Need for Speed: Shift - Review (PS3)

Gelingt der Serien-Neustart?

Nach dem Debakel mit Need for Speed: Undercover hat Publisher Electronic Arts die Entwicklung des 13. Serienteils in die bewährten Hände der Slightly Mad Studios gelegt. Diese waren jedoch bisher ausschließlich für knallharte Rennsimulationen wie GTR bekannt. Schon vor der Veröffentlichung von Need for Speed: Shift gab es daher zahlreiche Stimmen, die eine Abkehr von der arcadelastigen Ausrichtung der Serie befürchteten. Und tatsächlich driftet Need for Speed: Shift in Richtung Realismus. Ob die Neuausrichtung der Traditionsserie trotzdem gelungen ist, lesen sie in unserem ausführlichen Testbericht.

Das Spielprinzip:

Das grundlegende Spielprinzip von Need for Speed: Shift ist schnell erklärt. Entsprechend spartanisch gibt sich auch das Hauptmenü. Hier können sie lediglich zwischen einem sog. "Quick Race", dem Online-Modus und dem Karriere-Modus wählen. Letzterer ist natürlich das Herzstück des Spiels und wartet dabei mit rund 170 Wettbewerben auf 37 unterschiedlichen Strecken auf. Dabei stehen ihnen zu Beginn noch nicht alle Strecken und Autos zur Verfügung. Sie müssen diese erst durch erfolgreiche Rennteilnahmen freischalten. Der Karriere-Modus ist dabei in fünf Klassen unterteilt. Die nächsthöhere Klasse erreichen sie, indem sie eine festgelegte Anzahl von Sternen sammeln. Dabei können sie pro Rennen bis zu 6 Sterne verdienen. Für eine Podiumsplatzierung erhalten sie bis zu 3 Sterne. Die restlichen 3 Sterne erhalten sie für die Erfüllung von Zusatzzielen. Beispielsweise müssen sie 75% des Rennes auf der Ideallinie absolvieren oder eine Führungsrunde hinlegen. Mit dem Aufstieg in die nächsthöhere Klasse schalten sie genretypisch neue Wettbewerbe und Fahrzeuge frei. Darüber hinaus verfügt Need for Speed: Shift auch über ein Erfahrungspunktesystem. Dabei erhalten sie für unfallfreies Fahren auf der Ideallinie Präzisionspunkte, während ihnen Rempler und unsaubere Überholmannöver Aggressionspunkte einbringen. Alle hart erkämpften Erfahrungspunkte werden nach Rennende in ihrem Fahrerprofil verrechnet. So steigen sie nach und nach bis auf Level 50 auf. Als Belohnung für Levelaufstiege winken zusätzliche Garagenplätze und erhöhte Sponsorengelder. Darüber hinaus verleiht ihnen das Spiel auch Abzeichen für bestimmte Leistungen und Spielfortschritte. So erhalten sie beispielsweise ihr erstes Abzeichen, wenn sie 20 Kilometer mit einem europäischen Auto zurückgelegt haben. Das Fahrerprofil bildet nach und nach ihre persönliche Spielweise ab und wird gleichzeitig zur Visitenkarte für Online-Rennen. In seiner Gesamtheit erinnert das Erfahrungspunktesystem von Need for Speed: Shift stark an das "Kudos"-System der "Project Gotham Racing"-Serie. Natürlich erhalten sie für Podiumsplatzierungen auch Siegprämien in Form von virtuellem Geld. Mit diesem Geld können sie dann neue Autos kaufen. Alternativ dazu erwerben sie neue Boliden für reale Währung über den PlayStation-Store. Die unterschiedlichen Rennevents gestalten sich sehr abwechslungsreich. Neben klassischen Rundenrennen finden sich etwa Zeitfahren, Fahrerduelle, Ausdauerrennen, Knockout-Turniere, Drift-Meisterschaften und Hersteller-Wettbewerbe auf dem Terminplan. Teilweise sind dabei bis zu drei Events zu einer Art "Mini-Rennserie" zusammengefasst. Ultimatives Karriereziel ist der Gewinn der "Need for Speed World Tour" auf der höchsten Karrierestufe.      

