Days Gone - Review (PS4)

Sonys Biker-Saga im Test !

Für Sonys Biker-Epos Days Gone zeichnen die Bend Studios verantwortlich. Das 1993 gegründete Entwicklerstudio hat bislang Syphon Filter (PlayStation), Resistance: Retribution (PSP) sowie das durchaus gelungene Uncharted: Golden Abyss (PS Vita) veröffentlicht. Mit Days Gone legen die Entwickler aus Oregon die eigene Messlatte noch einmal ein Stück höher. Schließlich gelten die "Open World"-Spiele nicht umsonst als die Königsklasse unter den Spielkonzepten. Ob das Action-Adventure rund um den Biker Deacon St. John mit seinem postapokalyptischen Untoten-Szenario überzeugen kann, klären wir in unserem ausführlichen Testbericht.

Das Spielprinzip:

DAYS GONE_20210921184640Sonys Biker-Epos Days Gone nimmt den Spieler mit in ein stimmig ausgearbeitetes Endzeit-Szenario. Dabei dürfen die mittlerweile obligatorischen Zombies natürlich nicht fehlen. Protagonist ist der Biker Deacon St. John, der in dem Chaos der ausbrechenden Apokalypse seine Frau Sarah aus den Augen verliert. Die Handlung von Days Gone spielt rund zwei Jahre nach dem Ausbruch der Apokalypse. Ziel des Spielers ist es dabei, Deacon St. John durch eine postapokalyptische Zukunft voller Bedrohungen zu navigieren. Dabei bietet Days Gone eine offene Endzeitwelt. Der Spieler erledigt dabei zumindest die Hauptmissionen. Sonys Endzeit-Szenario bietet dabei rund 20 parallele Storylines mit jeweils bis zu einem Dutzend Missionen. Dabei kann der Spieler entscheiden, ob er entweder die Geschehnisse um Deacons Biker-Kumpel Boozer, Deacons Frau Sarah oder die ominöse NERO-Organisation vorrangig verfolgen will. Darüber hinaus erweitern zahlreiche Nebenmissionen die recht komplexe Storyline. Die Nebenmissionen belohnen den Spieler mit besonderen Gegenständen. Dazu absolviert der Spieler diverse Sammelaufgaben. Wer bereits ein "Open World"-Spiel (GTA 5, Red Dead Redemption 2, The Last of Us Part 2 etc.) gespielt hat, der findet sich auch in Days Gone schnell zurecht. Das Hauptfortbewegungsmittel des Protagonisten ist sein Motorrad. Deacon St. John war vor dem Ende der Zivilisation Mitglied einer Biker-Gang an deren Kodex er auch nach der Apokalypse festhält. Als äußeres Zeichen seiner Zugehörigkeit zu der in Rede stehenden Biker-Gang trägt der schwer tätowierte Deacon St. John auch zwei Jahre nach dem Untergang der Zivilisation seine Bikerkutte. Der Protagonist gehörte vor dem Ausbruch der Seuche dem Mongrel MC im Range eines "Enforcers" an. Sein Biker-Kumpel Boozer fungierte damals als "Sergeant-at-Arms", will heißen, er war für die Waffen zuständig. Von der ehemaligen Bruderschaft des Mongrels MC sind zwei Jahre nach dem Ausbruch der Seuche nur  noch unser Protagonist und Boozer übrig. Generell gilt, das die Hintergrundgeschichte in ihren besten Phasen ein hohes Maß an Dramatik sowie emotionale Momente bietet.

Die Neuheiten:

DAYS GONE_20210921184734In Days Gone können sie auf die virtuelle Jagd gehen. Dazu stellen sie Bärenfallen auf und legen Köder aus. Die Fauna von Sonys Biker-Epos umfasst neben den angesprochenen Grizzly-Bären auch Wolfsrudel und Rotwild. Zudem bietet Days Gone ein umfangreiches Crafting-System. So kann der Protagonist bei ausreichend vorhandenen Rohstoffen etwa Medikits, Verbände, Ausdauer-Cocktails, Armbrustbolzen, Molotow-Cocktails, Rohrbomben und Splittergrananten herstelllen. Die jeweils erforderlichen Ressourcen sind in Days Gone großzügig über die Spielwelt verteilt. Darüber hinaus kann der Spieler bei entsprechend erlernter Fähigkeit seine Nahkampfwaffen reparieren. Die in Rede stehenden Waffen lassen sich zudem aufrüsten (Baseballschläger mit Stacheldraht etc.). Manche neuen Fähigkeiten bringen dabei Steuerungszusätze bzw. neue Bewegungen mit sich. Auch Deacon St. Johns Bike kann in den Werkstätten der Camps in allen Facetten (Leistung, Optik, Design) aufgerüstet werden. Voraussetzung hierfür ist ein entsprechendes Vertrauenslevel. Nicht zuletzt aufgrund des angesprochenen "Hunting"-Features bietet Days Gone bei durchschnittlicher Spielweise eine Spielzeit von 80 Stunden. Allerdings verfügt Days Gone gegenüber der etablierten Genrekonkurrenz (GTA 5, Red Dead Redemption 2, The Last of Us Part 2 etc.) über kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal.

