Killzone 2 - Review (PS3)

Der Krieg gegen die Helghast geht weiter !

Kaum ein Exklusiv-Titel für die PlayStation 3 wurde derart sehnsüchtig erwartet wie Killzone 2. Die im Vorfeld des Releases veröffentlichten Trailer haben für einen nahezu beispielslosen Hype rund um den Ego-Shooter gesorgt. Seit dem 25. Februar steht Killzone 2 nun in den Regalen der Händler. Wir klären in unserem ausführlichen Test, ob es den Entwicklern von Guerrilla tatsächlich gelungen ist, den erwarteten Ausnahmetitel zu veröffentlichen.

   

Das Spielprinzip:

Killzone 2 ist im Kern ein klassischer Ego-Shooter. Die insgesamt 10 Levels des Ego-Shooters sind allesamt linear aufgebaut. Eventuelle Verzweigungen innerhalb der Levelstruktur sucht man vergeblich. Ebenso haben die holländischen Entwickler von Guerrilla auf Rätsel-Passagen verzichtet. Das Gameplay konzentriert sich daher ganz auf die intensiven Kämpfe gegen die Helghast. Sie steuern dabei den Protagonisten Tomas "Sev" Sevchenko aus der Ego-Perspektive durch das Kampfgeschehen. Dabei greifen sie auf ein umfangreiches Waffenarsenal zurück, um die zahlreichen Gegner auszuschalten. Immer wieder treffen sie dabei auf besonders gefährliche Bossgegner, die sie nur durch den Einsatz der richtigen Taktik bezwingen können. Darüber hinaus übernehmen sie in regelmäßigen Abständen stationäre Geschütze, um die Angriffswellen der zu allem entschlossenen Helghast niederzuhalten. Zudem steuert Tomas "Sev" Sevchenko bereits zu Spielbeginn einen ISA-Panzer. Gegen Ende der Handlung dürfen sie dann mit einem zweibeinigen Kampfroboter (dem sog. "Exoskelett") unter den Helghast aufräumen. 

Die Hintergrundgeschichte:

Die Invasion beginntIn Killzone 2 setzt sich das epische Ringen um die Vorherrschaft im Universum fort. Dabei stehen sich die Interplanetarische Strategische Allianz (ISA) und das faschistoide Helghast-Regime unversöhnlich gegenüber. Killzone 2 baut dabei direkt auf der Handlung des PS2-Vorgängers und von Killzone: Liberation (PSP) auf. Daher folgt hier ein kurzer Abriss der bisherigen Ereignisse. Im Jahr 2537 versuchten die Helghast unter Führung von Scolar Visari, die Hauptstadt des Planeten Vekta einzunehmen. Dieser Angriff konnte nach heftigen Kämpfen zurückgeschlagen werden. In einer blutigen Schlacht trugen die ISA-Truppen unter der Führung von Captain Jan Templar den Sieg davon. Doch damit war die Invasion der Helghast auf Vekta noch nicht endgültig gescheitert. Vielmehr griffen die neuformierten Invasionstruppen nun die südliche Hemisphäre des Planeten an. Im Laufe der Kämpfe gelang es den Helghast dabei, eine Gruppe von Atomwaffenexperten der ISA in ihre Gewalt zu bringen. Durch den entschlossenen Einsatz einer ISA-Kommandoeinheit konnten die Wissenschaftler jedoch wieder befreit werden. Die Invasion der Helghast war somit endgültig gescheitert. Allerdings gelang es Visaris Truppen auf dem Rückzug noch einige Atomsprengköpfe in ihren Besitz zu bringen. Die Niederlage auf Vekta vermochte es somit nicht, das faschistoide Helghast-Regime zu destabilisieren. Vielmehr konnte Scolar Visari seine Machtposition trotz der Niederlage weiter ausbauen. Das kriegerische Volk der Helghast hatte sich vor Generationen für ein abgeschiedenes Leben auf dem kolonialen Außenposten Helghan entschieden. Im Laufe der Zeit gelang es den Helghast dabei, ihrem unwirtlichen Planeten den benötigten Lebensraum abzutrotzen. Bei der Kolonialisierung des Planeten griffen die Helghast auf den mysteriösen Rohstoff Petrusit zurück. Die extensive Nutzung dieses Rohstoffes erschloss den Helghast nahezu unendliche Energievorkommen. Trotz dieser wirtschaftlichen Fortschritte blieb Helghan jedoch ein Ort der Trostlosigkeit. Seine Bewohner sind daher seit Generationen von Verbitterung und Wut geprägt. Das Helghast-Regime stellt somit auch zu Beginnn der Geschichte von Killzone 2 eine ernstzunehmende Bedrohung für den interplanetaren Frieden dar. Nicht zuletzt aufgrund der entwendeten Atomwaffen entschließt sich die ISA zu einer Invasion auf Helghan. Vorrangiges Ziel der Invasion ist es dabei, der Terrorherrschaft von Scolar Visari ein unrühmliches Ende zu bereiten. Das Kommando über die Invasionsflotte übernimmt der mittlerweile zum Flottenkommandanten beförderte Kriegsheld Jan Templar. Die ISA beginnt ihre Invasion in dem Glauben, die Truppen der Helghast seien durch die Niederlage auf Vekta noch entscheidend geschwächt. Ein wichtiger Teil der ersten Angriffswelle der ISA sind dabei die neuaufgestellten Kommandotruppen. Der Spieler übernimmt hierbei die Rolle von Sergeant Tomas "Sev" Sevchenko. Der Protagonist ist Teil des vierköpfigen "Alpha Squad". Diese Eliteeinheit tritt in vorderster Front gegen die zu allem entschlossenen Helghast an.   

Die Grafik:

Die Explosionen sind beeindruckendDie im Vorfeld des Releases erschienenen Rendertrailer haben hinsichtlich der Grafik von Killzone 2 immens hohe Erwartungen geweckt. Mindestens genauso groß war dabei die Skepsis, ob die eigentliche Spielgrafik letztlich auf vergleichbarem Niveau liegen würde. In dieser Beziehung können wir Entwarnung geben. Ohne Übertreibung bleibt festzuhalten, dass Killzone 2 in grafischer Hinsicht neue Maßstäbe auf der PlayStation 3 setzt. Bereits das Intro von Killzone 2 deutet dabei an, wohin die Reise geht. Während der Gänsehautansprache von Helghast-Anführer Scolar Visari können sie sich bereits vor Spielbeginn an den detailierten Charaktermodellen und der lebensechten Mimik der Protagonisten erfreuen. Am Anfang des ersten Levels wird dann deutlich, das Killzone 2 diesen hohen Grafikstandard auch im eigentlichen Spiel halten kann. Dank des exzessiven Einsatzes von Grafikeffekten und Filtern ist es den Entwicklern gelungen, ein überragendes Beleuchtungssystem zu realisieren. Killzone 2 bietet schlichtweg die spektakulärsten Lichtspielereien in der Geschichte der Konsolenspiele. So ziehen am Himmel über Helghan immer wieder heftige Gewitterstürme auf, die die Szenarie in ein atmosphärisches Zwielicht tauchen. Zudem muss man die elektrischen Entladungen am toxischen Himmel des unwirtlichen Planeten einfach selbst gesehen haben, um sich ein Bild von der Grafikqualität des Ego-Shooters machen zu können. Statische Screenshots können die Grafikqualität von Killzone 2 nur ansatzweise wiedergeben. Auch die beeindruckenden Explosionen und das realistsiche Mündungsfeuer der hochdetailierten Waffen verändern die Beleuchtung dynamisch. Zudem setzen die volumetrischen Raucheffekte in Killzone 2 neue Maßstäbe. Insbesondere Rauchgranaten lassen sich taktisch nutzen. Ebenso beeindruckend wie das ausgefeilte Beleuchtungssystem ist auch die monumentale Architektur von Killzone 2. Dabei sorgen die unterschiedlichen Umgebungen für optische Abwechslung. So führt sie ihre virtuelle Reise unter anderem in die düstere und verschmutzte Helghan-Hauptstadt Phyrrus und in das von Sandstürmen heimgesuchte Strafarbeiterlager Suljeva. Zudem kämpfen sie sich durch die unübersichtliche und verwinkelte Tharsis-Raffinerie und wehren auf dem ISA-Muterschiff einen feindlichen Jäger-Angriff ab. Trotz des häufigen Schauplatzwechsels wirkt die Spielwelt stets homogen und glaubwürdig. Dieser Umstand ist wiederum der kompromisslosen und stringenten Umsetzung des militaristischen Art-Designs von Killzone 2 geschuldet. Selten hat es ein Spiel geschafft, eine derart lebensfeindliche und bedrohliche Umgebung so gekonnt in Szene zu setzen. Bereits nach den ersten Sekunden auf Helghan wünscht sich der Spieler unwillkürlich, er hätte diesen unwirtlichen Planeten nie betreten. Bei all dieser künstlerischen Brillianz macht die Grafik von Killzone 2 auch in technischer Hinsicht alles richtig. So sind die Texturen gestochen scharf und die Kantenglättung ist nahezu perfekt. Zudem bleibt die Framerate stabil bei 30 fps. Allerdings müssen sie mit deutlichen Nachlade-Rucklern leben, die immer dann auftreten, wenn Killzone 2 im Hintergrund neue Spielabschnitte von der BluRay-Disc streamt. Angesichts der gebotenen Detailfülle nimmt man dieses Manko jedoch gerne in Kauf. So lässt sich nahezu jede Deckung in der Spielwelt in ihre Einzelteile zerlegen. Zudem hinterlässt der Beschuss realistische Einschusslöcher und der Putz bröckelt effektvoll von den Wänden. Ein unbestrittenes Highlight ist zudem das überragende Waffen-Feedback von Killzone 2. Die realistischen Trefferanimationen sorgen hierbei dafür, dass die Geschosswirkung auch grafisch adäquat umgesetzt wird. Die Grafikpracht hat jedoch auch ihren Preis. So steht als Videomodus lediglich 720p zur Verfügung. Das sich die Zwischensequenzen in Killzone 2 hinsichtlich Mimik und Gestik der Protagonisten auf Referenz-Niveau bewegen, soll ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.

Der Sound:

Auch in soundtechnischer Hinsicht leistet sich Killzone 2 keine Schwächen. Im Gegenteil. Der 7.1-Surround-Sound dröhnt derart wuchtig aus den Boxen, dass man bei den zahlreichen Detonationen unwillkürlich den Kopf einzieht. Hier wird das heimische Wohnzimmer zum Kriegsschauplatz. Die direktionale Abmischung kann dabei ebenso überzeugen wie die räumliche Effekt-Positionierung. Die Gegner lassen sich folglich auch akkustisch orten. Gerade wenn man sich einem Angriff der äußerst beweglichen "Helghast Elite" gegenübersieht, lassen sich so oftmals entscheidende Zehntelsekunden gewinnen. Zudem fügt sich der orchestrale Score von Killzone 2 nahtlos in die düstere Gesamtatmosphäre des Ego-Shooters ein. Die Hintergrundmusik passt sich dabei dynamisch an das Spielgeschehen an und spiegelt die Erbarmungslosigkeit des Krieges auf Helghan gekonnt wieder. Darüber hinaus ist auch die gute deutsche Synchronisation lobend zu erwähnen. Allerdings gilt auch hier wie bei nahezu allen für die PlayStation 3 erschienen Ego-Shootern, dass der englische Originalton noch etwas authentischer klingt, als die deutsche Synchronisation. Wer sich für den Originalton entscheidet, muss dazu seine Konsole vor Spielstart auf "Englisch" umstellen. Unabhängig davon sind uns jedoch leichte Asynchronitäten zwischen Lippenbewegung und Sprachausgabe aufgefallen. Dies betrifft vor allem das ansonsten überzeugende Render-Intro von Killzone 2. Selbstverständlich ist dies Jammern auf hohem Niveau und angesichts des sehr guten Gesamteindrucks nur eine Randnotiz. Da Killzone 2 in technischer Hinsicht jedoch an der Grenze zur Perfektion kratzt, soll auch dieser kleine Kritikpunkt nicht unerwähnt bleiben.  

Die Steuerung:

Die Helghast suchen DeckungGrößte spielerische Neuerung in Killzone 2 ist das erstmals in der Seriengeschichte implementierte Deckungssystem. Durch Drücken von "L2" verschanzt sich der Protagonist Tomas "Sev" Sevchenko punktgenau hinter der nächsten Deckung. Darüber hinaus kann sich "Sev" nach links und rechts aus der Deckung lehnen, um so gezielt auf die Helghast zu feuern. Alternativ dazu geht der Held aus der sicheren Deckung heraus sofort in den Nahkampf über. Die Verwendung der neuen Deckungsfunktion ist durchweg hervorragend gelöst. Das dynamische Deckungssystem von Killzone 2 erinnert dabei an Third-Person-Actionspiele wie "Rainbow Six: Vegas" und "Uncharted: Drakes Schicksal". Auch die KI-Gegner nutzen die zahlreichen Deckungsmöglichkeiten in den verwinkelten Levels geschickt aus. Allerdings können nur die Helghast blind aus der Deckung feuern. Im Ergebnis bereichert das Deckungssystem von Killzone 2 das zuletzt spielerisch stagnierende Genre der Ego-Shooter um ein belebendes Element. Darüber hinaus kann auch die KI der Helghast restlos überzeugen. So sind ihre Feinde sehr agil. Sie wechseln ständig ihre Deckung und varieren ihre Angriffsrouten geschickt. Zudem werfen die Helghast auch Granaten. Darüber hinaus erwarten den Spieler im späteren Spielverlauf einige Hinterhalte, in denen die KI sogar auf die eingeschlagene Fluchtroute reagiert. Zudem gehen die unterschiedlichen Gegnertypen durchaus koordiniert vor. Während die regulären Helghast-Truppen beispielsweise versuchen den Spieler durch gezieltes Feuer in seiner Position "festzunageln", greifen gleichzeitig die besonders beweglichen "Helghast Elite" über die Flanken an. Ein derart koordiniertes Vorgehen der KI kannte man bislang lediglich aus dem PC-Shooter "Crysis". Darüber hinaus weisen die unterschiedlichen Gegnertypen auch individuelle Verhaltensmuster (von defensiv bis offensiv) auf. Ein besonders gefährlicher Gegner sind die "Helghast Elite". Diese Spezialeinheiten sind schneller und zugleich widerstandsfähiger als der normale Helghast-Sturmsoldat. Zudem versuchen die "Helghast Elite" stets in den Rücken des Spielers zu gelangen, um ihn dann mit einem Messerangriff auszuschalten. Man sollte einen "Helghast Elite" daher tunlichst nicht aus den Augen lassen. Ein weiterer überaus gefährlicher Gegnertyp sind die "Helghast Heavy". Diese schwer bewaffneten Kämpfer werden zur taktischen Unterstützung der Bodentruppen eingesetzt. Sie sind nahezu vollständig gepanzert und nur an einer Stelle verwundbar. Der "Helghast Heavy" stellt somit einen wirklich furchteinflößenden Gegnertyp dar, den man nur unter Verwendung der richtigen Taktik besiegen kann. Hinsichtlich des Waffenarsenals orientiert sich Killzone 2 an den gängigen Genre-Standards. So findet der Spieler unter anderem leichte und schwere MGs, Schrotflinten sowie Scharfschützengewehre. Der Wechsel zwischen den Standardwaffen fällt dabei besonders leicht, weil überall in den Levels gut gefüllte Waffenständer auf den Spieler warten. Etwas seltener gelangt Tomas "Sev" Sevchenko in den Besitz von Granat-, Raketen- oder Flammenwerfern. Darüber hinaus haben die holländischen Entwickler von Guerilla ihrem Ego-Shooter auch zwei komplett neue Waffen spendiert. Da wäre zum einen das Elektrogewehr. Dieses bezieht seine Energie direkt aus der toxischen Luft Helghans. Munitionsmangel ist hier folglich ein Fremdwort. Darüber hinaus findet "Sev" im späteren Spielverlauf ein Bolzengewehr, mit dem sich Feinde regelrecht an Wänden "festtackern" lassen. Zudem explodieren die Bolzengeschosse nach einigen Sekunden im Ziel. Die beiden Neuzugänge im Waffenarsenal können jedoch nur bedingt über den Umstand hinwegtrösten, dass die Entwickler die sekundäre Feuerfunktion bei allen Waffen ersatzlos gestrichen haben. Zudem kann der Spieler stets nur eine Primär- sowie eine Sekundärwaffe tragen. Des weiteren ist es nicht möglich die Sekundärwaffe (Revolver) gegen eine andere Waffe einzutauschen. Standardmäßig sollten sie daher je nach Situation zwischen Schrotflinte und Scharfschützengewehr wechslen. Eine weitere Eigenheit von Killzone 2 ist das überaus träge Zielsystem. Insbesondere vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Helghast ständig ihre Deckung und Angriffsposition wechseln, macht sich das träge Aiming negativ bemerkbar. Erst mit einiger Übung gelingt es, die agilen Helghast zuverlässig im Fadenkreuz der eigenen Waffe zu halten. Die Entwickler begründen das schwerfällige Aiming mit der realistischen Umsetzung des Gewichts von Waffe und Ausrüstung. Wir sind jedoch der Auffassung, dass ein direkteres Aiming Killzone 2 durchaus gut getan hätte. Zudem stehen dem Spieler im Nahkampf lediglich Gewehrkolben und Messer zur Verfügung. Komplexere Nahkampfattacken sucht man in Killzone 2 vergeblich. Darüber hinaus verstehen es die Helghast nicht, die Nahkampfattacken des Spielers erfolgreich zu kontern. Gewissermaßen zur Auflockerung des Spielgeschehens haben die Entwickler von Guerilla etliche Fahrzeugsequenzen integriert. So steuren sie bereits zu Beginn des Spiels einen ISA-Panzer. Im weiteren Spielverlauf gelangt der Protagonist schließlich in den Besitz des sog. "Exoskeletts". Mit diesem zweibeinigen Kampfläufer tritt "Sev" jedoch ausschließlich gegen Fußtruppen der Helghast an. Hier hätte sich ein Bosskampf gegen einen feindlichen Mech aufgedrängt. Zudem hätten wir gerne die Gelegenheit bekommen, einen der wendigen Transporter zu steuern, mit denen das "Alpha Squad" zu Missionsbeginn im Kampfgebiet abgesetzt wird. Darüber hinaus übernimmt der Held in vielen Spielsituationen fest installierte MGs oder Geschütztürme, um sich so der Angriffswellen der Helghast zu erwehren. Diese Spielpassagen gestalten sich jedoch weitgehend eintönig und abwechlsungsarm. Positiv erwähnt werden muss jedoch der Umstand, dass Killzone 2 dem Spieler die Wahl zwischen vier unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden lässt. Einer nahezu stufenlosen Anpassung der Spielschwierigkeit an das eigene Können steht somit nichts im Wege.    

Die Atmosphäre:

Das Alpha Squad in AktionHinsichtlich der Atmosphäre setzt bereits das Intro von Killzone 2 neue Maßstäbe. Der cineastische Rendertrailer stimmt sie mit einer Ansprache von Scolar Visari perfekt auf die bevorstehende Invasion Helghans ein. Wenn der Helghast-Anführer seine Untertanen mit großem Pathos auf die bevorstehende Schlacht um den Heimatplaneten vorbereitet, stellen sich beim Spieler unwillkürlich die Nackenhaare auf. So wird schon in den ersten Sekunden von Killzone 2 deutlich, dass dem Spieler ein erbitterter Abwehrkampf der Helghast bevorsteht. Der atmosphärisch gelungene Einstieg ins Spiel setzt sich dank des stringenten Artdesigns auch in den einzelnen Levels fort. So sorgt die monumentale Architektur auf Helghan ebenso für eine bedrückende Atmosphäre wie die verstörenden Lautsprecher-Durchsagen des Propaganda-Apparates der Helghast. Zudem finden sich überall Inschriften, die das faschistoide Helghast-Regime eindringlich charakterisieren. Die Bedrohung ist auf dem unwirtlichen Planeten Helghan nahezu allgegenwärtig. Darüber hinaus trägt das großartige Leveldesign insbesondere in den stark verschachtelten Spielabschnitten (Stadt, Raffinerie) zu der teilweise klaustrophobischen Atmosphäre von Killzone 2 bei. Dabei ermöglicht das Leveldesign dem Spieler immer wieder alternative Routen und Umgehungsmöglichkeiten. Killzone 2 spielt sich somit im Ergebnis abwechslungsreicher, als so manches Konkurrenzprodukt. Eine Ausnahme bildet hierbei lediglich der finale Level der Kampagne. Hier konfrontieren die Entwickler den Spieler mit nicht enden wollenden, stark geskripteten Angriffswellen der Helghast. Bis man die Angriffsmuster der Helghast durchschaut hat, sind dabei diverse Bildschirmtode nahezu unvermeidlich. Eine weitere Besonderheit von Guerillas neuestem Ego-Shooter ist die Konzeption der vertikalen Level-Architektur. So tobt nicht nur vor und hinter dem Helden ein erbarmungsloser Häuserkampf, sondern auch über und unter ihm. Wenn sie sich in der Gestalt von Tomas "Sev" Sevchenko etagenweise durch ein mehrstöckiges Gebäude kämpfen, wird dem Spieler gekonnt ein beklemmender Eindruck von den Schrecken eines realen Krieges vermittelt. Als Orientierungshilfe innerhalb der verschachtelten Levels lässt sich jederzeit ein Richtungspfeil einblenden, der zuverlässig den Weg zum nächsten Einsatzziel weist. In Killzone 2 wechseln sich die nervenaufreibenden Häuserkämpfe mit imposanten Massengefechten ab. Dem Spieler bleibt so ähnlich wie in "Call of Duty 4: Modern Warfare" kaum Zeit zum atemholen. Doch wo viel Licht ist, ist auch Schatten. So weckt das technisch perfekt umgesetzte Intro zugleich hohe Erwartungen an die Handlung von Killzone 2. Demgegenüber bleibt die Handlung aber durchweg konventionell und damit letztlich enttäuschend. Überraschende Wendungen oder intelligente Rückbezüge auf die vorangegangenen Serienteile suchen sie vergeblich. Zudem verschenkt Killzone 2 leichtfertig diverse Möglichkeiten zur Storyentwicklung. So liefert etwa das Einsammeln der in den Levels verteilten Geheimdokumente keinerlei Hintergrundinformationen zur Spielwelt. Wie man dem Spieler in einem entsprechenden Szenario auf elegante Weise in die Spielwelt hineinzieht, hat unlängst der Ausnahme-Shooter "Bioshock" bewiesen. In Killzone 2 jedoch verkommt das Sammeln der Geheimdokumente ebenso zur Pflichtaufgabe wie das Zerstören der über die Levels verteilten Helghast-Symbole. Darüber hinaus kann auch die Charakterzeichnung in Killzone 2 nicht vollständig überzeugen. So gewinnen etwa die Protagonisten des vierköpfigen "Alpha Squad" nur schleppend an Profil. Weder der Hauptcharakter Tomas "Sev" Sevchenko noch seine Begleiter Master Sergeant "Rico" Velasquez oder Lance Corporal Dante Garza erwiesen sich als sonderlich charismatisch. Lediglich der alte Haudegen Corporal Shwan Natko sorgt mit seinen zynischen Kommentaren für ein gelegentliches Schmunzeln beim Spieler. Unter dem Strich entsprechen die Protagonisten des "Alpha Squad" jedoch weitgehend dem Stereotyp des desillusionierten, harten Kämpfers. Leider gewinnen die Charaktere auch in den technisch hervorragenden Zwischensequenzen kaum an Profil. Die Dialoge wirken aufgesetzt. Eine echte Identifikation mit den Helden kommt nicht auf. Zudem beschränkt sich auch die spielerische Interaktion zwischen den Mitgliedern des "Alpha Squads" auf ein Minimum. So leistet "Sev" gelegentlich Hilfestellung für eine Räuberleiter oder belebt gefallene Kameraden mittels eines Stromstoßes wieder. Auch die Protagonisten auf Seiten der Helghan sind wenig mehr als faschistoide Stereotype. Da wäre zunächst Scolar Visari. Der uneingeschränkte Herrscher auf Helghan ist ein begabter Redner, der seine Machtinteressen skrupellos und ohne Rücksicht auf Verluste verfolgt. Ihm zur Seite steht Colonel Mael Radec. Dieser ist Befehlshaber von Visaris Leibwache und zugleich ein hinterhältiger Fanatiker. Immerhin gibt sich Killzone 2 durchaus Mühe, den Handlanger von Scolar Visari als dämonischen Gegenspieler des "Alpha Squad" aufzubauen. So bekommt Tomas "Sev" Sevchenko immer wieder die Möglichkeit, diverse Funksprüche von Colonel Mael Radec mitzuhören. Generell bleibt jedoch festzuhalten, dass sich Guerillas Action-Epos zu wenig Zeit dafür nimmt, überzeugende Antagonisten aufzubauen. Neben den angesprochenen Mängeln bezüglich Story und Charakterzeichnung fehlt es Killzone 2 zudem an einprägsamen Momenten. Während der PS2-Vorgänger zahlreiche einprägsame Highlights (Schützengräben am Spielbeginn etc.) aufwies, geizt Killzone 2 mit derartigen Sequenzen. Eine der stärksten Szenen von Killzone 2 ist der Abschnitt in dem unvermittelt die "ATAC" auftauchen. Diese Flugroboter sorgen für nachhaltige Abechslung im Kampf gegen die Helghast. Die "ATAC" verfügen über beachtliche Feuerkraft, die sie entsprechend rücksichtslos einsetzen. Zudem weichen sie bei Raktenbeschuss geschickt aus. Nur bei taktisch versierter Nutzung der Umgebung lassen sich die Flugdrohnen letztlich ausschalten. Ein weiteres atmosphärisches Highlight von Killzone 2 ist die gekonnte Inszenierung der brachialen Kämpfe gegen die "Helghast Heavy". Wenn ein deratiger Gegner die Szenarie betritt, leitet das Spiel diesen imposanten Auftritt mit einem Wechsel der Kameraperspektive ein. Die Kamera schwenkt auf Kniehöhe und aus den Boxen dringt bedrohliche Musik. Der Spieler fühlt sich angesichts dieses martialischen Auftrittes sofort an die "Big Daddys" aus "Bioshock" erinnert. Mit der richtigen Taktik lassen sich jedoch auch die schwer gepanzerten "Helghast Heavy" ausschalten, so dass sich bald eine Art von Routine einstellt. Abschließend sei gesagt, dass das überragende Waffenfeedback von Killzone 2 neue Maßstäbe im Genre der Ego-Shooter setzt. Insbesondere die hervorragenden Trefferanimationen sorgen dafür, dass jeder Helghast auf individuell unterschiedliche Art und Weise das Zeitliche segnet.       

Der Multiplayer-Modus:

Die Helghast laufen in einen HinterhaltKillzone 2 bietet unter dem Menüpunkt "Kriegszone" einen umfangreichen Online-Modus für bis zu 32 Spieler. Die Gefechte zwischen ISA und Helghast toben auf 8 Maps. 6 verschiedende Klassen mit je zwei Spezialfähigkeiten duellieren sich dabei in 5 dynamisch wechselnden Spielmodi. Darüber hinaus bietet Killzone 2 eine vollständige "PlayStation Home"-Unterstützung sowie weltweite Ranglisten. Zudem haben die Entwickler eine umfangreiche Clan-Funktionalität integriert. Bei Mehrspielermangel lassen sich wahlweise bis zu 15 Bots in den Online-Gefechten zuschalten. Soweit die Zahlen und Fakten zum Multiplayer-Modus. Wer sich vor dem Einstieg in die Online-Welt von Killzone 2 mit den teils unübersichtlichen Karten vertraut machen möchte, der sollte zunächst den Menüpunkt "Gefecht" anwählen. Hinter dieser Option verbirgt sich die Möglichkeit, ein Offline-Bot-Match zu starten. Im "Gefechts"-Modus kann man gleichzeitig auch die 5 dynamisch wechselnden Spielmodi kennenlernen. In der Standardeinstellung wechseln die Spielmodi alle 5 Minuten. Hinter der "Tötungsmission" verbirgt sich ein simples "Team-Deathmatch", während im Modus "Attentat" ein Spieler zur Zielperson wird. In der "Suchmission" gilt es dagegen, einen Propaganda-Lautsprecher zu finden und diesen in das feindliche Lager zu bringen. In der sog. "Zerstörungsmission" geht es um das Sprengen zweier Zielobjekte. Schließlich gilt es im Modus "Eroberung" drei strategische Kartenpunkte einzunehmen und für eine bestimmte Zeit zu halten. Ein besonderes Spannungsmoment ergibt sich aus dem Umstand, dass die Reihenfolge der Missionen zufällig gewählt wird und somit nicht vorhersehbar ist. Seine taktische Komplexität bezieht der Multiplayer-Modus von Killzone 2 aus den unterschiedlichen Charakterklassen. Die Standardklasse ist hierbei der Sturmsoldat. Darüber hinaus kann der Spieler als Ingenieur, Kundschafter, Taktiker, Saboteur oder Sanitäter zu den Online-Gefechten antreten. Jede Klasse verfügt dabei über zwei Spezialfähigkeiten. So kann nur der Sanitäter seine Mitspieler heilen. Dafür baut der Ingenieur in den verschachtelten Levels Geschütztürme auf. Mittels der "Spawn"-Granate des Taktikers lassen sich zusätzliche Respawn-Punkte hinter den feindlichen Linien errichten. Der Kundschafter hat die Möglichkeit, einen Tarnanzug zu verwenden, während nur der Saboteur mit C4-Sprengstoff umgehen kann. Allerdings stehen ihnen zu Beginn der Online-Karriere noch nicht alle Charakterklassen zur Verfügung. Diese müssen in Killzone 2 vielmehr erst durch das Erreichen entsprechender Dienstgrade im integrierten Rangsystem freigeschaltet werden. Genretypisch erfolgt der Rangaufstieg dabei durch das Erfüllen bestimmter Abschuss- und Punktevorgaben. Ähnlich wie schon in Activisions Ego-Shooter "Call of Duty 4: Modern Warfare" vermag auch in Killzone 2 das Rangsystem über Wochen zu motivieren. Neben den begehrten Erfahrungspunkten verdienen sich erfolgreiche Online-Spieler dabei auch militärische Abzeichen. Ein zusätzlicher Motivationsfaktor. Darüber hinaus stehen dem Host einer Online-Partie in Killzone 2 zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten zur Verfügung. So kann der Host die Online-Matches auf einen bestimmten Spielmodus beschränken oder einzelne Charakterklassen vom Spiel ausschließen. Während unserer Testphase konnte zudem die Performance der Multiplayer-Matches überzeugen. Störende Lags blieben auch in Partien mit 32 Spielern die Ausnahme. Dies spricht für einen stabilen und effizienten Netzwerk-Code. Einzig der Umstand, dass sich die Charakterklassen von ISA und Helghast nur marginal unterscheiden, trübt den ansonsten makellosen Multiplayer-Spaß. Darüber hinaus haben wir allerdings eine kooperative Kampagne schmerzlich vermisst.         

Fazit und Gesamtwertung:

Killzone 2 ist die neue Referenz in Sachen Grafik und Sound. Kein anderer Ego-Shooter reizt die technischen Möglichkeiten der PlayStation 3 derart konsquent aus. Was die holländischen Entwickler von Guerrilla auf den heimischen Bildschirm zaubern, ist schlichtweg fantastisch. Killzone 2 brennt über die gesamte Spielzeit ein beeindruckendes Effekt-Feuerwerk ab. Darüber hinaus kann auch das stringente Art-Design des Ego-Shooters überzeugen. Der Kampf um den Heimatplaneten der Helghast spielt sich von der ersten Sekunde an erstaunlich brachial und düster. Die Atmosphäre von Killzone 2 ist dabei richtungsweisend. Das Gefühl der Bedrohung ist auf Helghan allegegenwärtig. Darüber hinaus überzeugt der Ego-Shooter mit einer soliden Spielmechanik. Besonders hervorzuheben sind hierbei das innovative Deckungssystem und die aggressive Gegner-KI. Zudem ist das klaustrophobische Leveldesign mit seinen unterschiedlichen Höhenebenen lobend zu erwähnen. Wenn sich Tomas "Sev" Sevchenko im erbarmungslosen Häuserkampf die einzelnen Etagen eines mehrstöckigen Gebäudes emporkämpft, erreicht der Adrenalinpegel beim Spieler unter Garantie neue Höchstwerte. Schließlich sorgt der wegweisende Online-Modus von Killzone 2 für reichlich Langzeitmotivation. Die Entwickler haben sich dabei erfolgreich am Mehrspieler-Modus von "Call of Duty 4: Modern Warfare" orientiert. Ein wesentlicher Kritikpunkt an Guerrillas Action-Epos ist jedoch die eindimensionale Story. Zudem bleibt auch die Charakterzeichnung durchweg blass. So gelingt es Killzone 2 im gesamten Verlauf der Einzelspieler-Kampagne nicht, wirklich überzeugende Helden und Antagonisten aufzubauen. Dennoch ist Killzone 2 ein Meilenstein im Bereich der Ego-Shooter, der in keiner Sammlung fehlen sollte.

 

Spielspaßwertung: 88 %

 

Releasedatum: 25.02.2009

 

Technische Daten:

  • Publisher: Sony Computer Entertainment
  • Entwickler: Guerrilla
  • Videomodi: 720p
  • Installationsgröße: ---
  • Sixaxis-Support: ja
  • USK: keine Jugendfreigabe