Die Neuheiten:

Ein BMW 135i im Monument ValleyWie wir eingangs bereits erwähnt haben die Entwickler von den Slightly Mad Studios die traditionsreiche "Need for Speed"-Serie einer radikalen Erneuerung unterzogen. So stand die Rennspielserie bisher für unkomplizierten und arcadelastigen Rennspaß. Im Gegensatz dazu befindet sich der neueste Serienteil auf dem steinigen Weg hin zu einer ernsthaften Rennsimulation. Serientypische Elemente wie Verfolgungsjagden mit der Polizei, eine durchgehende Story im Karrieremodus oder eine frei befahrbare Stadt samt lebendigem Straßenverkehr suchen Fans im neuesten Serienteil daher vergeblich. Dafür liefert Need for Speed: Shift spannende Rennen auf abgesperrten Kursen. Unter den 37 unterschiedlichen Strecken befinden sich erstmals in der Seriengeschichte akkurat nachgebaute Original-Strecken wie Spa, Donington, Silverstone, Laguna Seca oder die berühmte Nordschleife. Dazu kommen Fantasiekurse durch London und Tokio sowie malerische Routen durch das Monumnet Valley oder die Alpen. Zudem haben die Entwickler das Fahrverhalten der virtuellen Boliden grundlegend überarbeitet. Diese steuern sich nun deutlich realistischer als in den Serienvorgängern. Ein zu unvorsichtiger Umgang mit dem Gaspedal endet so schnell mit einem Dreher ins Kiesbett. Allerdings haben sie stets die Option diverse Fahrhilfen (einblendbare Ideallinie, Traktionskontrolle, Bremsassistent) zuzuschalten. Das Fahrverhalten der virtuellen Autos lässt sich daher am besten als Hybrid aus Simulation und Arcade-Racer bezeichnen. Hier orientiert sich Need for Speed: Shift am Genreprimus "Race Driver: Grid" von Codemasters. Dank der gelungenen Fahrphysik fahren sich die insgesamt 70 lizenzierten Boliden entsprechend ihres jeweiligen Antriebskonzeptes sehr unterschiedlich. Da ist es auch zu verschmerzen, dass die Entwickler das serientypische Tuning gegenüber den Vorgängern merklich reduziert haben. Der virtuelle Fuhrpark reicht vom Ford Focus ST über den Porsche 911 GT2 bis hin zum Bugatti Veyron. In Need for Speed: Shift sollte somit nahezu jeder Spieler sein virtuelles Traumauto finden.      

Die Grafik:

Das Cockpit eines Mitsubishi Evo IXIn grafischer Hinsicht leistet sich Need for Speed: Shift keine nennenswerten Schwächen. Ein besonderes Highlight sind die fast schon fotorealistischen Fahrzeugmodelle. Die über 70 unterschiedlichen Fahrzeuge sind dabei serientypisch äußerst polygonreich und detailiert modelliert. Im Ergebnis sehen die virtuellen Boliden ihren realen Vorbildern daher zum Verwechseln ähnlich. Die Medallie hat jedoch auch eine Kehrseite. So dauert es eine gefühlte Ewigkeit bis ein neues Fahrzeugmodell im Showroom des virtuellen Händlers angezeigt wird. Die Auswahl eines neuen Fahrzeuges wird somit zum Geduldsspiel. Zudem nerven auch die langen Ladezeiten vor den virtuellen Rennen. Diese können je nach Strecke bis zu 45 Sekunden dauern. Hier hätten die Entwickler von den Slightly Mad Studios mehr Zeit in die Optimierung der Performance ihres Rennspieles stecken sollen. Ansonsten können die insgesamt 37 unterschiedlichen Rennstrecken auch im Hinblick auf ihren Detailgrad durchaus überzeugen. Selbiges gilt auch für die Weitsicht und die durchgehend scharfen Umgebungstexturen. Lediglich bezüglich der Licht- und Wetterverhältnisse hätten wir uns mehr Abwechslung gewünscht. Hier hat der Genreprimus "Race Driver: Grid" noch klar die Nase vorn. Darüber hinaus haben die Entwickler von den Slightly Mad Studios ihrem jüngsten Rennspiel aber ein eindrucksvolles optisches Schadensmodell spendiert. In Need for Speed: Shift bleiben Unfälle somit nicht ohne Folgen. Das Schadensmodell reicht hierbei von Karosserieverformungen bis hin zu Rissen in der virtuellen Windschutzscheibe. Insbesondere letztere haben dann auch einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die Fahrbarkeit der Boliden. Je nach Heftigkeit des Unfalls quittiert Need for Speed: Shift den Einschlag zudem mit einem eindrucksvollen Unschärfeeffekt, der quasi die Benommenheit des Fahrers nach dem Aufprall simuliert. Dabei wird das Sichtfeld des Fahrers regelrecht durchgeschüttelt und die Umgebung wird in ein verwaschenes Grau getaucht. Diese Art des virtuellen Schleudertraumas dauert dann einige Sekunden an, bevor sich die Wahrnehmung ihres virtuellen Alter Egos wieder normalisiert. Die spektakulär inszenierten Unfälle können sie nach Rennende in schicken Replays bewundern. Die Wiederholungen überzeugen dabei mit realistischen Fahrzeugmodellen und gelungenen Lichtreflexionen. So spiegelt sich etwa die Umgebung auf dem Lack ihrer Motorhaube eindrucksvoll wieder. Das absolute optische Highlight von Need for Speed: Shift ist jedoch zweifellos die konkurrenzlos realitätsnahe Cockpit-Perspektive. Dabei ist das 3D-Interieur der virtuellen Rennwagen bis ins kleinste Deatil originalgetreu umgesetzt worden. Natürlich sind alle Anzeigen und Instrumente im Cockpit voll funktionabel. Zudem befinden sich alle Schalter an den richtigen Stellen und selbst Materialien wie Carbon und Leder sind dank scharfer Texturen erkennbar. Darüber hinaus sind auch die Lenkbewegungen sowie Schalt- und Bremsvorgänge ihres virtuellen Alter Egos vollständig animiert. Zudem werden die bei Kurvenfahrten und Bremsmannövern auftretenden Fliehkräfte anhand der Kopfbwegung ihres virtuellen Pendants simuliert. So bewegt sich der Kopf des Fahrers bei einer Vollbremsung abrupt Richtung Windschutzscheibe. Im Gegensatz dazu drückt es ihren Fahrer bei voller Beschleunigung nachhaltig in den Rennsitz. Zusammen mit dem bereits angesprochenen Benommenheitseffekt nach Unfällen und dem durch Unschärfeeffekte simulierten Tunnelblick bei hohen Geschwindigkeiten ergibt sich so eine ungeheure Realitätsnähe der Cockpit-Perspektive. Eine vergleichbare Authenzität suchen sie im Rennspielgenre derzeit vergebens. In diesem Zusammenhang ist es daher auch zu verschmerzen, dass Need for Speed: Shift neben der Motorhauben- und Stoßstangenperspektive nur eine einzige Außenperspektive bietet. Absolut positiv ist darüber hinaus zu vermerken, dass Need for Speed: Shift während unseres ausführlichen Tests mit durchgehend 30 fps lief. Selbst bei grafisch aufwändigen Streckenabschnitten mit hohem Fahrzeugaufkommen konnten wir keine Ruckler feststellen. Ein klarer Fortschritt gegenüber den Vorgängertiteln der Traditionserie.        

Der Sound:

Soundtechnisch ist auch der jüngste Teil der "Need for Speed"-Serie über jeden Zweifel erhaben. Wieder einmal beeindruckt ein "Need for Speed"-Titel hier mit äußerst knackigen und druckvollen Motorensounds. Jedes der über 70 wählbaren Fahrzeuge verfügt dabei über einen individuell eingespielten und orginalgetreuen Motorsound. Während etwa ein Turboaggregat eine hochtourige Fahrweise mit einem wilden Fauchen quitiert, wummert der dumpfe Sound eines hubraumstarken "Muscle-Cars" in beeindruckendem Surround-Sound aus den Boxen. Im Hinblick auf originalgetreue Motorengeräusche ist Need for Speed: Shift somit die klare Genre-Referenz. Zudem fügen sich auch die Unfallgeräusche nahtlos in die gelungene Soundkulisse ein. Die virtuellen Crashes entfesslen dabei ein Effektgewitter das seinesgleichen sucht. Das markerschütternde Knarzen von sich verformendem Blech bleibt lange in Erinnerung. Zudem ist auch die Abmischung des 5.1-Surround-Sounds gelungen. Die einzelnen Effekte sind gut positioniert und jederzeit ortbar. Für zusätzliche Authenzität innerhalb der spannenden Rennen sorgt darüber hinaus der virtuelle Boxenfunk. Auch der lizenzierte Soundtrack von Need for Speed: Shift fügt sich nahtlos in das Racing-Szenario ein. Lediglich in der Außenansicht klingen die ansonsten überragenden Motorensounds etwas blechern.   