Die Grafik:

DAYS GONE_20210921185658In Days Gone sind dank hochwertigem Motion Capturing die Mimik und Gestik der Protagonisten und NPCs auf Referenz-Niveau. Gleiches gilt auch für die Animationen des Protagonisten sowie der Gegner ("Freaker", "Ripper" etc.). Das virtuelle Oregon ist zudem eine stimmige Kulisse, die jedoch kein Großstadt-Flair bietet. Der pazifische Nordwesten der USA wird dabei detailgetreu wiedergegeben. Wälder, Seen und Gebirge werden ebesno realistisch umgesetzt, wie diverse Landmarken und reale Sehenswürdigkeiten. Die gelungene Beleuchtung der Szenarie (Licht und Schatten) tut ihr übriges. Zudem überzeugt Days Gone mit eindrucksvollen Wettereffekten. Regen und Schnee sind via gelungenen Partikeleffekten umgesetzt. Bei Sturm bietet Days Gone darüber hinaus eine sich im Wind bewegende Flora. Der dynamische Wechsel von Wetter, Jahres- und Tageszeit sorgt für Atmosphäre. Darüber hinaus können auch die Explosionen überzeugen. Die Bend Studios benutzen für ihre Biker-Saga die Unreal Engine 4. Dabei läuft Days Gone mit stabilen 30 fps. Leider stören etliche Textur-Nachlader den ansonsten guten Eindruck. Allerdings muss an dieser Stelle auch festgehalten werden, das Days Gone hinsichtlich Sichtweite, Beleuchtung und Vielfalt der Tierwelt nicht das Niveau eines Red Dead Redemption 2 erreicht. Insbesondere die Animationen der Tierwelt (Bären, Wölfe, Rotwild etc.) sind verbesserungswürdig. Zudem stört ein plötzliches Einblenden von Objekten in der Nahdistanz. Das Referenzniveau eines Uncharted 4 wird somit nicht erreicht.

Der Sound:

Days Gone überzeugt mit einer kompletten deutschen Synchronisation. Die sehr gute Lokalisierung beitet sowohl bei den Hauptfiguren als auch in den großzügig über die Spielwelt verteilten "Audiologs" professionelle deutsche Sprecher. Darüber hinaus versorgt "Radio Free Oregon" den Spieler mit Meldungen aus der Spielwelt (Propaganda mit aktuellen Bezügen).

Die Steuerung:

DAYS GONE_20210921184848Days Gone verfügt über vier interessante Spielsysteme.Da wäre zum einen das "Crafting"-System mit dem sie Medikits, Verbände, Ausdauer-Cocktails, Armbrustbolzen, Molotow-Cocktails, Rohrbomben und Splittergranaten aus den entsprechenden Ressourcen herstellen können. Die jeweiligen Komponenten finden sich großzügig über die Spielwelt verteilt. Das "Survival-Rad" lässt sich dabei intuitiv bedienen. Mit zwei Klicks lassen sich aus den entsprechenden Rohstoffen die in Rede stehenden Gegenstände herstellen. Ein weiteres Feature von Sonys Biker-Saga ist die Charakterentwicklung. Ihr Protagonist verfügt dabei über besondere Werte und Fähigkeiten. Zudem gibt es für die drei über die Spielwelt verteilten "Camps" jeweils ein Vertrauenssystem. Days Gone bietet zudem eine Schnellreisefunktion zu den "Camps" oder der eigenen Basis. Die bequeme Reisemöglichkeit muss jedoch zunächst freigeschaltet werden. Dazu muss der Spieler diverse Nester der "Freakers" mit Brandsätzen angreifen und vernichten, um so ein Mindestmaß an Sicherheit zu gewährleisten. Derartige Angriffe stellen dabei ein hohes Risiko dar, da etliche "Freaker" fluchtartig das Nest verlassen. Zudem kosten die Schnellreisen auch die entsprechende Menge an Benzin. Neben der freischaltbaren "Schnellreise" ist Deacons Motorrad die adäquate Wahl , um größere Strecken in der Spielwelt zurückzulegen. Deacon St. Johns Bike reagiert allerdings allergisch auf Unfälle, waghalsige Sprünge und Kollisionen. Das Motorrad nimmt dabei bei langen Sprüngen und Kollisionen Schaden, der eine Reperatur erforderlich macht. Hierbei kann der Protagonist entweder selbst Hand anlegen (vorausgesetzt, das er genüg Schrott eingesammelt hat) oder es den Mechanikern in einem der drei "Camps" zur Reperatur übergeben. Zudem muss der Spieler immer die Tankanzeige im Blick haben. Neben der Möglichkeit, in den "Camps" aufzutanken, finden sich in der Spielwelt immer wieder verlassene Tankstellen bzw. entsprechende Treibstoff-Kanister. Geht das Benzin dennoch aus, so hat der Spieler noch die Möglichkeit, die Maschine im Leerlauf rollen zu lassen. Zudem kann der Spieler fremde Maschinen sabotieren. Deacons Bike ist zudem vielseitig ausbaubar. Unter der Voraussetzung das ein entsprechendes Vertrauenslevel (3 Stufen) in dem jeweiligen "Camp" besteht, kann der Spieler Auspuff, Motor, Boost, Gestell, Lack, Farbe und Decals anpassen. Das Bike wird so nicht nur schenller sondern zugleich stabiler und leiser. Days Gone bietet dem Spieler drei Schwierigkeitsgrade. In keinem der Schwierigkeitsgrade herrscht dabei ein anfänglicher Waffen-Überschuss. Trotzdem hat Deacon Zugriff auf ein großes Arsenal an Schuss- und Schlagwaffen. In Days Gone nutzen sich Schlagwaffen und Schalldämpfer jedoch schnell ab. Ein einzelner "Freaker" stellt keine große Gefahr dar. Allerdings treten die Untoten in Days Gone vornehmlich im Rudel auf. Teilweise sammeln sich die Untoten zudem zu wahren Horden. Days Gone kennt unterschiedliche Gegnertypen. Neben den normalen Untoten ("Freakern") gibt es auch eine besonders gefährliche Zombie-Variante. Die sog."Brecher" sind nicht nur monströs kräftig, sondern bewegen sich auch extrem schnell. Beim Kampf gegen diese Elite-Widersacher musste der Autor dieser Zeilen etliche Versuche unternehmen, um die gefährlichen Widersacher schließlich doch noch auszuschalten. Neben den unterschiedlichen "Freakern" stellen sich Deacon St. John auch die sog. "Ripper" entgegen. Die Vertreter dieser Sekte foltern ihre Opfer (u.a. auch Deacons Biker-Kumpel Boozer) mit Verbrennungen am lebendigen Leib. Die "Ripper" sind fanatische Kultisten, die mit ihren Brandwunden entfernt an Charaktere aus der "Mad Max"-Triologie erinnern. Zudem kennt Days Gone auch die sog. "Drifter". Die "Drifter" sind dabei marodierende Banden, die die Spielwelt unsicher machen. Die Bedrohung ist in Days Gone allgegenwärtig. So ist Deacon auch auf dem Bike nicht vor "Freakern" oder unliebsamen Scharfschützen-Hinterhalten gewappnet. In der Welt von Days Gone gibt es wie angesprochen wenige, streng bewachte "Camps". Diese werden von polarisierenden NPCs geleitet. Neben dem rücksichtslosen