Bioshock - Review (PS4)

Willkommen in Rapture !

Der Ego-Shooter Bioshock wurde bereits 2007 für Xbox 360 und PC veröffentlicht. Ein Jahr später erschien dann die PlayStation 3- Variante des Ausnahme-Shooters von 2K. Nach zwei Nachfolgern veröffentlichte 2K schließlich die hier getestete PlayStation 4-Version des ersten Serienteils im Rahmen der "Bioshock Collection" (2016). Bioshock wandelt dabei in den Fußspuren des Klassikers "System Shock 2" (PC). Ähnlich wie im großen Vorbild sollen sich auch in Bioshock Shooter- und Rollenspielelemente die Waage halten. In welche Richtung das Pendel schließlich ausschlägt, klären wir in unserem ausführlichen Testbericht.

 Das Spielprinzip:

bioshockscreenshot001Bioshock hebt sich in vielerlei Hinsicht von der Masse an Ego-Shootern ab. Dies gilt auch für die spielerische Komponente des Ausnahme-Shooters. Einerseits steuern sie den Protagonisten die ganze Zeit aus der Ego-Perspektive. Andererseits wirkt Bioshock insbesondere durch die vielen Audio-Logs von verstorbenen Einwohnern der Unterwasserstadt und das eher gemächliche Tempo stellenweise wie ein Rollenspiel. Dies betrifft vor allem auch die vielen spielerischen Gameplay-Elemente ("Hacking"-Minispiel, aufrüstbare Waffen und Plasmide etc.). Neben den handelsüblichen Waffen (Revolver, Schrotflinte, MG oder Granatwerfer) setzt der Spieler im Kampf gegen seine virtuellen Widersacher auch sog. "Plasmide" ein. Diese verändern jeweils die genetische Struktur des namenlosen Helden. Mit Hilfe der Plasmide lassen sich beispielsweise Gegner unter Strom setzen ("Elektrobolt"), in Brand setzen ("Abfackeln") oder per "Telekinese" durch die Luft schleudern. Das Spiel bietet dabei zahllose Einsatzmöglichkeiten für die neuerworbenen genetischen Eigenschaften des Protagonisten. Insbesondere verlangen die harten Auseinandersetzungen mit den sog. "Big Daddys" nach eurer Kreativität und eurem Durchhaltevermögen. Die schwer gepanzerten Bodyguards der "Little Sisters" lassen sich nur durch taktisch geschicktes Vorgehen ausschalten. Bioshock war ursprünglich als Hybrid aus Ego-Shooter und Rollenspiel konzipiert. Letztlich haben sich die Entwickler dazu entschieden, den Shooter-Anteil vorne anzustellen. Dennoch haben es einige RPG-Elemente in die Releaseversion von Bioshock geschafft. Die Mischung aus Shooter- und RPG-Anteilen ist dabei durchaus ungewöhnlich. Selbiges gilt jedoch auch für den Schauplatz des Spiels, die Unterwasserstadt Rapture. Bioshock ist streng linear konzipiert. Der Spieler sollte in jedem neuen Spielabschnitt zunächst alle Räume im Hinblick auf Geld, Munition, Verbandskästen, Eve-Spritzen, Plasmide, Tonika und Tonbänder untersuchen. Letztere bringen dem Spieler die Story des Spiels näher und sind jederzeit über das Hilfemenü von Bioshock abrufbar. In Bioshock versorgen Überlebende den Spieler mit Aufgaben (Fotos von Mutanten anfertigen, Rettung einer Familie etc.). Natürlich muss der Spieler darüber hinaus auch die "Drahtzieher" von Rapture ausschalten. Allen voran die Gründerväter Andrew Ryan und Frank Fontaine, die sich einen unerbittlichen Machtkampf um die Herrschaft über Rapture liefern. Schuld am Zustand von Rapture ist dabei eine Substanz namens "Adam". Diese bewirkt neben genetischen Anomalien zugleich auch abgrundtiefen Wahnsinn. Von riesigen Monstern in Taucheranzügen ("Big Daddys") beschützt ziehen Mädchen ("Little Sisters") durch die Unterwasserstadt und ernten aus Leichen "Adam". Der Spieler muss wiederum sein "Adam" aus den "Little Sisters" gewinnen, um sich selbst weiterentwicklen zu können. Diese Weiterentwicklung betrifft zum einen Plasmide (aktive "Adam"-Fähigkeiten) und zum anderen Tonika (passive "Adam"-Fähigkeiten). Dabei hat der Spieler die Wahl, ob er die "Little Sisters" retten oder ausbeuten will. Abhängig vom Handeln des Spielers präsentiert ihnen Bioshock dann eine von zwei möglichen Endsequenzen. Die Hauptcharaktere (Andrew Ryan, Atlas, Frank Fontaine und die Wissenschaftlerin Tenenbaum) melden sich per Funk und enthüllen dabei die Geschichte der einstmals blühenden Unterwasserstadt. Die brillanten Audiofragmente geben dabei tiefe Einblicke in das Seelenleben der Protagonisten. Die in Rede stehenden Audio-Logs reihen sich im Spielverlauf zu einem Mosaik zusammen. Dennoch weist die Hintergrundgeschichte von Bioshock einige Lücken auf. Insoweit verlässt sich der Ego-Shooter bei der Entwicklung der Storyline allzu sehr auf die Eigeninitiative des Spielers. Wer nicht jedes Tonband in der Spielwelt findet und sich anhört, der verpasst mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit entscheidende Erklärungen für das Verhalten der NPCs. Selbst wenn der Spieler alle Tonbandaufzeichnungen gesammelt hat, bleibt die Storyline dennoch kryptisch und unzugänglich. Bioshock bietet dem Spieler 12 Levels, 7 Waffen, 10 Plasmide, 3 Ausbaustufen für Waffen und Plasmide, 9 Gegnertypen sowie 2 mögliche Enden.    

