Civilization VI - Review (PS4)

Civilization VI erobert die PlayStation 4 !

Civilization VI erschien bereits 2016 für den PC. Nun wurde die preisgekrönte Globalstrategie in Zusammenarbeit von Firaxis und Aspyr Media für PlayStation 4 und Xbox One umgesetzt. Knapp 30 Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Serienteils (Sid Meier´s Civilization; 1991) erobert die Traditionsserie nun auch die aktuelle Konsolengeneration. Leider enthält die Konsolenversion von Civilization VI nicht die Erweiterungen "Rise and Fall" (2018) und "Gathering Storm" (2019). Dies ist umso ärgerlicher, weil mit den Erweiterungen nicht nur 18 neue Anführer sondern auch wichtige Spielmechaniken hinzugefügt wurden. Wir klären in unserem ausführlichen Test, ob Civilization VI trotz dieser Defizite ein würdiger Vertreter der Kultserie ist.

 

Das Spielprinzip:

civ6screenshot001Civilization VI bietet serientypisch globale Rundenstrategie mit historischem Bezug. Der Spieler beginnt 4000 v. Chr. und führt seine Nation durch die Zeitalter bis in die Moderne. Daran schließen sich das Atomzeitalter und die Informationsgesellschaft an. Dabei dreht sich alles um die Spielelemente Erkundung, Aufbau, Forschung und Kampf. Zusätzlich dazu simuliert der neueste Teil des Rundenstrategie-Klassikers auch Spionage, Religion und Tourismus. Zu Beginn des Spiels hat der Spieler die Wahl zwischen 20 Nationen. Die in Rede stehenden Völker haben dabei historische Anführer. So kann der Spieler beispielsweise Friedrich Barbarossa wählen. Jeder Anführer bietet unterschiedliche Boni in der Spielwelt. Im offenen Spiel bietet Civilization VI dabei fünf voneinander unabhängige Siegmöglichkeiten (Herrschaft, Kultur, Religion, Wissenschaft und Punkte).

Die Neuheiten:

civ6screenshot002Civilization VI bietet erstmals in der Seriengeschichte zwei getrennte Technologiebäume. Eine weitere Neuheit ist die Stadtplanung, die sich in Civilization VI erstmals über mehrere Hexfelder erstreckt. Darüber hinaus ermöglichen die neuen Distrikte vielfältige Spezialisierungen. Besonders zu erwähnen sind darüber hinaus die bereits in der Releaseversion von Civilization VI enthaltenen Systeme von Religion und Spionage. Die in Rede stehenden Systeme wurden bekanntlich im unmittelbaren Serienvorgänger Civilization V erst per Addon nachgeliefert. Religion und Spionage sind dabei genau wie das Distrikt-System gut durchdacht und untereinander verzahnt. Civilization VI bereichert die altbekannte Spielmechanik um weitere interessante Änderungen. Neben der bereits erwähnten Distriktverwaltung sind dies insbesondere die Stadtstaaten und die unterschiedlichen Agenden der Anführer. Die in Rede stehenden Staatsoberhäupter weisen jeweils eigene Charakterzüge auf und agieren entsprechend deutlich unterschiedlich. Die Anführer feilschen dabei um Waren oder Technologien bzw. schmieden Allianzen und vergeben Zutrittsrechte für ihre Territiorien. Ein weiteres Detail am Rande sind die neuen Naturwunder. Diese sind großzügig über die Spielwelt verteilt und bieten dem jeweiligen Besitzer diverse Boni. Gegenüber der PC-Version von Civilization VI enthält die Konsolenumsetzung einige zusätzliche Völker. Im einzelnen sind dies Polen, Wikinger, Australier, Perser und Makedonier. Bereits in der PC-Version enthalten sind Brasilianer, Skythen, Franzosen, Amerikaner, Ägypter, Chinesen, Japaner, Engländer und Azteken. Letztere waren dabei nur für Vorbesteller verfügbar. Neben den zahlreichen sinnvollen Neuerungen soll hier ein entsprechender Kritikpunkt nicht unerwähnt bleiben. So machen die neuen Nachrichten aus der Spielwelt nur wenig Sinn und sind daher als Spielelement insoweit überflüssig.