Copeland und der autoritären Ada ist hier Iron Mike zu erwähnen. Letzterer ist zu Spielbeginn nicht gut auf Deacon zu sprechen. Entsprechend lange dauert es hierbei, ein tragfähiges Vertrauensverhältnis aufzubauen. Die in Rede stehenden "Camps" sind dabei der einzige Rückzugsraum für menschliche Gemeinschaften. Das taktische Ressourcen-Management ist ein wichtiger Bestandteil von Days Gone. Dies gilt insbesondere für die stets knappe Munition. Es entwickelt sich hierbei ein spannendes Survival-Gameplay. Fair gesetzte Checkpoints verhindern dabei, das der Spieler in eine Ressourcen-Sackgasse gelangt. Der Spieler kann seine Fähigkeiten in drei verschiedenen Talentbäumen (Nahkampf, Fernkampf, Ausdauer)  ausbauen. Der entsprechende Talentbaum wirkt gegenüber "echten" Rollenspielen allerdings rudimentär. Dennoch orientiert sich der Talentbaum aber an den gängigen Genre-Standards. Days Gone belohnt Spieler, die eine Stealth-Vorgehensweise bevorzugen. Insbesondere sind in diesem Zusammenhang die "NERO"-Missionen zu nennen. In diesen ist Deacon gegen die unverletzlichen "NERO"-Mitarbeiter auf eine durchgehende Tarnung (hohes Gras, verlassene Automobile, Mauervorsprünge etc.) zwingend angewiesen. "NERO" steht hierbei für "National Response Organization". Die in Rede stehende Organisation ist scheinbar ein Relikt aus der Vorzeit der Apokalypse. Kennzeichnend für Days Gone ist der langsame Spielrythmus, der vom Spieler in vielen Situationen ein sorgfältiges Taktieren erfordert, um nicht den Horden an "Freakern" zum Opfer zu fallen. Zudem sind Ausdauer und Rohstoffe stets nur knapp verfügbar. Auch ansonsten bietet es sich an, verdeckt zu operieren und Gegner von hinten lautlos auszuschalten. Dennoch ist Days Gone etwa im Vergleich zu "The Long Dark" lediglich ein Survival-Light. Mit jedem Levelaufstieg bekommt der Spieler einen Punkt, den er auf seine Fähigkeiten verteilen kann. Je mehr Punkte er in einen Bereich investiert, desto schneller werden weitere entsprechende Fähigkeiten in jeweils fünf Stufen freigeschaltet. Der Spieler kann sich so auf Nahkampf, Fernkampf und Survival spezialisieren. Die Steuerung über das Touchpad führt direkt in die Bereiche Karte, Story, Fähigkeiten und Inventar. Zudem lässt sich in Days Gone die Schulterausrichtung der Waffe wechseln. Darüber hinaus kennt Sonys Biker-Saga ein Deckungssystem. So lehnt sich der Protagonist auf Knopfdruck in geduckter Haltung hinter schutzgebenden Hindernissen an. Das entsprechende Feature eignet sich hervorragend für geschütztes Feuer. Die Gegner lassen sich in Days Gone zudem mit einem Steinwurf aus ihrer Position locken. Darüber hinaus ist der Einsatz der "Überlebenssicht" in Days Gone spielerisch sinnvoll. Die in Rede stehende fokussierte Sicht zeigt unter anderem Spuren an. Dazu kommt der Rumble-Effekt des DualShock 4 zum Einsatz, wenn sich der Spieler in der Nähe einer Entdeckung befindet. Manche Funde sind zudem mit einer Art geisterhaften Rückblick verbunden. Positiv zu erwähnen ist, das Days Gone keine "Life Service"-Elemente (Mikrotransaktionen, Lootboxen etc.) kennt. Doch wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. So gibt es einige Kritikpunkte an Sonys Biker-Epos. Da wären zunächst die KI-Defizite bei dem Verhalten menschlicher Gegner zu nennen. So gehen die KI-Widersacher kaum in Deckung und weichen geworfenen Sprengkörpern (Molotow-Cocktails, Rohrbomben, Splittergrananten) nur selten aus. Im Ergebnis agieren die die menschlichen Widersacher zwar cleverer als ihre untoten Pendants. Dennoch bleiben dem Spieler von Days Gone diverse KI-Mängel in Erinnerung. Zudem lassen sich in der Releaseversion von Days Gone die automatischen Hilfen (Zielaufschaltung, Schnellreise etc.) nicht abschalten. Darüber hinaus lassen sich die optischen Hilfen (Überlebenssicht) ebenfalls nicht deaktivieren. Für Abhilfe soll hier ein kommender Download Content sorgen, mit dem in Form eines vierten Schwierigkeitsgrades sowohl Überlebenssicht als auch Schnellreise abschaltbar sind. Zudem sind die Talentbäume des Protagonisten auf lange Sicht nicht komplex genug. Schließlich nerven auch die langen Ladezeiten vor dem Spielstart.            