Die Neuheiten:

bioshockscreenshot002Inhaltlich und spielerisch unterscheidet sich die PlayStation 4-Version von Bioshock nicht von der PlayStation 3-Variante des Ausnahme-Shooters. So übernimmt der Spieler in Bioshock die Rolle des letzten (namenlosen) Überlebenden eines Flugzeugabsturzes im Atlantik in den 60er Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts. Das Tor zur Unterwasserwelt Rapture stellt dabei ein einsamer Leuchtturm dar. Diesen erreicht der Spieler mit letzter Kraft indem er durch die brennenden Trümmer des abgestürzten Linienflugzeuges schwimmt. Rapture war dabei ursprünglich ein Zufluchtsort für eine große Bandbreite von Aussteigern vom einfachen Arbeiter bis hin zu zahlreichen Intellektuellen und Künstlern. In der Zwischenzeit ist Rapture jedoch zu einem Ort geworden, an dem der Wahnsinn unter den Bewohnern um sich greift und der Zerfall der einst blühenden Stadt auf dem Grund des Atlantiks immer schneller fortschreitet. An der Seite des Spielers erscheint dabei der Rapture-Bewohner Atlas der via Funk quasi als Fremdenführer für unseren namenlosen Helden fungiert. Primärziel des Protagonisten ist dabei die Sicherung des eigenen Überlebens. Im Verlauf der epischen Handlung bekommt der Spieler dabei von Atlas und anderen Protagonisten des verzweifelten Überlebenskampfes immer wieder neue Aufgaben zugeteilt. Während der rund 15-stündigen Spielzeit kommt so keine Langeweile auf.

Die Grafik:

bioshockscreenshot003Bioshock überzeugt in grafischer Hinsicht mit beeindruckender Architektur und großem Detailreichtum. Die Entwickler von 2K Australia, 2K Bosten, 2K Marin sowie Digital Extremes haben die Unterwasserstadt Rapture mit unglaublicher Liebe zum Detail gestaltet. Dabei besticht Bioshock mit erstklassigem Artdesign. Insbesondere der geniale und allgegenwärtige Art-deco-Stil der Unterwassermetropole ist hierbei lobend zu erwähnen. Ein wesentlicher Bestandteil des Artdesigns ist darüber hinaus die brillante Ausleuchtung der oftmals unwirklichen Szenarie. Die Entwickler haben Licht und Schatten durchgehend stimmungsvoll eingesetzt. Zudem profitiert der Ego-Shooter von 2K von seinen spektakulären Effekten. Sowohl Wasser als auch Feuer sind glaubhaft umgesetzt. Dabei sind sämtliche Charaktere in Bioshock sowohl im Hinblick auf die Optik als auch in Bezug auf die Animationen dezent übertrieben dargestellt. Die NPCs fügen sich so nahtlos in das schon fast groteske Szenario ein. Im Vergleich mit der Xbox 360-Version von Bioshock waren die Texturen in der PlayStation 3-Variante des Ego-Shooters vergleichsweise niedrig aufgelöst. Da sich die Grafik der hier getesteten PlayStation 4-Version von Bioshock nach wie vor auf PlayStation 3-Niveau einpendelt, leidet Bioshock folglich auch auf der aktuellen Konsolengeneration unter einer schwankenden Texturqualität.