Die Grafik:

civ6screenshot003Im Vorfeld des Releases von Civilization VI kam lautstarke Kritik an dem comicartigen und übertrieben bunten Artdesign des Globalstrategie-Titels auf. Während das Artdesign des potentiellen Blockbusters das Fanlager in zwei Fraktionen spaltet, ist hier auch auf einen unbestrittenen Kritikpunkt ab Civilization VI einzugehen. So ist die Anzahl der Zoomstufen für die Weltkarte zu gering ausgefallen. So ist es in Civilization VI nicht möglich, sich durch Herauszoomen tatsächlich einen Überblick über die Spielwelt zu verschaffen. Hinzu kommt, das die Übersicht insbesondere in fortgeschrittenen Spielständen aufgrund der vollgebauten Karte in Mitleidenschaft gezogen wird. Zudem ist die Schrift in etlichen Zusatzfenstern zu klein und damit kaum lesbar. Auch ein manuelles Vergrößern ist dabei nicht möglich. Auf der Habenseite verbucht Civilization VI hingegen eindrucksvolle Weltwunder-Videos und teilweise hervorragend animierte Anführer in den Diplomatie-Screens. Zudem wissen detailverliebte Einheiten und Bauwerke zu überzeugen. Darüber hinaus ist der Kriegsnebel auf der Pergamentkarte lobend zu erwähnen. Neben der ansehnlichen Kulisse überzeugt Civilization VI mit einer gut gewählten Schriftgröße. Abgesehen von den erwähnten Zusatzfenstern ist auf großen Fernsehern grundsätzlich eine entspannte Lektüre der zahlreichen Textinformationen möglich. Schließlich muss auch noch die weitgehend stabile Framerate des neuesten Serienteils lobend erwähnt werden.

Der Sound:

Auch die PlayStation 4-Version von Civilization VI überzeugt mit einer abwechslungsreichen Musikuntermalung und einem hervorragenden Soundtrack. Leider sind die diplomatischen Aktionen der Protagonisten teilweise nicht vertont. Zudem stören vereinzelte Tonaussetzer während der relativ langen Ladezeiten.

Die Steuerung:

civ6screenshot004Hinsichtlich der Steuerung von Civilization VI ist anzumerken, dass die Handwerker im neuesten Serienteil nur über begrenzte Aktionen verfügen. Haben die in Rede stehenden Einheiten ihr "Guthaben" verbraucht, so verschwinden sie einfach von der 3D-Weltkarte. Dieser Umstand hat uns bei unserem ausführlichen Test zunächst ebenso irritiert wie die Tatsache, das sich die betreffenden Modernisierungen nicht automatisieren lassen. Letztlich gewöhnt man sich nach einigen Spielrunden an das neue System, ohne das sich die Spielmechanik spürbar verändert. Die neuen Stadtstaaten spielen als Bündnispartner mit individuellen Quests  eine nicht unwichtige Rollle. Einen Pluspunkt im Hinblick auf die Spielmechanik stellen die gegenüber dem Vorgänger deutlich verbesserten Barbaren dar. Diese agieren in Civilization VI spürbar cleverer als im Serienvorgänger, So nutzen die entsprechenden Einheiten nun vermehrt Scouts und Artillerie. Civilization VI kennt dabei sechs Kartengrößen und -typen sowie acht Schwierigkeitsgrade (Siedler bis Gottheit). Darüber hinaus überzeugt Civilization VI mit guten Karten- und Terrainfunktionen. Zudem bietet der neueste Serienteil ein gutes Tutorial. Die entsprechenden digitalen Ratgeber lassen sich dabei optional zu- und abschalten. Die Konsolenversion von Civilization VI lässt dem Spieler dabei die Wahl zwischen drei Tutorial-Funktionen. Je nach Vorwissen blendet das Spiel mehr oder weniger oft Hilfen ein. Eine der Tutorialvarianten richtet sich an Serienveteranen, die lediglich auf der Konsole zum ersten Mal spielen. Darüber hinaus ist die hier getestete Konsolenumsetzung von Civilization VI (PlayStation 4 und Xbox One) generell gut navigierbar. Nach kurzer Einarbeitungszeit klappt die Steuerung mittels Controller einwandfrei. Generell gilt, das die Steuerung sinnvoll auf das Gamepad übertragen wurde. Das Zoomen erfolgt über die Schultertasten während die Städteanwahl und Einheitenbewegung via Analogstick umgesetzt wurde. Des weiteren aktiviert das Steuerkreuz die Sonderfunktionen der jeweils ausgewählten Einheit. Zudem lassen sich wichtige Politik- und Diplomatiefenster mit den Schultertasten aufrufen. Aspyr legt demzufolge eine vollständige und komfortabel steuerbare Konsolenumsetzung des Globalstrategietitels vor. Einen großen Pluspunkt stellt darüber hinaus die serientypisch exzellent verzahnte Spielmechanik dar. Vor allem das neue Distriktsystem lädt zum experimentieren ein. Darüber hinaus sind alle Technologien und Einheiten in Civilization VI sinnvoll gewählt und nahtlos integriert. Der neueste Serienteil bietet dabei zwei umfangreiche Forschungsbäume und fünf Siegbedingungen. Der zweigleisige Technologiebaum trennt dabei kulturelle und wissenschaftliche Errungenschaften. In der Folge ist die Akkumulation von wissenschaftlichen Errungenschaften auf dem Weg zum Sieg nicht mehr so entscheidend wie noch im direkten Vorgänger Civilization V. Ein zusätzlicher Aspekt ist der Umstand, das sich die in Rede stehenden Forschungsvorhaben durch Aktionen auf der Karte beschleunigen lassen. So liefert etwa der Bau einer Galeere einen Bonus auf maritime Errungenschaften (Segeln). Insbesondere die Völkerfähigkeiten beeinflussen dabei die Spielweise und erhöhen den Wiederspielwert beträchtlich. Der Spieler kann sich im Hauptmenü für das Endlosspiel oder eines der vier neuen Szenarien (Wikinger, Alexander der Große, Hedwigs Vermächtnis, Outback Tycoon) über je 60 Runden entscheiden. Vor allem das freie Spiel überzeugt mit unzähligen Optionen und der Auswahl aus insgesamt 24 Anführern (Queen Victoria, Friedrich Barbarossa, Ghandi etc.). Generell bietet Civilization VI umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten bezüglich Visualisierung, Musik und Benutzeroberfläche. Zudem wird der Spieler am Rundenende per Symbol auf noch ausstehende Aktionen hingewiesen. Lobenswert zu erwähnen sind die leicht zeitverzögerten Zusatzinformationen. Hierbei erscheint eine ausführliche Erklärung zu dem jeweils aktivierten Hexfeld, sobald der Spieler ein paar Sekunden auf einem Menüpunkt oder Icon verweilt. Sollten dennoch offene Fragen verbleiben, so empfiehlt sich ein Blick in die umfangreiche Zivilopädie mit ihrer praktischen Suchfunktion und den sortierten Themen. Entscheidende Bedeutung kommt in Civilization VI der komplett überarbeiteten Innenpoliitk zu. Diese ist über ein "Kartensystem" flexibel gestaltbar. Das in Rede stehende System gliedert sich in die Bereiche Militär (rot), Wirtschaft (gelb), Diplomatie (grün) und Joker (lila). Ab der 12. Runde sind zunächst zwei Karten aktivierbar. Im weiteren Spielverlauf hat der Spieler dann je nach Regierungsform deutlich mehr Slots zur Auswahl. Spezialisierungen sind daher möglich (Oligarchie, Autokratie etc.). Ein erwähnenswertes Detail am Rande ist der Umstand, das der Spieler seine Karawanen auch von Militär eskortieren lassen kann. Ihre Handelseinheiten sind dann nicht mehr eine einfache Beute des Gegners. In Sachen Religion ist darüber hinaus festzuhalten, das der Spieler ab einem Glaubenswert von 16 ein erstes Pantheon gründen kann, welches natürlich weitere Boni freischaltet. Bei allem Lob für Civilization VI sind dennoch einige gravierende Kritikpunkte anzuführen. Wie bereits erwähnt sind bei ihren Handwerkern die Modernisierungen nicht automatisch aufschaltbar. In der Folge errichtet der Spieler auch keine Straßen mehr manuell über Bautrupps. Die entsprechenden Straßen werden stattdessen automatisch über jene Händler generiert, deren Karawanen der Spieler losschickt. Die in Rede stehenden Bautrupps verschwinden dabei nach ein oder zwei Verbesserungen als "aufgebrauchte" Einheit. Die entsprechenden Änderungen im Aufbaumanagement kommen dabei dem Spielfluss zu Gute. Des weiteren stören im neuesten Serienteil die langen Ladezeiten. Immerhin blendet Civilization VI zur Überbrückung diverse Infobildschirme ein, die wiederum dem Wandel der Zeiten unterliegen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die teilweise unzureichende deutsche Lokalisierung. Dies betrifft insbesondere den unfertig wirkenden Diplomatiepart. Kernpunkt der Kritik an Civilization VI ist jedoch die schwache militärische Gegner-KI. So lässt die KI ihre Siedler schutzlos über die Karte ziehen. Dies gilt sogar für Situationen in denen die KI-Siedler direkt an den Grenzen und Truppen des Spielers vorbeiziehen. Zudem ist auch das diplomatische Verhalten der KI-Gegner verbesserungswürdig. Insoweit enttäuschen Kriegserklärungen ohne triftigen Grund. Generell gilt, das sich die an den Spieler gerichteten Angebote stets in einem deutlichen Ungleichgewicht befinden. Zudem können keine komplexen außenpolitischen Verträge ausgehandelt werden. Außerdem kassiert die KI auf höheren Schwierigkeitsgraden massive Produktionsboni ohne dabei schlauer zu werden. Weiterhin sind Spione erst spät im Spielverlauf sinnvoll einsetzbar. Insbesondere nehmen auch die langen Wartezeiten beim Rundenwechsel im letzten Spieldrittel noch einmal erheblich zu. Generell gilt, das die Benutzeroberfläche von Civilization VI teilweise suboptimal umgesetzt wurde und gerade für Neulinge nur schwer zu überschauen ist. Schließlich kennt der neueste Serienteil zu wenige Zoomstufen, Da insbesondere kein komplettes Herauszoomen möglich ist, geht schnell einmal der Überblick verloren.       