Die Atmosphäre:

DAYS GONE_20210921192744Die Spielwelt von Days Gone wirkt wie ein reales Szenario. Days Gone bietet dem Spieler dabei eine große offene Welt, in der diverse Dörfer und Siedlungen sowie die charakteristischen "Camps" zur Erkundung einladen.Natürlich trügt hierbei die scheibare Idylle. So wird der Spieler etwa Zeuge von Verwüstungen und Mssengräbern. Neben Untoten und "Rippern" stellt sich auch die Natur (Bären, Wölfe) gegen Deacon. So muss Deacon schon im ersten Spieldrittel den Kampf gegen einen infizierten Bären aufnehmen. Generell trügt die Idylle der Spielwelt, da überall Gefahren lauern. Teilweise wird der Spieler von ganzen Horden an "Freakern" verfolgt. Hier hilft dann nur die Flucht auf dem Bike. Insbesondere die ständig präsente Gefahr sorgt für einen erhöhten Adrenalinpegel beim Spieler. Die dunklen Passagen von Days Gone konfrontieren den Spieler im Regelfall nicht mit Heerscharen an "Freakern" sondern setzt auf gut dosierte Schockmomente. Zudem stehen überall in der Spielwelt verrostete Autos. Dabei findet sich in den Kofferräumen verlassener Polizeiwagen wertvolle Munition. Auf seiner Reise durch das virtuelle Oregon trifft Deacon zudem immer wieder auch auf die Nester der "Freaker". Diese gilt es auszuschalten, um die jeweilige Umgebung etwas "sicherer" zu gestalten. In Days Gone wechseln sich brachiale Nahkämpfe und aufwändig inszenierte Dialog-Passagen ab. Die gnadenlose Action umfasst Nahkampfangriffe mit Macheten, Feuerwehräxten und nagelbesetzten Baseballschlägern. Charakteristisch für Days Gone ist der langsame Spielrythmus. Dabei kommt durch Erkundung und Kämpfe reichlich Stealth-Flair auf. Ist Deacon erst einmal von den "Freakern" bzw. "Rippern" entdeckt worden, so rufen diese sofort weitere Gegner auf den Plan. Andererseits kennt Sonys Biker-Epos auch diverse Survival-Elemente. So ist zum Beispiel die lebensnotwendige Munition für die diversen Schusswaffen im Spiel stets knapp bemessen. Days Gone ruft dabei wie viele seiner Genre-Kollegen die philosophische Frage auf den Plan, ob die Apokalypse in der dezimierten Menschheit letztlich zu einer Gesellschaft ohne Moral führt. Das Endzeit-Szenario von Days Gone erinnert insoweit an Titel wie "The Walking Dead" oder "Fallout". So sind in der Umgebung immer wieder Hilfeschreie zu vernehmen. Teilweise muss der Spieler zudem Überfälle beobachten. Days Gone gelingt es dabei durch qualitativ hochwertige Rückblenden Licht in das Dunkel der Charaktere zu bringen. Insbesondere dem Kennenlernen von Deacon und Sarah kommt dabei ein hoher Stellenwert zu. Des weiteren verleihen überraschende Entwicklungen der Storyline ausreichend biografische Tiefe. Zudem soll hier auf die Charakterentwicklung über die freischaltbaren Fähigkeiten eingegangen werden. So erfordert Days Gone die schrittweise Verbesserung von Deacons drei Grundwerten (Leben, Ausdauer, Konzentration) sowie den Ausbau der Bereiche Nahkampf, Fernkampf und Survival. Der Spieler kann dabei jede gefundene Schusswaffe (Primärwaffe, Pistole, Sekundärwaffe) einsetzen. Die gefundenen Waffen entsprechen allerdings nicht der Qualität der beim Händler vorrätigen Waffen und haben zumeist ein sehr überschaubares Munitionskontingent. Endlose Feuerstöße sind folglich selbst mit dem Maschinengewehr nicht möglich. Lediglich die beim Händler erworbenen Waffen dürfen zudem in den über die Spielwelt verteilten Waffenschränken gelagert werden. Durchschlagkräftige Waffen erhält der Spieler dabei selbst beim Händler nur bei einem entsprechenden Vertrauenslevel. Leider reichen Atmosphäre und Zeichnung der Charaktere in Days Gone nicht an das insoweit vielschichtigere The Last of Us Part 2 (Figuren und Beziehungen) heran. Zudem sind Großstädte wie Portland nicht Bestandteil von Days Gone. Vielmehr wird in "Radio Free Oregon" gemutmaßt, das Portland einem atomaren Angriff zum Opfer gefallen ist. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die verbesserungswürdigen Jagd-Missionen.    