Der Sound:

Der Soundtrack von Bioshock überzeugt mit bekannten Titeln. Passend zum Art-deco-Stil der Spielwelt setzen die Entwickler von 2K dabei auf bekannte Melodien aus den Dreißiger-, Vierziger- und Fünfzigerjahren. Die Musik von Bioshock umfasst dabei lizenzierte Titel von zeitgenössischen Künstlern wie Bobby Darin, Noel Coward, Bing Crosby, Cole Porter und Django Reinhardt. Die in Rede stehenden Musikstücke ertönen aus den zahlreichen Grammophonen und Jukeboxen in der Spielwelt von Bioshock. Neben dem hochgelobten Soundtrack bietet der Ego-Shooter von 2K auch eine passende Hintergrundmusik. Die spärlich eingesetzte Musik passt dabei perfekt zum Geschehen. In Erinnerung bleibt hierbei insbesondere der absurde Auftritt des Künstlers Sander Cohen. Ein Extralob geht an die professionellen Sprecher in Bioshock. Dies betrifft insbesondere die deutsche Synchronisation des Ausnahme-Shooters. So haben die deutschen Sprecher fantastische Arbeit geleistet und sind damit nicht zuletzt mitverantwortlich für die bedrückende Atmosphäre der Spielwelt. Im Ergebnis erwecken die deutschen Sprecher die Charaktere von Bioshock emotionsgeladen zum Leben. Die gesamte Soundkulisse erzeugt somit einen dichten Klangteppich, der die bedrückende Atmosphäre in der Unterwasserstadt gekonnt einfängt. Die unterschiedlichen Soundformate sowie die druckvollen Waffensounds tun hierbei ihr Übriges. Bei aller Begeisterung muss hier jedoch auch entscheidende Kritik an der Abmischung von Musik und Sprache geübt werden. So überlagern bisweilen Nebengeräusche aus der Spielwelt die Konversationen zwischen den Protagonisten. Besonders ärgerlich und auffällig ist dieses Manko im Rahmen des fatalen Zusammentreffens des Protagonisten mit dem Gründervater Andrew Ryan. Ausgerechnet in diesem Moment, der bereits jetzt in die Geschichte der Videospiele eingegangen ist, sind die entsprechenden Stimmen aufgrund der drucklosen Abmischung kaum zu hören.

Die Steuerung:

bioshockscreenshot004Die Steuerung funktioniert auch in der Konsolenversion von Bioshock einwandfrei. Insbesondere die Zielhilfe unterstützt den Spieler sinnvoll. Im Ergebnis ist Bioshock auch ohne konsequentes Aufrüsten des Protagonisten schaffbar. Dabei kennt der Ego-Shooter von 2K und Irrational Games keine unfairen Spielpassagen. Unterstützt wird der Spieler dabei durch eine ausgezeichnete Karte und einen hilfreichen Richtungspfeil. Lobend zu erwähnen ist zudem der praktische Waffenwechsel via Schultertaste. Auch der häufig notwendige Waffen- / Plasmidwechsel ist intuitiv gelöst. Insbesondere sind dabei alle Waffen sinnvoll einsetzbar. Zudem bietet Bioshock jeweils drei Ausbaustufen für Waffen und Plasmide sowie unterschiedliche Munitionstypen. Der Ego-Shooter ermöglicht dank unzähliger Plasmide und aufrüstbarer Waffen ein vielseitiges Gameplay. Die Plasmide umfassen u.a. das Aussenden von Elektrostößen, das "Abfackeln" von Gegnern und Umgebung sowie das Einfrieren der Gegner. Zudem kann der Spieler via "Telekinese" Gegenstände mittels Gedankenkraft bewegen. Mit "Hypnotize Big Daddys" halten diese den Spieler für eine "Little Sister" und kämpfen folgerichtig an seiner Seite. Mittels "Security Bullseye" kann der Spieler Feinde markieren, die daraufhin von allen Bots und stationären Geschützen angegriffen werden. Mit Hilfe des "Insektenschwarms" lässt der Spieler hingegen Wespen auf seine Feinde los. Alle Plasmide liegen in Bioshock zudem in verschiedenen Ausbaustufen vor. Neben den Plasmiden stehen dem Spieler diverse Körper-, Kampf- und Technik-Tonikas zur Auswahl. Diese verbessern zum Beispiel eure Fähigkeiten im Kampf mit dem Schraubenschlüssel oder beim "Hacken" der allgegenwärtigen Sicherheitskameras. Das "Hacken" von Maschinen (Kameras, Selbstschussanlagen etc.) erfolgt ebenso wie das Öffnen von Safes und Türen immer mit demselben Minispiel. Dabei handelt es sich um eine Variante des mittlerweile schon etwas betagten "Pipe Mania". Hierbei muss der Spieler diverse Rohrteile so anordnen, das eine Flüssigkeit zum vorgegebenen Ziel gelenkt wird. Bioshock erlaubt zudem die Kombination von Waffen, Tonika und Plasmiden, um so die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Neue Plasmide findet der Spieler entweder direkt in den Levels oder kauft sie sich an entsprechenden Automaten ("Gatherings Garden"). Rapture steht darüber hinaus voll an Automaten, an denen sich der Spieler heilen oder Munition kaufen kann. Andere Automaten verkaufen wiederum Verbandskästen oder "Eve"-Spritzen. An den sog. "U-Invent"-Automaten kann der Spieler selbst Munition basteln. Die entsprechenden Zutaten nimmt der Spieler wiederum getöteten "Splicern" ab oder findet sie in den weitläufigen Levels. Die Kommunikation mit den NPCs findet in Bioshock hauptsächlich per Funk statt. Bioshock bietet darüber hinaus oftmals eine gewisse Freiheit in den Levels. So sind immer wieder alternative Routen möglich. Zudem bietet der Ego-Shooter zahllose teilweise nur schwer zugängliche "Bonusräume". Hinsichtlich der KI ist festzuhalten, das ihre Gegner zurückweichen und selbstständig Deckung suchen bzw. dem Spieler in den Rücken fallen. Generell gilt, dass Bioshock über ein ausgewogenes Spieltempo verfügt und zudem das Gamedesign des Ego-Shooters viele Möglichkeiten eröffnet. Insbesondere sind oftmals unterschiedliche Herangehensweisen möglich und sinnvoll. Dennoch ist Bioshock streng nach Levels und Arealen unterteilt. Dabei laufen dem Spieler im Medizin- und Forschungstrakt aggressive Forscher und Ärzte über den Weg. Bei Ansammlungen von Gegnern kann der Spieler entweder einen Feind nach dem anderen ausschalten oder aber gleich auf Plasmide zurückgreifen. Besonders effektiv ist es hierbei, die Gegner mittles "Elektrobolt" unter Strom zu setzen und deren resultierende Handlungsunfähigkeit via Einsatz des Schraubenschlüssels