Die Steuerung:

Die Steuerung in den Drift-Wettbewerben ist misslungenHinsichtlich der Steuerung wechseln sich in Need for Speed: Shift Licht und Schatten ab. Positiv anzumerken ist zunächst die gelungene Abstimmung des Fahrverhaltens. Die Entwickler von den Slightly Mad Studios haben hier einen guten Kompromiss zwischen Simulation und Arcade-Racer gefunden. Genau wie im Genreprimus "Race Driver: Grid" steuern sich die virtuellen Rennwagen sehr präzise. Insbesondere mit einem "Force-Feedback"-Lenkrad lassen sich die virtuellen Boliden äußerst präzise um die insgesamt 37 unterschiedlichen Strecken zirkeln. Dabei reagieren die Autos sehr viel empfindlicher auf Lenk- und Bremsmannöver als noch im Serienvorgänger "Need for Speed: Undercover". Ein zu optimistischer Umgang mit dem Gaspedal führt so schnell zu einem unfreiwilligen Ausflug ins Kiesbett. Zudem sind in Need for Speed: Shift die bislang serientypischen "Wallgrinds" endlich nicht mehr möglich. Darüber hinaus agiert die KI bereits auf den mittleren Schwierigkeitsgraden durchaus herausfordernd. So nutzen die KI-Piloten ihre Fahrfehler konsequent aus und verteidigen zudem ihre Position hartnäckig. Außerdem bietet Need for Speed: Shift zahllose Einstellmöglichkeiten am Fahrzeug. So können sie etwa einen negativen Sturz für schnellere Kurvenfahrten einstellen oder über justierbare Spoiler für mehr Abtrieb auf der Geraden sorgen. Dennoch ist Need for Speed: Shift selbst auf dem höchsten der insgesamt vier Schwierigkeitsgrade keine wirkliche Simulation im Stile eines "GTR". So gibt es weder richtige Wettereinflüsse mit korrespondierenden Reifentypen noch echte Telemetriedaten. Zudem verändern die vordefinierten Tuning-Kits das Fahrverhalten nur unwesentlich. Das Leistungstuning fällt somit serienuntypisch dünn aus. In dieses Bild passt auch das lediglich optische Schadensmodell von Need for Speed: Shift. Selbst wenn sie ihr Fahrzeug in einem spektakulären Crash weitgehend zerstören, können sie anschließend ihre Fahrt nahezu unverändert fortsetzen. Wer das Fahrverhalten noch weiter in Richtung eines "Arcade-Racers" verändern will, kann zudem optionale Fahrhilfen zuschalten. Mit aktivierten Fahrhilfen (Traktionskontrolle, Bremsassistent, Ideallinie) steuert sich Need for Speed: Shift dann auch wie ein echter "Arcade-Racer". Zudem ermöglichen die einzeln zuschaltbaren Fahrhilfen eine nahtlose Abstufung des Schwierigkeitsgrades. Positiv ist in diesem Zusammenhang außerdem anzumerken, dass Need for Speed: Shift zu Spielbeginn den Schwierigkeitsgrad anhand eines zu absolvierenden Testparcours weitgehend sinnvoll kallibriert. Negativ ist jedoch festzuahlten, dass die Balance in der Kampagne starken Schwankungen unterliegt. So folgen auf einfache Zeitfahren immer wieder kaum zu meisternde "Drift Challenges". Besonders in den Drift-Wettbewerben reagieren die virtuellen Fahrzeuge viel zu nervös auf Lenkmannöver und brechen schon bei kleinsten Lenkimpulsen unkontrollierbar aus. Die "Drift-Challenges" werden so zur nervigen Geduldsprobe. Darüber hinaus fahren die KI-Gegner wie schon in den Serienvorgängern zu oft im Pulk. Weiterhin stören insbesondere bei längerer Spielzeit die verschachtelten Menüs. Vor allem der häufig notwendige Wechsel des jeweils eingesetzten Rennwagens hätte intuitiver gelöst werden können.             

Die Atmosphäre:

Ein McLaren F1 in voller PrachtIn Sachen Atmosphäre macht Need for Speed: Shift vieles richtig, leistet sich aber auch einige Schwächen. Positiv ist anzumerken, dass in den spannenden Rennen nie Langeweile aufkommt. Dies liegt vor allem an der gelungenen Streckenauswahl. Wie bereits erwähnt wechseln sich hier akkurat nachgebaute Originalstrecken (Spa, Donington, Silverstone, Laguna Seca) mit originellen Fantasiekursen (Alpental, Monument Valley) ab. Ein besonderes Highlight sind in diesem Zusammenhang die fiktiven Stadtkurse in London und Tokio. Wenn sie mit atemberaubender Geschwindigkeit durch die vituellen Großstädte rasen, ist ein erhöhter Adrenalinpegel garantiert. Gerade bei den herausfordernden Rennen auf den Stadtkursen erinnert Need for Speed: Shift an vergangene Serienhighlights wie "Need for Speed: Underground 2" oder "Need for Speed: Most Wanted". Die Stadtkurse sind im mittlerweile elften Serienteil kreativ gestaltet und stets herausfordernd. Unbestrittenes Highlight in Sachen Streckenauswahl ist aber die berühmte Nordschleife. Seit diese in "Grand Prix Legends" erstmals für den PC umgesetzt wurde, darf die "Grüne Hölle" in keinem ernsthaften Rennspiel mehr fehlen. So wird die Nordschleife auch in Need for Speed: Shift zum ultimativen Gradmesser für das eigene fahrerische Können. Umso unverständlicher bleibt deshalb die Entscheidung der Entwickler, das Finale ihres Rennspieles nicht in der Eifel sondern im englischen Brands Hatch stattfinden zu lassen. Hier bestreiten sie zum Abschluß der "Need for Speed World Tour" ein unspektakuläres Fünf-Runden-Rennen. Generell ist die Auswahl der unterschiedlichen Rennstrecken aber als gelungen zu bezeichnen. Dies gilt auch für die über 70 lizenzierten Autos. Die Palette an Fahrzeugen reicht dabei vom japanischen Kleinwagen über amerikanische "Muscle-Cars" und europäische Sportwagen bis hin zu sündhaft teuren Supersportlern im Wert eines Einfamilienhauses. Angesichts dieser Auswahl an virtuellen Fahrzeugen sollte wirklich jeder Spieler sein Traumauto finden. Dieses dürfen sie dann unter anderem zu Rennbeginn bewundern, wenn die Kamera spektakulär über das Fahrerfeld schwenkt. Allerdings hätten wir uns gerade im Umfeld der Rennen noch etwas mehr an Inszenierung und Präsentation gewünscht. So fehlen attraktive "Grid Girls" ebenso wie eine echte Siegerehrung mit Pokalübergabe und Champagnerdusche. Generell ist die Präsentation etwas bieder. Insbesondere fehlt im Gegensatz zum direkten Generekonkurrenten "Race Driver: Grid" eine eigenständige Geschichte, die der virtuellen Rennfahrerkarriere einen sinnvollen Rahmen gibt. Darüber täuschen auch die gelungenen Zwischensequenzen bei Freischaltung neuer Wettbewerbe nicht hinweg. All das ist jedoch vergessen, sobald der Startschuss zum eigentlichen Rennen fällt. Denn hier macht Need for Speed: Shift alles richtig. Die virtuellen Rennen sind durchweg spannend und packend. Dies liegt auch an Details wie dem realistischen Boxenfunk und der cleveren Gegner-KI. Die Konrahenten haben dabei sogar unterschiedliche Fahrstile und verhalten sich nahezu menschlich. So machen sie zwar hin und wieder Fehler, nutzen aber gleichzeitig den gegnerischen Windschatten und überholen clever. Da zudem eine Vielzahl von unterschiedlichen Rennevents (Rundkurs, Zeitfahren, Driftrennen etc.) auf den Spieler wartet, kommt nie Langeweile auf. Ein besonderer Clou der Entwickler sind dabei die sog. "Einladungsrennen". Diese werden bei Levelaufstieg freigeschaltet und ermöglichen es dem Spieler schon zu Spielbeginn an Rennen mit höherklassigen Fahrzeugen teilzunehmen. Sie müssen also nicht erst tagelang spielen, um schließlich Rennen in einem kostspieligen Traumauto bestreiten zu können. Erstmals in der Seriengeschichte bestraft sie übrigens ein "Need for Speed"-Titel für regelwidrige Abkürzungen. In diesem Fall wird ihre Rundenzeit nicht gewertet. Besonders in den Zeitfahren ist dies eine durchaus ärgerliche Sanktion. Hier wird die Neuausrichtung der Traditionsserie in Sachen Realismus überdeutlich. Bei aller Euphorie hinsichtlich Streckenauswahl und Gegner-KI bleibt jedoch auch festzuhalten, dass sich der Wiederspielwert von Need for Speed: Shift in Grenzen hält. Insbesondere sobald man alle Strecken und Autos freigeschaltet hat, bleibt wenig übrig, was zum erneuten Durchspielen motiviert. Bis zu diesem Punkt unterhält Need for Speed: Shift den Spieler jedoch glänzend. Dies ist insbesondere dem gelungenen Belohnungssystem und dem durchdachten Fahrerprofil zu verdanken. Ständig hagelt es Erfahrungspunkte und Belohnungen für Levelaufstiege. Darüber hinaus unterstützt Need for Speed: Shift auch das Trophäensystem der PlayStation 3. Zudem können sie jederzeit im "Quick Race"-Modus ein Einzelrennen ihrer Wahl bestreiten. Auch in Sachen Umfang kann Need for Speed: Shift folglich punkten.    

Der Multiplayer-Modus:

Der Multiplayer-Modus sorgt für spannende DuelleDer Multiplayer-Modus von Need for Speed: Shift überzeugt mit großem Umfang und vielen Optionen. So stehen ihnen die aus der Einzelspieler-Kampagne bekannten Modi Rennen, Zeitfahren, Drift und Duell zur Verfügung. In jedem der vier Spielmodi treten bis zu acht Mitspieler gegeneinander an. Die virtuellen Rennen sind dabei mindestens so packend wie im Offline-Modus. Zudem stellt ihnen Need for Speed: Shift zahllose Optionen zur Verfügung um das Online-Rennen ihrer Wahl zu erstellen. Um sich ins Renngeschehen stürzen zu können, benötigen sie jedoch erstmal einen kostenlosen EA-Account. Besonders motivierend fanden wir während unseres Tests den Umstand, dass das aus dem Offline-Modus bekannte Fahrerprofil auch im Online-Modus Verwendung findet. Genau wie in der Einzelspieler-Kampagne werden auch im Multiplayer-Modus gelungene Fahrmannöver mit reichlich Erfahrungspunkten belohnt. Das Fahrerprofil wird so zu einer echten Visitenkarte. Unverständlich bleibt jedoch, warum die Entwickler von den Slightly Mad Studios dem jüngsten Teil der "Need for Speed"-Serie nicht auch noch einen LAN-Modus spendiert haben.

Fazit und Gesamtwertung:

Mit dem Vorgängertitel "Need for Speed: Undercover" hatte die altehrwürdige Rennspielserie zweifellos einen Tiefpunkt erreicht. Die erfahrenen Rennspielentwickler von dem Slightly Mad Studios haben die Serie jetzt gewissermaßen einer Operation am offenen Herzen unterzogen. Herausgekommen ist ein Rennspiel, das mit dem arcadelastigen Spielgefühl von Serienhighlights wie "Need for Speed: Underground 2" oder "Need for Speed: Most Wanted" nur noch wenig gemein hat. Vielmehr präsentiert sich Need for Speed: Shift als gelungener Hybrid aus Arcade-Racer und ernsthafter Rennsimulation. Erstmals in der Seriengeschichte fährt sich jedes Fahrzeug wirklich authentisch. Dies ist der rundum gelungenen Fahrphysik zu verdanken. Zusammen mit der überzeugenden Streckenauswahl und den packend inszenierten Rennen ergibt sich so ein beinahe rundum gelungenes Rennspiel. Auch in technischer Hinsicht leistet sich Need for Speed: Shift keine nennenswerten Schwächen. Lediglich in Sachen Präsentation hat der Konkurrent "Race Driver: Grid" noch klar die Nase vorne.

 

Spielspaßwertung: 87 %

 

Releasedatum: 17.09.2009

 

Technische Daten:

  • Publisher: Electronic Arts
  • Entwickler: Slightly Mad Studios
  • Videomodi: 720p
  • Installationsgröße: 3 GB
  • Sixaxis-Support: nein
  • USK: ab 6 Jahren