Battlefield Vietnam - Review (PC)

Der König der Multiplayer-Shooter ist zurück !

Der Vorgänger Battlefield 1942 hat quasi das Genre der Multiplayer-Shooter begründet. Anderthalb Jahre nach dem Release des Genrekönigs im November 2002 legen die schwedischen Entwickler von Digital Illusions nun nach. Auffälligste Neuerung ist dabei der Szenariowechsel. Während Battlefield 1942 den Spieler vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges in spannende Online-Gefechte schickte, spielt der Nachfolger zur Zeit des Vietnamkrieges (1968-1973). Darüber hinaus haben die Entwickler das Klassensystem überarbeitet und die Grafik einer Runderneuerung unterzogen. Wir klären in unserem ausführlichen Test, ob Battlefield Vietnam ein würdiger Nachfolger des Klassikers Battlefield 1942 ist.

Das Spielprinzip:

Battlefield Vietnam spielt vor dem Hintergrund des Vietnamkonfliktes (1968-1973). Der historische Bezug des Online-Shooters erschöpft sich jedoch in der Nachstellung der verlustreichen Schlachten um Hue und der dramatischen Verteidigung des US-Camps in Lang Vei. Ansonsten verzichtet der taktische Multiplayer-Shooter weitgehend auf historische Genauigkeit. Insbesondere bei Waffen und Vehikeln haben die Entwickler von Digital Illusions die Spielbarkeit in den Vordergrund gestellt. Das Klassensystem von Battlefield Vietnam umfasst auf beiden Seiten jeweils 4 Soldatenklassen. Die Klassen sind dabei bei US-Armee und Vietcong grundsätzlich vergleichbar. So greifen auf beiden Seiten Rekruten, Spezialisten, Ingenieure und Scouts in das Kampfgeschehen ein. Hinsichtlich der Spielmodi haben die Entwickler den bewährten "Conquest"-Modus aus dem Vorgänger Battlefield 1942 beibehalten. In diesem Modus versuchen zwei Teams, möglichst viele Flaggenpunkte zu erobern. Die eroberten Flaggenstationen dienen fortan als Respawnpunkte des jeweiligen Teams. Die Mannschaft mit weniger Flaggenpunkten verliert zudem konstant Punkte (sog. "Tickets"). Sollte der Ticketzähler schließlich auf Null fallen, hat die betreffende Fraktion die Partie verloren. Wie in Battlefield 1942 sind sie daher gezwungen, ständig neue Flaggenpunkte zu erobern, ohne die Verteidigung bereits besetzter Flaggenstationen zu vernachlässigen. Um eine Flagge zu erobern, müssen dabei mehr Kameraden des eigenen Teams unter der Flagge stehen, als Soldaten des Feindes. Je mehr eigene Soldaten sich dabei um den entsprechenden Flaggenmast versammeln, desto schneller geht die Eroberung vonstatten. Im Gegensatz zum Vorgänger Battlefield 1942 sind die Flaggenpunkte auf den abwechslungsreichen Karten enger gesetzt. Lange Wege zur Front entfallen daher weitgehend. Stets ist der nächste Konfliktherd nur wenige hundert Meter entfernt. All dies führt zu einer hohen Dynamik innerhalb der Gefechte. Die 14 unterschiedlichen Karten spielen sich dabei sehr actionorientiert. Zudem haben die schwedischen Entwickler den "Conquest"-Modus auf etlichen Karten modifiziert. In den sog. "Assault"-Levels starten die Vietnamesen dabei mit nur einer Flagge in der eigenen Basis. Weitere Flaggenpunkte müssen in einem gnadenlosen Sturmangriff erobert werden. Der Ticketzähler setzt dabei das enge Zeitlimit. Auf den sog. "Missions"-Karten gilt es hingegen, die gegnerische Basis einzunehmen. Es liegt auf der Hand, dass sich diese Aufgabe besonders schwierig gestaltet. So erschwert insbesondere die sechsfache Dauer der Flaggeübernahme die Einname der gegnerischen Basis. Zudem wird die gegnerische Fraktion bei einem Übernahmeversuch durch eine entsprechende Funkdurchsage gewarnt. Auf den sog. "Head On"-Maps beginnen schließlich beide Parteien mit nur einer Basis. Das Ziel beider Parteien ist die Eroberung eines Gebäudes (Tempelanlage etc.) in der Kartenmitte. Wer die entsprechende Flaggenstation kontrolliert, zieht dem Gegner dreimal mehr Tickets ab als dies bei einem normalen Flaggenpunkt der Fall ist. Da jedoch auch die Eroberung der übrigen Flaggenpunkte nicht vernachlässigt werden darf, stellt dieser Modus besonders hohe Ansprüche an die Teamkoordination. Zusätzlich bietet Battlefield Vietnam einen sog. "Instant Battle"-Modus. In diesem Modus können sie jede der insgesamt 14 Maps zu Trainingszwecken mit bis zu 63 zuschaltbaren Bots spielen. Stärke und Zahl der Bots sind dabei frei wählbar. Entgegen ursprünglicher Ankündigungen enthält Battlefield Vietnam keine Solo-Kampagne.   

