigabe