F1 2010 - Review (PS3)

Die Formel 1 ist zurück auf der PS3 !

Der britische Entwickler Codemasters ist seit Mitte 2008 in Besitz der offiziellen FIA-Lizenz für die Königsklasse des Motorsports. Bislang haben die Entwickler diese Lizenz jedoch nur spärlich genutzt. Das zur letzten Formel 1-Saison für Wii und PSP veröffentlichte Formel 1 2009 war dabei eine herbe Enttäuschung. Entsprechend skeptisch gingen wir dann auch an den Test von F1 2010 auf der PlayStation 3 heran. Ob es Codemasters letztlich gelungen ist, die Faszination der realen Formel 1 glaubwürdig auf die PlayStation 3 zu übertragen, lesen sie in unserem ausführlichen Test.

 

Das Spielprinzip:

F1 2010 versetzt den Spieler in die Rolle eines veritablen Formel 1-Piloten. Als Neuling im FIA-Rennzirkus beginnt der Spieler in einem der kleineren Teams der Formel 1 und versucht sich anschließend während seiner ersten Saison im Fahrerfeld zu behaupten. F1 2010 bietet dabei alle 19 Strecken und 12 Teams der Formel 1-Saison 2010. Natürlich treten sie dabei auch gegen die virtuellen Pendants der Originalpiloten an. Standardmäßig nimmt der Spieler an allen Events eines realen Rennwochenendes teil. Im einzelnen sind dies die 3 freien Trainings-Sessions, das dreistufige Qualifying sowie das eigentliche Rennen. Alternativ dazu kann sich der Spieler auch für ein verkürztes Rennwochenende entscheiden. Die "Sparvariante" umfasst neben dem obligatorischen Rennen lediglich eine Trainings-Session sowie ein einstufiges Qualifying. Dabei lässt sich die Zeit in Training und Qualifying über den Monitor in der Teambox 6-fach bzw. 30-fach beschleunigen. Zudem kann der Spieler wahlweise die komplette Renndistanz absolvieren oder die Rundenzahl auf bis zu 20 Prozent der Originalrundenzahl senken. Selbst ein maximal verkürztes Rennen hat dabei je nach Strecke noch eine Dauer von 20 Minuten bis zu einer halben Stunde. Für ein komplettes Rennwochende muss der Spieler allerdings bis zu 2 Stunden an Spielzeit investieren. Hier wird erstmals der Simulationsanspruch von F1 2010 deutlich. Vor diesem Hintergrund versteht es sich von selbst, dass Codemasters für F1 2010 alle 19 Formel 1-Strecken originalgetreu nachgebaut hat. 

Die Neuheiten:

F1 2010 bietet ein dynamisches WettersystemDie ausgedehnte Entwicklungszeit von F1 2010 haben die britischen Entwikcler dazu genutzt, um einige innovative Features zu integrieren. So bietet F1 2010 unter anderem ein dynamsiches Wettersystem. Dabei können die Wetterbedingungen während Trainings-Sessions, Qualifying oder Rennen überraschend wechseln. Bei einsetzendem Regen bilden sich dabei Pfützen in den Senken der jeweiligen Rennstrecke. Darüber hinaus nimmt ihnen die vom Vordermann aufgewirbelte Gischt zunehmend die klare Sicht auf das Renngeschehen. Natürlich fällt gleichzeitig auch das Grip-Niveau auf der Strecke ins Bodenlose. Jetzt hilft nur noch ein Boxenstopp inklusive des Wechsels auf Regenreifen weiter. Reifenwahl und -wechsel werden so dank des dynamischen Wettersystemes zum taktischen Spannungsmoment. Auf etwaige Wetterwechsel können sie sich einstellen, indem sie auf dem Monitor in der Teambox die Wetterprognose abfragen. Diese gibt zwar nur eine allgemeine Regenwahrscheinlichkeit an, erweist sich aber in der Praxis als recht zuverlässig und durchaus hilfreich. Bei nachlassendem Regen nimmt dann der Grip auf der Ideallinie langsam wieder zu. Die eben aufgezogenen Regenreifen erweisen sich nun als echter Bremsfaktor für die Rundenzeiten. Da hilft nur die Anforderung eines erneuten Boxenstoppes mitsamt Wechsel auf Intermediates oder Slicks weiter. Neben dem dynamischen Wettersystem bietet F1 2010 auch eine vollständige Umsetzung des Strafensystemes der Formel 1 sowie ein verbessertes Schadensmodell. Wer in F1 2010 schuldhaft Kollisionen verursacht, abkürzt oder aber die Maximalgeschwindigkeit in der Boxengasse überschreitet, muss mit teilweise drakonischen Strafen rechnen. Diese reichen von einer simplen Durchfahrtsstrafe über abgestufte Zeitstrafen bis hin zur Disqualifikation. Darüber hinaus verfügt F1 2010 auch über ein integriertes Schadensmodell. Nach Kollisionen verliert ihr Formel 1-Bolide schon mal aerodynamische Anbauteile. Je nach optionaler Einstellung wirken sich die Unfallschäden auch nachvollziehbar auf das Fahrverhalten des Rennwagens aus. Schließlich haben die Entwickler auch die Regeländerungen der Formel 1-Saison 2010 adäquat und punktgenau umgesetzt. Dies gilt sowohl für die neuen Bestimmungen bei der Reifenwahl als auch für das überarbeitete Punktesystem.   

Die Grafik:

In Catalunya kommt es zu SlowdownsFür F1 2010 setzt Codemasters auf die hauseigene Ego-Engine. Diese Engine kam bereits in "Race Driver: Grid" und "Colin McRae: Dirt 2" zum Einsatz. Da insbesondere "Colin McRae: Dirt 2" ein echtes grafisches Highlight darstellte, waren auch unsere Erwartungen an die Grafik von F1 2010 entsprechend hoch. Im Test überzeugte F1 2010 dann auch mit detailierten Fahrzeugmodellen und einer nahezu rundum gelungenen Optik. Im Hinblick auf den Detailgrad und die Texturqualität der virtuellen Boliden setzt F1 2010 dabei sogar neue Maßstäbe im Rennspiel-Genre. Selbst die hervorragenden Fahrzeugmodelle von "Need for Speed: Shift" können hier nicht ganz mithalten. Darüber hinaus überzeugt Codemasters jüngstes Rennspiel mit fantastischen Wettereffekten. Insbesondere die Inszenierung der Regenrennen ist spektakulär. So setzen sich bei Regenrennen einzelne Wassertropfen auf dem Fahrervisier bzw. der Helmkamera ab, die wiederum realistisch vom Fahrtwind beeinflusst werden. Dazu taucht die Sonne die Rennstrecke in ein diffuses Licht und die entstehenden Pfützen spiegeln die Umgebung realistisch wieder. Zudem hat der Spieler fortan mit der durch den Vordermann aufgewirbelten Gischt zu kämpfen. Realistischer lassen sich Regenrennen kaum umsetzen. Allerdings fällt F1 2010 in Sachen Streckendetails gegenüber "Colin MacRae: Dirt 2" deutlich ab. So wirken die Formel 1-Strecken mit Ausnahme des Stadtkurses von Monaco seltsam steril und unbelebt. Dieser Umstand ist jedoch im wesentlichen der realitätsgetreuen Umsetzung der 19 Original-Strecken geschuldet. Insbesondere auf weitläufigen Strecken wie der Ardennen-Achterbahn in Spa-Francochamps oder dem Hockenheimring gibt es schließlich auch in der Realität nur wenige markante Objekte am Streckenrand. Allerdings konnten wir während unseres Testes auch vereinzelte Slowdowns und Framerate-Einbrüche insbesondere bei den Rennen in Monaco und Catalunya feststellen. Zudem quittiert die Ego-Engine ruhige Kamerafahrten (etwa bei der Streckenvorstellung zu Beginn eines Rennwochenendes) mit einem leichten Ruckeln. Darüber hinaus stören auf nahezu allen Strecken vereinzelte Pop-Ups den ansonsten hervorragenden grafischen Gesamteindruck. Schließlich sei angemerkt, dass auch die teilweise hakeligen Animationen der virtuellen Boxencrew sowie die verpixelte Rückspiegelansicht nicht wirklich überzeugen können. Das alles ist jedoch Jammern auf hohen Niveau. Im Ergebnis kann die Grafik von F1 2010 trotz der angesprochenen Mängel durchaus überzeugen. Insbesondere die detailreichen Fahrzeugmodelle und die spektakulären Regeneffekte sorgen in Verbindung mit der hervorragenden Beleuchtung für zahlreich "Aha"-Momente. Zudem beeinflussen die vereinzelt auftretenden Einbrüche der Framerate die generell gute Spielbarkeit nur marginal.      

Der Sound:

Bereits bei der gekonnten Untermalung des Ladebildschirms mit elektronischer Lounge-Musik wird deutlich, dass die Sound-Designer in F1 2010 ganze Arbeit geleistet haben. Das hohe Sound-Niveau zieht sich dann auch durch das komplette Spiel. Dies fängt bei den wuchtigen Motoren-Sounds an. Dabei hören sich die Boliden der individuellen Teams auch wirklich unterschiedlich an. Hier haben die Entwickler augenscheinlich ihre Hausaufgaben gemacht und sich hinsichtlich der Motoren-Sounds bei den realen Vorbildern bedient. Lobend zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch die atmosphärischen Nebengeräusche in Garage und Fahrerlager. Neben der Musikuntermalung können zudem die sehr guten deutschen Sprecher überzeugen. Lediglich für die Anweisungen und Informationen des Boxenfunkes hätten wir uns mehr Emotionen erwünscht. Die emotionslosen Funk-Meldungen können den zumeist spannenden und dramatischen Rennverlauf nur in den seltensten Momenten überzeugend wiederspiegeln. In technischer Hinsicht unterstützt F1 2010 DTS-Surround-Sound. Dank der direktionalen Sound-Abmischung sind die Konkurrenten während der Rennen auch akkustisch ortbar.

Die Steuerung:

Das Schadensmodell ist unausgereiftHinsichtlich der Steuerung fallen bei F1 2010 zunächst die übersichtlich strukturierten Menüs positiv auf. Die Menüführung ist dabei nicht nur optisch ansprechend gestaltet, sondern auch logisch durchdacht. Sets gelangt man mit nur wenigen Klicks zum Spielbereich seiner Wahl. Weitaus wichtiger als die Menüführung ist jedoch die Steuerung der virtuellen Boliden während der Rennen. Dieser Thematik gilt auch deshalb unser besonderes Augenmerk, weil F1 2010 einen imannenten Simulationsanspruch erhebt. Schaltet man alle optionalen Fahrhilfen (ABS, Bremsassistent, Traktionskontrolle, Ideallinie etc.) ab und aktiviert zudem Reifenverschleiß, Benzinverbrauch und Schadensmodell, dann ist F1 2010 auch tatsächlich nahe an einer originalgetreuen Simulation des Formel 1-Sports. Aktiviert der Spieler zudem die manuelle Schaltung sowie die realistische Cockpit-Perspektive, so bekommt er einen nachvollziehbaren Eindruck davon, wie schwer ein 800 PS starker F1-Rennwagen zu steuern sein muss. Wer etwa im Scheitelpunkt einer Kurve zu heftig aufs Gas geht, der dreht sich unweigerlich von der Strecke. Hier entfaltet die weitgehend konfigurierbare Fahrphysik von F1 2010 ihre volle Stärke. Zudem wirken sich die Temperaturen von Motor, Bremsen und Reifen nachvollziehbar auf das Fahrverhalten ihres Boliden aus. Gleiches gilt auch für die überzeugende Umsetzung des Windschatten-Effektes. Darüber hinaus hat der Spieler in F1 2010 die Wahl zwischen fünf unterschiedlichen Kameraperspektiven. Im einzelnen sind dies Spoiler-, Cockpit- und Helmkamera sowie zwei Kamerapositionen hinter dem Fahrzeug. Während die Cockpit-Kamera mit ihrer Ego-Perspektive vor allem Formel 1-Enthusiasten begeistern sollte, konnten wir uns während unseres Testes vor allem mit der Helm-Kamera anfreunden. Diese bietet dank der leicht erhöhten Kameraposition eine bessere Überischt als die Spoiler- und die Cockpit-Kamera. Somit lässt sich der Streckenverlauf besser einschätzen. Zudem ist man diese Perspektive aus den TV-Übertragungen der realen F1-Events gewohnt. Der Schlüssel zum Erfolg ist jedoch in allen Kameraperspektiven die detailierte Kenntnis von Streckenverlauf und Bremspunkten. Ein weiteres Kernelement von F1 2010 ist die Möglichkeit im Vorfeld von Qualifying und Rennen detailierte Änderungen am Setup des eigenen Boliden vorzunehmen. Dazu wählt man in der Team-Garage entweder unter verschiedenen vom Renningenieur vorgeschlagenen Setups oder kümmert sich wahlweise gleich selbst um die Abstimmung. Unter anderem lässt sich dabei die Aerodynamik des Rennwagens verändern, indem man die Winkel von Front- und Heckflügel anpasst. Darüber hinaus kann der Spieler Anpassungen an Fahrwerk, Getriebe und Bremsbalance vornehmen. In Verbindung mit der Reifenwahl lässt sich das Setup somit an die Eigenheiten der jeweiligen Rennstrecke sowie eventuell wechselnde Wetterbedingungen anpassen. Zudem kann der Spieler auch während des Rennens Änderungen am Setup vornehmen. So ermöglicht das Digi-Kreuz die Einstellung der Motorleistung in drei Stufen sowie eine Anpassung des Winkels der Frontflügel. Mit der Veränderung dieser Basisparameter kann der Spieler somit auf Veränderungen während des Rennverlaufs (Grip auf Ideallinie, Motorleistung etc.) reagieren. Weiterhin hat der Spieler in F1 2010 die Möglichkeit, während des Rennens Boxenstopps anzufordern und so von der voreingestellten Boxenstrategie abzuweichen. Bei entsprechender Einstellung übernimmt die KI die Steuerung ihres Boliden in der Boxengasse. Alternativ dazu fahren sie ihre Box manuell an. Hier müssen sie dann rechtzeitig den Drehzahlbegrenzer aktivieren, wenn sie keine Sanktion seitens der Rennleitung riskieren wollen. Entsprechend des Reglements der Formel 1-Saison 2010 ist zumindest ein Reifenwechsel während des Rennens Pflicht. Selbst wenn sie die Rundenzahl auf das Minimum von 20 Prozent der Originalrundenzahl gesenkt haben, kommen sie also nicht um einen Boxenstopp herum. Die Unterschiede zwischen weichem und hartem Reifensatz werden dabei ebenso glaubhaft umgesetzt, wie der zunehmende Reifenverschleiß während des Rennverlaufes. Darüber hinaus haben die britischen Entwickler von Codemasters ihrem jüngsten Rennspiel ein vollständiges Flaggensystem und ein überarbeitetes Schadensmodell spendiert. Die Beurteilung dieser neuen Spielkomponenten fällt jedoch ambivalent aus. So ist grundsätzlich zu begrüssen, dass F1 2010 regelwidriges Verhalten des Spielers auch sanktioniert. Wer etwa schuldhaft Kollisionen verursacht oder den Streckenverlauf abkürzt, muss mit entsprechenden Strafen (Strafversetzung im Qualifying, Durchfahrtsstrafen, Disqualifikation) rechnen. Leider setzt F1 2010 das an sich wünschenswerte Strafensystem nur inkonsequent um. So werden teilweise kleine Rempler sanktioniert, während andererseits schwere Regelvergehen ohne Konsequenzen bleiben. Zudem werden Hindernisse während des Rennverlaufes (Gelbe Flagge) zu spät angezeigt. Auf die Implementierung eines Safety Cars haben die Entwickler unverständlicher Weise gleich ganz verzichtet. Ähnlich zweischneidig fällt die Beurteilung des Schadensmodelles aus. Dieses wirkt sich optional auch auf das Fahrverhalten aus. So führt etwa der Verlust aerodynamischer Anbauteile zu einer spührbaren Reduktion von Grip und Abtrieb. Auf der anderen Seite kommt es leider zu häufig vor, dass der Spieler selbst nach heftigen Kollisionen unverändert weiter fahren kann. Es versteht sich dabei von selbst, dass diese inkonsequente Umsetzung des Schadensmodelles nicht gerade zur Glaubwürdigkeit der Simulation beiträgt. Auch die KI der Computerfahrer ist nicht frei von Mängeln. So fehlt es den KI-Piloten teilweise an der notwendigen Agressivität. Dieser Umstand verwundert umso mehr, als Codemasters während der Entwicklung eine realistische Abbildung der Fahrerstile der realen Formel 1-Piloten in Aussicht gestellt hatte. In der Folge kommt es im Pulk der KI-Piloten dann auch nur selten zu Unfällen. Da leider auch keine mechanischen Defekte optional zuschaltbar sind, erreicht fast immer das Gros des Starterfeldes auch die Ziellinie. Zudem sind einzelne KI-Mannöver nur schwer nachvollziehbar. Zu allem Überfluss ist es auf den niedrigen Schwierigkeitsgraden dank zugeschalteter Fahrhilfen möglich, mit einem in der Realität chancenlosen Team (Virgin, Lotus, HRT) auf das Podium zu fahren. Die Leistungsunterschiede der Teams werden durch die übermächtigen Fahrhilfen schlichtweg nivelliert. Die Situation bessert sich jedoch spührbar, sobald man F1 2010 auf den höheren der insgesamt vier Schwierigkeitsgrade spielt. Hier fahren die KI-Piloten dann schon mal Kampflinie und versuchen gleichzeitig Windschattenmannöver des Hintermannes zu unterbinden. Zudem kontert die KI nun teilweise die Überholmannöver des Spielers, so dass sich durchaus reizvolle Positionskämpfe ergeben. Allerdings sind sie während der hektischen Rennen nicht über die konkreten Zeitabstände zwischen den einzelnen Boliden informiert. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass im HUD nur die aktuellen Zeitabstände pro Sektor eingeblendet werden. Darüber hinaus erwarten den Spieler vor den einzelnen Events eines Rennwochendes beträchtliche Ladezeiten. Immerhin werden sie für ihr Warten dann mit einem originalgetreuen Starterfeld aus 24 Rennfahrern entschädigt. Zudem werden sie erfreut feststellen, dass der Grip auf der Ideallinie während eines Formel 1-Wochenendes durch den Gummiabrieb stetig zunimmt. Dementsprechend schneller trocknet die Ideallinie bei nachlassendem Regen ab. Es sind diese kleinen Details, die trotz vorhandener Kritikpunkte den Simulationscharakter von F1 2010 ausmachen. Dazu passt auch die vorbildliche Unterstützung einer Vielzahl von Force-Feedback-Lenkrädern. Neben der Stärke des FF-Effektes lässt sich dabei auch das Ansprechverhalten von Lenkrad, Gas und Bremse detailiert einstellen. Zu erwähnen ist schließlich noch die unrealistische aber hilfreiche Rückspulfunktion. Diese ermöglicht dem Spieler in Abhängigkeit vom gewählten Schwierigkeitsgrad ein mehrmaliges "Zurückspulen" des Rennverlaufes. Somit bedeutet nicht gleich jeder Fahrfehler das sofortige Aus im Rennen.              

Die Atmosphäre:

Das Geschwindigkeitsgefühl ist erstklassigHauptaufgabe der Entwickler von Codemasters war die glaubwürdige und atmosphärische Umsetzung des Formel 1-Szenarios. Dank der offiziellen FIA-Lizenz hatten die britischen Entwickler dabei die denkbar besten Voraussetzungen für dieses Vorhaben. Folgerichtig bietet F1 2010 dann auch alle originalgetreuen Teams, Strecken und Fahrer der der offiziellen F1-Saison 2010. In Sachen Präsentation setzt F1 2010 konsequent auf die Ego-Perspektive des Spielers. So erleben sie das Rennfahrer-Leben in Codemasters neuester Simulation des Formel 1-Sports aus den Augen ihres Piloten. Egal ob sie durch das Fahrerlager laufen oder in der Teambox auf ihren nächsten Einsatz warten. Stets brauchen sie nur ihren Kopf in die entsprechende Richtung zu neigen, um den nächsten "Menüpunkt" aufzurufen. Durch diesen Kunstgriff gelingt es den Entwicklern, eine dichte und glaubwürdige Renn-Atmosphäre zu schaffen. Auch im Fahrerlager (Hauptmenü) spart Codemasters nicht mit Details. So schlendern etwa die virtuellen Pendants von Sebastian Vettel oder Fernando Alonso über das Gelände. Im Motorhome des eigenen Teams (Karrieremenü) stehen dem Spieler unzählige Hintergrundinformationen zu Fahrern, Teams und Strecken zur Verfügung. Zudem erwartet sie hier auch ihre persönliche Agentin. Bei ihr können sie sich unter anderem über aktuelle Vertragsangebote anderer Teams informieren. In der Teamgarage (Rennmenü) sorgt darüber hinaus eine animierte Boxencrew für authentische Formel 1-Atmosphäre. Das Herzstück von F1 2010 ist der umfangreiche Karrieremodus. Der Spieler beginnt dabei als zweiter Fahrer bei einem der kleineren Formel 1-Teams (Lotus, Virgin, HRT). Anstatt seine Karriere mühsam in einer der vorgeschalteten Formelklassen (Formel BMW, GP2) zu beginnen, steigt der Spieler also gleich in die Königsklasse des Motorsports ein. Für eine erfolgreiche Karriere in der Formel 1 gilt es dabei zunächst bestimmte Mindestziele im Qualifying und Rennen zu ereichen. Es versteht sich von selbst, dass diese Ziele bei einem der kleineren F1-Teams niedriger angesetzt sind, als bei Platzhirschen wie McLaren-Mercedes, Ferrari oder Red Bull. Bevor der Spieler jedoch ein lukratives Vertragsangebot von einem der aktullen Top-Teams erhält, gilt es zunächst sich einen Namen im Rennzirkus zu amchen. Durch Podiumsplätze, Bestzeiten im Qualifying und schnellste Rennrunden steigen sie dank eines Erfahrungspunkte-Systemes im Rang auf. Erste Anerkennung ernten sie zudem auch für saubere Rennrunden mit möglichst wenigen Unfällen. Der eigentliche Gradmesser für die Leistung ihres Piloten ist jedoch das direkte Duell mit dem Team-Kollegen. Wie in der Realität ist auch in F1 2010 der eigene Stallgefährte zugleich der größte Konkurrent. Der Wettbewerb mit dem Team-Kollegen ist somit folgerichtig ein zentrales Spielelement in F1 2010. Nur wer die internen Duelle regelmäßig für sich entscheidet, steigt schließlich zur "Nummer 1" im Team auf. Dieser Status bringt dem Spieler dann zahlreiche Vorteile. So kommt man vor dem Stallkollegen in den Genuß neuer Upgrades. Zudem kann der Spieler fortan an der Entwicklung neuer Komponenten mitarbeiten und somit die Richtung der technischen Entwicklung beeinflussen. Dabei gilt es, während der entsprechenden Testfahrten festgelegte Rundenzeiten zu unterbieten. Die ständige Weiterentwicklung des Rennwagens während der Karriere erweist sich nach längerer Spielzeit als nicht zu unterschätzender Motivationsfaktor. Überzeugt der Spieler auch als "Nummer 1" des Teams, so werden nach und nach auch größere Formel 1-Teams auf ihn aufmerksam. Lukrative Vertragsangebote lassen dann nicht lange auf sich warten. Dennoch bleibt der Weg zum Formel 1-Weltmeister steinig. So gilt es etwa einen geschickten Umgang mit den unterschiedlichen Pressevertretern an den Tag zu legen. Bereits während des Spielstartes sammelt F1 2010 im Rahmen einer Pressekonferenz grundlegende Informationen über den Spieler. Zudem nimmt der Spieler nach Podiums-Platzierungen an der offiziellen Pressekonferenz teil und gibt zusätzlich Interviews im Fahrerlager. Allerdings wiederholen sich die Pressefragen nach der eigenen Leistung und der Team-Performance schon nach kurzer Zeit merklich. Dieser Umstand liegt wiederum in der Tatsache begründet, dass sich F1 2010 hinsichtlich des Fragenkataloges an einem recht simplen Baukasten-System orientiert. So gibt es insbesondere keine konkreten Nachfragen zum tatsächlichen Rennverlauf und den spezifischen Rennereignissen. Immerhin ermöglichen die vorgegebenen "Multiple Choice"-Antworten eine recht große Bandbreite an Reaktionen. Im Motorhome liefert ihnen ihre Agentin dann eine nützliche Zusammenfassung des Teamfeedbacks auf ihre Interviews. Dennoch bleibt hier im Hinblick auf einen möglichen Nachfolger noch viel Verbesserungspotential. Das gilt auch für andere Aspekte der Spielpräsentation. So fehlt neben dem obligatorischen Safety Car auch die Einführungsrunde vor dem Rennen. Gleiches gilt für das "Warm Up" am Renntag. Auch auf die "Grid Girls" in der Startaufstellung hat Entwickler Codemasters verzichtet. Zudem wirkt die Boxengasse zum Teil wie ausgestorben. Kein Vergleich mit der hektischen Betriebssamkeit während eines realen Formel 1-Rennens. Noch stärker ins Gewicht fällt jedoch der Umstand, dass die britischen Entwickler auch keine Siegerehrungen implementiert haben. Der hart erkämpfte Rennsieg wird so in F1 2010 nur unzureichend gewürdigt. Darüber hinaus bleiben auch die Auswirkungen der verschiedenen Setups ihres virtuellen Rennwagens zu undurchsichtig. Hier hätten wir uns die Integration echter Telemetriedaten gewünscht. All diese Kritikpunkte verblassen jedoch, sobald man im Rennwagen sitzt. In dieser Kerndisziplin jeder Rennsimulation macht F1 2010 nahezu alles richtig. Vor allem in der realistischen Cockpit-Perspektive kommt dabei ein beeindruckendes Geschwindigkeitsgefühl auf. Wen man etwa "Rad an Rad" mit dem größten Konkurrenten auf die berühmte Eau Rouge in Spa-Franchorchamps zurast, stellt sich sofort echtes Rennfeeling ein. Das Mittendrin-Gefühl während der virtuellen Rennen setzt F1 2010 dabei schlichtweg grandios um.            