Die Neuheiten:

Erstmals sind Helikopter spielbarAugenfälligste Neuerung in Battlefield Vietnam ist der titelgebende Szenariowechsel. Während der Vorgänger Battlefield 1942 noch während des Zweiten Weltkrieges spielte, widmet sich der neueste Serienteil dem Vietnamkonflikt (1968-1973). Die schwedischen Entwickler von Digital Illusions haben Battlefield Vietnam gegenüber dem Vorgänger zudem entschlackt und zugänglicher gestaltet. So fallen die 14 Karten von Battlefield Vietnam durch die Bank kleiner aus als die 16 Maps des Vorgängers. Battlefield Vietnam spielt sich dadurch deutlich schneller als Battlefield 1942. Zugleich ist auch der taktische Anspruch gestiegen. Zwar fehlt in Battlefield Vietnam die Sanitäter-Klasse. Dafür stehen jetzt für jede der vier Klassen jeweils zwei Ausrüstungskits zur Verfügung. Darüber hinaus sorgen innovative Neuheiten wie mobile Einstiegspunkte und erstmals in der Seriengeschichte spielbare Helikopter für zusätzliche Abwechslung. Zudem wartet Battlefield Vietnam mit einem neuen Spielmodus auf. Im sog. "Evolution"-Modus erleben sie die dynamische Veränderung der Spielwelt anhand zweier aufeinanderfolgender Karten. So besetzen sie beispielsweise zunächst auf Seiten der NVA die noch intakte Stadt Hue. In der nächsten Runde versuchen sie dann, die Stadt mit der US-Army zurückzuerobern. Mittlerweile sind die eben noch intakten Straßenzüge vollkommen zerstört und von Ruinen gesäumt. Bei gleichem Kartengrundriss führen daher unterschiedliche Strategien zum Ziel. Am Ende des Einsatzes werden dann die Punktestände der beiden Runden miteinander verrechnet, um so den Sieger zu ermitteln. Ein Wehrmutstropfen ist jedoch die fehlende Solo-Kampagne. Während sie in Battlefield 1942 eine komplette Solo-Karriere über alle 16 Karten bestreiten konnten, bietet Battlefield Vietnam lediglich den bereits angesprochenen "Instant Battle"-Modus.  