Der Realismus:

DAYS GONE_20210921191458In Days Gone muss der Spieler die vernebelte Karte erst mühsam aufdecken. Zudem sollte der Spieler vor einem Kampf das Gelände mit dem Fernglas absuchen und Feinde markieren. Gerät der Spieler trotz aller Vorsicht in die Fänge der "Freakers", so initiiert Days Gone einfache Reaktionstests, in deren Verlauf sich der Spieler zunächst vom Gegner lösen kann, um dann einen brachialen Finisher anzuwenden. Dabei gilt, das der Spieler im Handgemenge gegen eine Vielzahl von Gegnern schnell überwältigt wird. Zudem wird der Spieler oftmals in Häuserkämpfe verwickelt. Hier ist eine erhöhte Position wichtig. Nicht zuletzt benutzen die "Freaker" auch Leitern, so das der Spieler selbst auf den Dächern der Spielwelt nicht sicher ist. Je nachdem welche Fähigkeiten der Spieler gewählt hat, können im Nahkampf zudem längere Kombos eingesetzt werden. Allzu simpel gestaltet sich hingegen das Öffnen von Safes. So findet der Spieler die erforderlichen Zahlenkombinationen im jeweiligen Nebenraum. Das Fahrgefühl der Bikes ist arcadelastig. So kann der Spieler über Schanzen springen und in Kurven driften. Hinzu kommt das schwer zu durchfahrende Gelände. Der knappe Sprit legt zusätzlich eine defensvie Fahrweise nahe. Abschließend soll erwähnt werden, das der Spieler auch während der Fahrt auf die Reifen eines anderen Motorrads schießen kann.

Fazit und Gesamtwertung:

Die hohe Produktionsqualität des Biker-Epos der Bend Studios ist durchgehend erkennbar. Days Gone steht damit in der Tradition anderer Exklusivtitel für die PS4 (The Last of Us Part 2, Uncharted 4, God of War, Spider Man etc.) ohne letztlich deren wegweisende Brillianz zu erreichen. Trotz aller Einschränkungen hinsichtlich der deutlichen Parallelen zu anderen "Open World"-Titeln wirkt Days Gone zumindest in Ansätzen eigenständig. Die Bend Studios planen im Juni einen kostenlosen DLC, der u.a. einen höheren Schwierigkeitsgrad bringt. In dem in Rede stehenden Schwierigkeitsgrad kann der Spieler einige Hilfen (Auto-Aiming, Überlebenssicht etc.) abschalten. Generell gilt, das die Bend Studios in Days Gone kein eindimensionales "Geballer" in offener Spielwelt inszenieren, sondern den Spieler in ein facettenreiches Abenteuer versetzen. Dabei belohnt Days Gone den Spieler für taktisches Vorgehen. Insbesondere Schleichen und Erkunden wird ebenso wie das Haushalten mit den knappen Ressourcen von Days Gone belohnt. Im Endeffekt ist Days Gone eine interessante Mischung aus Erkundung, Horror, Survival und Stealth- Elementen in grafisch beeindruckender Landschaft. Die Bend Studios steigen mit Days Gone innerhalb der Sony-Entwicklerfamilie in eine Liga mit den Award-Garanten Naughty Dog und Sony Santa Monica auf. Es ist anzumerken, das Days Gone nichts Wesentliches (Weltdesign, Stealth-Action, Setting, Gameplay, Skills etc.) falsch macht. Auf der anderen Seite macht Sonys Biker-Saga aber auch nichts wesentlich anders als die etablierte Konkurrenz (GTA 5, Red Dead Redemption 2, The Last of Us Part 2). Große Innovationen darf der Spieler von Days Gone daher nicht erwarten. Days Gone erscheint fünf Jahre nach dem Finale von "Sons of Anarchy" quasi als Nachklapp zum Biker-Thema. Zudem wurde das Untoten-Szenario mittlerweile überstrapaziert.

 

Spielspaßwertung: 84 %

 

Releasedatum: 26.04.2019

 

Technische Daten:

  • Publisher: Sony Interactive Entertainment
  • Entwickler: Bend Studios
  • Videomodi: 720p, 1080p
  • Installationsgröße: 42 GB
  • USK: keine Jugendfreigabe