Die Atmosphäre:

civ6screenshot005Ein Bonus in Sachen Atmosphäre sind zweifellos die Weltwunder (Pyramiden, Hängende Gärten etc.) von Civilization VI. Diese werden auf der 3D-Weltkarte in unterschiedlichen Bauphasen dargestellt. Die Weltwunder sind mithin vom Gerüst bis zur Vollendung auf der Karte animiert. Dabei wird die Fertigstellung der Weltwunder in stimmungsvollen Videos gebührend gefeiert. Zudem bringt der Handel mit den zahlreichen Stadtstaaten ein gehöriges Maß an Abwechslung in das Spielgeschehen. Eine wesentliche Neuerung in Civilization VI sind zudem die expandierenden Städte. In Civilization VI können die virtuellen Städte über bis zu 36 Hexfelder in die Landschaft heineinwachsen. Dies ist zugleich eine der augenscheinlichsten Neuerungen gegenüber dem direkten Vorgänger. Noch in Civilization V war die Stadtentwicklung auf ein Feld beschränkt. Insbesondere die in Rede stehenden Weltwunder kommen so besser zur Geltung, zumal sie ebenfalls ein Feld ausfülllen. Gegebenenfalls müssen dabei bestimmte Rohstoffe (Steinvorkommen) auf dem betreffenden Feld vorhanden sein, um das jeweilige Weltwunder (Stonehenge) errichten zu können. Darüber hinaus ist die Auslagerung einzelner Gebäude auf separate Hexfelder an der Tagesordnung. In diesem Zusammenhang ist insbesondere auf das neue System von Distrikten hinzuweisen. So kennt Civilization VI erstmals in der Seriengeschichte insgesamt 12 thematische Distrikte (u.a. Handel, Militär, Religion, Forschung). Der Spieler muss dabei zunächst das korrespondierende Distrikt einrichten, um letztlich die jeweils gewünschten Spezialgebäude (Bibliothek, Forschungslabor etc.) bauen zu können. Vor dem Hintergrund der epandierenden Städte sind insbesondere die stadteigenen Zufriedenheitswerte eine sinnvolle Neuerung gegenüber dem unmittelbaren Serienvorgänger. Ein weiterer Pluspunkt von Civilization VI sind die markanten Unterschiede zwischen den spielbaren Fraktionen. Die vielfältigen Völker-Eigenschaften korrespondieren dabei mit den zu Spielbeginn wählbaren Herrschern. Diese wiederum gewinnen dank der neuen "Agenden" ein beachtliches Maß an Persönlichkeit. Darüber hinaus sorgt Civilization VI für eine belebte Spielwelt. So besuchen Pilger entsprechende Reliquien während Archäologen seltene Relikte bergen. Zudem überzeugt Civilization VI mit sinnvollen Einheiten und durchdachten Technologien. Letztere werden bei ihrer "Freischaltung" durch zugleich witzige und lehrreiche Zitate begleitet. Zudem überzeugt Civilization VI mit sinnvoll ausgewählten Spezialeinheiten für jede Nation. Die in Rede stehenden Militäreinheiten bilden nicht selten das Rückgrat ihrer See- oder Landstreitkräfte. Generell gilt, das der Spieler in Civilization VI immer etwas zu tüfteln oder optimieren hat. Zuden profitiert auch die PlayStation 4-Version von Civilization VI von einem stringenten Artdesign und einer hochwertigen Aufmachung. Wie bereits in den zahlreichen Vorgängern der traditionsreichen Globalstrategie-Serie kommt auch in Civilization VI eine nützliche "Civilopädie" zum Einsatz. Nahezu jeder Bereich des Spiels wird hier ausführlich kommentiert und abgedeckt. Das umfangreiche Nachschlagewerk bietet zudem eine komfortable Suchfunktion. Einschränkend ist in diesem Zusammenhang jedoch anzumerken, das das in Rede stehende virtuelle Nachschlagewerk etwas zu steril ausgefallen ist. Insbesondere haben die Entwickler von Firaxis insoweit auf Zeichnungen oder Videos verzichtet. Zudem sind auch die Menüs teilweise zu nüchtern gestaltet. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die bereits angesprochenen Stadtstaaten. Diese bleiben im Spielverlauf ohne eigenen Charakter und diplomatische Funktion. Darüber hinaus irritiert der neueste Serienteil mit dem schnellen "Durchlaufen" der einzelnen Zeitalter. Lässt der Spieler die KI ungestört aufbauen, so zieht diese technologisch schnell am Spieler vorbei, um so einen ungefährdeten Forschungs- oder Kultursieg zu verbuchen. Ungeachtet dieses Umstands ist gleichwohl festzuhalten, das es die KI-Gegner in schöner Regelmäßigkeit versäumen, ihre Ressourcen zu modernisieren. Zudem ignoriert die KI ideale Plätze für den Bezirksbau. Ein weiterers ungleich schwerwiegenderes Manko betrifft die Militär-KI ihrer virtuellen Gegner. Insbesondere nutzen die KI-Gegner ihre technologische Überlegenheit in militärischen Konflikten nicht aus. So kämpften in unserer Testpartie die Norweger noch im Informationszeitalter mit Speerträgern und Armbrustschützen. Zudem haben gerade die Stadtstaaten erhebliche Mühe dabei, ihre Truppen zu modernisieren. Weiterhin ist die KI in Civilization VI nicht dazu in der Lage, ihre eigenen Städte koordiniert zu verteidigen. So bewegten die KI-Gegner ihre Truppen häufig im Hinterland, ohne unsere Invasionsarmee wirksam anzugreifen. Die virtuellen Kriege leiden somit unter der schwachen KI. Im Ergebnis stellen die militärischen Konflikte keine Herausforderung dar.       

Der Multiplayer-Modus:

civ6screenshot006Civilization VI bietet neben dem traditionellen Endlosspiel auch diverse Multiplayer-Modi. Der Spieler hat dabei die Wahl zwischen dem klassischen Hotseat-Modus, optionalen LAN-Partien oder dem Online-Multiplayer. Der letztgenannte Modus umfasst bis zu sechs menschliche Spieler und kennt naturgemäß keine KI-Macken. Die Zivilisationen können dabei gegeneinander oder in Teams antreten. Hinsichtlich der Spielmechanik kennt der Online-Modus von Civilization VI eine wichtige Einstellmöglichkeit. In der ersten Einstellung ziehen die Gegner immer gleichzeitig. In der anderen Option ziehen die Gegner nur im Frieden gleichzeitig. Demzufolge ziehen Spieler, die sich im Krieg gegeneinander befinden abwechselnd. Der schnellere Spieler hat somit keinen nennenswerten Vorteil mehr. Des weiterern kann der Spieler zu Beginn einer Online-Partie das Startzeitalter (Antike, Moderne etc.) frei einstellen. Zudem beschleunigen drei separate Multiplayer-Szenarien den Spielstart erheblich. So beginnen Spieler und gegebenenfalls zugeschaltete KI-Völker in dem Szenario "Globaler Thermonuklerarer Krieg" mit kleinen Armeen sowie fast allen Technologien. Dabei sind Konflikte unumgänglich und Spieler finden schneller in die Multiplayer-Partien hinein. Den Nuklearkrieg gewinnt dabei derjenige Spieler, der zuerst drei Stadtstaaten erobert oder aber die meisten Panzer baut. Alternativ dazu trägt der Spieler in diesem Szenario den Sieg davon, der die meisten Städte atomisiert. Auch die beiden weiteren Szenarien bieten ebenfalls eigene Siegbedingungen. Dabei kann der Spieler die Online-Partien für einen späteren Wiedereinstieg jederzeit abspeichern. Darüber hinaus sorgen diverse Ranglisten in unterschiedlichen Kategorien für zusätzliche Langzeitmotivation. Die Online-Matches kann der Spieler dabei als privates oder öffentliches Spiel konfigurieren. Generell gilt, das die Multiplayer-Partien zahllose Optionen bieten. Dies betrifft die bis zu sechs unterschiedlichen Siegbedingungen ebenso wie die Weltgröße und das Regelwerk.      

Fazit und Gesamtwertung:

Civilization VI hinterlässt einen ambivalenten Eindruck. Einerseits präsentiert sich der neueste Teil der traditionsreichen Globalstrategie-Reihe als durchdachte Fortsetzung mit hervorragend verzahnter Spielmechanik. Der Ausbau des eigenen Weltreiches motiviert auch in Civilization VI wieder langanhaltend. Hinsichtlich der hier gestesteten PlayStation 4-Version der Rundenstrategie-Referenz ist festzuhalten, das der Entwickler Firaxis nicht wie in Zeiten von "Civilization Revolution" eine inhaltliche "Sparversion" des PC-Pendants veröffentlicht hat. Vielmehr bietet Civilization VI das volle Programm an Strategie-Features. Neben Aufbau, Entwicklung, Spionage, Religion und Distriktverwaltung kennt auch die Konsolenversion von Civilization VI die verbesserten Anführer mit ihren zwei Agenden. Positiv zu erwähnen sind auch die drei in der Releaseversion enthaltenen Szenarien. Diese sorgen insbesondere für einen schnellen Spieleinstieg und erweitern zugleich die Spielmechanik sinnvoll. Zudem hat Firaxis das Spieldesign verändert. So wachsen Städte buchstäblich in die Landschaft. Auch die Trennung des Technologiebaums in zwei Bereiche sorgt für mehr Übersicht. Ebenso lobend erwähnt werden muss die verbesserte Charakterisierung der KI-Herrscher mitsamt erkennbar unterschiedlicher Strategien. Weiterhin ist positiv festzuhalten, das Religion und Spionage von Beginn an integriert sind. Schließlich wissen auch die Änderungen bei den Bautrupps, Straßen und Karawanen zu gefallen. Leider müsssen die bislang erschienen Erweiterungen "Rise and Fall" (2018) und "Gathering Storm" (2019) in den Konsolenversionen (PlayStation 4 und Xbox One) separat erworben werden. Darüber hinaus stagniert das Diplomatie-Modul in Civilization VI. Als wesentlicher und in seiner Bedeutung kaum zu überbietender Nachteil des neuesten Serienteils entpuppt sich jedoch die äußerst schwache Militär-KI. Dabei sind die KI-Gegner nicht in der Lage, ihre Einheiten (Fern- und Nahkampfeinheiten) sinnvoll zu koordinieren. Das eigentlich hervorragende Civilization VI verschenkt somit enorm viel Potential.

 

Spielspaßwertung: 82 %

 

Releasedatum: 22.11.2019

 

Technische Daten:

  • Publisher: Take Two
  • Entwickler: Firaxis, Aspyr
  • Videomodi: 720p, 1080p
  • Installationsgröße: 5 GB
  • USK: freigegeben ab 12 Jahren