Die Grafik:

Die Ausrüstung ist an den Spielermodellen erkennbarBereits der erste Eindruck von Battlefield Vietnam ist überaus positiv. So stimmt sie ein gelungenes Renderintro auf die kommenden Ereignisse ein. Die Entwickler von Digital Illusions haben zudem die Grafik-Engine des Vorgängers gründlich überarbeitet. Insbesondere die Modelle von Soldaten und Fahrzeugen haben gegenüber Battlefield 1942 im Hinblick auf Polygonzahl und Detailgrad deutlich zugelegt. Dennoch könnten insbesondere die Polygonmodelle der virtuellen Soldaten noch etwas detailierter sein. Darüber hinaus sind jedoch die Animationen der virtuellen Soldaten lobend zu erwähnen. Deren Bewegungsabläufe gestalten sich weitgehend flüssig und realitätsnah. Zudem überzeugt Battlefield Vietnam mit scharfen Texturen. Dennoch empfiehlt es sich bei neueren Grafikkarten die Ansiotrope Texturfilterung zu aktivieren. Dies beugt dem unschönen Verwischeffekt bei entfernten Texturen vor. Darüber hinaus besteht in niedrigen Auflösungen die Gefahr, dass die Übersicht innerhalb der detailreichen Dschungellevels verloren geht. In höheren Auflösungen kann die dichte Dschungelvegetation jedoch ausnahmslos überzeugen. Die hohe Vegetationsdichte ermöglicht dem Spieler zudem neue taktische Möglichkeiten. Insbesondere die landestypischen Reisfelder bieten dem Spieler eine hervorragende Deckung. Im Hinblick auf den Detailreichtum von Dschungellevels und Inselwelten erinnert Battlefield Vietnam in seinen besten Momenten sogar an den Genre-Primus Far Cry. Im Gegensatz zum Ego-Shooter von Crytek setzt Battlefield Vietnam jedoch auf einen schmutzigen und durchweg realistischen Grafikstil. Im Ergebnis stellt die Grafik von Battlefield Vietnam einen klaren Fortschritt gegenüber der vergleichsweise detailarmen Grafik von Battlefield 1942 dar. Zudem setzt die Grafik-Engine von Battlefield Vietnam auch Höhenunterschiede realistisch um. Insbesondere haben die Entwickler von Digital Illusions die Sichtweite gegenüber dem Vorgänger deutlich erhöht. Ein Paradies für Sniper und Kampfjetpiloten. Darüber hinaus überzeugen auch die virtuellen Städte in Battlefiled Vietnam mit zahllosen Details. So kommt etwa in den Straßen von Hue und Quang-Tri eine beklemmende Häuserkampf-Atmosphäre auf. Da die Straßen in den umkämpften Ruinenstädten von Schutt blockiert sind, schlägt hier die Stunde der Infanterie. Leider umfasst das Beleuchtungsystem von Battlefield Vietnam keine Personenschatten. Zudem kann auch die durchgehend detailarme Cockpit-Ansicht der zahlreichen Fahrzeuge und Helikopter nicht überzeugen.    

Der Sound:

Soundtechnisch hinterläßt Battlefield Vietnam einen hervorragenden Eindruck. Ein besonderes Highlight ist dabei der Soundtrack des neuen Multiplayer-Shooters von Digital Illusions. Bereits das Hauptmenü von Battlefield Vietnam begrüßt den Spieler mit einem gelungenen Remix von Jefferson Airplanes "White Rabbit". Auch der restliche Soundtrack des Spiels besteht aus Originalsongs aus der Zeit des Vietnamkrieges. Auf der illusteren Setlist sind dabei Tracks von Bands wie Deep Purple oder Canned Heat vertreten. Insgesamt wartet der Soundtrack von Battlefield Vietnam mit 15 lizenzierten Musikstücken auf. Zudem bietet der Multiplayer-Shooter die Möglichkeit zum Import eigener MP3s. Innerhalb des Spiels lässt sich in den Fahrzeugen über das Radio der jeweilige Lieblingssong einstellen. Sogar eine Beschallung der Spielumgebung aus den Vehikeln ist dabei möglich. Darüber hinaus sorgen Propaganda-Durchsagen aus Radio und Lautsprechern für eine authentische Atmosphäre. In technischer Hinsicht unterstützt Battlefield Vietnam 6.1-Surround-Sound. Geübte Spieler können so gegnerische Schützen und Fahrzeuge schon anhand der gelungenen Schuss- und Fahrzeuggeräusche lokalisieren.   