Der Multiplayer-Modus:

Im Mehrspielermodus kommt es zu tollen Duellen Natürlich haben die Entwickler von Codemasters ihre Simulation auch mit einem vollwertigen Multiplayer-Modus ausgestattet. So bietet F1 2010 Rennen für bis zu 12 Spieler via LAN oder Internet. Der Rest des 24 Piloten umfassenden Fahrerfeldes wird dabei durch Bots aufgefüllt. Optional bestreiten sie vor den Online-Rennen ein 15-minütiges Qualifying, um so die Startaufstellung für das eigentliche Rennen zu ermitteln. Neben Einzelrennen können auf Wunsch auch komplette Meisterschaften absolviert werden. Dabei besteht zudem die Möglichkeit die Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Teams zu nivellieren. Das ist natürlich unrealistisch, sorgt aber für äußerst spannende Rennen. Positiv ist anzumerken, dass die Online-Rennen dank eines stabilen Netzcodes weitestgehend lagfrei verlaufen. Zudem hat der Host zahlreiche Möglichkeiten, die Rennen nach seinen eigenen Wünschen zu konfigurieren. So kann der Host etwa die Verwendung von Fahrhilfen beschränken und den Umfang des Schadensmodelles bestimmen. Darüber hinaus legt der Host die Wetterverhältnisse und das Regelwerk für die Rennen fest. Zudem kann der Host eine bestimmte Anzahl an Rennslots für Spieler auf der Freundesliste reservieren und eine Bereichseingrenzung für den Online-Fahrerrang vornehmen. Sollte es während der Rennen zu Verbindungsproblemen kommen, nimmt F1 2010 darüber hinaus einen automatischen Host-Wechsel vor, um so eine möglichst stabile Netzwerkanbindung zu gewährleisten. Ein gravierender Kritikpunkt bezüglich des Multiplayer-Modus von F1 2010 ist jedoch der nicht vorhandene Spiltscreen-Modus. Als Ersatz für den fehlenden Splitscreen-Modus bietet F1 2010 die sog. "Zeitrennen". In diesen treten sie gegen vorgefertigte Ghost-Cars zu einem Zeitrennen auf einer Strecke ihrer Wahl an. Alternativ laden sie sich ein Ghost-Car aus der Bestenliste herunter und messen sich so mit der Online-Konkurrenz. Neben einem vollwertigen Splitscreen-Modus haben wir bei F1 2010 zudem einen Zuschauer-Modus vermisst. Insbesondere vor dem Hintergrund der Tatsache, dass sich die an und für sich gelungenen Replays nicht abspeichern lassen, fällt dieser Umsatnd negativ ins Gewicht. 

Fazit und Gesamtwertung:

Mit F1 2010 legt Codemasters ein Rennspiel mit Simulationscharakter vor. Vorausgesetzt der Spieler deaktiviert die zahlreichen Fahrhilfen und stellt gleichzeitig das KI-Level auf "schwierig", erweist sich Formel 1 2010 als überzeugende Simulation des Formel 1-Sports. Selbst mit eingeblendeter Ideallinie und aktiviertem ABS erfordert F1 2010 detailierte Streckenkenntnisse, um konkurrenzfähige Rundenzeiten zu erzielen. Anfänger stoßen daher in F1 2010 schnell an ihre Grenzen. Ohne die Bereitschaft, die 19 originalgetreu nachgebildeten Kurse gründlich kennenzulernen, lässt sich keine erfolgreiche virtuelle Rennfahrer-Karriere starten. Für die investierte Arbeit wird der Spieler dann jedoch mit spannenden Positionskämpfen und einem tollen Geschwindigkeitsgefühl während der dynamischen Rennen belohnt. Zudem kommt dank der offiziellen FIA-Lizenz authentische F1-Atmosphäre auf. So bietet F1 2010 alle Fahrer, Teams und Strecken der Formel 1-Saison 2010. Dabei bildet F1 2010 die realen Kräfteverhätnisse zwischen den aktuellen F1-Teams auf den höheren Schwierigkeitsgraden überzeugend ab. Bei aller Liebe zum Detail erreicht F1 2010 jedoch nicht ganz die Konsequenz der legendären "Grand Prix"-Serie von Geoff Crammond. Insbesondere in Sachen Schadensmodell und Flaggensystem besteht für einen eventuellen Nachfolger noch Handlungsbedarf. Gleiches gilt für die in F1 2010 fehlenden Telemetriedaten und die teilweise noch verbesserungswürdige Präsentation der Rennevents (Interviews, Siegerehrungen, etc.). Dafür überzeugt F1 2010 mit einem dynamischen Wettersystem und dem motivierenden Karrieremodus. Alle Formel 1-Fans können daher bei F1 2010 bedenkenlos zugreifen. 

 

Spielspaßwertung: 86 %

 

Releasedatum: 23.09.2010

 

Technische Daten:

  • Publisher: Codemasters
  • Entwickler: Codemasters
  • Videomodi: 720p
  • Installationsgröße: 1 GB
  • Sixaxis-Support: nein
  • USK: ohne Altersbeschränkung