auszunutzen. Schließlich sollte der Spieler in den schweißtreibenden Kämpfen auch mit der Umgebung interagieren. So können Wasserlachen und Ölpfützen unter Strom gesetzt bzw. in Flammen versetzt werden. Zudem ist es in Bioshock manchmal von Vorteil, bei Kämpfen von "Big Daddys" gegen "Splicer" einfach abzuwarten. Letztere benötigen ihrerseits "Adam" und greifen folgerichtig die "Little Sisters" an. Deren mächtiger Bodyguard greift daraufhin in den Kampf ein. Eine Besonderheit von Bioshock sind darüber hinaus die großzügig in den Levels verteilten Sicherheitskameras, die bei Aktivierung lästige Bots aussenden. In diesem Zusammenhang sind auch die Selbstschussanlagen in Bioshock zu erwähnen. Diese können bei Bedarf gehackt werden, um fortan dem Spieler zur Seite zu stehen. Sicherheitskameras und Selbstschussanlagen sorgen für zusätzliche Herausforderungen in den teilweise verwinkelten Arealen von Bioshock. Das Waffenarsenal von Bioshock umfasst Schraubenschlüssel, Pistole, Schrotflinte, MG, Granatwerfer, Feuerwerfer und Armbrust. Bioshock bleibt damit der gängigen Waffenhierarchie treu. Lediglich die aus "Half Life 2" bekannte Brechstange ist in Bioshock ein Schraubenschlüssel. Für jede ("Schuss")-Waffe gibt es dabei drei Arten von Munition, die sich in ihrer Wirkung oftmals gravierend unterscheiden. Zudem lassen sich alle Schusswaffen bis zu drei mal aufrüsten (größeres Magazin, höhere Durchschlagskraft etc.). Darüber hinaus zwingt die begrenzte Munition den Spieler oftmals zum Wechsel zwischen den gut ausbalancierten Waffen. Der Einsatz von Plasmiden benötigt "Eve". Letzteres ist eine Art magische Energie, die sich vor allem in Spritzenform in der Spielwelt findet. Bei Ausrüstung des entsprechenden Plasmids wird zudem bei jedem Einsatz eines Verbandspäckchens zugleich ein kleiner Anteil "Eve" erzeugt. Allerdings ist Bioshock tendenziell zu leicht. Insbesondere die Bosskämpfe sind im Ego-Sooter von 2K und Irrational Games zu simpel ausgefallen. Auch die Plasmide sind teilweise wenig sinnvoll, so dass der Spieler seine Gegner eher mit dem konventionellen Waffenarsenal ausschaltet. Viele Plasmide und Tonika sind schlichtweg überflüssig. Das Balancing der Waffen ist noch verbesserungswürdig. Insbesondere der Wechsel zwischen Waffen und Plasmiden ist im Eifer des Gefechts etwas zu umständlich ausgefallen. In der Praxis ist es wesentlich effektiver, Gegner mit Schusswaffen zu bekämpfen, anstatt umständlich zwischen den Plasmidfähigkeiten zu wechseln. Auch die KI von Bioshock bietet Anlass zur Kritik. So unternehmen die Gegner teilweise eindimensionale Frontalangriffe. Auch die Möglichkeiten im Gamedesign gehen während der adrenalintreibenden Gefechte oftmals unter. Zudem umfasst die Inszenierung der Dialoge keine ausschweifenden "In Game"-Zwischensequenzen oder Kamerafahrten im Sinne einer "Event"-Kamera. Das Storytelling von Bioshock hätte etwas mehr Bombast vertragen können. Vielmehr muss der Spieler im Hinblick auf die in Rede stehenden "Inszenierungen" in Bioshock aufpassen, das er diese nicht einfach übersieht. Dabei ist es insoweit erforderlich, das sich der Spieler via Analogstick dem Geschehen zuwendet. Leider haben sich die Entwickler von 2K und Irrational Games bei der Entwicklung von Bioshock bewusst gegen die Implementierung von Rätseln entschieden. Bioshock bietet eine lange Spielzeit von rund 15 Stunden inklusive zwei möglicher Enden. Darüber hinaus kennt der Ego-Shooter vier sinnvoll abgestufte Schwierigkeitsgrade sowie Funktionen zum freien und automatischen Speichern. Der Spieler kann somit jederzeit seinen Spielstand sichern. Die einzige Ausnahme von dieser Regel stellt der finale Bosskampf von Bioshock dar. Während dieser epischen Auseinandersetzung darf der Spieler seinen Fortschritt nicht speichern. Schließlich überzeugt Bioshock auch mit Texthilfen im Rahmen eines Tipp-Systems.  