Die Steuerung:

Der Spezialist setzt schwere Waffen einBattlefield Vietnam orientiert sich hinsichtlich der Steuerung an gängigen Genre-Standards. Wie schon im Vorgänger Battlefield 1942 steuern sich die insgesamt 24 Fahrzeuge des Multiplayer-Shooters weitgehend problemlos und einfach. Eine Ausnahme bilden hierbei lediglich die mit Battlefield Vietnam erstmals eingeführten Helikopter. Die Steuerung der Hubschrauber erfordert einiges an Geschick und Einarbeitungszeit. Hat man den Dreh aber einmal heraus, gelingen auch komplizierte Flugmannöver. Alle Fahrzeuge lassen sich zudem auch in der Außenperspektive steuern. Das Arsenal von Battlefield Vietnam wartet mit 28 unterschiedlichen Waffen auf. Die Waffen entsprechen dabei hinsichtlich Einsatzzweck und Feuerkraft weitgehend ihren historischen Vorbildern. Einige taktische Besonderheiten ergeben sich aus den unterschiedlichen Soldatenklassen. Die virtuellen Soldaten teilen sich in Battlefield Vietnam auf vier verschiedene Klassen (Rekrut, Spezialist, Ingenieur und Scout) auf. Sowohl die US-Armee als auch die Nordvietnamesische Armee (NVA) unterteilen sich dabei in dieselben Klassen. Die Unterschiede zwischen den beiden Fraktionen liegen lediglich im Detail. So greifen die Vietnamesen auf ältere Waffen aus russischer Produktion zurück und nutzen zudem Guerilla-Taktiken. Die taktische Ausrichtung der Klassen ist jedoch bei beiden Fraktionen identisch. Rekrut und Spezialist spielen sich offensiv, während Ingenieur und Scout eine rein unterstützende Funktion haben. Entsprechend dieser Konzeption gestaltet sich auch die Bewaffnung der unterschiedlichen Klassen. Zusätzliche taktische Tiefe gewinnt Battlefield Vietnam durch die neuen Ausrüstungskits. Dabei kann jede Klasse zu Spielbeginn zwischen zwei vorgefertigten Ausrüstungspaketen (Kits) wählen. Während der Rekrut auf ein durchschlagskräftiges Sturmgewehr zurückgreift, ist der Spezialist mit einem Raketenwerfer zur Bekämpfung von gegnerischen Fahrzeugen ausgerüstet. Demgegenüber ist es die Hauptaufgabe des Ingenieurs beschädigte Fahrzeuge zu reperieren. Optional setzt der Ingenieur jedoch auch Mörser ein. Der Scout verfügt über ein Scharfschützengewehr und ist damit der klassische Sniper. Da gefallene Soldaten in Battlefield Vietnam ein Grab mit ihrer Bewaffnung hinterlassen, ist auch während laufender Partien ein Klassenwechsel möglich. Trotz des Wegfalls der Sanitäter-Klasse spielt sich Battlefield Vietnam somit noch taktischer als der Vorgänger Battlefield 1942. Allerdings spielt das Klassensystem erst mit mindestens fünf Spielern pro Team seine Stärken aus. Bei weniger Spielern sollte man sich dagegen auf die beiden reinen Kampfklassen (Rekrut und Spezialist) beschränken. Negativ aufgefallen sind uns die überaus hohen Hardwareanforderungen von Battlefield Vietnam. Insbesondere bei weniger als einem Gigabyte Hauptspeicher nerven teilweise mehrminütige Ladezeiten. Auch wenn diese Ladezeiten mit interessanten Fakten über Kriegsschauplätze und beteiligte Einheiten überbrückt werden, kommt dennoch Frust auf. Positiv zu erwähnen ist jedoch der Umstand, dass die schwedischen Entwickler von Digital Illusions ihrem Multiplayer-Shooter bereits in der Verkaufsversion umfangreiche Mod-Tools beigelegt haben. Ähnlich wie schon Battlefield 1942 sollte sich daher auch Battlefield Vietnam schnell eine umfangreiche Fangemeinde erobern können.     

Die Atmosphäre:

Battlefield Vietnam bietet spannende DschungelkämpfeDer neue Multiplayer-Shooter von Digital Illusions setzt auf ein weitgehend unverbrauchtes Szenario. Während der Vorgänger Battlefield 1942 noch im Zweiten Weltkrieg spielte, ist der neueste Serienteil im Szenario des Vietnamkrieges (1968-1973) angesiedelt. Die insgesamt 14 abwechslungsreichen Maps sind dabei teilweise an historische Schlachten des Konfliktes angelehnt. So kämpft der Spieler in den Häuserschluchten von Hue oder nimmt an der Operation Irving teil. Die 14 Karten versetzen sie dabei an die unterschiedlichsten Schauplätze des Vietnamkrieges. Dies beinhaltet unter anderem einen Abstecher nach Kambodscha ("Evening in Cambodia") oder über den Ho-Tschi-Minh-Pfad ("Ho Chi Minh-Trail"). Im einzelnen unterteilen sich die 14 Maps entsprechend der unterschiedlichen Spielmodi in "Assault"-Karten, "Head On"-Karten, "Missions"-Karten und eine "Conquest"-Karte. Dabei dominieren zahlenmäßig die "Assault"-Karten. Neben "Evening in Cambodia" und "Ho Chi Minh-Trail" sind dies die Karten "Fall of Lang Vei", "Operation Irving", "Quang Tri - 1968", "Reclaiming Hue" und "Valley of La Drang". Die Karte "Operation Irving" lässt sie dabei an einer Luftlandeoperation teilnehmen, während sie sich auf "Quang Tri - 1968" erbitterte Häuserkämpfe liefern. Demgegenüber lässt sie die "Head On"-Karte namens "Operation Game Warden" zum Teil einer amphibischen Landungsoperation werden. Weitere "Head On"-Karten sind "Hue - 1968" und "Operation Hastings". An "Missions"-Karten beinhaltet die Verkaufsversion von Battlefield Vietnam die Maps "Landing Zone Albany", "Operation Flaming Dart" und "Siege of Keh Sahn". Schließlich stellt das Spiel mit "Quang Tri - 1972" eine Karte für den innovativen "Conquest"-Modus zur Verfügung. Auf dieser Map bestreiten sie einen erbarmungslosen Häuserkampf in den Ruinen der zerstörten Stadt Quang Tri. Die Gefechte in den verwinkelten Gebäuden erinnern dabei stark an die Innenlevels von Counterstrike. Ebenso wie der Team-Shooter von Valve spielt sich auch Battlefield Vietnam sehr taktisch. In der daraus resultierenden Notwendigkeit zur engen Abstimmung mit den Mitspielern liegt die charakteristische Faszination der "Battlefield"-Reihe von Digital Illusions. Zur dichten Atmosphäre des Multiplayer-Shooters trägt zudem der Umstand bei, dass sich auf jeder der 14 Karten unterschiedliche Truppenteile gegenüber stehen. So kämpfen beispielsweise Special Forces der US-Armee gegen die Nordvietnamesische Armee (NVA). Auf anderen Karten stehen sich hingegen US-Marines und Kontingente des Vietcong gegenüber. Jeder Truppenteil verfügt dabei über unterschiedliche Uniformen und individuelle Ausrüstung. Zudem informieren sie die Ladebildschirme von Battlefield Vietnam über interessante Einzelheiten bezüglich der an einem Gefecht beteiligten Truppenteile. Insbesondere erfahren sie Einzelheiten über verwendetes Kriegsgerät und geographische Besonderheiten der Schauplätze. Diese Details können jedoch nicht über den Umstand hinweg trösten, dass Battlefield Vietnam keine Solo-Kampagne enthält. Daher fehlt dem Multiplayer-Shooter von Digital Illusions naturgemäß auch eine zusammenhängende Hintergrundgeschichte. Dieser Umstand stellt ein echtes Atmosphäremanko dar. Der Verzicht auf eine Solo-Kampagne ist dabei umso ärgerlicher, da die schwedischen Entwickler auch die ursprünglich angekündigten "Solo Challenges" ersatzlos gestrichen haben. Battlefield Vietnam richtet sich daher ausschließlich an Multiplayer-Spieler. Positiv ist jedoch anzumerken, dass die Entwickler von Digital Illusions die Bot-KI gegenüber dem Vorgänger Battlefield 1942 merklich verbessert haben. So reagieren die Bot-Kameraden in Battlefield Vietnam weitestgehend zuverlässig auf ihre Befehle. Die einzelnen Kommandos erteilen sie dabei bequem über die Funktionstasten. Zudem erobern ihre KI-Mitstreiter selbstständig Flaggenpunkte. Lediglich bei der Verteidigung bereits eroberter Fahnenmasten sowie bei der Fahrzeugsteuerung bestehen weiterhin gravierende Mängel. Im Ergebnis sind die Bots jedoch mittlerweile eine willkommene Alternative bei Mangel an Mitspielern. Alternativ dazu können sie auf den 14 Karten auch zu Trainingszwecken alleine gegen die Bots antreten. Darüber hinaus erzeugen zahllose gelungene Details eine glaubhafte Dschungelkampf-Atmosphäre. Beispielhaft seien hier insbesondere die Propaganda-Durchsagen aus Radio und Lautsprechern genannt. Wenn eine blecherne Stimme mit den Worten "GIs! Your Government has abandoned you!" aus den Lautsprechern dröhnt, stellen sich ihnen unweigerlich die Nackenhaare auf.     

Der Realismus:

Der Himmel über Vietnam gehört den AmerikanernGrundsätzlich ist anzumerken, dass Waffen, Fahrzeuge und Karten in Battlefield Vietnam zumeist ohne Rücksicht auf historische Details auf Action ausgelegt sind. Dies betrifft in besonderem Maße den Fuhrpark des Multiplayer-Shooters. Mit Ausnahme der Helikopter steuern sich dann auch alle Vehikel serientypisch sehr einfach. Auf eine detailierte Fahrphysik haben die Entwickler von Digital Illusions bewußt verzichtet. Im Gegensatz zu den nahezu identischen Ausrüstungskits beider Fraktionen ergeben sich hinsichtlich des Fuhrparks von US Armee und NVA einige Besonderheiten. So dient der Huey-Helikopter als Lastentier der Army. Mit seiner Hilfe lassen sich Soldaten und Fahrzeuge bequem an die Front verlegen. Zusätzlich existiert vom Huey-Helikopter auch eine mit Raketen bestückte Version. Auf Karten wie "Operation Irving" sind zudem die Chinook-Helikopter die einzige Möglichkeit, gepanzerte Fahrzeuge und Tanks ins Kampfgebiet zu bringen. Ergänzt wird die Hubschrauberflotte der amerikanischen Streitkräfte durch den zweisitzigen Kobra-Helikopter. Hierbei handelt es sich um einen Angriffshubschrauber mit hoher Mobilität und beeindruckender Feuerkraft. Der Kobra-Helikopter eignet sich mithin besonders für die Bekämpfung feindlicher Panzer. Darüber hinaus verfügen die Amrerikaner auch über eine beeindruckende Flotte an Starrflüglern. Dabei ist der A7-Corsair-Bomber ein reinrassiger Jagdbomber für Luft-Boden-Operationen. Insbesondere aufgrund seiner vergleichsweise niedrigen Geschwindigkeit eignet er sich ideal für präzise Angriffe auf gepanzerte Bodenziele. Demgegenüber eignet sich der Phantom F4-Bomber mit seinen wärmesuchenden Raketen auch für die Bekämpfung von Luftzielen. Zudem wirft der Phantom F4-Bomber bei Bedarf Napalmbomben gegen feindliche Infanterie ab. Auf dem Boden bilden M4A83-Patton-Panzer und Sheridan-Tanks das Rückgrat der amerikanischen Truppen. Dabei weist der Sheridan-Tank zugunsten des größeren Kalibers der Bordkanone eine schwächere Panzerung auf als der M4A83-Patton. Über amphibische Fähigkeiten verfügt jedoch keiner der beiden Tanks. Hinsichtlich der Feuerkraft übertrifft nur noch das M110-Geschütz die beiden Panzervarianten. Die mobile Artillerie stellt daher eine mächtige Angriffswaffe dar. Aufgrund seiner äußerst geringen Geschwindigkeit wird das M110-Geschütz jedoch zur leichten Beute für gegnerische Panzer. Zudem sind Fahrer und Richtschütze der mobilen Artillerie nur unzureichend geschützt und damit leicht auszuschalten. Eine deutlich höhere Beweglichkeit weisen hingegen der MUTT-Jeep und der M113-Truppentransporter auf. Der Jeep ist dabei zusätzlich mit einem Raketenwerfer zur Panzerabwehr ausgestattet, während der M113 über eine effektive Panzerung verfügt. Zudem befinden sich die Flussläufe auf den entsprechenden Multiplayer-Karten fest in der Hand der Amerikaner. Rückgrat der Flotte sind dabei die bewaffneten PBR-Patrouillenboote der US-Armee. Zusätzlich verfügen die Amerikaner über ATC-Landungsboote. Diese dienen gleichzeitig als Truppentransporter, Helikopter-Werkstatt und mobiler Einstiegspunkt. Entgegen der historischen Realität haben die schwedischen Entwickler von Digital Illusions auch die NVA aus Gründen der Spielbarkeit mit einer schlagkräftigen Luftwaffe ausgestattet. So verfügt die NVA in Battlefield Vietnam über etliche Helikopter und Abfangjäger aus russischer Produktion. Den Mi-8-Hubschrauber gibt es dann auch gleich in zwei Varianten. Dabei besitzt die Kampfversion des Mi-8 ungelenkte Raketen, während der entsprechende Transporthubschrauber zugleich als mobiler Einstiegspunkt dient. Beide Helikopter bleiben jedoch im Hinblick auf Geschwindigkeit und Wendigkeit hinter ihren amerikanischen Pendants zurück. Darüber hinaus verfügt die vietnamesische Luftwaffe über Abfangjäger der Typen MiG-17 und MiG-21. Die MiG-Jets sind sehr schnelle und wendige Jagdflugzeuge, die sich vor allem für den Luftkampf gegen amerikanische Bomber eignen. Beide MiG-Varianten verfügen über ein durchschlagskräftiges Bord-MG. Die MiG-17 wirft darüber hinaus Bomben gegen Bodenziele ab. Die MiG-21 feuert zusätzlich ungelenkte Raketen gegen Luft- und Bodenziele ab. Auch im Hinblick auf den Fuhrpark der Bodentruppen greift die NVA ausnahmslos auf Fahrzeuge aus russischer Produktion zurück. Das Rückgrat der vietnamesischen Truppen stellt dabei der T-54 dar. Dieser Kampfpanzer verfügt über eine durchschlagskräftige Bordkanone und eine widerstandsfähige Panzerung. Demgegenüber ist der PT-76 deutlich schwächer gepanzert und verfügt nur über eine vergleichsweise geringe Feuerkraft. Allerdings hat der PT-76 auch amphibische Fähigkeiten. Dies macht ihm vor allem auf "Operation Game Warden" zu einem unentbehrlichen Bestandteil der vietnamesischen Truppen. Zudem ist auch der BTR-60 der NVA schwimmfähig. Der Truppentransporter eignet sich somit insbesondere für überraschende Flankenangriffe. Darüber hinaus verfügt die NVA über den BM-21-Raketenwerfer. Dieser verschießt ein Sperrfeuer kleiner Raketen mit geringer Reichweite. Hinsichtlich der Feuerkraft bleibt der BM-21 weit hinter dem M110-Geschütz der Amerikaner zurück. Gewissermaßen zum Ausgleich verfügt die NVA über den ZSU-57-Flakpanzer. Dieser stellt mit seinem um 360 Grad drehbaren Zwillingskanonen-Turm eine echte Bedrohung für die amerikanische Luftüberlegenheit dar. Zudem verfügen nur die Infanteristen der NVA über zielsuchende Raketen zur Luftabwehr. Die Ausrüstung beeinträchtigt hierbei auch die Bewegungsfreiheit der Soldaten. So bewegen sich Scouts wesentlich agiler als schwer beladene Panzerfaust-Schützen. Allerdings bleibt die Endgeschwindigkeit aller Infanteristen stets identisch. Schließlich greift die NVA auch auf Jeeps des Typs UAZ-469 zurück. Diese ungepanzerten Fahrzeuge eignen sich insbesondere für das schnelle Vorankommen auf schmalen Dschungelpfaden. Gleiches gilt auch für den Motorroller des Vietcong. Der zweisitzige Roller dient vor allem für Guerilla-Angriffe im Stile eines "Hit and Run". Der Vollständigkeit halber seien hier auch noch die Sampan-Boote der Vietnamesen erwähnt. Mangels Bewaffnung eignen sich die historischen Boote lediglich zum Truppentransport.           