Die Atmosphäre:

bioshockscreenshot005In den Straßen der Unterwasserstadt Rapture ist die Bedrohung allgegenwärtig. In den dunklen Gängen von Rapture baut der Ego-Shooter eine unglaublich packende Atmosphäre auf. Der Wahnsinn der Bewohner ist spür- und erlebbar. Die Atmosphäre weckt im Spieler dabei gleichsam Faszination und Abscheu. In der Spielwelt warten viele Geheimnisse auf ihre Entdeckung. Rapture ist dabei im Hinblick auf das Artdesign und den konsequent umgesetzten Art-deco-Stil nicht weniger als ein digitales Naturereignis. Ein philosophischer Grundgedanke trifft auf großartige Charaktere. Das allgegenwärtige "Adam" erlaubt dabei den Erwerb der für Bioshock charakteristischen "Plasmide". Diese findet ihr entweder in den Levels verteilt oder kauft sie für das heißbegehrte "Adam" an speziellen Automaten ("Gathering Garden"). Je nach dem zum Einsatz kommenden Plasmid kann der Spieler dabei u.a. Elektroblitze einsetzen, ein Flammenmeer erschaffen oder Gegenstände via Telekinese durch die Luft schleudern. Der Spieler hat dabei stets die freie Wahl, wie er die unterschiedlichen Gegner in Rapture bekämpft. Dabei ist die Munition für die herkömmlichen Waffen ebenso knapp wie das zum Einsatz der Plasmide benötigte "Eve". Bioshock kennt abseits der krachenden Action auch ruhige und stimmungsvolle Passagen. Der Ego-Shooter überzeugt mit gelungenen Szenen. So stolziert der geistig umnachtete Künstler Sander Cohen begleitet von einem "Spotlight" eine Freitreppe hinunter, um sein abstruses "Kunstwerk" in Augenschein zu nehmen. Die Art und Weise wie die Entwickler von 2K und Irrational Games die Unterwasserstadt Rapture in Szene gesetzt haben, ist schlichtweg genial. Bioshock ist nichts weniger als ein technisches Meisterwerk. Die Welt von Bioshock erscheint dem Spieler gleichsam organisch wie glaubwürdig. Insbesondere die geniale Beleuchtung (Licht und Schatten) setzt Rapture mit seinem allgegenwärtigen Art-deco-Stil brillant in Szene. Dabei ragen das Amüsierviertel Fort Frolic und die grüne Lunge der Stadt (Arcadia) sowie Ryans Fabrikkomplex (Hephaestus) dank ihrer nachvollziehbaren Konstruktion aus der Masse an Schauplätzen heraus. Leider kennt Bioshock zu wenig unterschiedliche Gegnertypen. Neben den "Big Daddys" gibt es in Bioshock nur eine weitere Gegnerart, die mutierten "Splicer". Diese treten im Verlauf der Handlung in unterschiedlicher Ausführung auf. Der Spieler bewegt sich zudem zu selten in Arealen, in denen man erkennt, das Rapture tatsächlich eine Unterwasserstadt ist. Ein wirkliches "Unterwasser"-Gefühl vermag sich somit nicht einzustellen. Zudem wird die Spielzeit gegen Ende der Handlung künstlich in die Länge gezogen. So ist sich Bioshock nicht zu schade, den Spieler wiederholt auf simple "Sammelaufträge" zu schicken. Kernpunkt der Kritik an Bioshock ist jedoch die Storyline. Dabei wird die Spielwelt nur angerissen. Die Story wird zudem schwach erzählt. Selbst wenn der Spieler ein hohes Maß an Sucharbeit investiert, um so möglichst viele Storyfragmente zu sammeln, bleibt vieles in Rapture dennoch im Dunkeln.    

Die Spielwelt:

bioshockscreenshot006Rapture ist eine gigantische Stadt die Ende der 30er-Jahre des zurückliegenden Jahrhunderts von einem genialen Wissenschaftler erbaut wurde. Wie immer liegen dabei Genie und Wahnsinn eng beieinander. Die drei Wahrzeichen "Wissenschaft", "Industrie" und "Kunst" stellen dabei die Säulen dar, auf denen die Gesellschaft von Rapture basiert. Rapture war dabei ursprünglich als Ort konzipiert, an dem die "Kleingeistigkeit" der einfachen Bevölkerung hinter dem Genius der Gründerväter zurückstehen musste. Die Vision des Gründervaters Andrew Ryan bezog sich auf eine Welt, in der es keine kulturellen und gesellschaftlichen Grenzen für Kunst, Wissenschaft und Industrie gibt. Zur Verwirklichung dieser Utopie errichtete Andrew Ryan die in Rede stehende Unterwasserstadt. Zahlreiche Wissenschaftler, Künstler und Industrielle folgten Andrew Ryan in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in sein Unterwasserreich. Die fatale Bilanz des Gründungsvaters Andrew Ryan sind jedoch aus dem Ruder gelaufene medizinische Experimente und Menschen, die sich in ihrer Sehnsucht nach Schönheit und Ruhm selbst verloren haben. Letztere enden dabei als hoffnungslose Wracks in den Straßen der Unterwasserstadt Rapture. Da passt es ins Bild, das die primäre Errungenschaft der Wissenschaftler von Rapture gleichzeitig auch ihr Untergang war. Die Entdeckung eines Tiefseeparasiten ermöglichte Genmanipulationen, die beispielsweise Heilprozesse beschleunigen und übermenschliche fremdartige Kräfte freisetzen konnten. Im Verlaufe der Entwicklung blieben am Ende jedoch nur noch aggressive Mutanten ("Splicer") übrig. Die Grundlage für die Genmanipulationen ist ein Stoff namens "Adam". Der entsprechende Gen-Bestandteil wurde dabei bedauernswerten Mädchen (sog. "Little Sisters") in den Körper eingepflanzt. Die menschlichen Versuchskaninchen haben damit einen hohen Wert für die zynischen Herrscher über Rapture. In der Folge stellten die Herrscher mit den sog. "Big Daddys" den "Little Sisters" kampfstarke Bodyguards in Taucheranzügen zur Seite. Wenn ihr den "Big Daddy" ausgeschaltet habt, könnt ihr euch entscheiden, ob ihr die entsprechende "Little Sister" retten oder ausbeuten wollt. Die entsprechende Entscheidung beeinflusst nicht zuletzt den Spielverlauf. Es bietet sich mithin an, Bioshock zumindest ein zweites Mal zu spielen.   

Fazit und Gesamtwertung:

Bioshock ist ein atmosphärisch dichter Ego-Shooter in großartiger Optik. Rapture ist dabei ein wunderschönes und glaubwürdiges Meisterwerk in Hinsicht auf Artdesign und Technik. Das Artdesign von Bioshock ist technisch und künstlerisch überragend. Darüber hinaus bietet Bioshock ein unglaublich faszinierendes Spielerlebnis. Zudem kann auch die Inszenierung überzeugen. Atmosphäre und Einfallsreichtum sorgen in Verbindung mit dem Spieltempo für eine Ausnahmestellung von Bioshock im Genre der Ego-Shooter. Insbesondere die Plasmide sind eine tolle Abwechlsung gegenüber dem Ego-Shooter-Standard. Zudem gehen etliche Storyplots selbst hartgesottenen Spielern an die Nieren. Bioshock bietet eine tolle Spielwelt in der der Spieler regelrecht versinken kann. Dazu kommen adrenalintreibende Kämpfe und ein in weiten Teilen gelungenes Balancing von Waffen und Plasmiden. Im Ergebnis ist Rapture in allen seinen Ausprägungen die Kehrseite des Freiheitsgedankens. Dem Ego-Shooter gelingt die Gratwanderung zwischen Faszination und Abscheu. Rapture zieht den Spieler in den Bann von Anziehung und Abstoßung. Während der Spieler die Art-deco-Kulisse mit ihrer eindrucksvollen Architektur genießt, schreckt er zugleich vor den Folgen von Zerstörung und Gewalt zurück. Bioshock spielt mit dem philosophischen Begriff der "Freiheit". Diese entpuppt sich in dem Ego-Shooter von Irrational Games letztlich als reine Utopie und gipfelt in einem einzigen großartigen Moment, der in dieser Form längst in die Geschichte der Videospiele eingegangen ist. Leider erricht die Erzähltechik des Ego-Shooters nicht das Referenzniveau, das Grafik und Sound vorgeben. Insbesondere weist die Story von Bioshock einige Schwächen auf. Hinzu kommt die mangelnde Abwechslung im Hinblick auf die Gegnertypen. Neben NPCs und "Big Daddys" bietet Bioshock lediglich diverse Ausprägungen an "Splicern". Darüber hinaus bietet der Ego-Shooter von 2K und Irrational Games zu wenig Spielinhalte abseits der Haupthandlung. Insbesondere auf Rätsel muss der Spieler komplett verzichten.

 

Spielspaßwertung: 89 %

 

Releasedatum: 16.09.2016

 

Technische Daten:

  • Publisher: 2K
  • Entwickler: Blind Squirrel
  • Videomodi: 720p, 1080p
  • Installationsgröße: 28,7 GB
  • USK: keine Jugendfreigabe