Fazit und Gesamtwertung:

Für Battlefield Vietnam haben die schwedischen Entwickler von Digital Illusions am bewährten Spielprinzip des Vorgängers festgehalten. Die Multiplayer-Gefechte spielen sich dank zahlreicher Innovationen nun noch schneller und taktischer als in Battlefield 1942. Insbesondere entfallen dank des gelungenen Kartendesigns die beim Vorgänger kritisierten langen Wege zwischen den Flaggenpunkten. Zudem bieten die 14 Karten dank der realistisch umgesetzten Höhenunterschiede mehr Möglichkeiten, das Gelände für taktische Vorteile zu nutzen. Generell sind die Karten, Klassen und Fahrzeuge in Battlefield Vietnam hervorragend aufeinander abgestimmt. Darüber hinaus sorgen die Helikopter als neues Spielelement für zusätzliche taktische und spielerische Herausforderungen. Auch die Idee der mobilen Einstiegspunkte kann überzeugen. Zudem punktet Battlefield Vietnam mit dem unverbrauchten Szenario und einem stimmigen Soundtrack. Im Ergebnis entsteht so eine nahezu perfekte Schlachtfeld-Atmosphäre. Battlefield Vietnam ist daher der derzeit beste Team-Shooter. Negativ anzumerken sind lediglich die hohen Hardwareanforderungen, diverse KI-Mängel und der komplette Verzicht auf jegliche Singleplayer-Modi. Darüber hinaus bleibt zu hoffen, dass die Entwickler von Digital Illusions den Kartenpool noch mittels Patches erweitern.

 

Spielspaßwertung: 90 %

 

Releasedatum: 19.03.2004

 

Minimale Systemanforderungen:

  • Windows 98, Windows ME, Windows 2000, Windows XP
  • Prozessor: 933 MHz Intel Pentium III, AMD Athlon
  • Speicher: 256 MB RAM
  • Grafikkarte: DirectX 9.0b kompatibel, 64 MB
  • Festplattenplatz: 1,5 GB